Möbel von Nils Holger Moormann
Nils Holger Moormans Vater, ein Textilunternehmer, zwingt den Sohn (Jahrgang 1953) nach dem Abitur zum Jurastudium, das Moormann unter anderem durch Jobs als Autoüberführer finanziert. Auf einer dieser Fahrten nimmt er einen Anhalter mit, der ihm von Münchner Architekten erzählt, die Möbel neu erfinden wollen, aus Stahl statt Holz und mit Spaß. Als Moormann das hört, weiß er: "Das ist es, darauf hast du gewartet!" Kurz darauf bricht er das Studium ab und wechselt als Autodidakt ins Möbeldesign. Seit 1982 produziert und vertreibt er Entwürfe zumeist junger, wenig bekannter Designer. Nils Holger Moormann ist eine der Hauptfiguren des "Neuen Deutschen Designs“, einer Stilrichtung, die in den 80er Jahren als Reaktion auf den Funktionalismus der Bauhaus-Tradition entstand und mit ungewöhnlichen Materialien und Formen experimentierte. Die von Moormann hergestellten Produkte folgen den Leitgedanken Einfachheit, Intelligenz und Innovation und zeichnen sich durch präzise Detaillösungen und reduzierte Formen aus. Viele seiner Möbel wurden mit internationalen Designpreisen ausgezeichnet.
Synthese von Internationalität und regionaler Verankerung
1984 gründet Nils Holger Moormann seine eigene Möbelfirma, die seit 1992 in Aschau im Chiemgau ansässig ist, wo Moormann 2008 auch das Hotel "berge" eröffnet. Moormann definiert seine Firma bewusst über den Standort: Er versucht, alle seine Produkte von in der Nähe ansässigen Betrieben fertigen zu lassen. Diese gewachsenen regionalen Strukturen paaren sich mit internationalen Kontakten und schaffen so ein unverwechselbares Profil. Moormann beschäftigt ein Team von über 20 Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern und kann sich so Zeit nehmen für internationale Jury-Tätigkeiten und Vorträge. Unter anderem ist Moormann aktiv als Präsidiumsmitglied des deutschen Rats für Formgebung in Frankfurt.
Die Anfänge: das Neue Deutsche Design
Nils Holger Moormanns erste Produkte sind schlichte, minimalistisch reduzierte Möbel wie das "Gespannte Regal" (1984) von Wolfgang Laubersheimer, ein Symbolmöbel des Neuen Deutschen Designs, das Regal "Zoll D“ (1993), ein Modulsystem aus Aluminiumblech von Lukas Buol und Marco Zünd, oder die Bibliotheksleiter "Step" von Konstantin Grcic. Mitte der 90er Jahre wendet Moormann sich zunehmend dem Material Holz zu. Ein Beispiel für ein erfolgreiches Möbel aus dieser Zeit ist der Sperrholztisch "Spanato" (1996) von Jakob Geberet.
Moormann gegen Ikea
2001 verklagt Moormann das mächtige Möbelhaus Ikea wegen unlauterer Nachahmung seiner Taurus-Tischböcke durch Ikeas Tischbock Sture. Man rät ihm davon ab, weil die Klage aussichtslos sei, aber Moormann zieht entschlossen durch die Instanzen. Moormann gewinnt einige Prozesse, aber als Ikea dann vor den Bundesgerichtshof (BGH) zieht, ist er nach zweieinhalb Jahren dem nervlichen und finanziellen Ruin nahe. Doch der BGH läßt die Revision gar nicht erst zu, so dass Ikea die Böcke aus dem Programm nehmen muss.
Moormanns Designer und seine eigenen Möbelentwürfe
Für Moormann entwarfen oder entwerfen unter anderem Neuland Industriedesign, Tom Fischer, Stephan Schulz, Katharina Ploog und Takashi Sato.
In den letzten Jahren hat Nils Holger Moormann auch eine breite Palette von eigenen Entwürfen produziert, darunter das Regal-Sitz-Container-System "Lese+Lebe" (2004), die Garderobe "Rechenbeispiel" (2006), der mobile Lesesessel "Bookinist" (2007), der Tisch "Abgemahnt" (2007), die Biergartengarnitur "Kampenwand" (2009) und das mobile Lesemöbel "Liesmichl" (2009).