Wohnen und Einrichten im 70er Jahre Stil
Die Siebziger Jahre sind eine Zeit der Neuorientierung aus dem Geist der Kritik heraus - "kritisch" ist das Leitwort dieses Jahrzehnts. Die Konformität im Konsumverhalten nimmt ab, neue Lebens- und Wohnformen wie Kommunen und Wohngemeinschaften werden entwickelt. Die Vermarktung von Designprodukten steht unter dem Zeichen einer Jugendkultur, die sich durch ihren Wohnstil bewusst von ihren Eltern absetzt. Firmen wie Ikea (erste deutsche Filiale ab 1974 in München) entwickeln funktionale und günstige 70er Jahre Möbel für eine Vielzahl von Verbrauchergruppen, und besonders Möbel im Ikea-Stil werden schnell zu einem festen Bestandteil von Studentenwohnungen oder 'alternativen' Wohnmodellen.
Starke Farben wie Orange, Gelb, Braun oder Rot bei Möbeln, Tapeten und Teppichen prägen die Interieurs und 70er Jahre Möbel. Wilde Farbzusammenstellungen und Muster sind typisch für diese Zeit. Der zunehmende Einsatz von Kunststoffen ermöglicht die Herstellung leichter, farbenfreudiger 70er Jahre Möbel und Objekte, die oft das Space-Design der Sechziger weiterführen.
In der zweiten Hälfte der Siebziger kommen wichtige neue Design-Impulse aus Italien, wo Designer wie Ettore Sottsass sich spielerisch-ironisch gegen jeden Funktionalismus wenden und Klassiker wie zum Beispiel Breuers Wassily-Sessel durch überraschende Kombinationen von Materialien ironisch verfremden. Diese Ansätze üben in den Achtziger Jahren einen bestimmenden Einfluss auf das Neue Deutsche Design aus, das den Funktionalismus und die industrielle Massenproduktion radikal ablehnt und improvisiert wirkende Unikate herstellt.
Wichtige Designer von 70er Jahre Möbeln sind daneben die schon in den Sechzigern tätigen Achille Castiglioni (Lampadina, Parentesi, Snoopy (Flos), Primate (Zanotta)) und Joe Colombo (Bobby, Multichair (B-Line)).