„Lagom är bäst“, sagt man in Schweden und meint damit vor allem eines: Die goldene Mitte ist das Maß aller Dinge, Balance der Schlüssel zu einem glücklichen Leben. Das weiß auch Kathi (34) alias @indigo_mint , die mit ihrem schwedischen Freund Björn und Hündin Isa in einer Zwei-Zimmer-Mietwohnung in Köln wohnt. Hier treffen Vintage-Stücke vom Flohmarkt auf skandinavisches Design, Rationalität auf Intuition und zentrale 72 qm auf ein (baldiges) Sommerhaus im Grünen.
Was Kathi an ihrem Zuhause besonders liebt, warum wir ihren Kleiderschrank nie zu sehen bekommen und was man sich bei den Schweden in Sachen Einrichtung abschauen kann, erzählt sie im folgenden Interview.
Kathi ist Diplom-Psychologin und hat kürzlich promoviert. Sie möchte sich gerne selbstständig machen. Bis dahin arbeitet sie in einem Meinungsforschungsinstitut und nebenbei in einem Einrichtungsladen.
Liebe Kathi, die schwedische Kultur liegt dir ganz besonders am Herzen. Wie kam es dazu?
Direkt bei meiner ersten Reise nach Schweden habe ich meinen Freund Björn kennengelernt und nach einigen Monaten Fernbeziehung ist er 2007 zu mir nach Deutschland gezogen. Seitdem spielt die schwedische Kultur in meinem Leben eine große Rolle und die vielen Reisen dorthin und das Lesen von schwedischen Einrichtungsblogs und -zeitschriften haben auch meinen Einrichtungsstil stark beeinflusst.
Wie würdest du denn deinen Einrichtungsstil beschreiben?
Vintage, aber modern interpretiert.
„Fast all meine Einrichtungsgegenstände sind Lieblingsstücke mit Geschichte. Wenn ich etwas nicht mehr mag, verkaufe ich es und suche nach etwas Gebrauchtem, Besserem.“ Die Stühle um den Esstisch sind von Thonet und stammen ebenfalls aus zweiter Hand.
Was magst du an deinem Zuhause besonders?
Unsere Wohnung ist zum Garten bzw. Hinterhof ausgerichtet, deshalb hören wir den Großstadtlärm überhaupt nicht und auch unsere Aussicht geht komplett ins Grüne. Ein kleiner Nachteil der Wohnung ist die Lage im Souterrain, dadurch ist es leider oft nicht so hell, wie ich es mir wünschen würde. Aber die Altbaudetails, unsere netten Nachbarn und der gemeinsam genutzte Garten, in dem wir schon viele schöne Feste gefeiert haben, wiegen diesen Nachteil wieder auf.
Der Geschirrschrank in der Küche zählt zu Kathis absoluten Lieblingsstücken.
Worauf legst du bei der Gestaltung deines Zuhauses Wert?
Da ich gerne mal umgestalte und meine Wohnung sich mit mir weiterentwickeln soll, lege ich viel Wert darauf, so viele Möbel und Dekogegenstände wie möglich gebraucht zu kaufen. Ich mag die Vintage-Ästhetik, aber der Nachhaltigkeitsaspekt ist mir genauso wichtig.
Kathi mag besonders natürliche Materialien wie Holz, Wolle und Leinen. Aber auch das Licht muss stimmen: „Eine gemütliche, durchdachte Beleuchtung ist für die Atmosphäre in einem Zuhause so viel wichtiger als einzelne Möbelstücke.“ Ihre Küchenzeile ist von IKEA, der Kühlschrank ein Gorenje-Modell.
Was bedeutet es dir, nach Hause zu kommen?
Ich bin eine introvertierte Person, die ihr Zuhause als Rückzugsort und zum Energietanken braucht. So gerne ich auch reise und schöne Umgebungen sehe, kommt bei mir meist relativ schnell der Punkt, an dem ich auch gerne wieder zu Hause wäre.
Kathis Schreibtischstuhl ist Eames-Design, wahrscheinlich noch von Herman Miller, die Schreibtischlampe von Philips. Das Bücherregal ist kürzlich neu eingezogen und harmoniert wunderbar mit der Watt-&-Veke-Pendelleuchte.
Klein, aber gemütlich: Mit hellen Textilien lädt Kathis Schlafzimmer zum Entspannen ein. Das Betthaupt ist von Tikamoon, die Nachttischleuchten sind von Granit. Im Flur bilden der Wire Chair von Harry Bertoia und die Le-Klint-Leuchte ein starkes Designduo.
Hast du noch andere Leidenschaften neben dem Einrichten?
Gärtnern ist seit ein paar Jahren mein Hobby, aber das ist ja fast wie Einrichten, nur draußen und deutlich komplizierter, weil man immer monate- oder sogar jahrelang auf das Ergebnis warten muss. Ansonsten lese ich gerne und viel, vor allem zu aktuellen gesellschaftlichen, kulturellen oder wissenschaftlichen Themen.
Sanfte Töne und warme Naturmaterialien: Kathis graues Westwing-Sofa und der etwas hellere Vossberg-Teppich bilden ein entspanntes Ensemble. Hündin Isa hat es sich auf dem Pfauensessel vom Flohmarkt bequem gemacht.
Drei Dinge, die wir noch nicht über dich wissen:
1. Ich bin ein sehr großer Weihnachtsfan. Da ich allerdings nicht religiös bin, dreht sich bei mir alles um Lichter in der dunklen Jahreszeit, die Natur während des Winters, kleine Bastelprojekte und Treffen mit der Familie.
2. Ich sammle alte Fotoalben, vor allem aus den 1920er-Jahren. Bevor ich 2012 mit dem Teilen von Einrichtungsfotos auf Instagram begann, habe ich die alten Bilder eingescannt und auf flickr geteilt.
3. Was (neben dem Badezimmer) nie auf meinen Einrichtungsbildern zu sehen ist: Ich habe einen begehbaren Kleiderschrank in einem abgetrennten Teil unseres Flurs, aber da dort kein natürliches Licht ankommt, sehen Bilder von ihm einfach nicht schön aus.
„Ich bin generell eher rational und verkopft, aber beim Einrichten kann ich auch gut meiner Intuition folgen. Außerdem bin ich eine echte Nachteule. Gäbe es keine Nachbarn, würde ich wahrscheinlich nachts um eins noch die Stichsäge für ein kleines Heimwerkerprojekt auspacken.“
Welche Frage hätten wir dir noch unbedingt stellen sollen?
Was können wir uns bei den Schweden in Bezug aufs Einrichten abschauen und was eher nicht?
Was können wir uns denn bei den Schweden zum Thema Einrichtung abschauen?
In Schweden wächst man mit einem gewissen Lifestyle auf, bei dem viel Wert auf schöne Einrichtung gelegt wird. Das Bewusstsein, dass eine schöne Umgebung zum Wohlbefinden beiträgt und nicht nur ein Statussymbol oder ein oberflächliches Hobby ist, sollten wir auch noch viel mehr verinnerlichen.
Vor drei Jahren haben sich Kathi und Björn einen Garten im Bergischen Land zugelegt, in dem bald ein Sommerhaus stehen soll. „In Schweden ist es üblich, dass man eine Stadtwohnung mit einem kleinen Wochenendhaus auf dem Land kombiniert. Da wir uns gerade noch nicht bereit fühlen, komplett aufs Land zu ziehen, ist das die ideale Lösung für uns.“
Und wovon sollten wir lieber Abstand nehmen?
Von einer zu starken Orientierung an Trends und von sehr aufwendigen und teuren Renovierungen. Viele Wohnungen, auch von jüngeren Personen, sind in Schweden Eigentum und werden nach wenigen Jahren mit Gewinn weiterverkauft. Die Situation ist also nicht unbedingt mit den in Deutschland üblichen Mietwohnungen vergleichbar. Das sollte man auf jeden Fall im Hinterkopf behalten, bevor man viel Geld und Aufwand in eine Mietwohnung steckt, bei der man sich nicht sicher ist, wie lange man dort wohnen bleibt.