Auf der Art Basel 2016 konnten in drei Gebäuden unterschiedlichste Objekte entdeckt werden. Hauptschauplatz war das Gebäude 2, in das ich euch im ersten Teil meines Art Basel Berichts mitgenommen habe. Dort zeigten die Galerien vor allem ihre “Flachware” (Gemälde, Fotografien, Zeichnungen und Drucke) ihrer wichtigsten Künstler. Heute nehme ich euch mit auf die Art Basel Unlimited, die nebenan in einer großen, hangarartigen Halle stattfand. Hier wurden 88 Werke ausgestellt, die über ein simples Bildformat hinausgingen, darunter auch Ai Weiweis riesengroßes "White House". Im dritten Gebäude der Design Miami/Basel präsentierten internationale Galeristen ihre vintage Möbel.
Die riesige Collage "Flugzeug (Airplane)" (Galerie Gavin Brown´s enterprise) bestehend aus tausenden kleinen Flugzeug-Fotografien, die zusammen ein großes Flugzeig bilden, begegnete uns als Erstes beim Eintritt in die Unlimited Halle. Das Werk von Thomas Bayrle entstand vor circa 30 Jahren, als es um die Erweiterung der Landebahn am Frankfurter Flughafen und die damit verbunde Lärmbelästigung ging. Es hat heute in unserer schnelllebigen und mobilen Welt nicht an Aktualität eingebüßt und steht zugleich für den großen Traum vom Fliegen.
Im ersten Moment etwas bedrochlich, zugleich aber sehr faszinierend: die Installation "N^u" von Tony Oursler (Galerie Hans Mayer). Die Augen oder der Mund sind bewegte Bilder und so verändert sich der Gesichtsausdruck ständig. Die Performance "Canon" (Galerie Gisela Capitain) verbreitete Vogelgezwitscher über das Long Range Acoustic Device (LRAD), das zur Auflösung von Demonstartionen benutzt wird und bei maximaler Lautstärke zur Hörschäden führen kann und auch auf Grundstücken verwendet wird, um sie Vogelfrei zu halten. Der junge Künstler Samson Young aus Hong Kong war als Polizist verkleidet - etwas surreal aber gut. Er hat gerade auch als erster den BMW Art Journey Preis gewonnen.
Laurie Simmons vertreten von der Galerie Salon 94 aus New York zeigte ihren Film "The Music of Regret", ein Mini-Musical in drei Akten mit Meryl Streep, Adam Guettel, eine kurzen Ausschnitt kann man sich auch auf der Seite der Künstlerin ansehen.
Paul McCarthys (Hauser & Wirth) "Tomato Head (Green)" Installation ging für 4,75 Mio Dollar an eine private Sammlung. Der Künstler verwendet die menschgroße Spielzeugfigur Mr. Potato Head, um die Beziehung zwischen moderner amerikanischer Kultur, Konsum und Unschuld darzustellen. Die Installation mit Dutzenden von der Decke schwebenden Koffern der Japanerin Chiharu Shiota (Galerie Daniel Templon) "Searching for Destination" wirkte auf mich beängstigend: sie weckt sofort Assoziationen von Flucht und Vertreibung. Eine der wenigen Arbeiten auf der Art, in der es um die gesellschaftliche Auseinandersetzungen ging (Bild PR).
Das "White House" von Ai Weiwei, eine offene Fachwerk-Tempelkonstruktion aus der Qing-Dynastie (1644–1911), die auf Glaskugeln lagert. Dahinter zu sehen Frank Stellas Damascus Gate. Davide Balula, Mimed Sculpture, 2016 könnt ihr hier auch in bewegt sehen. Die Darsteller versuchen die Umrisse, Textur und Material bekannter Skulpturen beispielsweise Giacometti's Le-nez (1947), Eva Hesses Hang up (1966) and Louise Bourgeois' Unconscious Landscape (1967-8) nachzustellen und so eine neue Beziehung zu dem Objekt aufzubauen.
Definitiv einer meiner Favoriten: Die irritierende Installation "Out of Ousia" von Alicja Kwade, eine optische Täuschung, die uns die Limits der beobacheten Realität, bzw. ihrer Subjektivität, aufzeigen soll. Beim Umrunden der identischen Steine verschmilzen diese, bzw. der eine Stein die Farbe des anderen an. Wolfgang Tillmanns hatte einen ganzen Stand als Ausstellungsfläche auf der Unlimited, was bei einigen Besuchern zu Verwunderung führte, sollte diese Sektion vor allem großformatigen Projekten zur Verfügung stehen. Nichtsdestotrotz erfreue ich mich an den Fotos, die ganz lässig an die Wand geheftet wurden.
Noch ein tolles Kunstwerk, wenn auch schwer zu fotografieren: die zwei tanzenden Blätter "Two Good Reasons" von Ariel Schlesinger, die sich von einander weg und aufeinander zu bewegten. Ich habe davon ein Video im Netz gefunden, da kann man es besser sehen (Bild PR).
Anish Kapoor Steine "Dragon" in Yves Klein Blau (Bild PR).
Eine der Installationen ,über die am meisten berichtet wurde, und auch Mitglied mywes Favorit auf der Art Basel war: Hans Op de Beeck, "The Collector's House", das Haus des Sammlers. Ein monumentales, wirklichkeitsgetreu gestaltetes Gesamtkunstwerk: ein ganzer Salon einer neoklassizistischen Villa eines möglichen Sammlers wurde nachgebaut, inkl. Seerosenbecken, Flügel, Bibliothek und Möbeln unter einer Asche- oder Staubschicht konserviert, die an Pompeji erinnern soll. Der belgische Künstler erschafft mit Vorliebe traumartige Raumszenarien, die stets vertraut und etwas fremd zugleich wirken. Es geht immer um die universelle Frage nach Bedeutung und Endlichkeit. (Marianne Boesky Gallery, Galleria Continua and Galerie Krinzinger)
Vintage Möbel und Design auf der Design Miami/Basel:
Wunderschöne Klassiker und traumhafte Oldtimer konnte man in dem Gebäude der Design Miami/Basel bewundern, in dem vor allem Galerien ausstellen, die sich auf Vintage Möbel und Design spezialisiert haben. Große Architektonische Installationen "Design at Large" wurden im Erdgeschoss ausgestellt. Sie alle verband eine konzeptionelle aber auch industrielle Innovation. Die zeitliche Bandbreite umfasste dabei zeitgenössiche Projekte von Ron Arad oder dem Mailänder Studio Dimore bis hin zu historischen Artefakten, beispielweise einer wiederaufgebauten Schule aus Villejuif von Jean Prouvé, präsentiert von der Galerie Patrick Seguin. Diese hatte auch im 1. Stock ein Gebäude von Jean Prouvé, dem Liebling der Vintage Galerien, aufgebaut - inklusive original Mobiliar.
Im Eingangsbereich waren internationale Interior Zeitschriften im do you read me?! Store zu kaufen, ein Traum. Dieses Jahr wurde das Design at Large Program vom Gründer und Chefredakteur des Cabana Magazins Mondadori Sartogo zum Thema Landschaften kuratiert. Im Fokus stand die Verbindung von Architektur und Design mit ihrer natürlichen Umgebung.
Im Erdgeschoss "Design at Large" mit einen Pavillion "Verende" des jungen Studios dimori, das an einen Wintergarten erinnern soll. Die Bepflanzung ist an den italienischen Film "Der Garten der Finzi Contini" angelehnt. Ein Ventilator sorgte für Wind und bewegte Vorhänge, ein tolles Erlebnis. Ein Raum, in dem die Zeit gefühlt stillstand.
Pflanzen an der Wand und ein Stand nur mit französischen Vintage Möbeln, wie hier das eine von zehn existierenden Exemplaren des Rosenholz Sideboard 816 von Alain Richard der Pariser Galerie Pascal Cuisinier. Im Eingangsbereich zu sehen war auch das Thema Natur: der Grasteppich "No Longer Creek" von Alexandra Kehayoglou, der einst Laufsteg von Dries van Noten während der Berliner Fashion Week war. Alexandra Kehayoglous No Longer Creek erinnert an eine Region im Norden von Buenos Aires, die durch Menschenhand so nicht mehr existiert, der Teppich lädt zum benutzen ein ohne negative Spuren in der Natur zu hinterlassen.
Der Galerist François Laffanour aus Paris hat sich auf die Arbeiten von Le Corbusier, Prouvé, Perriand und Jeanneret, spezialisiert, er vertritt aber auch zeitgenössisch Künstler wie Ron Arad. Wandteppiche auf dem Stand von Dansk Møbelkunst und dem wunderschönen Leuchter von Aage Porsbo produziert von Kemp & Lauritzen, einem Entwurf für die Kirche Skovlunde in Dänemark, waren leider schon verkauft.
Ebenfalls bei Dansk Møbelkunst, dem für mich schönsten Stand auf der Design Miami/Basel. Auch die Sessel von Poul Kjaerholm hätte ich gerne gleich mitgenommen, einfach zeitlos schön.
Und noch einmal ein Bild bei Dansk Møbelkunst. Auf dem Stand der Galerie Philippe Jousse (Jousse Enterprises) aus Paris gab es Jean Prouvés berühmten Standard Stuhl zu sehen.
Die Galerie von Patrick Parrish aus New York hat sich auf Amerikanische Vintage Möbel von 1940 bis 1965 spezialisiert. Die Galerie Vivid hatte einen original Gerrit Rietveld dabei.
Galerie Patrick Seguin hat ein interessantes Sammlungsgebiet für seine Galerie: zerlegbare Häuser von Jean Prouvé, auf der Design Miami/Basel waren gleich zwei davon zu sehen.
Die Kunststadt Basel - immer eine Reise wert
Schon als Kind hat diese Stadt eine bleibende Erinnerung hinterlassen. Ich mag Zürich sehr, aber auch Basel im Dreiländer Eck hat unglaubliche Qualität. Die Dichte an tollen Museen, das Museum Tinguely, das Kunstmuseum, die Fondation Beyeler um nur einige zu nennen. Weil am Rhein mit dem Vitra Campus liegt gleich in der Nähe, und der Schwarzwald und Freiburg sind auch nicht weit... Ein paar Tipps zu Basel hatte ich bereits hier notiert.
Die ganze Stadt wird zur Ausstellungsfläche, so gab es auch den Parcours rund um den Münsterplatz und in den Klostergängen der mit zum Rahmenprogramm der Art Basel gehörte.
Nicht nur die historischen Schweizer Häuser mag ich sehr, auch die neuen Bauten sind beeindruckend: Der neue Erweiterungsbau des Kunstmuseums von Christ & Gantenbein wurde erst im April eröffnet. Und das Museum der Kulturen, mit seinem erst im Innenhof zu sehenden und 2011 fertiggestellten Anbau, der Basler Architekten Herzog & de Meuron. Basel ist voller spannenden Gegensätze.
Das Haus der Kulturen: Ich war begeistert von der Zusammenstellung und Präsentation der verschiedenen Ausstellungen, die allesamt sehenswert sind.
Kunst darf und muss auch verstören und aufrütteln, dafür gibt es perfekte Orte wie beispielsweise die documenta in Kassel, die nächstes Jahr wieder vom 10. Juni bis 17. September stattfindet. Persönlich ausgewählte Kunst für das eigene Zuhause ist intim und darf einfach glücklich machen, berühren, erfreuen und bereichern. Ich genieße es allein schon auf SoLebIch.de die beeindruckende barocke Hängung bei Mitglied meinaugenblick zu betrachten (mehr zum Thema Bilder aufhängen) eure selbst hergestellten oder erworbenen Kunstwerke anzuschauen, wie zum Beispiel die Fotografien von Billy & Hells, die als Svende , Weiss oder Idah bei Hague Blue bei euch eingezogen sind.
Falls ihr gerade Künstler für euch entdeckt habt, erzählt uns doch davon? Spannend ist auch immer, wo ihr Kunst findet und kauft, habt ihr Tipps? Johanna hatte hier tolle online Galerien aufgelistet, aber es gibt sicher mehr Orte um Kunst zu kaufen. Wäre toll, wenn hier eine kleine Sammlung zusammenkommen würde