Möbel von Arne Jacobsen
Arne Jacobsen, geboren 1902, gilt als bedeutendster dänischer Architekt und Designer des 20. Jahrhunderts. Seine Möbel verbinden den kühlen Funktionalismus der Moderne und dessen klare Linienführung mit einer weicheren Ästhetik, die ihre Wurzeln unter anderem in der traditionellen Kunst Dänemarks hat. Jacobsen vereinigte organische Formen mit den traditionellen Merkmalen des skandinavischen Designs: Reinheit von Material und Struktur. So entwarf er einfache, elegante und funktionelle Designs von zeitlosem Reiz. Seine Entwürfe entstanden in der Regel im Zusammenhang mit konkreten Bauprojekten.
Jacobsen als Architekt
Arne Jacobsen will ursprünglich Maler werden, lässt sich aber von seinem Vater überzeugen, den sichereren Beruf des Architekten anzustreben. Nach einer Lehre als Steinmetz studiert er in Kopenhagen Architektur und arbeitet nach seinem Abschluß 1927 an verschiedenen Bauprojekten. Zusammen mit Erik Møller gewinnt er 1936 den Architekturwettbewerb für das neue Rathaus von Århus, das 1942 fertiggestellt wird.
Jacobsen und das SAS Royal Hotel
Während des Krieges flieht der jüdische Jacobsen mit seiner zweiten Frau vor den Nationalsozialisten nach Schweden. Nach Kriegsende kehrt er nach Dänemark zurück und arbeitet weiter als Architekt. Zu den bedeutendsten Werken dieser Zeit gehört das SAS Royal Hotel in Kopenhagen, für das Jacobsen buchstäblich alles entwarf, von den Textilien und Möbeln bis zu Bestecken und Aschenbechern. Dabei zeigt sich eine deutliche Zweiteilung: Während die architektonischen Arbeiten eher rigide modernistisch sind, orientieren sich viele seiner Design-Projekte stark an organischen Formen. Dabei dürfte Jacobsens Naturverbundenheit eine wichtige Rolle gespielt haben - er war passionierter Botaniker.
Jacobsens Möbel und der Stuhl Ameise
Jacobsen sah sich selber primär als Architekt, ist aber vor allem für seine Möbel bekannt. Er "entwarf Stühle wie Matisse malte, in einer freien, spielerischen Weise", sagt Knud Holscher, ein ehemaliger Mitarbeiter Jacobsons. Ein wichtiger Einfluß auf Jacobsens Möbeldesigns waren die von Charles und Ray Eames in den 40er Jahren entwickelten Formungstechniken für Sperrholz, mit denen Holz in komplexe Kurven gebogen werden kann. Sein 1952 entworfener Stuhl 3100, der schnell den Spitznamen Ameise bekam, ist von unprätentiöser, zeitloser Qualität. Dabei weist der Stuhl zwar deutlich avantgardistische Formen auf, ist aber zugleich extrem ökonomisch konstruiert. Die Ameise zeigt deutlich Jacobsens doppelte Verpflichtung sowohl gegenüber organischen Formen als auch gegenüber der klaren Linienführung des Modernismus.
Der allgegenwärtige Stuhl Serie 7 (3107)
Nach dem großen Erfolg der Ameise wird 1955 der Stuhl Serie 7 (3107) entwickelt, der zu einem der meist verkauften und meist imitierten Stühle weltweit wird und sich an allen möglichen Orten findet wie Mensen, Bibliotheken und Vortragssälen. Der darauf folgende Stuhl 3130 erhält 1957 die Auszeichnung des Grand Prix auf der 11. Triennale in Mailand, woraus sich die Bezeichnung "Grand Prix" für diesen Stuhl ableitet.
Ei und Schwan
Die beiden Sessel Schwan und Ei, die Jacobsen 1958 für das Interieur des SAS Royal Hotel in Kopenhagen entwirft, sind Vorreiter der futuristisch-organischen Formen der 60er Jahre. Für dieses Hotel entwickelt Jacobsen auch die Leuchtenserie AJ Royal, deren Leuchten durch ihre klare, einprägsame Form bestechen, und die Wanduhr City Hall, die in meisterhafter, zeitloser Weise Schlichtheit und Eleganz miteinander verbindet.