Harry Bertoia Möbel - Seite 2
Der italienisch-amerikanische Künstler Harry Bertoia (1915-1978) war ein echtes Multitalent: Silberschmied, Möbeldesigner, Plastiker und Graphiker. Dabei lassen seine Arbeiten sich in zwei Gruppen unterteilen – klare, schlichte Gebrauchsgegenstände und verspielte Kunst- und Schmuckobjekte. Seine Möbelentwürfe sind ebenso wie seine Plastiken vor allem Auseinandersetzungen mit Form und Raum – Bertoia selber hat von seinen innovativen Drahtmöbeln gesagt, dass sie wie Luft seien, "der Raum geht förmlich durch sie hindurch". Unter Bertoias Plastiken sind besonders seine freistehenden Metallobjekte bekannt, die meistens so gestaltet sind, dass sie bei Berührung durch die Hand oder durch den Wind Klänge erzeugen. Dabei ist Bertoia zu vielseitig, um in eine bestimmte Design-Richtung eingereiht zu werden – seine Gitterstühle stechen ebenso wie seine Plastiken deutlich aus den Entwürfen seiner Zeitgenossen heraus.
An der Cranbrook Academy
Mit fünfzehn reist Harry Bertoia in die USA, um seinen Bruder zu besuchen. Er beschließt, in Amerika zu bleiben, und studiert in Detroit Kunst und Design. Mitte der dreißiger Jahre wird er von Eliel Saarinen, dem Vater von Eero Saarinen, entdeckt und an die Cranbrook Academy of Art geholt, wo er ein Stipendium erhält. Die Cranbrook Academy ist in den 20er und 30er Jahren ein Zentrum der künstlerischen Ausbildung in den USA. Hier lernt er unter anderem Walter Gropius und Charles und Ray Eames kennen, für die er später zwischen 1943 und 1950 auch arbeitet.
Bertoias Drahtmöbel
Bei Charles und Ray Eames beteiligt Bertoia sich an der Entwicklung von Techniken zum Formen von Sperrholz. Nach einigen Jahren trennt er sich von den Eames und widmet sich der Arbeit mit Metallen statt mit Holz. In Zusammenarbeit mit der Herstellerfirma Knoll entwickelt Harry Bertoia in den fünfziger Jahren fünf Drahtmöbel, die als die Bertoia-Kollektion für Knoll bekannt werden. Darunter sind auch seine beiden berühmtesten Werke, der Diamond Chair und der Side Chair. Diese Möbel verkaufen sich so gut, dass Bertoia sich von da an ausschließlich seiner wahren Leidenschaft widmen kann: seinen plastischen Arbeiten.
Noch eine Verwendung für Metall: Bertoias Klangplastiken
Bertoias Klangplastiken erforschen, wie Metall so bearbeitet werden kann, dass es ein breites Spektrum an Tönen hervorbringt. Er nutzt diese Plastiken für eine Reihe von Konzerten und produziert mehrere Schallplatten mit dem Titel "Sonambient". In den späten 90er Jahren findet Bertoias Tochter in einer Scheune, die Bertoia als Lagerraum nutzte, eine Sammlung von bis dahin unbekannten Aufnahmen. Diese werden für hohe Summen versteigert, und das japanische Label P.S.F. Records bringt mehrere dieser Aufnahmen als CD unter dem Titel "Unfolding" heraus.