„Ich bin bekennend ‚Flohmarkt süchtig‘, was meine Familie hin und wieder mal in den Wahnsinn treibt“, gesteht uns Nina (42) aka @kontrastReich gleich vorweg. Seit sechs Jahren wohnt sie mit ihrer Familie in einem knapp 140 qm großen Reiheneckhaus im Kreis Göppingen. Am Ende einer Siedlung und am Ortsrand gelegen verspricht die Umgebung viel Natur. Zwischen dem Stöbern nach Flohmarktschnäppchen, DIY- und Upcycling-Projekten kennt Nina keinen Stillstand. „Und das ist auch gut so!“, lacht sie.
Auch beruflich befindet sich Nina in einer Art Umbruch. Die letzten vier Jahre hat sie als Homestagerin gearbeitet, sucht aber momentan nach einem neuen Ventil für ihre überhandnehmende Kreativität. Wir haben uns mit Nina über ihren größten Glückskauf unterhalten, über Farben und darüber, was passiert, wenn in der Siedlung die Glocke läutet.
Nina ist gelernte Bauzeichnerin und hat einige Semester Architektur studiert. „Während des Studiums wurde ich mit unserer Tochter schwanger und habe mich für das ‚Mamasein‘ entschieden“, erklärt sie. Sich selbst beschreibt Nina als liebenswert chaotisch, detailverliebt, auf Flohmärkten ein wenig kaufsüchtig, aber nicht verschwenderisch, als Meisterin im Prokrastinieren, aber irgendwie doch organisiert. „Öfter mal bin ich ein wenig unordentlich, jedoch immer mit einem gewissen Stil“, lacht sie.
Liebe Nina, du gestaltest dein Zuhause recht intuitiv …
Ja, unser Zuhause ist geprägt von meiner Liebe zu Secondhandschnäppchen, Erbstücken und DIY-Projekten. Dabei ist es mir am wichtigsten, dass es Wärme, Liebe zum Detail und Charakter ausstrahlt. Für mich brauchen Wohnräume eine Seele.
Upcycling ist eine sehr große Leidenschaft von Nina und der grüne Couchtisch eines ihrer vielen Upcycling-Projekte: Ursprünglich mal ein knallroter Rolltisch von IKEA, hat Nina ihn – als der Wunsch nach einem runden Tisch aufkam – kurzerhand ein wenig umgebaut und -umackiert. Der Vintage-Schaukelstuhl von Thonet ist Ninas Lieblingseinrichtungsgegenstand. „Das Schaukeln hat eine so entspannende Wirkung auf mich und hilft mir dabei, meine körperliche Verfassung im Gleichgewicht zu halten“, erklärt sie.
Was liebst du an deinem Zuhause besonders?
Den Standort und unsere überdurchschnittlich tolle Nachbarschaft. Nur ein selten befahrenes Sträßlein trennt uns von einem Waldstück und dem offenen Feld. Egal aus welchem Fenster wir schauen, ist da immer Natur mit all ihren Facetten der jeweiligen Jahreszeit.
Umgeben von einem 500 qm großen Garten genießt Nina den Blick ins Grüne und den nahe liegenden Wald.
In den letzten Monaten ist bei dir ein wenig mehr Farbe eingezogen …
Ja, da habe ich meinen Horizont enorm erweitert. Bis vor Kurzem gab es hier nur Schwarz, Weiß und Grau kombiniert mit Altholz. Obwohl mir die Farben des Herbstes schon immer gefallen haben, durften diese bisher nie ins Haus. Das ist jetzt anders! Erst kürzlich haben wir in unserem Wohnzimmer die Wände neu gestrichen.
Vorher-Nachher
„Altes, von der Zeit gezeichnetes Holz geht immer.“
Welche Materialien magst du persönlich besonders?
Altes, von der Zeit gezeichnetes Holz geht immer. Ich berühre Leinenstoffe unglaublich gerne und mag Materialien, die eine schöne Struktur aufweisen. Eine schöne Patina, unabhängig vom Material, lässt mein Herz grundsätzlich höherschlagen.
Ganz oben auf deinem Interior-Wunschzettel steht:
Ein großes, mehrfarbiges Bücherregal von Montana Furniture.
Was würdest du als deinen größten Glückskauf bezeichnen?
Unser Haus, mit allen Ecken und Kanten!
Und als deine größte Interior-Sünde?
Vor etwa neun Jahren haben wir uns fürs Wohnzimmer einige IKEA-BESTA-Schränke gekauft: schwarzer Kubus, weiße Türfronten. Soweit ganz gut, aber dazu schwarze Hochglanz-Schubladenfronten – allein beim Gedanken an diese stellen sich bei mir die Nackenhaare auf! Würde ich heute so nie wieder auswählen.
„In jedem Ereignis steckt auch eine neue Chance – man muss sie nur finden.“
Hast du noch andere Leidenschaften neben dem Einrichten?
Momentan arbeite ich an einigen kleinen, eigenen Möbelentwürfen, sitze hin und wieder an der Nähmaschine und buddle für mein Leben gerne im Garten.
2014 hatte die Familie das Glück, das Reiheneckhaus in einer sehr ruhigen, 1967 erbauten Siedlung zu ergattern. „Das kam für mich einem Lottogewinn gleich“, freut sich Nina, die hier mit ihrem Mann, ihren zwei Kindern sowie einer Katze und einem Welpen lebt.
In welchen Merkmalen deines Zuhauses erkennst du dich am deutlichsten wieder?
Immer in der Optimierung, diverse Makel lieben und schätzen zu wissen und durch kleine Veränderungen Altem zu neuem Glanz zu verhelfen.
Welche täglichen Rituale pflegst du?
An neuen Ideen tüfteln, mit einer Tasse Kaffee bewaffnet und dem Hund im Schlepptau durch den Garten laufen und mit irgendeinem Nachbarn ein „Schwätzle“ halten.
Eure Nachbarschaft fühlt sich miteinander sehr verbunden …
Ja, es gibt einen „runden Tisch“, an dem sich eine Glocke befindet. Wenn diese ertönt, gehen bei etwa zehn Parteien die Haus- oder Terrassentüren auf und wir treffen uns spontan zu einem kleinen, geselligen Umtrunk. In solchen Momenten kann sogar unser 84-jähriger Horst flitzen wie ein junger Hund.
In der kalten Jahreszeit wird die Terrasse zum Wintergarten.
Wo zuvor ein Outdoorbett stand, befindet sich nun ein Rattansofa.
Was bedeutet es dir, nach Hause zu kommen?
Aus gesundheitlichen Gründen verbringe ich momentan die meiste Zeit zu Hause. Es ist für mich der Ort, an dem ich meinen Ideen freien Lauf lassen kann – sowohl im Haus als auch im Garten. Hier wird ständig etwas verändert, umgeplant oder umdekoriert. Stillstand gibt es hier nicht – und das ist auch gut so!
Welche drei Dinge wissen wir noch nicht über dich?
1. Ich bin aufgrund einer starken Skoliose zu 50 % schwerbehindert.
2. Ich bin bekennender Serienjunkie.
3. Ich bade unglaublich gerne.
Dein Mann kommt gebürtig aus Kroatien. Dort verbringt ihr auch gerne eure Urlaube, oder?
Ja, speziell Istrien zieht uns magisch an. Meine Schwiegereltern stammten von dort und man merkt unseren Kindern eine deutliche Verbundenheit zu diesem Land an. Dort mieten wir uns immer ein Mobilhome und als Nachbarn haben wir meist meine Eltern und meine Schwester inklusive Nachwuchs dabei. Der Urlaub wird immer zeitlich so ausgesucht, dass mein Papi und ich mindestens einmal während dieser Zeit gemeinsam auf einen Flohmarkt gehen können.
Urlaub in Kroatien: das Künstlerdorf Grožnjan auf der Halbinsel Istrien
Könntest du dir vorstellen, dort zu leben?
Ja, ein kleines, kuschelig altes Steinhäuschen in Istrien am Meer – das wäre ein absoluter Traum! Sowohl für mich als auch für meinen Mann.
Mindestens genauso schön wie im Urlaub: Ninas Terrasse im Sommer
Abschließend noch eine Frage: Welche Gegenstände würdest du aus deinem Zuhause retten, wenn es brennen würde?
Vermutlich würde erst mal eine Welt für mich zusammenbrechen. Da ich aber ein „Stehaufmännchen“ bin, würde ich versuchen, das Beste aus der Situation zu machen und es als Chance nutzen, denn in jedem Ereignis steckt auch eine neue Chance – man muss sie nur finden.