Ideen mit Stühlen von Thonet
Die von Michael Thonet 1849 gegründete Firma Thonet hat in der Geschichte des Designs zweimal eine wichtige Pionierrolle gespielt: Zum ersten Mal mit der Erfindung des industriell hergestellten Stuhls im 19. Jahrhundert. Und zum zweiten Mal in den 1920er Jahren mit der Serienproduktion der Freischwinger-Stühle von Bauhausarchitekten wie Marcel Breuer und Ludwig Mies van der Rohe, die Thonet bis heute herstellt.
Michael Thonets Karriere als Stuhlhersteller
Nach einer Tischlerlehre macht sich Michael Thonet mit 23 Jahren 1819 in Boppard am Rhein selbstständig. Ab etwa 1830 experimentiert er mit Methoden, Holzlaminate, das sind miteinander verklebte Holzschichten, zu formen. 1836 hat er mit dem „Bopparder Schichtholzstuhl“ einen ersten Erfolg. Bei einer Gewerbeausstellung lernt Thonet 1841 den Fürsten von Metternich kennen, der ihn einlädt, nach Wien zu kommen. Dort eröffnet Thonet 1849 eine eigene Möbelwerkstatt. Dabei unterstützt ihn Prinz Liechtenstein, für dessen Palais Thonet Sitzmöbel gefertigt hat.
Thonets neue Herstellungsmethoden: der Beginn der Massenproduktion von Möbeln
Thonets Entwurfsphilosophien und Herstellungsmethoden läuten die Abkehr von den schweren, oft geschnitzten Möbeln und den Beginn der Massenproduktion in der Möbelbranche ein. Die von Thonet hergestellten Möbel sind in einer breiten Palette von Modellen erhältlich und durch die Mechanisierung der Produktion und die Reduktion der Elemente und des Dekors äußerst günstig.
Die schlichten, funktionalen Thonet-Stühle können leicht zerlegt und transportiert werden und sind in ganz Europa ein Verkaufsschlager – als Michael Thonet 1871 stirbt, unterhält die Firma Gebrüder Thonet Verkaufsstellen in Barcelona, Brüssel, Bukarest, Chicago, Frankfurt am Main, Graz, Hamburg, London, Madrid, Marseille, Moskau, New York, Neapel, Odessa, Paris, Prag, Rom und Sankt Petersburg sowie zahlreiche Produktionsstätten, vor allem in Mittel- und Osteuropa.
Die große technische Neuerung, die Thonets Erfolg erst ermöglicht, ist das Formen von Massivholz unter Einsatz von Dampf. Der sicherlich bekannteste der auf diese Weise hergestellten Stühle ist der Stuhl Nr. 14 von 1859, auch bekannt als Wiener Kaffeehausstuhl, von dem bis 1930 etwa 50 Millionen produziert und verkauft werden. Trotz der Massenproduktion bleiben die Möbel Thonets immer der Handwerksästhetik verhaftet: Die Treue zum Material lässt niemals eine Form zu, die dem Holz in seiner Struktur und seinen technischen Eigenschaften widerspricht.
Die Firma Thonet und die Stahlrohrnmöbel der Zwanziger
1929 wird die französische Tochtergesellschaft Thonet Frères gegründet, die Stahlrohrmöbel von Breuer, Mies van der Rohe und Le Corbusier zum Teil bis in die Gegenwart produziert. Die Firma Thonet besteht bis heute mit Sitz in Frankenberg und hat seit den fünfziger Jahren auf die Zusammenarbeit mit namhaften Designern wie Stefan Diez, Glen Oliver Löw, James Irvine, Peter Maly und Naoto Fukosawa gesetzt, so dass Thonet-Möbel auch heute noch immer wieder innovativ sind.