Ab in die Prärie: Nach meinem Beitrag über Batik- und Shibori-Muster, wage ich mich jetzt in die verworrenen Gefilde der Ethno-Prints, auch Ikat-, Inka-, Machu-Picchu-, Navajo-, Azteken-, oder Aborigine-Muster genannt - Eine verwirrende Flut von Begriffen für die geschichtsträchtigen Methoden der Textilgestaltung verschiedener Naturvölker, die viel zu oft falsch benutzt werden. Ein Klärungsversuch.
Webtechnik Ikat
Der malaiische Begriff „Ikat“ umschreibt zunächst einmal gar nicht das Muster eines Textils, sondern eine Webtechnik. Übersetzt heißt Ikat soviel wie abbinden, umwickeln. Vor dem Weben wird das Garn abschnittsweise abgeschnürt, so dass ein Muster entsteht, welches während dem Färbeprozess seine Ursprungsfarbe beibehält – genau wie bei der Shibori-Technik.
Die Fäden werden entfernt, das Garn gewebt und es entsteht ein gemusterter Stoff. Woher die Webkunst genau kommt, weiß keiner so genau. Tradition hat sie jedenfalls in China, Indien, Usbekistan, Afghanistan und später auch in Europa, ihre Geschichte geht zurück bis ins sechste Jahrhundert.
Das Völker Navajo und Inka
Auch der Begriff Navajo beschreibt eine Webtechnik, ist geografisch aber viel einfacher zuzuordnen: Die Navajo sind nämlich amerikanische Ureinwohner, deren Web-Textilien durch horizontale und diagonale Linien gekennzeichnet sind. Somit ergeben sich die typischen Muster aus klaren Rauten und Quadraten.
Im Zusammenhang mit Ethno-Mustern laufen einem auch oft Begriffe wie "Inka" oder "Machu Picchu" über den Weg. Beides beschreibt auf keinen Fall eine bestimmte Musterung: Die Inkas waren eine große südamerikanische Gruppierung ethnischer Gruppen, Machu Picchu eine Ruinenstadt der Inkas in Peru.
Azteken aus Mexiko
Die Azteken waren eine mexikanische Volksgruppe, die in aufwändigen Prozeduren Textilien herstellten. Mittel waren diverse Färbe- und Webtechniken, Batik und Stickerein, die meistens Motive mit religiöser Bedeutung ergaben. Diese sind den Mustern der Ikat-Technik sehr ähnlich, darum liegt die Vermutung nah, dass sich die Azteken das Webverfahren angeeignet und weiterentwickelt haben.
Spirituelle Bilder der Aborigines
Im Prinzip haben Aborigine-Prints gar nichts mit den anderen, recht grafischen Web-Mustern gemein, es handelt sich nämlich schlichtweg um Drucke oder Bemahlungen. Die Aborigines sind das Urvolk Australiens. Bekanntestes Gestaltungsmerkmal sind einfache Finger- und Handabdrücke – ein Symbol für die spirituelle Verbindung mit den Göttern.
Für die Textil- und insbesondere Modeindustrie zählen diese Informationen wohl eher zu Unnützem Wissen, werden die einzelnen Bezeichnungen doch meist als Sammelbegriff für einen globalen Mustermix verwendet. Umso mehr freue ich mich über die Einstellung im Hause Pendleton Woolen Mills: Der Textilhersteller betreibt gründliche Musterrecherchen und erarbeitet seit 1909 traditionelle Entwürfe in Zusammenarbeit mit Stämmen in den USA.