Möbel von Marcel Breuer - Seite 3
Marcel Breuer (1902-1981) war als Architekt und Designer eine zentrale Figur des Bauhaus. Er spielte eine wichtige Rolle in dem aus dem Bauhaus-Ansatz heraus entstandenen International Style in der Architektur und im modernen Möbeldesign. Er entwarf minimalistische Klassiker wie den Sessel Wassily – offiziell als B3 bezeichnet - für Wassily Kandinskys Wohnung. Dabei entwickelte er einen neuen Möbeltypus, der Möbel auflöste in ein transparentes Gebilde aus Linien und Flächen. Am deutlichsten sichtbar wird dieses Konzept in seinen Freischwingerstühlen aus Stahlrohr. Mit Breuers Möbelentwürfen, die er selber als Industrieprodukte verstand, wanderte die Ästhetik des Funktionalismus mit ihren klaren, reduzierten Linien in die Häuser und Wohnungen.
Marcel Breuer und das moderne Möbel
1920 beginnt Marcel Breuer eine Ausbildung als Tischler am Bauhaus, an dem er dann später auch unterrichtet und ab 1925 die Möbelwerkstatt leitet. Bereits an seinen frühen Entwürfen sieht man, nach welchem Prinzip Breuer Möbel entwirft: Aus nur gering variierten Einzelteilen wird eine breite Palette von Möbeln zusammengesetzt. Breuer versteht Möbel als "Apparate des heutigen Lebens", die preiswert, zerlegbar und hygienisch sein sollen.
Marcel Breuers Stühle: Stahlrohr und Freischwinger
1925 entwirft Breuer in Zusammenarbeit mit den in Dessau ansässigen Junkers-Flugzeugwerken eine Reihe von Stahlrohrmöbeln – die Inspiration dafür ist der Lenker seines Adler-Fahrrads. Das berühmteste Möbel aus dieser Zeit ist der Stahlclubsessel B3, aber es werden auch Schreib- und Beistelltische im Stahlrohrdesign gefertigt. Breuers Ablösung der schweren Polsterung herkömmlicher Sitzmöbel durch Stahlrohr und gespannte Sitzflächen gilt bis heute als Inbegriff von Modernität. Ab 1928 entwirft Marcel Breuer für die Firma Thonet Freischwingerstühle, die bis heute fast unverändert von Thonet produziert werden. Bekannt ist vor allem der bis heute von Thonet produzierte Sessel S35 (1929) sowie die Freischwinger S32 (1930) und S64 (1930), ebenfalls von Thonet.
Nach der Machtübernahme der Nationalsozialisten verlässt Marcel Breuer 1933 Deutschland. Zunächst lebt er in Großbritannien, 1937 folgt er seinem Förderer Walter Gropius in die USA, wo er als Professor an der Graduate School of Design an der Harvard University eine ganze Generation von Designern beeinflusst, darunter Philip Johnson, Florence Knoll und Eliot Noyes.
Marcel Breuers zweite Karriere als Brutalist
Nach 1945 beginnt Marcel Breuer eine zweite Karriere als international gefragter Architekt, wobei er ab den fünfziger Jahren Beton als Hauptmaterial für seine Gebäude nutzt. Damit kann er als ein prominenter Vertreter des Brutalismus gelten. Diese Bezeichnung kommt von französisch béton brut, 'roher Beton', 'Sichtbeton'. Gemeint ist das nicht verputzte oder verblendete Baumaterial, vor allem Formbeton, aber auch andere Materialien wie Metalle oder Ziegel. Die Blütezeit des Brutalismus liegt in den 1960er Jahren. Er löst die internationale Moderne der Nachkriegszeit ab und leitet über zum in den 60er und 70er Jahren vorherrschenden Bauen mit Fertigteilen.