"Meine Gefühle schwanken zwischen Vorfreude, Unglauben und vorauseilendem Heimweh nach Schöneberg!" - MiMa9308 über ihren bevorstehenden Umzug, ihren Wohnstil und Berlin

von Kati Tiringer

Mustermix und starke Farben: MiMa kombiniert Kuh und Streifen, Designklassiker mit Ikea und knallbunten Grafikdrucken

Im Wohnzimmer ist nicht nur genug Platz für die ganze Familie - hier Mama Indre mit Sohn Michael und Tochter Mascha - sondern auch für Kontraste aus Mustern und Farben.

Der Essplatz ist in den Wohnbereich integriert. Die Farbgestaltung mit schwarz, weiß und rot hält ihn optisch schön zusammen

MiMa legt viel Wert auf Ästhetik, wenn sie Selbstgemachtes, Gesammeltes und Praktisches zusammenstellt.

Neben der Praktischen Arbeitsfläche sorgen auch in der Küche kleine, thematisch passende Prints und Unikate wie die Scherenlampe für ein schönes Erscheinungsbild.

Mit starken Farben hat sich MiMa einen wohnlichen Wohlfühlarbeitsplatz eingerichtet.

Im schönen Kinderzimmer herrschen wie im Rest der Wohnung Kontraste aus Farben und Mustern vor.

Unterwegs im Kiez: MiMa liebt ihr Viertel Schöneberg, vor allem den Akazienkiez mit seinen vielen kleinen Cafés und Geschäften.

Aber bald steht ein großer Umzug an - nach Friedrichshain. Hier Schnappschüsse von der Baustelle.

MiMas liebste Urlaubsziele: Oben die Schweizer Bergseen, unten die raue Ostsee

MiMas Unterkunfts-Tipp: Die Pension "Meisterzimmer" in einer alten Baumwollspinnerei in Leipzig

Was ich schon immer toll an Berlin fand? Die Altbauten! Die knarzenden Holztreppen im Hausflur, die schönen Dielenboden, hohen Decken, den Stuck und die doppelten, alten Glasfenster, durch die es ab Herbst immer ein bisschen zieht. Ich bin schon immer Altbau-Fan, überall auf der Welt, aber zu Berlin gehören sie für mich einfach irgendwie dazu.
Deshalb war ich von Anfang an verliebt in Indres Wohnung, die sie euch hier auf SoLebIch und auf ihrem Blog unter dem Pseudonym MiMa9308 zeigt. Sie wohnt meiner Meinung nach nämlich genau so, wie man das in Berlin tun sollte: Inmitten der Großstadt hat sie sich und ihrer Famile in einem Schöneberger Altbau einen wunderbaren Rückzugsort geschaffen. Urban, stilvoll, individuell, durch und durch ästhetisch, wohnlich. Die Architektur bietet den Rahmen für Indres scheinbar grenzenlose Kreativität und Liebe zum Detail. Was ihr beim Einrichten wichtig war und ist und wie sie sich dabei fühlt, diese Wohnung für einen Neubau in Friedrichshain Anfang nächsten Jahres aufzugeben verrät sie in folgendem Interview.
→ Auf unseren Pinnwänden zu den Themen Skandinavisch Einrichten und Wohnen mit Designklassikern findest ihr viele Einrichtungsgegenstände, mit denen auch MiMa wohnt. Wenn euch ihr Wohnstil gefällt, entdeckt ihr hier vielleicht euer neues Lieblingsteil!

Liebe Indre, erzähle wer du bist und was du machst.
Ich bin Wahlberlinerin, Mutter vom großen Mi und der kleinen Ma und studierte Kulturwissenschaftlerin. Nachdem ich einige Jahre als Kulturmanagerin und Autorin gearbeitet habe, bin ich 2004 in die Kommunikations- und Beratungsbranche gewechselt. Als Geschäftsfeldleiterin berate ich jetzt Kunden in Sachen Innovation und Digitales – immer unter der Perspektive der Nachhaltigkeit. Außerdem bin ich als Referentin, Rednerin und Moderatorin tätig. Meine Leidenschaft für schöne Dinge, die Liebe zur Kultur und die Lust am Schreiben habe ich dabei nie verloren. Diesen Neigungen und Interessen gehe ich auf meinem Blog M i MA, der Lifestyle-Blog mit Tiefgang nach. Er dreht sich vor allem um Wohnen und Einrichten, nachhaltiges Design, Reisen, D.I.Y. oder die (kreative) Zukunft der Arbeit.

Beschreibe bitte, wie du wohnst.
Ich lebe seit 1995 in Berlin – und liebe diese Stadt bis heute. Seit meiner Pubertät wollte ich hier leben, und mit 24 Jahren habe ich mir diesen Traum dann erfüllt. Die ersten Jahre habe ich mit meinem mittlerweile erwachsenen Sohn in Kreuzberg und Friedrichshain gelebt, dann sind wir zusammen mit meinem Mann für drei Jahre nach Neukölln gezogen. Das war noch, bevor das Viertel hipp und der Flughafen Tempelhof stillgelegt wurde – wir konnten die Flugzeuge vom Balkon im vierten Stock aus fast an ihren Bäuchen kitzeln. Neukölln war anstrengend!
Hätte ich damals nicht mit einer Bekannten einen Kunstladen eröffnet, in dem es neben Ausstellungen und Performances auch Kino- und Literaturveranstaltungen gab, hätte ich es nicht drei Jahre ausgehalten. Seit 2005 lebe ich nun mit Mann und Tochter in Schöneberg. Mein Sohn lebt mittlerweile allein. Wir lieben diesen Bezirk und unseren Kiez – den Akazienkiez. Er ist ruhig und unaufgeregt; viele Künstler und Schauspieler leben hier.

Spiegelt dein Wohnstil deine Persönlichkeit wider?
Meinen Wohnstil hat der bekannte Interiorblogger Igor vom Happy Interior Blog mal sehr treffend als „skandinavisch-urban mit verspielten Farbakzenten“ beschrieben. Und ja, ich würde sagen, das mein Zuhause auch meine Persönlichkeit widerspiegelt, aber nicht nur. Denn auch mein Mann und unsere Tochter prägen unseren Wohnstil. Beide sind Ästheten wie ich. 

Nach hause kommen bedeutet für dich...?
... Rückzug und Ästhetik. 

Woher kommt deine Leidenschaft für's Einrichten?
Meine Eltern haben ebenfalls beide einen ausgeprägten Sinn fürs Einrichten. Und auch wenn sie beide einen ganz anderen Stil haben als ich, hat mich ihre Leidenschaft schon als Kind infiziert. In meinen Tagträumen habe ich mir Wohnungen und Häuser vorgestellt, die ich – wie mein Zimmer, meine Puppenstube und Zeichnungen – eingerichtet habe. 

Gab es bestimmte Herausforderungen beim Einrichten eurer Schöneberger Wohnung?
Die größte Herausforderung war das Berliner Zimmer mit seinem seltsamen Schnitt. Es ist ein Durchgangszimmer mit einem Fenster in der letzten Ecke. Eigentlich nicht sehr einladend, aber als Wohn- und Esszimmer hat es sich zum beliebten und belebten Mittelpunkt der Wohnung entwickelt. 

Nun zieht ihr aber bald um... Wie fühlst du dich dabei dein altes Zuhause hinter dir zu lassen und wie gehst du bei der Planung vor? Erzähl mal...
Wir ziehen Anfang nächsten Jahres nach Friedrichshain; und zwar in einen Neubau. Meine erste (und vielleicht letzte) Neubauwohnung. Sie wird um den Jahresbeginn bezugsfertig sein. Meine Gefühle schwanken zwischen Vorfreude, Unglauben und vorauseilendem Heimweh nach Schöneberg, denn eines ist gewiss: Wir werden diese Gegend sehr vermissen Die neue Wohnung ist eine große Freude, aber auch eine ebenso große Herausforderung, denn wir mussten alles mit Ausnahme des äußeren Grundrisses selber planen. Vom Zuschnitt der Zimmer über die Anzahl und Anordnung der Steckdosen bis hin zu Frage des Bodenbelags. Das hat mich bisweilen fast an den Rand des Wahnsinns getrieben! Nachdem das nun vollbracht ist, freue ich mich umso mehr auf's Einrichten. Über all das schreibe ich übrigens dienstags regelmäßig auf meinem Blog im Rahmen meiner Wohnserie "MiMA zügelt".

Welche drei Einrichtungsgegenstände wirst du auf jeden Fall mit ins neue Zuhause nehmen?
Unser Sofa, meinen kleinen alten Holztisch, der seitdem ich 18 Jahre alt bin mit mir umzieht und die Corbusiere-Liege. 

Noch wohnst du aber ja Schöneberg - das ich auch sehr liebe! Verrätst du mir deine Highlights im Kiez, die ich beim nächsten Besuch auf keinen Fall auslassen darf?
Ach ja... Schöneberg, wie werde ich es vermissen! Ich mag diesen unaufgeregten Bezirk sehr. Es ist ein irgendwie 'erwachsener' Bezirk; einer der es nicht mehr nötig hat, sich ständig selbst zu feiern und mit Milde und Wohlwollen auf seine wilden Jahre zurückblickt: von den späten 1970er Jahre, in denen David Bowie und Iggy Pop hier wohnten oder die AAO-Kommune von Otto Mühl auf recht fragwürdige Weise die 'freie Liebe' probte bis in die frühen 1990er, in denen die Einstürzenden Neubauten, Nick Cave und Jim Avignon im Café M in der Goltzstraße rumhingen. Heute ist Schöneberg bürgerlich, dabei aber offen, tolerant, libertär. Für deinen nächsten Besuch empfehle ich dir:
Einen Besuch im Park am Gleisdreieck. Es ist der tollste urbane Park, den ich kenne! Im Anschluss daran dann eine Pizza im nahe gelegenen Pizzaklub unter Postern von Iggy Pop, Nick Cave und anderen Punkrock-Größen.
Auf den Freitagabend kannst du dich in der Green Door Bar am Winterfeldtplatz einstimmen und den Samstag mit einer Tour über den Winterfeldtmarkt beginnen. Zum Shoppen empfehle ich dir einen Bummel durch den Akazienkiez mit seinen vielen kleinen, feinen Cafés und Läden. 

Was oder wer inspiriert dich?
Viel! Zu viel, um genau sagen zu können, was. Es gibt diverse Wohnblogs, die mich inspirieren, Magazine oder Wohnungen anderer Menschen wie sie z.B. hier auf SoLebIch zu sehen sind. Oder auch Ausstellungen, wie die DMY in Berlin, Kunst, Design und Architektur.

Und deine drei Lieblings-Hersteller/Shops im Einrichtungsbereich?
- Sitzfeldt für rundum gute Sofas
- HAY für skandinavisch-urbanes Wohnen
- Richard Lampert für schöne Tische und Stühle

Welche Leidenschaften neben dem Einrichten hast du noch? Was macht dich aus?
Ich schreibe und fotografiere gern. Sehr gern. Anders lässt sich wohl nicht erklären, wie ich neben Vollzeitjob und Familie noch ein Blog herausgeben kann. Außerdem bewege ich mich gern und viel, vor allem laufend und radelnd, interessiere mich für Kulturgeschichte, Kunst, Design und verschiedene Lebensmodelle.

Auf deinem Blog zeigst du nicht nur dein Zuhause, sondern blickst auch regelmäßig in Interviews hinter die Kulissen, anderer Blogs, Labels, etc. Auch Nicole hast du schon befragt. Wonach suchst du dir deine Interviewpartner und Themen aus?
Design, Wohnen und Einrichten, Reisen, Rezepte, andere Blog und Blogger/innen, verschiedene Lebensstile und -weisen, die Zukunft der Arbeit u.a. – über all das schreibe ich, und dabei schaue ich oft und gerne durch die Brille der Nachhaltigkeit. Mein wichtigstes Auswahlkriterium: Es muss mir gefallen. Und mir gefällt, was ästhetisch und qualitativ hochwertig, geistreich, hintergründig und konzeptionsstark ist mit einer Portion Witz und Ironie. Dem versuche ich auch selbst bei all meinem Tun (auch dem Bloggen) gerecht zu werden. Es gelingt mir nicht immer, aber ich bleibe dran. 

Wie sieht es in deinem Kleiderschrank aus?
Mein Kleidungs- und Einrichtungsstil sind in vielerlei Hinsicht deckungsgleich. Wie unser Einrichtungsstil ist mein Kleidungsstil eher schlicht. Die Farben schwarz, weiß, grau dominieren hier wie dort und werden von starken Farben hier und da akzentuiert. Ich liebe weiße Blusen und mag die Kleider von Isabel Marant, Acne, Dries van Noten und Plümo

Was isst du am liebsten und verrätst du uns das Rezept, das dir immer gelingt?
Ich esse gern und viel Obst und Gemüse. Salat ist bei jedem Gericht, das ich koche, dabei. Und Mandelmilch könnte ich literweise trinken ebenso wie guten Wein. Ein Rezept, das mir immer gelingt: Bananenbrot.

Und wie macht MiMA Urlaub?
Ein wichtiges Auswahlkriterium ist für uns die Erreichbarkeit des Zielortes: Wir haben kein Auto und versuchen fast alles mit Bahn, ÖPNV und Rad zu machen. Nächstes Jahr wollen wir mit den eigenen Rädern mit Sack und Pack und Kind von Berlin Richtung Kopenhagen fahren! Weil wir uns nicht nur zuhause, sondern auch auf Reisen wohlfühlen wollen, suchen wir unsere Unterkünfte auch nach ästhetischen Gesichtspunkten aus. Das Portal Schöne Urlaubsorte ist ein guter Ausgangspunkt die Suche. Unter dem Stichwort d.reise findet ihr auf meinem Blog viele schöne Unterkünfte und unter dem Schlagwort Reisen meine liebsten Urlaubsziele und -tipps.
Zu meinen liebsten Ferienzielen gehört Skandinavien, ich mag´s nämlich nicht so gerne heiß. Aber ebenso genieße ich unsere Kurzurlaube in Deutschland oder unsere Aufenthalte in der Schweiz, in der wir familienbedingt häufig sind. Das Tessin oder Berner Oberland beispielsweise sind traumhaft schön! 

Du bist ein SoLebIch-Mitglied der ersten Stunde - wie kamst du eigentlich hierher?
Wie ich genau zu euch fand vor circa fünf Jahren, weiß ich nicht mehr genau. Es war – das erinnere ich genau – während meiner Elternzeit, und vermutlich war ich auf der Suche nach schönen Dingen und/oder Wohninspirationen. Vielleicht kam ich über ein Blog zu euch, vielleicht via Google. In jedem Fall war ich sofort gefesselt von den inspirierenden Bildern. Philukos Wohnung war eine der ersten, die ich fand – und der ich sofort verfiel. 
Im Laufe der Jahre habe ich viele Ideen und Inspirationen von und durch euch erhalten. Dafür hier einfach mal ein dickes D A N K E ! Und Chapeau für die Leistung. Es gehört viel dazu, im boomenden Wohnweb 2.0 nicht unterzugehen.  

Auch wir sagen Danke - für das schöne Interview und deine schönen Wohnungsfotos und wünschen dir alles Gute für den Umzug!

Übrigens ist Indre mit ihrer Schöneberger Wohnung auch im neuen SoLebIch-Buch vertreten. Wenn ihr nach diesem Interview genau so verliebt in ihre Wohnung seid wie ich, folgt ihr über ihr SoLebIch-Profil. Dort könnt ihr Indre auch eine persönliche Nachricht schreiben und verpasst kein neues Foto mehr. 
Dieses Interview ist Teil einer ganzen Serie, mit der wir die Menschen hinter den Wohnungsfotos redaktionell vorstellen wollen. Dabei waren bereits anne.marie, Christin, Oceanside, Sallysunshine, Houseno44, MiMaMeise, Karyna, lovevintagelove und Schmasonnen. 
Zu allen Homestories

Fotos: Nicola Holtkamp, MiMa



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