"Plastik und Hochglanz mag ich nicht leiden!" - zu Besuch bei MiMaMeise in Hamburg

von Kati Tiringer

Wenn Meise und Miau, Gelb und Blau und Alt und Neu untrennbar zusammengehören, sind wir zu Besuch in Hamburg: Bei Sandra Maria aka MiMaMeise, die mit Freund Tom und den Miezen Jenne, Mia und Molle im schönen Schanzenviertel wohnt. Das Paar wohnt so wunderbar speziell und individuell, dass wir euch die beiden unbedingt vorstellen und ihr Zuhause zeigen möchten.

Dass die Wohnung so besonders ist, liegt sicherlich an Sandra Marias unverkennbarem Faible für einzigartige Vintage-Möbel, gekonnte Farbigkeit, einer besonderen Liebe zum Detail und stetiger Veränderung. Gemusterte Tapeten oder neue Wandfarben kommen und gehen, der einzigartige MiMaMeise-Stil bleibt. Sandra Maria wohnt, wie es ihr gefällt. Und weil gerade das uns so gut gefällt, schmückt ihr schönes Esszimmer nun auch das Cover des neuen SoLebIch-Buches. Was sie dazu sagt, und was ihr bei der Einrichtung ihrer Altbauwohnung wichtig ist, hat sie uns im Interview erzählt.


Liebe Sandra Maria, erzähle doch kurz wer du bist und was du machst.
Ich bin gelernte Floristin, seit einigen Jahren selbstständige Schmuckdesignerin mit eigenem Label MiMaMeise und einem kleinen Vintage Shop namens IloveSparrows. Beide Shops sind auf der online Plattform DaWanda zu finden.

Du wohnst mit deinem Freund und drei Katzen in einer wunderschönen Altbau-Wohnung im Hamburger Schanzenviertel. Wie habt ihr euch eingerichtet, was war euch besonders wichtig?
In erster Linie war es uns sehr wichtig, den Altbau-Charme wiederherzustellen. Die Wohnung sah, als wir sie bezogen haben, aus wie jahrzehntelang besetzt. Viele Jugendstilelemente von 1904 waren von den Vormietern zerstört worden. So kam es, dass wir in sämtlichen Räumen den Deckenstuck wieder selbst angebracht und  zugenagelte Holzkassetten unter den Fenstern von billigen Spanplatten befreit haben. Außerdem haben wir ein Teil des alten Dielenbodens, in der Küche von mehreren PVC Schichten befreit und abgeschliffen haben. Was die Gestaltung vor allem in der Küche angeht, orientieren wir uns einrichtungstechnisch ganz nach den historischen, sehr gut erhaltenen, nordischen Hamburger Kacheln. Dementsprechend fällt unsere Küche sehr nostalgisch-maritim aus und ist dadurch schwer abänderbar, da die Fliesen in der Küche ein recht dominantes Auftreten haben. Ansonsten ändert sich in allen anderen Räumen in der Wohnung ständig etwas, da zu meiner Leidenschaft auch das streichen der Wände gehört. Wenn mir eine Farbe gefällt, überlege ich nicht lange, besorge mir diese aus dem Baumarkt und schwinge noch am selben Tag den Pinsel. Unsere Einrichtung setzt sich zusammen aus zum Teil lange gesuchten, antiken Einzelstücken, die eine eigene Geschichte erzählen. Aber auch neue Teile finden ihren Platz. Schön ist, was gefällt. Und das findet letztendlich zusammen.


Dein Einrichtungsstil ist ziemlich einzigartig und besonders; ich erkenne dein Wohnungsfoto bestimmt, wenn ich es zwischen hunderten suchen muss. Woher nimmst du die Inspiration, zum Beispiel für deine türkis-blaue Wand am Essplatz oder die Mustertapete, die kürzlich noch dein Wohnzimmer schmückte?
Die Farben, die unsere Wohnung dominieren, sind gleichzeitig meistens meine aktuellen Lieblingsfarben. Die Blattmustertapete war allerdings nur ein kurzes Zwischenspiel, das mich bei der Wandgestaltung wenig Freiheit gewähren ließ. Deshalb war die Tapete letztendlich genau so schnell wieder verschwunden, wie kurz zuvor angebracht. Aktuell genieße ich die zu 70% weißen Wände, welche unsere Wohnung sehr viel heller und großzügiger erscheinen lassen. Die weißen Wände geben mir zudem mehr Spielraum, was die Gestaltung und Farbakzentuierung der Möbel, Deko und Wandbilder betrifft.

Du bleibst deinem Stil immer treu, veränderst aber stetig irgendwas. Warum ist das so?
Man entwickelt sich weiter, der Geschmack ändert sich hier und da. Und es macht mir Spaß, auch mal radikal und schnell etwas zu ändern. In manchen Momenten brauche ich das einfach. Momentan habe ich jedoch keine neuen Pläne, was die Wohnungsgestaltung betrifft, bin glücklich und zufrieden wie es nun ist.


Viele deiner Möbel sind Vintage- oder Einzelstücke. Wo kaufst du sie?
Die meisten unserer Möbel, vor allem die weißen aus der Jugendstilzeit, haben wir in den letzten acht Jahren auf dem Sternschanzenflohmarkt nach und nach gesucht und gefunden. Andere Möbel, wie das riesige, dänische Teak-Sideboard aus den 60er Jahren, waren ein echtes Ebay-Schnäppchen, wonach ich lange zu diesem Superpreis gesucht habe. Da ich schon länger alte dänische Teakholzkerzenleuchter sammle, habe ich mich besonders darüber gefreut, diesen nun einen optimal passenden Standort auf dem Sideboard gewähren zu können. Neue Accessoires oder auch Lampen, die zum Teil dem Vintage Stil der 60er Jahre nachempfunden wurden, finden wir meist auch in einigen unserer Lieblingsläden um die Ecke - wie Lys Vintage, die Wohngeschwister und Minimarkt.

Welche anderen Tipps hast du für Hamburg, bzw. das Schanzenviertel?
Das schöne Café Herr Max im Schulterbatt bietet nicht nur sehr ausgefallene Kuchen und Eissorten, sondern ist auch ein optischer Genuss. Wer es gerne wie wir künstlerisch und etwas ruhiger und idylischer mag, dem wird das Jenisch Haus im gleichnamigen Hamburger Park sehr gut gefallen. Wer sich gerne in der Hamburger Innenstadt aufhält, sollte dem Café Paris, ein Caféhaus aus dem Jahre 1900 in der Rathausstrasse, einen Besuch abstatten. Am Abend kann man sich in der Schanze gute Konzerte in der Astra Stube, im Knust oder Uebel und Gefährlich ansehen und hören. Gute Musik wird auch im grünen Jäger und in der Kleinraumdisko aufgelegt.


Würdest du umziehen und dürftest nur drei Möbelstücke mitnehmen, welche wären das?
Meinen dunkelroten Jugendstil-Kleiderschrank aus Mahagonie mit Gold-Intarsien. Er bedeutet mir viel. Auch, wenn er optisch gesehen, in unserer Wohnung ein wenig aus der Reihe tanzt. Soch das gehört so. Außerdem liebe ich noch den großen, über 100 Jahre alten, ausziehbaren Esstisch. Und natürlich darf das dänische Teak-Sideboard nicht fehlen. 

Nachhause kommen bedeutet für dich... 
...aufatmen und entspannen, sich einfach wohlfühlen in Gesellschaft unserer drei Pelzkinder: Jenne, Mia und Molle.


Du stellst für dein Schmucklabel wunderschöne Einzelstücke her. Wie kam es dazu, und trägst du deinen Schmuck auch selbst?
Es war eher eine spontane Idee vor sechs Jahren. Ich habe zuerst mit einigen selbst entworfenen Filzbroschen sowie selbst genähten Kissen in Baumform angefangen und die Teile über DaWanda recht zügig verkauft. Dies hat den Ansporn gegeben, einfach weiter zu machen und shoptechnisch größer zu werden, bis hin zur Selbstständigkeit vor vier Jahren. Da ist auch Tom mit eingestiegen und hat dafür sogar seinen damaligen Job gekündigt. Ich liebe Schmuck und sammle ihn schon seit vielen Jahren, insbesondere seltene Vintage Teile aus den 50er, 60er und 70er Jahren. Selbst trage ich allerdings so gut wie keinen Schmuck. Klingt komisch....ist aber so.

Wie darf ich mir deinen Kleidungsstil vorstellen, welche Farben, Materialien und Labels magst du? Worauf legst du Wert?
Vom Stil her mag ich die Kleidung vom Label mint&berry sehr, außerdem bin ich ein großer Fan von Human Empire. Bis vor kurzem habe ich viele T-shirts, speziell aus älteren Human Empire-Kollektionen, gesammelt - bis der Kleiderschrank im wahrsten Sinne platzte. Schon seit meiner Jugend kaufe ich fast all meine Klamotten gebraucht, in Second Hand Läden. Wohl fühle ich mich gedeckten Farben.

Du ernährst dich vegan. Warum udn wie lange schon? Vor welche Herausforderungen stellt dich das im täglichen Leben? Was kommt bei dir auf den Tisch?
Ich ernähre mich seit fast zwei Jahren, so gut es mir gelingt, vegan. In erster Linie aus Liebe und Mitgefühl zu allen Tieren. Vegan zu leben ist meines Erachtens die logische Konsequenz aus Verantwortungsbewusstsein gegenüber der Umwelt und Mitwelt. Tom und ich kochen fast jeden Tag selbst, was uns sehr viel Spaß macht, da wir viel experimentieren und durch die vegane Umstellung viel Neues entdecken durften. Verzichten müssen wir auf nichts, was wir früher gerne gegessen haben, da die meisten unveganen Lebensmittel sehr einfach ersetzt werden können. Und Pommes gehen doch eh immer! 

Auf Reisen sicher auch nicht so einfach... Wie macht ihr Urlaub?
Seit unserer Selbstständigkeit hatten wir keinen wirklichen Urlaub mehr. Dafür können wir unsere Arbeitstage fast immer selbst einteilen. Wenn das Wetter schön ist, fahren wir spontan an den Blankeneser Elbstrand, den wir ganz fix mit dem Fahrrad erreichen können. Ansonsten unternehmen wir gerne kleine Städtereisen bzw. Tagestrips nach Bremen, Lübeck, Lüneburg, einige der Städchen die wir sehr mögen. Im Sommer zieht es uns meist an die schöne Ost- und Nordsee. Dem so spontan nachgehen zu können, bedeutet eine gewisse Freiheit für uns. 

Würdest du sagen, dass sich deine Persönlichkeit in deiner Einrichtung widerspiegelt?
JA! Meine Liebe zu Lebendigkeit, Vergangenem, Farben, Holz, Kunst und Pflanzen spiegelt sich in der Wohnung wieder. Plastik und Hochglanz mag ich hingegen gar nicht leiden.

Du bist langjähriges SoLebIch-Mitglied, dein Esszimmerbild schmückt sogar das Cover des neuen SoLebIch-Buches. War das dein schönster SoLebIch-Moment? Was schätzt du generell hier?
Neben der Bekanntschaft vieler lieber, und vor allem sehr lustiger Menschen, auch wenn ich auch die meisten nur virtuell kenne, war das Cover zugegebenermaßen tatsächlich mein aufregendster SoLebich Moment. Ich hatte absolut nicht damit gerechnet. Und ich freue mich immer noch sehr darüber.

Vielen Dank für das schöne Interview!


Sandra Maria ist mit Freund und Katzen mittlerweile umgezogen. Eine neue Homestory gibt es zwar noch nicht, dafür viele tolle Wohnungsbilder in ihrem SoLebIch-Profil.

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