Wow, coole Wohnung, cooles Profilbild, ahja Berlin! – dachte ich, als ich Sallysunshine hier über ihre Fotos kennen lernte. Ihr stilvolles Sammelsurium aus Vintage-Möbeln, ihre Kamerasammlung, die mutige schwarze Wohnzimmerwand, ihre beiden pelzigen Mitbewohner Drago und Barni, die mich immer schmunzeln lassen, der Retro-Look all ihrer Fotos und nicht zu letzt ihre wunderbare Frisur (Mädls mit kurzem Pony sind mir eben immer gleich sympatisch) – interessant, einzigartig, inspirierend und wunderschön.
Kreativ ist Sally nicht nur bei der Einrichtung ihrer Wohnung, sondern auch auf Reisen und in ihrem Job als Fotografin. Dass sie aber ursprünglich gar nicht aus Berlin kommt und warum sie trotzdem fabelhaft in die Hauptstadt passt, lest ihr in diesem Interview.
Liebe Sally, du bist Fotografin und machst wunderschöne Bilder. Wie kamst du zum Beruf und was fotografierst du am Liebsten?
Eigentlich bin ich gelernte Arzthelferin. Knapp zwanzig Jahre lang habe ich diesen Beruf ausgeübt, aber irgendwie stand mir der weiße Kittel nie wirklich gut. Vor gut vier Jahren hab ich mich daher als freie Fotografin selbstständig gemacht und fotografiere seitdem alles, was mein Leben aus und schön macht. Ich nehme natürlich auch Auftragsarbeiten an, sehr gerne fotografiere ich Hochzeiten, frisch verliebte Paare, zu Kindergeburtstagen oder einfach persönliche Portraits. Meine liebsten Motive finde ich aber in der Natur, in der Begegnung mit Tieren oder in Stillleben mit floralem Inhalt.
Du lebst seit zwei Jahren in Berlin. Wie wohnt es sich in der Hauptstadt?
Wir wohnen mit unseren beiden Hunden am Stadtrand von Berlin, im unhippen Reinickendorf. Weil die Hauptstadt für mich absolutes Neuland war als wir von Köln herzogen, war mir das aber völlig egal. Die Vorstellung von einem eigenen Garten und der Nähe zur Natur fanden wir viel reizvoller, als umgeben zu sein von hippen Cafés und hippen Menschen. Wenn ich mich mal nach Kultur und schicken Einkaufsmöglichkeiten sehne, setze ich mich einfach in die U-Bahn und bin in 15 Minuten mitten drin im urbanen Gewühl.
Wie würdest du deinen Wohnstil beschreiben?
Mit dem Umzug passte auf einmal ganz wunderbar zusammen, was ich über die Jahre auf vielen Flohmärkten gefunden und gesammelt habe. Ich mag das Design der 50er und 60er Jahre, aber auch Möbel der Gründerzeit; sie haben für mich viel mehr Wert als Massenware aus großen Möbelhäusern, ich finde sie haben mehr Seele, sind individueller und hochwertiger gearbeitet. Obendrein schonen gebrauchte Möbel Ressourcen, ein Aspekt der mir auch wichtig ist. Weil ich Dinge aus vergangenen Epochen schöner finde als Neues, ist mein Stil sicher sehr Retro-lastig. Trotzdem haben wir natürlich auch ein paar neue Designerstücke, zum Beispiel unser Mags Sofa von HAY.
Berlin ist ja sicherlich ein Mekka für Vintage-Möbel und - Wohnaccessoires?
Ja! Ich liebe es, über die vielen Flohmärkte in der Stadt zu schlendern, immer das Ziel vor Augen einen Schatz zu finden. Auf dem Mauerparkflohmarkt (jeden Sonntag; Bernauerstraße 63 - 13355 Berlin Mitte) hab ich schon die tollsten Dinge für wenig Geld gefunden, auch wenn er bei den „echten Berlinern“ wegen den vielen Touristen sehr verpönt ist. Für unsere Wohnung habe ich auch bei Ebay richtig tolle Möbelstücke gefunden. Das war allerdings sehr zeitaufwändig und ich favorisiere ganz klar den Flohmarkt, auch wenn es immer teurer wird, weil Retro zur Zeit so angesagt ist...
Wo kann man in der Hauptstadt sonst noch schönes Altes kaufen?
Es gibt viele kleine Lädchen hier, in denen Dinge aus Haushaltsauflösungen angeboten werden, da habe ich aber eher selten Glück. Leider etwas hochpreisiger aber ein guter Tipp ist Stilraum Berlin (Eldnaerstr. 21 – 10247 Berlin Friedrichshain). Dort haben wir ein tolles Daybed und einen schönen Teakholztisch für das Büro meines Mannes gekauft. Wir durften sogar ins Lager – das absolute Teakholz-Möbel-Wunderland - um uns einen Tisch auszusuchen. Sie importieren gebrauchte Möbel direkt aus Dänemark und arbeiten sie dann auf.
Und wohin zur Kaffee-Pause?
Was ich sehr mag ist das Café Linnen in der Eberswalderstr. 35 in der Nähe der Kastanienallee und direkt neben dem Mauerpark. Man kann dort auch Zimmer und Apartments buchen, die einfach großartig eingerichtet sind und genau meinen Geschmack treffen!
Würdest du sagen, dass sich dein Einrichtungs-Stil auch in andere Lebensbereiche überträgt?
Ich glaube, dass der individuelle Sinn für Ästhetik alles umfasst, was einen so umgibt; Architektur, Design, Kunst, Interieur, Essen und Mode. Ich selbst gebe seit einiger Zeit viel mehr und auch lieber Geld für unsere Einrichtung oder für meinen Garten aus als zum Beispiel für Kleidung. Wenn ich aber doch etwas Neues zum Anziehen brauche, achte ich seit einer Weile darauf, dass die Sachen nachhaltig oder sogar vegan produziert sind und mich länger als eine Saison begleiten. Meistens stecke ich aber eher in funktionaler Kleidung weil ich mit meinen Hunden so viel draußen unterwegs bin. Die sieht zwar leider nicht ganz so vorteilhaft aus, ist dafür aber warm und wasserdicht.
Du kleidest dich also so gut es geht vegan. Wie ist das mit der Ernährung?
Ich bin in der Küche ehrlich gesagt eine ziemliche Niete; mir brennt grundsätzlich irgendetwas an wenn ich koche. Dafür backe ich sehr gerne. Wir essen schon seit zwölf Jahren kein Fleisch mehr, bewegen uns aber tatsächlich gerade immer mehr in Richtung vegan. Ich liebe Tiere sehr und finde es schlimm, dass viele Menschen die grausamen Begleiterscheinungen unserer Ernährungs-Produktion so selbstverständlich hinnehmen, wie z.B. die Massentierhaltung. Da ist reisen mit Tieren viel schöner!
Du bist im letzten Jahr mit Mann, Hunden und einem ganz besonderen Tier durch die Uckermarkt gewandert. Erzähl doch mal.
Ja mit einem Esel! Darüber hatte ich einen Bericht im Fernsehen gesehen. In anderen Ländern wie Spanien wird das schon länger für Touristen angeboten, da man sich sehr gut mit Eseln im unwegsamen Gelände bewegen kann. Ich mag Esel sehr und wollte darum unbedingt selber einmal so eine Wanderung mit einem Esel ausprobieren – es war wirklich toll! Es bleibt einem gar nichts anderes übrig, als sich dem gemächlichem Tempo des Esels anzupassen, dadurch wird man absolut entschleunigt. Dank dem Esel und der wirklich großartigen Landschaft der Uckermark hatten wir drei wirklich erholsame Tage. Ich kann das absolut weiter empfehlen und würde es gerne selber noch einmal machen. Gebucht haben wir über: tourismus-uckermark.de
Machst du immer so speziellen Urlaub?
Eigentlich nicht. Es gab da mal eine mehrtägige Kanufahrt auf der Ems und in den letzten drei Jahren sind wir zu meinem Geburtstag nach Schoorl, einem Ort an der Küste der Niederlanden, gereist. Sonst sind wir eher so Spontan-in-den-Urlaub-Fahrer. Trotzdem haben wir aber Wunschziele; Island steht ganz weit oben, oder mal zelten in Schottland. Skandinavien und generell die nördlichen Ländern mag ich sehr.
Welches Urlaubsziel hat dich in deinem Leben bisher am meisten begeistert?
Ich liebe auch Städtereisen nach Amsterdam, Paris und London! Solche Trips sind nicht unbedingt erholsam, aber Futter für meinen Kopf. Am eindrucksvollsten war meine Reise nach Budapest vor ungefähr 18 Jahren zu Silvester. So viel Schnee und ein ganz eigener Zauber, es fühlte sich an wie eine Reise in die Vergangenheit. Auch Stockholm in der Vorweihnachtszeit im Winter 2012 war zauberhaft, da muss ich auf jeden Fall noch einmal hin!
Welche anderen Wünsche willst du dir in Zukunft noch erfüllen?
Ich träume schon sehr lange von einem eigenem Garten! In meinem Mini-Gärtchen probiere ich deshalb gerade ganz wild und frei alle möglichen Pflanzen-Kombinationen aus, um dann später - wenn der eigene Garten mal Wirklichkeit ist - genau zu wissen, was gut zusammen funktioniert. Noch mehr Platz für ein paar Schafe und Hühner und vielleicht noch einem dritten Hund oder eine Katze... also das wär schon was.
Und deine Wohnung ist schon jetzt deine Traumwohnung?
Auch wenn ich hier eine Badewanne schmerzlich vermisse ist diese Wohnung wohl das schönste Zuhause in dem ich je leben durfte. Sie spiegelt sehr viel von mir und uns wieder und fühlt sich einfach total richtig an. Aber wer weiß, in ein zwei drei Jahren hab ich vielleicht Lust auf etwas ganz anderes.
Als Fotografin kannst du uns vielleicht einen Tipp geben, wie unsere Wohnungsfotos noch besser gelingen. Ist eine Kamera die erste Voraussetzung?
Eine gute Kamera, sprich eine Spiegelreflexkamera, ist schon eine prima Voraussetzung für gute Bilder. Fast noch wichtiger ist es aber, mit einem guten - sprich lichtstarkem - Objektiv zu arbeiten. Es ist immer gut, sich mit der Technik auseinander zu setzen, weil man grundsätzlich das Automatikprogramm meiden sollte. Wem das zu aufwändig ist, der ist sicher mit einer der vielen neuen Kompakt- beziehungsweise Systemkameras gut bedient. Mit denen kenne ich mich allerdings nicht wirklich aus, da einfach jede Woche so viele neue Modelle auf den Markt kommen. Ich finde aber - und freue mich auch sehr oft darüber - dass man auf SoLebIch sehr sehr viele, gute Fotos findet! Das ist auch ein Grund, warum es mir so viel Spaß macht, mich hier umzusehen und mich inspirieren zu lassen.
Vielen Dank für deine Tipps und das schöne Interview! Wir freuen uns schon auf dich beim Buchfest!
Wenn auch ihr jetzt kein neues Bild von Sallysunshine mehr verpassen wollt, folgt ihr über ihr SoLebIch-Profil. Dort könnt ihr ihr auch eine persönliche Nachricht schreiben und all ihre schönen Fotos ansehen. Auf dieser Pinnwand haben wir Einrichtungsgegenstände gesammelt, die Sallys Stil entsprechen - Wenn euch Sallys Wohnung also gefällt, findet ihr dort vielleicht euer neuer Lieblingsmöbel oder Wohnaccessoire.
Dieses Interview ist übrigens Teil einer ganzen Serie, mit der wir die Menschen hinter den Bildern redaktionell vorstellen wollen. Dabei waren bereits anne.marie, Christin und Oceanside mit vielen Einblicken in ihr Zuhause und bald folgt mehr, um viele SoLebIch-Mitglieder und ihr ganz individuelles „So leb ich“ besser kennen zu lernen.