Nach zehn Jahren zurück ins Rheinland ziehen und sich direkt in Renovierungsarbeiten stürzen? Im Leben von Hannah alias @Project LU hat sich in den letzten Jahren so einiges getan. Gemeinsam mit ihrem Mann und Hund Willi lebt die 30-Jährige in einer Dachgeschosswohnung in Düsseldorf, die sich über 140 qm und zwei Ebenen erstreckt und die vor ihrem Einzug einmal komplett auf links gedreht wurde. „Ich weiß, es klingt kitschig“, schmunzelt Hannah, „aber ich liebe es, wie sich unsere Pläne und Ideen zu einem Zuhause entwickelt haben!“
Warum Hannah heute ein Wandprofi ist, was ihre Thonet-Stühle mit ihrer Beziehung zu tun haben und wieso sie auf Sonnenschein auch gerne mal verzichtet? Hannah hat es im Interview verraten. Außerdem gibt sie hilfreiche Tipps zur Farbgestaltung im eigenen Zuhause. Aber seht selbst!
Euch gefällt Hannahs Wohnstil? Den von ihr inspirierten „Shop the Look“ findet ihr am Ende des Beitrags.
Hannah (30) hat viele Jahre als Kommunikationsberaterin und Innovationscoach in Berlin und Wien gearbeitet, ist nun aber ins Rheinland zurückgekehrt, um den Malerbetrieb ihrer Eltern zu übernehmen: „Wir sind darauf spezialisiert, traditionelle Handwerkskunst in moderne Wohnkonzepte zu übersetzen“, erklärt sie.
Liebe Hannah, was macht eure Dachgeschosswohnung für dich so besonders?
Das Herzstück der Wohnung ist definitiv der Raum oben. Hier wird gekocht, gegessen, gelebt und von allen Seiten kommt hier Licht herein!
Zwischen Waldrand und Großstadt: Blickt man in Hannahs Wohnung aus dem Fenster, sieht man auf einer Seite romantische Baumwipfel, auf der anderen urbane Gebäude, die nachts beleuchtet sind.
„Das Herzstück der Wohnung ist der lichtdurchflutete Raum oben.“
Hannahs offen gestaltete Wohnung verteilt sich auf 4,5 Zimmer. Ein cleveres Detail im Essbereich: Links ist die Wand durch eine Tapetentür unterbrochen, die im Wandton mitgestrichen wurde. Dahinter verbirgt sich der Staubsauger.
Durch den Umbau hat die Wohnung eine regelrechte Metamorphose durchgemacht …
Das stimmt! Wir haben sie vor unserem Einzug komplett renoviert und dabei selbst den Grundriss geändert. Viele Experten und Freunde haben sich anfangs gedacht: Was machen die mit dieser verwinkelten Wohnung? Das ist doch vergebliche Liebesmühe! Wir hatten da zwar mehr Vertrauen, aber trotzdem muss ich mich heute manchmal kneifen: So schön, wie ich es jetzt finde, hab ich es mir selbst nicht ausmalen können!
Wie würdest du deinen Wohnstil nun beschreiben?
Als zeitlos und unaufgeregt. Form follows function wird bei uns großgeschrieben!
Wo befindet sich dein Lieblingsort zu Hause?
Das kommt auf meine Stimmung an: An einem gemütlichen Samstag, wenn’s draußen grau ist, liebe ich es, länger im Bett zu liegen und zu lesen. Umgeben von den dunkelblauen Wänden, ist es herrlich gemütlich! Wenn draußen die Sonne scheint und die Terrassentüre offen steht: an unserem Esstisch mit einem frisch zubereiteten Essen.
Die Kommode im Schlafzimmer ist ein Vintage-Stück vom Sperrmüll, das Hannah passend zur Wandfarbe lackiert hat. „Ich erfreue mich jeden Tag daran, dass ich einem alten Stück so neues Leben einhauchen konnte“, sagt sie.
Zu welchem Einrichtungsgegenstand hast du eine besondere Beziehung?
Zu den zwei Vintage-Lounge-Chairs von Thonet, die in unserer alten Wohnung auf mich gewartet haben, als wir von unserer Hochzeit in Österreich zurückgekommen sind. Mein Mann Matthias stammt ursprünglich aus Tirol und hat mir die Stühle geschenkt, weil Thonet – neben uns beiden – die „größte deutsch-österreichische Erfolgsgeschichte“ ist. Eine schöne Metapher, die auf meine Leidenschaft zu Stühlen einzahlt!
Einer von Hannahs geliebten Thonet-Stühlen steht nun in der Küche und lädt zum geselligen Miteinander ein. „Matthias ist ja bei uns der große Koch“, lacht sie. „Ich sitze meistens daneben auf dem Stuhl und schaue zu, was es dann gleich auf den Tellern gibt.“ Die filigrane Stehleuchte ist das Modell Tolomeo von Artemide.
In welche Möbelstücke würdest du künftig gerne noch investieren?
Ich hätte gerne die PH 3-2 1/2 Outdoorwandleuchte von Louis Poulsen und den Roly-Poly-Stuhl von Driade – beides für draußen. Wir wollen die Terrasse gerne bis zum kommenden Sommer angehen.
Entspannung nach Feierabend: Die letzten Stunden des Tages verbringt Hannah am liebsten auf ihrer Terrasse.
Nach zehn Jahren in der Kommunikationsbranche hast du nun den Malerbetrieb deiner Eltern übernommen. Warum ist Wandfarbe so wichtig fürs Zuhause?
Die Wände sind die größte Fläche eines Raums – das finde ich einen ziemlich guten Grund, sich Gedanken über deren Gestaltung zu machen. Häufig bleiben sie einfach weiß aus Angst vor Farbe. Das ist der denkbar schlechteste Grund, denn ganz ehrlich: Farben machen unser Leben bunt und abwechslungsreich!
Details aus dem Gäste-WC: Die Wandflächen und die fugenlose Dusche sind dunkelblau, die Keramik und Armaturen in Weiß gehalten. Der Spiegel ist das Modell Pond von ferm LIVING. Am Treppenaufgang hat Hannah die alte Kommode ihrer Urgroßeltern platziert.
„Farben machen unser Leben bunt und abwechslungsreich!“
„Ich sag immer: Keine Angst vor Farbe!“, erklärt Hannah. „Damit meine ich aber nicht, dass man einfach jede Wand anders bunt machen, sondern ein Farbkonzept entwickeln sollte, dem man dann folgen kann. Wenn alles weiß und das Teil des Konzepts ist, ist das auch okay.“
Für welches Farbkonzept habt ihr euch letztlich entschieden?
Wir haben einen Grundton gesetzt, ich nenne ihn liebevoll „Hannahs Masterfarbe“. Sie zieht sich durch die komplette Wohnung und findet sich in dunklerer Abstufung zum Beispiel am verkleideten Kamin sowie im Masterbad. Der Ton ist neutral, sodass man ausreichend flexibel in der Gestaltung der restlichen Räume ist.
Zum Portfolio von Hannahs Malerbetrieb zählen neben wohngesunden Oberflächen und individuellen Farbkonzepten auch diffusionsoffene Kalkputze. An der Wand ihres Treppenaufgangs kam ein solcher zum Einsatz: „Er ist nicht nur widerstandsfähig, sondern auch rein mineralisch und entsprechend gut fürs Raumklima und für die Umwelt“, schwärmt sie.
Und was sind für dich als Profi die größten Fehler beim Streichen?
Schlechte Farbe nehmen – und im Worst Case: davon dann zu wenig.
Was empfiehlst du stattdessen?
Wenn ich ganz von vorne empfehlen darf: Beim Ausklappen eines Farbfächers nie die Farben nehmen, die einen anspringen. Das klingt erst mal nicht intuitiv, da sie am meisten Aufmerksamkeit erregen, aber genau diese Farben sind es oft, an denen man sich schnell sattsieht. Dann hochwertige Farbe kaufen. Und beim Auftragen: viel Farbe mit der Walze auf die Wand, dann gleichmäßig von unten nach oben verteilen und so oft drüberwalzen, dass keine hässliche Struktur auf der Wand zurückbleibt.
Welche Einrichtungstipps hast du sonst noch für uns?
1. Sich genug Zeit für ein Lichtkonzept lassen! Wir waren so schnell mit dem Umbau, dass ich dafür anfangs zu wenig Zeit hatte. So mussten wir während des Prozesses noch mal hier und da Kabel und Auslässe versetzen.
2. Und ansonsten: Inspiration von anderen ist toll, aber beim Gestalten des eigenen Zuhauses sollte man immer die Funktion und die Größe des Raums im Auge behalten. Nur weil ein Konzept oder Möbelstück woanders gut aussieht, heißt es nicht, dass es auch bei mir selbst reinpasst!
„Wo heute unser Esstisch steht, war früher mal die Badewanne“, erzählt uns Hannah. Um den Tisch von Faust Linoleum reiht sich nun ein bunter Mix aus Fritz-Hansen-, Thonet- und Vitra-Stühlen, auch ein paar No-Name-Modelle sind dabei. Die Hängeleuchte ist die Flowerpot von &Tradition.
„Nur weil ein Konzept oder Möbelstück woanders gut aussieht, heißt es nicht, dass es auch bei mir selbst reinpasst!“
Form follows function ist Hannahs Motto beim Einrichten. Ein gutes Beispiel dafür ist ihr Brüstungsregal im ersten Stock. „Wir brauchten ein Geländer, gleichzeitig fehlte uns Platz für Stauraum, da wir hier oben kaum Wandflächen haben.“ Das Ergebnis: ein luftiges Möbelstück am Treppenaufgang, in dem Hannah nun ihr Kristall aufbewahrt.
Grüße von der Baustelle: Vor ihrem Einzug haben Hannah und Matthias aufwendige Renovierungsarbeiten hinter sich gebracht. Die einstige Wendeltreppe ist dabei einer Stahltreppe gewichen, der Boden besteht nun aus Eschedielen.
Drei Dinge, die wir noch nicht über dich wissen:
1. Ich liebe gutes Essen! Samstags schlendere ich deswegen gerne über Asia-Märkte in riesigen Hallen, wo sich meist nur Großkunden herumtreiben, oder besuche die italienischen Läden im Industriegebiet in Düsseldorf, wo nur Italienisch gesprochen wird. Die jeweilige Landesküche ist auch beim Reisen das wichtigste Argument für mich.
2. Ich brauche gar nicht immer Sonnenschein, sondern liebe auch graue Sonntage, an denen der Regen auf die Dachfenster prasselt.
3. Es kribbelt mir wirklich immer in den Fingern, sodass ich dauernd am Überlegen bin, was ich zu Hause umräumen oder umgestalten kann.