Als ich in ihrem illustrierten Kochbuch "La nonna La cucina La vita! die kräftigen Farbkombinationen und feinen Blumenmuster im Zusammenspiel mit handgemalter Typografie zum ersten Mal gesehen habe, war ich fasziniert. Dass Larissa Bertonasco dann im letzten Jahr die Illustrationen für das neue SoLebIch-Buch gemacht hat und damit Teil unseres Buchprojektes wurde, freut mich immer noch. Ich hatte mir immer sehr gewünscht im neuen Buch auch Illustrationen Raum zu geben, um den Wohnungsbildern und dem wunderschönen, zurückhaltenden Layout vom Büro Herburg Weiland noch eine weitere Dimension hinzuzufügen. Larissa, die mit ihren zwei Kindern und ihrem Mann, dem renomierten Maler Ari Goldmann, in Hamburg lebt, erzählt im Interview über ihren Werdegang als Illustratorin und den Entsehungsprozess ihrer Bilder. Außerdem verrät sie, wo sie in Hamburg anzutreffen ist und wie sie selbst wohnt. Was es mit der Verlosung von Larissas Illustrationen auf sich hat, erfahrt ihr weiter unten...
Liebe Larissa, 2003 hast du mit dem Kochbuch „La nonna La cucina La vita“ dein Diplom gemacht. Heute gilt es praktisch als Klassiker eines illustrierten Kochbuches und ist bereits in der 13. Auflage erhältlich. Wie kam es zu deiner Entscheidung, als Illustratorin ein Kochbuch zu machen und wie erklärst du dir den riesigen Erfolg?
Ich suchte ein persönliches Thema auf das ich wirklich Lust hatte - und ehrlich gesagt auch eine gute Ausrede, um einfach nochmal drei Monate in Italien verbringen zu können! Nun hatte ich eben zufällig auch gerade eine italienische Großmutter, la nonna, die fabelhaft kochen konnte, zur Hand - und so kam eins zum anderen. Wichtig war mir nicht nur die Rezepte zu sammeln, sondern auch die persönlichen Geschichten zu erzählen, die ich mit ihnen verbinde. Ich habe mit meiner Nonna alle Rezepte aus dem Buch gekocht, gleichzeitig hat sie mir dabei viel über ihr Leben erzählt. So ist ein durch und durch authentisches, sehr persönliches Buch entstanden, in dem meine ganze Liebe zu meiner Großmutter, zu Italien und ihrem köstlichen Essen steckt und ich denke das sieht, spürt und schmeckt man.
Ist dir die Italienische Küche die Liebste und kochst du auch viel selbst?
Sie ist mir auf jeden Fall die nächste, und sicher eine der besten, abwechslungsreichsten der Welt. Mit ihr bin ich aufgewachsen und kann selbst am besten italienische Gerichte kochen. Wenn ich Zeit habe, macht es mir viel Spaß zu kochen und auch zu backen - allerdings bin ich nicht so experimentierfreudig - das was ich kann, kann ich gut und das gibt es auch gerne immer wieder. Auch meine Kinder haben natürlich ihre Lieblingsgerichte. So gibt es viel Pasta und Risotto in allen Varianten, Gemüsekuchen - und jede Woche mindestens einmal meine selbstgebackene Pizza Margarita. Wir kochen fast nur fleischlos, weil meine Tochter Vegetarierin ist. Aber ich liebe ebenso die Küchen arabischer und asiatischer Länder. Die bevorzuge ich übrigens auch, wenn ich Essen gehe, denn das kann ich selbst leider gar nicht und wenn ich beim klassischen Italiener essen gehe denke ich fast immer "Das kann ich aber besser"... Ein richtig guter Tipp für's Mittagessen ist aber der Koch Kontor in der Karolinenstraße. Dort wird aus verschiedenen Kochbüchern sehr lecker gekocht.
Was können Illustrationen, was Fotografie nicht kann?
Illustration kann natürlich absolut alles zeigen, was man sich nur ausdenken kann - für Fotografie braucht man ein Objekt welches vor einem steht. Mit Illustration kann man nochmal eine ganz neue Ebene erfinden und meiner Meinung nach unterschiedlichere Stimmungen erzeugen. Ich finde die Bandbreite der Möglichkeiten bei der Illustration größer und individueller. Einen einzigartigen Illustrationsstil erkennt man leichter. Bei Fotografie schaffen es meist nur die richtig Guten, sich abzuheben und wieder erkennbar zu sein.
Für das neue SoLebIch-Buch hast du jeweils die Aufmacherseite eines jeden Kapitels illustriert. War es eine Herausforderung, sich dem Wohn-Thema zu widmen? Welche Illustration magst du am liebsten und warum?
Ich finde es immer wieder spannend zu neuen Themen zu arbeiten, es würde mich langweilen nun z.B. nur noch für Kochbücher zu illustrieren. Ich denke daher finde ich die Motive für Küche und Esszimmer zwar schön, aber ich bin inzwischen eben sehr geübt Töpfe und Teller zu malen. Mein Lieblingsmotiv ist das Wohnzimmer. So einen Sessel hätte ich ehrlich gesagt auch gerne und ich hätte auch gerne mehr Zeit dort zu sitzen und in Büchern aus meinem Bücherregal zu schmökern. Auch die Katze im Schlafzimmer mag ich gerne. Wahrscheinlich ist das meine Sehnsucht nach Entspannung...
Du bist auch immer viel unterwegs, zum Beispiel in New Delhi, Bologna oder Paris, hast deine Projekte und Aufträge, bist verheiratet, hast zwei Kinder. Wie und wann nimmst du dir Auszeiten und gibt es als Künstlerin überhaupt Momente des Nichtstuns, beziehungsweise der Entspannung?
Es ist manchmal schon nicht so ganz so leicht, da die Balance zu halten. Ich versuche mir bewusst, gerade wenn ich viel um die Ohren habe, immer noch genug Zeit für meine Familie und Freunde zu nehmen. Ich mache gerne Sport. Yoga und Laufen, dafür ist es praktisch, dass ich in Hamburg gleich zwischen Stadtpark und Alster wohne. In den Ferien sind wir meistens in den Alpen oder in Ligurien Wandern. Sich bewegen ist das beste, da kommen mir die besten Ideen und man bekommt den Kopf wieder frei. Ich habe einen tiefen und gesunden Schlaf, das ist zur Zeit wahrscheinlich mein einziger Moment des Nichtstuns.
Was magst du an Hamburg und wo trifft man dich dort?
Viel zuhause, denn seit wir hier wohnen ist mein Atelier auch zu Hause. Aber auch im Stadtpark, gleich bei uns um die Ecke, wo mein Sohn Auslauf hat und auch Hockey spielt. Wir haben ein Kanu, mit dem wir im Sommer viel durch die Kanäle und über die Alster fahren. Und wir sind gerne an der Elbe - Wasser und Hafenfeeling, das gehört einfach zu Hamburg dazu. Und dann gibt es natürlich jede Menge kleiner Lieblingsorte, zum Beispiel das Kafayas (Semperstraße 64), ein Café bei mir um die Ecke, oder das Nachtasyl (Alstertor 1), die Bar über dem Thalia Theater.
Wie dürfen wir uns den Entstehungsprozess deiner Illustrationen vorstellen?
Ich gehe sehr intuitiv vor; zuerst habe ich eine Idee, mache eine Skizze, feile so lange an ihr bis die Komposition stimmt und arbeite das dann aus. Bei den Bildern habe ich mir vorher auch eine Farbstimmung überlegt die dazu passt - und die sollte auch bei jedem Bild unterschiedlich sein. Eigentlich denke ich bei einem Bild nicht so viel darüber nach. Die besten Bilder entstehen, wenn man seiner Intuition vertraut und die Hand und das Herz einfach machen lässt.
Du arbeitest gerne mit starken Farben; viel mit rot und dunklem türkis. Spielen sie auch beim Einrichten deiner Wohnung eine Rolle und wie können wir uns dein Zuhause eigentlich vorstellen?
Nein, da eigentlich weniger. Wir wohnen in einem alten Pastorat, eine Jugendstilvilla direkt neben einer Kirche. Die Wohnung selbst hat schon so viel Atmosphäre. Da ich zwei Kinder habe, finde ich es wichtig, schön und praktisch zu wohnen. Viel Stauraum und für jedes Ding seinen Platz, an den es hingehört. Bitte keine wertvollen Dinge in Reichweite meines Sohnes! Für mich gehen persönliche Stücke dem Design vor. Mir ist die richtige Mischung wichtig, und dass ich zu den Möbeln und Dingen die mich umgeben die richtige Beziehung habe. Wenn mir etwas ans Herz gewachsen ist gebe ich es nur ungern her - selbst wenn es hässlich oder aus der Mode gekommen ist... Also das bewährte - ein bisschen Ikea, ein bisschen Flohmarkt, ein bisschen Familienerbstücke, dazwischen Design, Kitsch und normalo. Und bloß nicht zu vollgestopft und kruschtelig - das hasse ich! Mein Mann ist Maler und in unserer Wohnung hängen viele seiner großen Bilder. Dafür darf es nicht zu viel des Guten sein.
Liebe Larissa, herzlichen Dank für das offene und schöne Interview!
