„Ich wollte immer in einem Haus mit Geschichte wohnen.“ – Zu Besuch bei Ednas.house im Rheinland

von Sebastian

Edna wohnt mit ihrem Mann, ihren beiden Kindern und zwei Katzen in dem ehemaligen Mehrfamilienhaus, das die Familie vor über zehn Jahren gekauft und saniert hat.

Wandert das warme Licht durch die hohen Räume des Jugendstilstadthauses von 1911, strahlt das Zuhause von Edna (46) aka @Ednas.house vor allem eines aus: stilles Sommerglück. Edna ist Malerin, ihr Mann Maler: Während die Familie in den beiden unteren Etagen wohnt, befindet sich oben die Atelieretage. Es ist ein beinahe märchenhafter Ort, eine Wunderkammer im Rheinland, die gleichermaßen einem schwedischen Familienroman des 19. Jahrhunderts entsprungen sein könnte.

Ein Gespräch über die Inspiration von Filmhäusern, über die Liebe zu historischen Gebäuden und dem Glück, selbst in einem Haus mit Geschichte zu leben.

Liebe Edna, wie würdest du deinen Wohnstil in drei Worten beschreiben?

Unkonventionell, hell, natürlich.

Was bedeutet es dir, nach Hause zu kommen?

Von Dingen umgeben zu sein, die mich inspirieren – wie das Eintauchen in eine Geschichte ...

Du legst viel Wert auf Nachhaltigkeit und Langlebigkeit in deinem Zuhause ...

Ja, ich möchte mit Möbeln leben, an denen die Zeit gut vorbeigeht, die altern können und schöner werden, die auch mit Gebrauchsspuren gut aussehen – also Klassiker eigentlich. Wir haben viele Möbel aus dem Baujahr des Hauses, die passen mit ihren Proportionen einfach gut in die Räume. Dazwischen sind aber auch immer mal modernere Stücke wie ein Eames Chair oder die Mantis-Leuchte.

Sich selbst würde Edna als ruhig, offen und kreativ bezeichnen. Das rechte Bild hat übrigens ihre Tochter 2017 gemalt.

Gibt es ein Möbelstück, zu dem du eine besondere Beziehung hast?

Meine Kinder sagen, dass es das Sofa neben dem Ofen ist. Ich halte mich besonders im Winter gerne dort auf und verteidige es gegen Eindringlinge. Ich mag aber auch den Jugendstilofen sehr gerne – er ist ein Zentrum des Hauses.

Jugendstilsofa trifft auf Mantis-Leuchte

„Ich liebe die hohen Räume und wie das Licht durch das Haus wandert.“

Thonet-Klassiker und Lichtspiele an der Wand

Was liebst du an deinem Zuhause besonders?

Dass es ein altes Haus ist. Ich wollte immer in einem Haus mit Geschichte wohnen. Ich liebe die hohen Räume und wie das Licht durch das Haus wandert. Es ist zwar ein altes Haus, aber trotzdem jung geblieben und lebendig.

Was steht ganz oben auf deinem Interior-Wunschzettel?

Mehr Tapeten von Morris & Co. Seit wir die Küche renoviert haben, haben wir dort eine und ich kann mich nicht daran sattsehen.

Die Tapete über der Küchenzeile ist von Morris & Co.

Was war dein größter Fehlkauf?

Ich habe immer wieder Teppiche angeschleppt und ausprobiert. Aber es konnte nie einer bleiben, weil es mir zu bunt wurde. Seit Neuestem haben wir aber einen sehr bunten, alten Kelim im Wohnzimmer, der funktioniert für mich seltsamerweise.

Und dein größter Glückskauf?

Es sind eher Funde in meinem Fall. Ich habe schon die schönsten Sachen vom Sperrmüll in der Nachbarschaft nach Hause getragen – vor Kurzem zum Beispiel einen großen Art-déco-Spiegel. Der wird etwas aufgearbeitet und dann kommt er in den Flur.

In welchen Merkmalen deines Zuhauses erkennst du dich am deutlichsten wieder?

In den ungewöhnlichen Kombinationen vielleicht. Und an der vielen Kunst an den Wänden natürlich.

Von welchen Künstlern würdest du dir Werke kaufen, wenn Geld keine Rolle spielen würde?

Ich finde, dass große Meisterwerke im Museum besser aufgehoben sind. Wenn Geld keine Rolle spielen würde, würde ich Kunst von zeitgenössischen Künstlern sammeln. Ich wünschte, ich hätte ein Bild des viel zu früh verstorbenen Malers Norbert Schwontkowski oder eine Fotografie der amerikanischen Künstlerin Zoe Leonard.

„Ich liebe es, mir historische Häuser anzusehen – besonders von innen.“

Eine Besonderheit des Hauses: der kleine Hof im Garten. „Er ist eine kleine, verwilderte, grüne Oase im Stadtleben“, sagt Edna.

Drei Dinge, die wir noch nicht über dich wissen:
  1. Ich liebe unser Stadthaus, aber ich träume auch von einem Leben auf dem Land.
  2. Ich überlege meist sehr lange, ob ein neues Möbelstück einziehen darf.
  3. Unser Haus ist meistens relativ aufgeräumt, aber im Atelier unterm Dach herrscht das kreative Chaos.

Das Zimmer von Ednas Tochter und …

… und das ihres Sohnes

Hast du in einer außergewöhnlichen Unterkunft übernachtet, die du uns empfehlen kannst?

Das Art-Nouveau-Hotel in Berlin. Es ist ein hübsches kleines Hotel in einer Altbauetage in Berlin-Charlottenburg – schöne individuelle Zimmer, ein bisschen altmodisch.

Das Art-Nouveau-Hotel in Berlin und das Gästezimmer bei Edna

Was inspiriert dich?

Ich liebe es, mir historische Häuser anzusehen – besonders von innen. Es gibt ja oft Wohnhäuser von Schriftstellern oder Künstlern, die man besichtigen kann. Ich guck mich auch oft in Filmen um, ob mir was gefällt.

Welche Häuser aus Filmen kannst du uns empfehlen?

Die erste Filmwohnung, die mich nachhaltig beeindruckt hat, ist die Wohnung in „Rosemary’s Baby“ von Polanski: Der Film wurde im Dakota Building in New York gedreht. John Lennon hatte dort ebenfalls seine Wohnung. Eine tolle Kulisse, natürlich sehr abgründig. Ich finde auch die mysteriösen Sets aus vielen Filmen von Andrei Tarkowski sehr inspirierend – besonders „Nostalghia“ und „Das Opfer“. Jedes Ding im Raum hat eine Bedeutung und einen Bezug.

Vintage-Möbel haben es Edna besonders angetan.

Und wie sieht es bei den Häusern von Schriftstellern aus?

Der Schriftsteller Thomas Bernhard hat sich mehrere Häuser gekauft und diese ausgestattet, selber dort aber kaum gewohnt. Die Renovierungen und die Suche nach Möbeln hat Einfluss auf sein Schreiben genommen. Die Häuser wurden so eine Art Kunstwerk, in denen sich sein Denken materialisiert hat. Das finde ich sehr spannend!

Liebe Edna, vielen Dank für das schöne und spannende Interview!

Um in Zukunft kein Bild mehr zu verpassen, könnt ihr @Ednas.house hier folgen.

Zu allen Homestorys geht’s hier entlang.

Kommentare (16)

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