Le Corbusier Möbel
Le Corbusier (1887-1965) war einer der bedeutendsten und einflussreichsten Architekten, Designer und Designtheoretiker des 20. Jahrhunderts und eine Gründerfigur des International Style. Grundsatz seiner Arbeiten war es, ein Bauwerk oder Möbel funktionalistisch-rational aus elementaren geometrischen Formen zu konstruieren und dabei rein dekorative Effekte zu vermeiden. Eine beispielhafte Umsetzung dieses Gedankens stellt der Pavillon de l'Esprit Nouveau auf der Art Déxco-Ausstellung 1925 in Paris dar. Dieser Pavillon propagiert mit seinen einfachen, glatten Wänden, Spiegelglasfenstern, vorgefertigten Bauteilen und abstrakten Bildern eine neue, modern-nüchterne Art des Wohnens. Le Corbusiers Ideen lösten vielfach Kontroversen aus und sind teilweise bis heute umstritten.
Die Anfänge
Le Corbusier, Sohn einer Emaillierers und einer Musikerin, ist zunächst stark von der Arts-and- Crafts-Bewegung und der Art Nouveau beeinflusst. Auf ausgedehnten Reisen durch Europa lernt er eine Vielzahl von künstlerischen und Architektur-Richtungen kennen, bevor er sich 1912/13 als Architekt und Innenausstatter selbständig macht.
Le Corbusier und der Wunsch nach mathematischer Ordnung: die Wohnmaschine
Unter Le Corbusiers vielen Werken und Preisen ist ein Beispiel besonders interessant: 1934 wird ihm von der Universität Zürich die Ehrendoktorwürde verliehen für die Anwendung mathematischer Ordnungsprinzipien in der Architektur. Diese Grundidee führt Le Corbusier vor allem in seinem in den Jahren 1942-1955 entwickelten Modulor-System theoretisch aus. Dieses System versucht, der Architektur durch eine an den Maßen des Menschen und am Goldenen Schnitt orientierte Proportionslehre eine mathematische Ordnung zu geben.
Bei seinen Arbeiten und in seinen theoretischen Schriften betont Le Corbusier immer wieder den Gedanken der 'Wohnmaschine' als Grundlage von Wohnwelten der Zukunft: Häuser und Wohnungen sind Maschinen, die möglichst reibungslos funktionieren sollen. Dazu tragen kahle Wände und bewegliche, aus Einzelelementen konzipierte Möbel bei. Gerade dieses Konzept 'Wohnmaschine' provoziert viele Kritiken und Gegenentwürfe, wie das vor allem von skandinavischen Designern erarbeitete organische Design der Jahrhundertmitte, aber auch den Versuch Eileen Grays, Häuser an den emotionalen und psychologischen Bedürfnissen der Bewohner auszurichten.
Moderne, aber unbewohnbare Häuser?
1925 baute Le Corbusier für den Industriellen Henry Frugès bei Bordeaux Siedlungen für dessen Fabrikarbeiter. Diese Siedlungen bestanden aus Serien von identischen Häusern, die alle nach dem funktionalistischen Credo Le Corbusiers entworfen und damit von äußerster Schlichtheit waren. Die Arbeiter konnten sich nicht mit diesen Häusern anfreunden. Wahrscheinlich war es ihnen zuviel, nach einem von den Maschinen der Fabrik bestimmten Arbeitstag in ein Heim zurückzukehren, das als eine weitere Maschine konzipiert war. Nach einigen Jahren hatten die Bewohner Le Corbusiers Wohnwürfel in individuelle, private Häuser verwandelt – mit spitzen Dächern, Fensterläden, Blumentapeten, Palisadenzäunen, Springbrunnen und Gartenzwergen.
Le Corbusiers Stühle
Le Corbusiers Stuhlentwürfe sind alle zu Klassikern des 20. Jahrhunderts geworden und gelten als Inbegriff des International Style im Design. Sie zeichnen sich aus durch Präzision, strenge Einfachheit und puristische Ästhetik und verbinden oft Stahlrohr mit Leder- oder Fellbespannung, um klare, schlanke Linien zu bilden und eine neue ästhetische Sachlichkeit zu vermitteln. Viele Design-Entwürfe Le Corbusiers werden heute als Klassiker vom italienischen Unternehmen Cassina reproduziert, darunter die raffiniert verstellbare Liege LC4 (1929), der Sessel LC2 (1929, erhältlich als Einzelsessel sowie als zwei- oder dreisitziges Sofa) und das Sofa Grand Confort (1929, erhältlich als Zwei- oder Dreisitzer).