Buongiorno a tutti! Vorletzte Woche begrüßte uns die Halbitalienierin Claudietta für eine neue Homestory in Luzern, ihrem Hauptwohnsitz, heute zeigt sie uns ihr zweites Zuhause, das wunderschöne Tessin in der italienischen Schweiz. Dort besitzt sie seit den späten 80er-Jahren ein Ferienhaus und ist somit die Expertin für gute Tessin-Tipps. Hereinspaziert in die Casa Claudia und viel Spaß beim Kennenlernen eines einfach wunderschönen Fleckchens dieser Erde!
Liebe Claudia, wie bist du zu deinem Haus im Tessin gekommen?
Das war 1988, damals lebte und arbeitete ich in Mailand. Für meine Familie suchte ich einen Ausgleich zum stressigen Großstadtalltag und fand ihn in diesem Haus, das ich damals einem Bekannten abkaufte.
Und seither verbringst du deine freie Zeit dort?
Damals waren wir jedes Wochenende im Tessin und zweieinhalb Monate in den Sommerferien. Heute mit meinem neuen Partner sind es zumindest noch die meisten Feiertage, zwischen März und November mindestens ein Wochenende pro Monat und fünf Wochen am Stück im Sommer.
Wo genau steht dein Ferienhaus?
In der Valle Maggia, im Locarnese-Gebiet, und zwar zwischen den Dörfern Maggia und Cevio, im unteren Teil des Maggiatales, das vom Fluss Maggia durchflossen wird.
Bitte beschreibe dein zweites Zuhause.
Das Steinhaus ist 300 Jahre alt und hat ein im Tessin typisches Dach aus Granit. Es ist dreistöckig und hat 80 Quadratmeter Wohnfläche. Wie üblich in diesen alten Häusern, befinden sich unten die Wohnküche mit Kamin und in den oberen Stockwerken die Schlafräume. Im ersten Stockwerk haben wir das Wohnzimmer eingerichtet, im zweiten Stockwerk befinden sich ein Schlafzimmer mit Balkon, ein Gästezimmer und ein kleines Bad.
Und wie lebst du hier?
Wir sind sehr integriert in unser Dorf und ich genieße den Kontakt zur Tessiner Bevölkerung und das Landleben hier sehr. Im Sommer leben wir fast ausschließlich in unserem schönen Garten oder erfrischen uns in der kühlen Maggia. Im Herbst spazieren wir durch die goldenen Wälder und sammeln Kastanien um sie im Kamin zu braten.
Was ist das Beste am Tessin?
Die ursprüngliche Landschaft mit ihren zahlreichen, wildromantischen Ecken. Und das italienische Flair und ungezwungene Lebensgefühl!
Wieso bist du nie ganz hierher gezogen?
Ich könnte nicht auf das reichhaltige, kulturelle Angebot in Luzern verzichten: Konzerte, Theater, Kino… ich liebe beides, das Stadt- sowie das Landleben – und das eine geht nicht ohne das andere.
Für wen ist eine Reise ins Tessin genau das Richtige?
Das Tessin ist sehr vielfältig. Das Sottoceneri im Süden, zu dem auch die Region um Lugano gehört, wird auch die Sonnenstube der Schweiz genannt. Hier ist das Klima mild wie in Italien. Das Sopraceneri, die Gegend um Locarno und den Lago Maggiore, reicht bis in den Norden des Tessins und hält auch schroffes, alpines Gelände und viele Bergseen bereit. Hier ins Maggiatal kommen also viele naturverbundene Leute, die gerne wandern oder Rad fahren. Auch für junge Familien ist unser Tal mit einer wunderschönen Flusslandschaft sehr geeignet. Auch Kinder können hier gut baden und Steintürme bauen.
Hast du Tipps für schöne Unterkünfte?
In Maggia das Casa Martinelli oder in Coglio das Ecohotel Cristallina, hier sind übrigens auch Radfahrer herzlich willkommen.
Und was müssen wir uns unbedingt ansehen?
Im Sommer bewundere ich am liebsten die schroffe Berglandschaft vom hübschen Dorf Cimalmotto im Val di Campo aus. Der Wasserfall im Bavona Tal ist auch ein tolles Ausflugsziel, auch weil man dort im Restaurant La Froda sehr gut essen kann.
Was sind denn die regionalen Spezialitäten?
Polenta! Am Nationalfeiertag, dem 1. August, wird sie im Grotto Pozzasc noch von Hand im Kupferkessel gerührt!
Und was dazu?
Polenta kann man in allen Variationen essen: mit Kaninchen oder Schmorbraten, aber auch vegetarisch mit Alpkäse, Gorgonzola oder mit Steinpilzen. Ich koche zur Polenta sehr gerne ein vegetarisches Ragout mit viel Gemüse, Rotwein und Kastanien.
Kastanien gehören auch zu den regionalen Spezialitäten im Tessin, oder?
Ja, sie waren früher sogar das Hauptnahrungsmittel in dieser bis vor 100 Jahren noch armen Gegend. Ich koche und backe auch zu Hause in Luzern gerne mit Kastanienmehl, zum Beispiel Gnocchi oder Tagliatelle.
Was noch?
Tessiner Risotto, am liebsten im Ristorante Centovalli in Ponte Brollo, am Eingang des Maggiatals. Es wird mit Rotwein gekocht und mit getrockneten Steinpilzen angereichert. Außerdem sogenannte Grottospezialitäten: hausgemachte Salametti und Luganighette, den von mir so geliebten Ziegenfrischkäse, angemacht mit Olivenöl und Pfeffer zum Wein – ein Gedicht!
Was hat es denn mit diesen Grotten auf sich?
Im Tessin gibt es in jedem Dorf mindestens eine Grotte. Sie dienten früher als Kühlräume und entwickelten sich später zu einfachen Dorfwirtschaften.
Was sollten wir uns noch ansehen?
Sehenswert ist das große Dorf Cevio, wo sich der ehemalige Sitz der eidgenössischen Landvögte befindet. Hier gibt es einen Laden für Tessiner Kunsthandwerk, einen Feinkostladen für guten heimischen Alpkäse, Formaggini und vor allem Spezialitäten aus Kastanien und dem leckeren Nocino (Baumnusslikör). Hier befindet sich auch das Talmuseum, das spannende Einblicke in die Geschichte des Tals gibt. Auch das Dorf Fusio ist einen Ausflug wert: Es ist das letzte Dorf in der Val Lavizzara. In Mogno gibt es eine schöne Kapelle aus zweifarbigem Granit, entworfen von Mario Botta. Und das hochgelegene Walserdorf Bosco Gurin: Hier spricht die ältere Generation noch Walserdütsch.
Was sind die wichtigsten Dinge im Gepäck für eine Reise ins Maggia-Tal?
Gute Wanderschuhe, Rucksack, Sonnenbrille, Wanderstöcke, Wind- und Regenschutz, Badehose.
Was macht man im Tessin, wenn man vom idyllischen Landleben mal genug hat?
Wir fahren dann nach Ascona am Lago Maggiore und genießen das mondäne Flair. Und im August findet das international bekannte Filmfestival von Locarno statt: ein einmaliges Spektakel auf der wunderbaren Piazza Grande unter freiem Himmel!
Vielen Dank fürs Mitnehmen und die tollen Tipps!