Der Holzarbeit mit dem Hobel zusehen, die behutsamen Bewegungen der Porzellanmalerin beobachten, exklusive Parfums riechen: All dies waren bleibende, sinnliche Momente im AD House of Crafts in Berlin.
Ein kurzes Video mit Impressionen vom AD House of Crafts.
Fabian Fischer aus Freiburg stellt in traditioneller Handwerkskunst traumhafte Holzmöbel her – vor allem Windsor-Stühle.
Ein Wochenende lang lud die AD all diejenigen zum ersten AD House of Crafts ein, die an feinen Dingen interessiert sind. In der Manufakturenausstellung galt es auf 640 qm, junge Talente, versierte Craftsmen und europäische Werkstätten zu entdecken. Besonders beeindruckend war es, den „Machern“ während ihrer Arbeit zuzusehen und sich von der stilvollen Zusammenstellung, kuratiert von der AD-Leiterin des Stilressorts Sally Fuls, inspirieren zu lassen.
Im Magazin der Heeresbäckerei in Berlin-Kreuzberg empfing mich eine traumhafte Gruppe von Bocci-Hängeleuchten. Beim Eintritt in die große Halle fiel mein erster Blick gleich auf eine meiner Lieblingsecken von Andreas Murkudis: den Agape-Case-Tisch aus Marquina-Marmor mit der Keramik von Kasper Würtz. Im Hintergrund ist eine der traumhaften, extra aus Mailand ausgeliehenen Vintage-Paneele von Jean Prouvé zu sehen.
Wunderschöne Keramik des dänischen Labels Kasper Würtz; kaufen kann man diese bei Andreas Murkudis.
Extravagante Marmorvasen von Collection Particulière und eine traumhafte Liege aus feinstem Leder von Christophe Delcourt.
Was es alles zu sehen und zu entdecken gab? Fabian Fischer fertigte Stühle ohne Maschinen. Marcin Rusak, der einer 100 Jahre alten Blumenzüchterfamilie entstammt, zeigte Tische mit in Harz gegossenen Trockenblumen. Die eigens aus New York angereiste Margaret Magnuson, Mitgründerin der exklusiven Edition de Parfums von Frédéric Malle, erklärte, aus welchen Komponenten der neue Duft „Rose & Cuire“ besteht.
Einzigartige Formensprache: der Konsolentisch von Hannes Peer für SEM Milano. Die Tonvasen sind von Lutz Könecke. Jedem Detail der Stühle von Fabian Fischer sah man die Handarbeit an – ein wahres, haptisches Erlebnis!
Und nicht zuletzt waren es die Vintage-Paneele von Jean Prouvé, die Menschen und Objekten die perfekte Bühne boten. AD-Chefredakteur Oliver Jahn entdeckte diese bei der Galleria Bellucci und ließ sie nach Berlin bringen. Architekt Hannes Peer inszenierte sie perfekt im Raum. Letzterer war übrigens mit zwei einzigartigen Möbelentwürfen für den Hersteller SEM Milano vertreten.
Wahres Liebhaberstück: der beeindruckende Tisch von Marcin Rusak mit in Harz gegossenen Trockenblumen. Harz ist in meinen Augen ein neues Trendmaterial. Der Teppich ist von Reuber Henning, die Blumenkästen von llot llov und die Samtsessel des Libanesen Khaled El Mays kommen von der Mailänder Galerie Nilufar.
Gesa Hansen präsentierte ihre neue Taue imitierende Holzbank aus Eiche Ropes Bench, die sie für den dänischen Hersteller Skagerak entwarf. Sanchir Kath, Sohn von Jan Kath, weihte geduldig alle Interessierten in die Kunst des Teppichknüpfens ein.
Tischkultur bei Meissen am Tisch und Stuhl von Nachwuchsdesigner Victor Foxtrot
Um was ging es AD genau, ein Wochenende lang das Handwerk zu feiern? Oliver Jahn, Chefredakteur von AD, fasst die Idee hinter der Manufakturenausstellung so zusammen: „Bei House of Crafts geht es nicht um puren Luxus, sondern darum, ein Bewusstsein zu schaffen für die gesellschaftliche Relevanz, die Schönheit und Vielgestaltigkeit des Handwerks. Nicht zuletzt richtet sich unsere Ausstellung an ein junges Publikum, das wir einladen möchten, sich ein Bild von den Möglichkeiten zu machen, die sich im Handwerk auftun. Vielleicht wird aus Faszination ja eine Passion oder am Ende gar ein Beruf?!“
Hanne Willmann zeigte mit der aufwendigen Petatillo-Technik gefertigte Terrakottagefäße, die in Mexiko mit dem bekannten Künstler José Bernabe entstanden. Prantl aus München präsentierte ihre exklusiven Papierwaren auf dem Tisch ABBONDIO von Moritz Bannach in Gesellschaft des SCHULZ-Stuhls von Objekte unserer Tage. Die ausgefallene Objektcollage mit Koralle ist von Klaus Dupont und die Gläser von Lobmeyr.
Die Berlinerin Milena Kling, langjährige Mitarbeiterin von Sarah Illenberger, zeigte ihre mundgeblasenen Kristallvasen. Wahre Handwerkskunst wurde bei Meissen vor Augen geführt.
Alle Aussteller gibt es hier zu entdecken.
Spannende Begegnungen wie mit Architekt Hannes Peer, Modedesigner William Fan (Schminktisch für Dr. Hauschka) oder Kera Till (Illustratorin, unter anderem für Prantl) machen solche Events zu Erlebnissen, die doch einfach nur offline stattfinden können. Ich wünsche mir noch viele weitere AD House of Crafts!
PS: Vergangenes Wochenende fand auch die Berlin Art Week statt. So habe ich einen Tag in der Hauptstadt drangehängt, um Galerien und Museen zu erkunden. Ein paar Tipps sollten sich alle Kunstinteressierten nicht entgehen lassen:
Im Gropius Bau versteckt sich ein Geheimtipp: das Beba-Restaurant mit jüdischer Küche. Bei Andreas Murkudis hat Industriedesigner Christian Haas derzeit eine sehenswerte Einzelausstellung. Verliebt habe ich mich in seinen Travertintisch Matéria. Hier gibt es einen kleinen Onlineeinblick der Ausstellung.
Die Galerie Eigen + Art zeigt gerade die Arbeiten von Olaf Nicolai. Geht hin und lasst euch überraschen, wie er „How to fancy the light of a candle after it is blown out“ übersetzt.Um die Ecke befindet sich gleich die Galerie Sprüth Magers mit einer Hanne Darboven Ausstellung. Außerdem habe ich endlich mal den Boros Bunker von Innen gesehen. DIe Architektur ist beeindruckend und sehenswert.
Die auf Videokunst spezialisierte Julia Stoschek Collection in Berlin präsentiert lebendige Seidenraupen und bedrückend ästhetische Videokunst von WangShui.