„Das Wohn-, Ess- und Arbeitszimmer ist mit einem großen Durchbruch verbunden und verschmilzt zu einem Raum. Das macht es großzügig und hebt den Blick von beiden Räumen zur Decke, wo noch wunderschöner alter Stuck zu sehen ist.“
Atmosphärisch changieren Licht und Schatten an den ausdrucksstarken Altbauwänden der Drei-Zimmer-Wohnung in Berlin-Kreuzberg. Hier im Geborgenheit ausstrahlenden Zuhause von Philipp (37) aka @philipphofstetter gleicht kein Raum dem anderen: Von satten Grün- und sanften Rosatönen im Wohnbereich über den in tiefes Blau getauchten Flur bis zum asketisch-ruhigen Schlafzimmer mit frei stehender Badewanne entsteht ein Mix aus völlig verschiedenen Dingen, Materialien und Farben. In ihrer Kombination bilden die unterschiedlichen Welten jedoch ein harmonisches Universum, ohne eklektisch zu sein.
Ein Gespräch über das Wohnen und Arbeiten unter einem Dach, über die Notwendigkeit von Wandel und über das Gefühl, zu Hause keine Kompromisse eingehen zu müssen.
„Im chinesischen Horoskop bin ich ein Schwein“, sagt Philipp. „Diese gelten als tolerant, herzlich, hilfsbereit, ehrlich und vertrauenswürdig. Und sie sind unerschütterliche Optimisten: Niederlagen nehmen sie gelassen hin, denn sie glauben immer daran, dass am Ende alles gut wird.“ Philipps größter Glückskauf ist das Sofa von Sitzfeldt. „Es besteht aus drei einzelnen Modulen, die sich immer wieder neu kombinieren lassen. Das ist perfekt für jemanden, der sehr gerne umstellt“, erklärt er.
Lieber Philipp, was liebst du an deinem Zuhause besonders?
Ich denke, das ist die Wohnung an sich. Als ich sie das erste Mal betreten hatte, wusste ich: Die ist perfekt! Außerdem ist sie genau nach meinen Bedürfnissen eingerichtet, was natürlich nur möglich ist, weil ich hier alleine lebe. Besonders für mich ist, dass ich nach Hause komme und keine Kompromisse eingehen muss.
Philipp verbringt viel Zeit auf dem Daybed im Erker: „Mein favorisierter Platz in der Mittagspause. Außerdem kann man sich dort wunderbar zum Lesen einnisten – egal ob die Sonne scheint oder Regen auf das Fensterbrett prasselt.“
Der Esstisch und die Stühle sind von Niels Otto Møller für J.L. Møllers.
Beruflich gesehen bedeutet bei dir, nach Hause zu kommen, im gleichen Haus zu bleiben …
Genau. Ich bin seit zehn Jahren selbstständiger Friseur, Hair & Make-up Artist. Mein Kreuzberger „beauty department“ befindet sich im gleichen Haus wie meine Wohnung. Deswegen verbringe ich auch die Mittagspause gerne zu Hause.
Wir haben gehört, dass du das Styling für Vicky Leandros machst. Bekommen wir auch einen Termin bei dir oder bist du auf Jahre ausgebucht?
Jeder bekommt einen Termin bei mir. Wir haben auch gar nicht so lange Wartezeiten, weil ich die Öffnungszeiten für mich sehr flexibel gestalte! Termine kann man ganz einfach über unsere Homepage buchen.
„Farben, umstellen, ausprobieren, dekorieren, hin- und herschieben, inszenieren, von unerschwinglichen Möbeln träumen, improvisieren, die Zeit zu Hause genießen“, beschreibt Philipp seine große Liebe für Interior. Ein Ergebnis davon? Das Wandfarben-Makeover im Wohnbereich!
„Der Wandel von Einrichtung oder Farbe ist für mich ein wichtiges Element, um im Kopf kreativ zu bleiben.“
Die kleine Kommode mit Marmorplatte ist von Philipps Eltern. Ansonsten folgt er dem Credo: „Kommoden gibt’s nicht. Schränke möchte ich nicht.“
Wie ließe sich dein Wohnstil beschreiben?
Da komme ich auf keine Antwort. Letztens hat jemand aber meine Wohnung als „moody“ bezeichnet. Das trifft es ganz gut.
Worauf legst du bei der Gestaltung deines Zuhauses Wert?
Vor allem muss es für mich schön und gemütlich sein – lieber schön als praktisch. Das habe ich gerade auch in meinem Laden umgesetzt. Nach fast zehn Jahren war es an der Zeit, etwas neuen Schwung, mehr Offenheit und Gemütlichkeit in die Räume zu bringen. Ich wollte eine stärkere Verbindung des Stils meiner Wohnung und des Geschäfts schaffen. Geschmack und Werte verändern sich im Laufe der Jahre. Der Wandel von Einrichtung oder Farbe ist für mich ein wichtiges Element, um im Kopf kreativ zu bleiben. Vieles konnte ich noch nicht ganz so umsetzen, da ich im Lockdown sehr vorsichtig mit den Finanzen sein musste.
Du bist stolzer Besitzer einer frei stehenden Badewanne im Schlafzimmer ...
Mein Vermieter hat mir den Luxus erlaubt, das Schlaf- und Badezimmer mit einem Durchbruch zu verbinden und nach meinen Wünschen umzubauen. So ist es zu einer Badewanne und Dusche gekommen. Wenn ich morgens aufwache und das Fenster nur knapp offen steht, bewegen sich die leichten Vorhänge, wenn ein sanfter Wind weht. Dabei berühren sie ganz leicht die Badewanne und schweben wieder zurück. Dem könnte ich dann ewig zusehen, während ich meinen Kaffee schlürfe.
Philipp ist leidenschaftlicher „Bader“. Müsste er sich entscheiden, würde er die Badewanne immer einer Dusche vorziehen. Glücklicherweise hat ihm sein Vermieter erlaubt, Schlaf- und Badezimmer mit einem Durchbruch zu verbinden und eine Badewanne einzubauen.
Das Bett ist von Ellenberger.
Was steht aktuell auf deiner Interior-Wunschliste?
Eigentlich habe ich alles, was ich brauche, aber seit Jahren träume ich von einer Leuchte: Neo/Crafts Iris von Sebastian Scherer. Leider ist sie sehr, sehr teuer und ich finde, drei Stück müssten es schon von diesen überdimensionierten Seifenblasen aus Glas sein … na ja.
In der Küche verbringt Philipp täglich viel Zeit und kocht gerne auch für Freunde.
Du bist auch in deiner Freizeit ein leidenschaftlicher Schwimmer, oder?
Ja. Wasser war schon immer mein Element und seit ein paar Jahren gehe ich mindestens dreimal die Woche im Schwimmbad trainieren. Sobald ich ins Wasser eintauche, fühle ich mich frei und zufrieden. Je nach Distanz ist beim Schwimmen vor allem die Technik wichtig und es ist ein unglaubliches Gefühl, mit gerade so viel Körperspannung durch das Wasser zu gleiten, ohne dabei zu verkrampfen. Das wäre übrigens auch ein Traum für mein Traumhaus: eine eigene Schwimmbahn im Garten, 25 oder 50 Meter lang. Ich mache aber generell gerne Sport. Mehr dazu hier.
Nicht weniger traumhaft als die Vorstellung vom eigenen Schwimmbad im Garten: das Refugi Lieptgas in der Schweiz – ein außergewöhnlicher Übernachtungstipp, den uns Philipp empfehlen kann. „Ein absoluter Traum! Beton hat sich nie wieder so weich angefühlt“, schwärmt er.
Welche drei Dinge wissen wir noch nicht über dich?
1.Wenn ich für mich alleine Kartoffeln koche, schäle ich sie meistens aus Faulheit nicht. Auch nicht beim Verzehren.
2.Ich wollte immer den „Zauberberg“ gelesen haben, leider ging mir mehrmals weit unterhalb der Mittelstation die Luft aus.
3.Es gibt Menschen, die behaupten, ich könne nicht gut abspülen.
Worin spiegelst du dich selbst in deiner Wohnung wider?
Im Großen und Ganzen ist meine Wohnung ein Mix aus völlig verschiedenen Dingen, Materialien und Farben, die teilweise überhaupt nicht zueinander passen, ohne dabei eklektisch zu sein. Ich selbst nehme mich ähnlich wahr. Trage mal dies, mal jenes. Meine Interessen streuen sich breit und ich habe viele Talente, aber kein Interesse an Perfektion. Ich nehme vieles, wie es kommt, und reagiere.
Die pinke Tür im Flur wollte Philipp nicht für uns öffnen. „Dahinter verbirgt sich reinstes Chaos“, lacht er.
Philipps Kreuzberger „beauty department“ befindet sich im gleichen Haus wie seine Wohnung.
Möchtest du immer in der Großstadt leben?
So gerne ich die Großstadt auch mag, zieht es mich seit einiger Zeit aufs Land. Brandenburg! Ein kleines Häuschen, am liebsten im Nichts. Das wäre bis vor ein paar Jahren sicherlich undenkbar für mich gewesen, aber die Zeiten ändern sich und ich lasse den Wandel gerne zu. Allerdings wäre das nur was fürs Wochenende, meine Arbeit ist und bleibt in der Stadt. Die Großstadt schenkt mir mit den vielen verschiedenen Köpfen, Kulturen und dem ständigen Drang nach Veränderung die Basis für meine kreative Arbeit und zwingt somit meine Gedanken und mein Handwerk oft spontan zu neuen Ideen und Herangehensweisen. Tatsächlich war es nie wirklich mein Traum, Friseur zu werden. Es ist einfach passiert, zu mir gekommen – und das war wundervoll so!