Wohnen, weben, wohlfühlen: zu Besuch bei phthaloblau in Osnabrück

von Kati Tiringer

Ein spannender Möbelmix, sanfte Farbakzente, schöne Einzelstücke und ein beachtlicher Indoor-Garten machen ihr Zuhause so wunderbar wohnlich: Wir sind heute zu Besuch bei Kathrin aka phthaloblau in der Nähe von Osnabrück. Die 36-jährige Kunsthistorikerin wohnt hier mit ihrem Mann in einem denkmalgeschützten Haus von 1655. Warum regelmäßig Stadtführungen vorbeikommen, wieso sie wegen ihres Lieblingsmöbels lange ein schlechtes Gewissen hatte und wie das Weben schöner Wandteppiche ihr Ausgleich zur Arbeit an ihrer Doktorarbeit wurde, erzählt sie heute in ihrer Homestory. Hereinspaziert!


"Ich brauche in meinem Zuhause, das ja vor allem auch ein Rückzugsort sein soll, eine entspannte und harmonische Umgebung, nichts zu Aufgeregtes."





Liebe Kathrin, wie lebst du?
Ich bin 2003 der Liebe wegen vom südlichen Osnabrücker Stadtrand ans nördliche Ende des Landkreises gezogen. Hier leben mein Mann und ich seit 2009 in einem denkmalgeschützten Haus von 1655 zur Miete.

Was liebst du an eurem Zuhause?
Die hohen Decken und die wunderschönen Sprossenfenster! Die werden auch regelmäßig begutachtet, wenn wiedermal eine Stadtführung vorbeikommt.

Wie groß ist eure Wohnung?
Wir leben im Erdgeschoss auf etwa 100 Quadratmetern. Neben Küche und Bad gibt es drei weitere Zimmer und eine große Diele, die wir als Esszimmer nutzen. Sind unsere direkten Nachbarn nicht da, wird hier auch gern mal laut Musik gehört.

Wie habt ihr vorher gewohnt? 
In einem 08/15-Bau aus den frühen 90er-Jahren, mit einem langen, dunklen Flur von einem Ende der Wohnung zum anderen. Ich liebe unsere jetzige Diele, die ein vollwertiger Raum ist und dank teilverglaster Türen selbt ohne eigene Fenster viel Tageslicht bekommt. 



Den Thonet All Seasons S 533 mit abgerundetem Gestell hat Kathrin hier auf SoLebIch.de gewonnen. Seither wandert er durch ihre schöne Wohnung und macht als neuer Mitbewohner "Ludwig", benannt nach seinem Designer Ludwig Mies van der Rohe, eine gute Figur: "Ludwig ist dank seiner leicht wippenden Rückenlehne ein herrlicher Lesesessel. Am liebsten sitze ich auf ihm im Wohnzimmer an meinem Lieblingsfenster!" - und manchmal darf er auch mit in den Garten, für den er dank witterungsfester Beschichtung nämlich auch gemacht ist. Hier seht ihr, wo die anderen All-Seasons-Stühle von Thonet in der Community zu Besuch waren.



Was machst du beruflich?
Ich bin Kunsthistorikerin und arbeite zurzeit an meiner Doktorarbeit über den Maler Childe Hassam, einen Vertreter des Amerikanischen Impressionismus, an der Uni Osnabrück.

Schlägt sich dein Beruf auch in deinem Wohnstil nieder?
Vielleicht achte ich besonders auf ausgeglichene und harmonische Kompositionen beim Stellen der Möbel und Wohnaccessoires. Und bei der Zusammenstellung von Farben.

Welche Farben magst du besonders?
Lieblingsfarben habe ich eine ganze Menge. In meinem Kleiderschrank gibt es viel Blau und Grau und an den Wänden mag ich zurzeit am liebsten ein schmutziges Graugrün. In unserer Wohnung sind es vor allem sanfte Farben, denn ich brauche zu Hause eine harmonische Umgebung. Sie ist mein wichtigster Rückzugsort.

Womit dekorierst du am liebsten?
Mit Kissen. Ich mag, dass sie mit verschiedenen Materialien, Farben und Mustern so schnell und einfach ein anderer stilistischer Schwerpunkt setzen lässt. Außerdem sind Kissenhüllen sehr viel platzsparender zu lagern als etwa Vasen oder größere Kerzenhalter.

Und Kunst?
Ich sammle Drucke von Vögeln aus aller Welt. Allerdings hängen davon bisher tatsächlich nur wenige an unseren Wänden. Über die Jahre haben sich auch einige Fotografien und limitierte Drucke angesammelt.

Welche denn zum Beispiel?
Wir haben zwei Fotografien von Robert Lebeck, die wir bei Lumas gekauft haben, eine davon handsigniert. Eine weitere stammt von Jean Dieuzaide, die mein Mann aus Berlin mitgebracht hat. Meine Drucke kommen unter anderem von Janine Rewell (über Human Empire), Paul Farrell (über Howkapow) und Kaitlin Beckett (über Signed & Numbered, Melbourne). Daneben kaufe ich manchmal auch auf Märkten direkt bei den Künstlern, zum Beispiel in Amsterdam oder New York.

Unternehmt ihr viele Städtereisen?
Ja, wenn kein größerer Urlaub ansteht, fahren wir gerne für zwei Tage nach Hamburg oder Amsterdam. Ansonsten unternehmen wir gerne Roadtrips, meistens treibt es uns dazu in die USA. Wir sind aber auch schon mit dem Auto durch Kuba, Südafrika oder den australischen Osten gereist, wo wir vor zwei Jahren meinen Cousin und seine kleine Familie besucht haben.






Zu Hause arbeitest du nicht nur an deiner Doktorarbeit, sondern fertigst auch tolle Wandteppiche am Webrahmen. Machst du das schon lange?
Nein, gar nicht. Meine Mutter hat jahrelang verzweifelt versucht, mir das Stricken beizubringen – ohne Erfolg. Selbst der Topflappen, den ich in der sechsten Klasse im Textil-Unterricht häkeln sollte, stammt eigentlich von ihr. Dabei komme ich aus einer Textilfamilie: Meine beiden Großväter sowie zwei meiner Tanten sind gelernte Schneider/innen. Meine Mutter strickt und häkelt leidenschaftlich gern und mein Vater hat früher selbst Teppiche und Wandbehänge geknüpft. Mich hat es erst mit ordentlicher Verspätung gepackt…

Verrätst du uns noch zwei Dinge, die wir noch nicht über dich wussten?
Ich bin Linkshänder und stolz darauf. Außerdem bin ich ein absoluter Sportmuffel. In der 11. Klasse hat mir eine Mitschülerin für meine vielen Fehlstunden den „Sport – nein danke“-Orden verliehen. Seitdem hat sich an meiner Einstellung wenig geändert. Aus gesundheitlichen Gründen habe ich aber kürzlich mit Yoga begonnen; ich hoffe, das schadet nicht meinem Image.



"Im Wollgeschäft meines Vertrauens werde ich vor allem bei Rosé- und Pudertönen schwach."





"Der 60er-Jahre-Schreibtisch ist ein ganz besonderes Fundstück und auch deshalb mein Lieblingsmöbel!"




Zu einem gemütlichen Zuhause gehört für dich unbedingt:
Holz, Pflanzen und sanfte Farben. Ich brauche eine entspannte und harmonische Umgebung, nichts zu Aufgeregtes. Ich bewundere das Händchen einiger SoLebIch-Mitglieder für laute Farbkombinationen, könnte aber selbst nie so farbenfroh wohnen.

Hast du ein liebstes Möbelstück?
Unbedingt: mein Schreibtisch aus den 1960er Jahren. Ich hatte ihn vor drei Jahren zufällig in einem kleinen Geschäft in Köln entdeckt – es war Liebe auf den ersten Blick. Nachdem er mir in den folgenden zwei Stunden nicht mehr aus dem Kopf ging, sind meine Kölner Freundin, mein Mann und ich ein zweites Mal in den Laden gegangen – in der Zwischenzeit hatte ein junges Pärchen den Schreibtisch bis zum Ladenschluss um 15 Uhr reservieren lassen. Wir harrten aus, bis die Verkäuferin um 15:05 sagte: „Ich schließe jetzt. Die anderen sind nicht zurückgekommen, Sie können den Tisch haben.“ Eine Viertelstunde später – wir wollten das schöne Stück gerade nach draußen tragen – stand eine Hälfte des besagten Pärchens mit großen Augen vor dem Schaufenster und konnte nicht fassen, dass ihr jemand den Schreibtisch wegen ein paar Minuten Zuspätkommens vor der Nase weggeschnappt hatte. Ich hatte tagelang ein schlechtes Gewissen, hänge dadurch aber umso mehr an diesem Möbel.

Wo kaufst du sonst deine Möbel und Wohnaccessoires?
Nach Möbeln schauen wir gern in Bremen oder Hamburg, zum Beispiel bei BoConcept, Habitat oder Hello Home. Besondere Kleinigkeiten kaufe ich auf Reisen; eines meiner Lieblingsstücke ist die Wandfliese von Nanda Smits, die ich im vergangenen Jahr in Amsterdam entdeckt habe. Zu Hause in Osnabrück stöbere ich hauptsächlich bei Pink Milk oder Lieblingskaffee, einer Mischung aus Café und Geschäft für neue und antike Möbel und Accessoires. Daher stammt auch mein Thonet-Stuhl 209.

Bei uns hast du letzten Sommer noch einen Stuhl von Thonet gewonnen: den All Seasons Freischwinger S 533 von Mies van der Rohe.
Ja, die beiden sind wie Geschwister mit zwei verschiedenen Vätern. Mein neuer Thonet steht normalerweise im Wohnzimmer an meinem Lieblingsfenster. Ich nutze ihn dort als eine Art Lesesessel, mit seiner leicht wippenden Rückenlehne geht das ganz herrlich! Zurzeit befindet er sich allerdings aus Platzgründen im Schlafzimmer – wo er mir auch sehr gut gefällt. Er bringt, trotz seiner modernen Ausführung, einen schönen Midcentury-Touch in den Raum, den ich dort vielleicht sogar noch ein bisschen ausbauen möchte.




Hier steht Kathrins Ludwig, der Thonet All Seasons S 533, im Gemeinschaftsgarten vor dem Haus. Dank seiner witterungsbeständigen Beschichtung ist er gleichermaßen für drinnen und draußen geeignet und macht auch als Gartenmöbel viel her!



Hast du schon immer viel Wert auf deine Einrichtung gelegt oder woher kommt deine Leidenschaft fürs schön Wohnen?
Das weiß ich gar nicht so genau. Aber schon in meinem Kinderzimmer habe ich andauernd die Möbel umgerückt. Als Teenager habe ich dann auch mal den Urlaub meiner Eltern genutzt, um heimlich mein Zimmer neu zu streichen, zum Glück ohne schwerwiegende Konsequenzen. Inzwischen versuche ich, nicht mehr regelmäßig größere Veränderungen zu schaffen. Wenn ein neues Möbelstück angeschafft werden muss, soll es möglichst lang mit uns zusammenleben und nicht für den nächsten Trend wieder bei ebay-Kleinanzeigen landen. Auch unsere Wandfarben haben sich in den letzten acht Jahren nicht mehr geändert.

SoLebIch.de ist gerade 10 Jahre alt geworden. Seit wann bist du dabei?
Ich bin vor etwa drei Jahren, im Mai 2014, auf SoLebIch aufmerksam geworden. Wir waren damals unseres Wohnzimmers überdrüssig und brauchten dringend ein paar Veränderungen. Auf der Suche nach einem neuen Couchtisch habe ich mir die Zeitschrift „20 private Wohnträume“ gekauft, darin war ein Porträt über MiMaMeise mit einem Verweis auf SoLebIch.de. Ich erinnere mich noch, dass die ersten Bilder, die ich mir genauer angeschaut habe, von aada und adelante stammen. 

Was schätzt du an dieser Wohncommunity?
Die Vielseitigkeit der Menschen und ihrer Wohnungen und den herzlichen Umgang der Mitglieder. Jeder kennt Kiri und ihre kleinen Macken oder weiß, welchen Kuchen Herbi gerade gebacken hat – ich finde das großartig!

Gab es ein besonderes Erlebnis mit SoLebIch.de, an das du dich gerne erinnerst?
Sehr gerne erinnere ich mich an das Messetreffen auf der imm cologne 2016 zurück: Dort habe ich unter anderem Wunderkammer und ernebart kennengelernt, mit denen es sofort gefunkt hat und die ich auch sehr gerne offline treffe. Ich freue mich auch schon sehr auf ein Wiedersehen in München zur Jubiläumsfeier!

Wir freuen uns auf euch! Vielen Dank für das Interview!

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