Seit fast 15 Jahren reisen wir immer wieder nach Teneriffa. Hübsch fand ich die Vulkaninsel zwar auf Anhieb nicht: Mir fehlte der Charme italienischer Städte und das Licht Südfrankreichs. Die Kanaren sind anders – anders schön, vielleicht eine Mischung aus Spanien und Südamerika. Heute dagegen genieße und schätze ich die Insel sehr, denn sie bietet alles, was man für eine Alltagsauszeit braucht: das ganze Jahr über herrlich angenehmes und zuverlässiges Wetter im Süden, den grünen Norden mit seiner spektakulären Natur, dazu die Lässigkeit der Spanier. Bei den kurzen Entfernungen ist es spontan möglich zu entscheiden, ob man lieber wandern, schnorcheln, surfen oder einfach in der Sonne liegen möchte. Mittlerweile zieht die Insel nicht nur Sportler und Senioren an: Teneriffa wird jünger – und netter ...
Heute verrate ich euch, wo die Sterne zum Greifen nahe sind, verantwortungsbewusst Wale beobachtet werden können und wo ich am liebsten Fisch esse.
TIPP: Beim Buchen der Reise vergessen viele, sich vorher mit den meteorologischen Bedingungen vertraut zu machen. Dabei ist das für die eigenen Urlaubserwartungen unheimlich wichtig! Der Süden ist trocken, karg, sandig und das ganze Jahr über sonnig – dafür landschaftlich nicht so spektakulär. Der Norden ist landschaftlich viel attraktiver, saftig bis tropisch grün – dafür aber auch kühler, der Atlantik rauher und im Winter oft wolkenverhangen.
Teneriffa-Tipp #1: Surreale Marslandschaft rund um den Vulkan – der Nationalpark Teide
Schon beim Anflug begegnet einem dieser imposante Riese: der Pico del Teide. Der 3.718 Meter hohe Schichtvulkan erhebt sich in der Mitte einer großen Hochebene namens Las Cañadas. Nicht nur bei Wissenschaftlern ist die marsähnliche Umgebung beliebt: Als Nationalpark und UNESCO-Weltnaturerbe ist sie für jedermann einfach sehenswert. Die spektakuläre Landschaft ist beeindruckend – und fast ein wenig beängstigend ...
Nirgends scheint man den Sternen näher zu sein – hier müssen sie auch nicht mit dem Licht europäischer Großstädte konkurrieren. TIPP: Eine Übernachtung im Hotel Parador im Nationalpark, um den Sternen ganz nah zu sein.
PRAKTISCHES: Eine Seilbahn (Onlinetickets reservieren!) führt auf 3.500 Meter Höhe. Nicht vergessen: Die Luft dort oben ist dünn! Für Profisportler, die gerne den Berg hoch joggen, ist das allerdings perfekt. Für die Gipfelbesteigung ist eine kostenlose Genehmigung Pflicht. Hier den Sonnenaufgang mitzuerleben soll unvergesslich sein. Das frühe Aufstehen wird zusätzlich dadurch belohnt, dass für die Besteigung vor 9 Uhr keine Genehmigung benötigt wird. Einmal gemacht und nie vergessen: eine Nacht im Parador-Hotel im Nationalpark – ich habe mich den Sternen nie näher gefühlt! Die staatlichen Paradores, die sich an besonders schönen Orten oder in alten historischen Gebäuden befinden, bieten vergünstigte Preise für Personen unter 35 Jahren.
Die kleine katholische Wallfahrtskirche, Ermita de Nuestra Señora de las Nieves, ist die höchstgelegene christliche Kirche in Spanien.
Teneriffa-Tipp #2: Durch das Anaga-Gebirge nach Taganana – Wandern und Einkehren im Norden Teneriffas
Die Landschaft im Norden ist unglaublich: Sattes Grün, eine unglaubliche Pflanzenvielfalt und eine magisch wirkende Berglandschaft erwarten jeden Besucher. Das kleine Örtchen Taganana direkt am Wasser scheint das Ende der Welt zu sein. Stärken kann man sich bei Mamas von Africas: Die Karte ist klein, die Qualität des einfachen Restaurants groß. Der fangfrische Fisch kostet 12 Euro das Kilo, die Sauce Mojo, eine kanarische Spezialität, schmeckt so gut wie nirgends sonst auf der Insel. Nur Pizza und Paella gibt es dort nicht ;-)
TIPP: Wer noch kurz ein paar Schritte laufen möchte, fährt weiter nach Benijo und Richtung El Drago. Der Weg ist bis zu einem gewissen Punkt auch mit kleinen Kindern und Buggy möglich und bietet eine tolle Aussicht auf die Küste.
Essen in Taganana: direkt am Wasser bei Mamas von Africas.
Einen beeindruckenden Ausblick hat man aus dem Restaurant La Venta de Marrero (Bild) und daneben aus dem El Mirador in Benijo. Einfach das Auto parken und Richtung El Draguillo laufen.
TIPP: Nicht nur auf der kleinen Nachbarinsel Gomera, die innerhalb einer Stunde mit der Fähre sehr gut erreichbar ist, kann man toll wandern, sondern auch auf Teneriffa. Im Südwesten befindet sich das Masca-Gebirge. Auch die Schluchten – Barranco del Infierno oder auf Deutsch Höllenschlucht genannt – sind bei Wanderern sehr beliebt. Aber nicht zu unterschätzen, wie ihr Name schon sagt.
Teneriffa-Tipp #3: Im Süden mit Biologen Grindwale und Delfine entdecken und später dem Sonnenuntergang zusehen
Teneriffa und die Wale: In der bis zu 2.000 Meter tiefen Meerenge zwischen Teneriffa und La Gomera gibt es viele Grindwale. An kaum einem anderen küstennahen Ort der Welt sind so viele von ihnen beheimatet. Aber auch Delfine und Schildkröten schwimmen mit dem Golfstrom. Kein Wunder also, das gefühlt Hunderte Touristenboote jeden Tag rausfahren.
Wir haben davor immer zurückgeschreckt: Bis ich über das Internet auf die Biologen von Atlantic Eco Experience aufmerksam geworden bin, die in einem kleinen Boot mit maximal zehn Personen sanftes Whale Watching anbieten. Die Tiere werden weder gejagt noch umzingelt. Und über ein Hydrophon (eine Art Unterwassertelefon) kann den Klicklauten der Wale zugehört werden. Nebenbei erfährt man, warum Schildkröten plötzlich Knieprobleme haben – und sieht einen 7 Meter Grindwal aus dem Wasser springen.
Der Blick auf die Playa del Duque, die luxuriöseste Strandpromenade der Region. Auf einer Landzunge, rechts im Bild, thront die kleine Burg Casa del Duque.
TIPP: Wenn man schon im Süden an der Costa Adeje ist – der Hafen Porto Colon ist der Ausgangspunkt der Bootstour –, sollte man dort noch die Wärme und den Sonnenuntergang genießen. Der windstille Süden Teneriffas bietet durch seine immense Bebauung zwar nicht die schönste Kulisse, im Winter ist er aber am wärmsten. Nicht von ungefähr ist der Platz begrenzt. Wie so oft im Leben, ist es eine Frage der Perspektive: Man drehe sich Richtung Meer und die Welt ist bezaubernd! Belohnt wird jeder mit einem kitschig-schönen Sonnenuntergang und dem Blick auf Gomera.
Die Südküste ist lang: Am liebsten sind wir im Strandabschnitt von El Duque unterhalb des Luxushotels Bahia del Duque – Liegen ausleihen und einen Tag Badetourist sein geht nirgends besser als dort!
Teneriffa-Tipp #4: Der historische botanische Garten in Puerto de la Cruz
In der Nähe von Puerto de la Cruz, im Norden der Insel, befindet sich der kleine, aber feine botanische Garten: Jardín Botánico de la Orotava. Am 17. August 1788 angelegt, ist er der zweitälteste botanische Garten Spaniens. Das Besondere ist, dass hier unterschiedlichste Pflanzen aus Europa, Afrika und Amerika dank der besonderen klimatischen Bedingungen nebeneinander wachsen können. Das sind über 5.000 Pflanzen- und 120 Baumarten und eine Sammlung von über 50.000 Gewächsen von fünf Kontinenten! Wer sich in den Wintermonaten – wie ich – nach saftigem Grün sehnt und zudem sehen möchte, wie Ananas und Avocados wachsen, wie groß Würgefeigen werden können und wie eine Bananenblüte an der Staude aussieht, sollte unbedingt den botanischen Garten besuchen.
Auf dem Weg zum botanischen Garten – steter Begleiter auf der Insel: der Pico del Teide, hier von Norden aus gesehen.
Strelitzie und Urwaldfeeling im botanischen Garten.
Teneriffa-Tipp #5: Essen – Lieblingslokal La Gaviota in Tajao im Osten der Insel
Ankommen auf Teneriffa geht am besten bei gutem Essen! In den einfachen, unprätentiösen Lokalen – wie in der Gaviota (der Möwe) –, in denen das Essen die Hauptrolle spielt, fühle ich mich am wohlsten. Da kann es auch mal passieren, dass der Stararchitekt Jacques Herzog zufällig neben einem sitzt – sein neues Ferienhaus ist gleich in der Nähe. Die kanarische Küche ist einfach: Fisch und Meeresfrüchte isst man am Meer, in den Bergen wird Fleisch serviert.
Im Bild zu sehen: grünes und rotes Mojo, eine kanarische Spezialität. Mojo ist eine auf Öl, Essig und Knoblauch basierende Sauce. Mojo verde (grünes Mojo) beinhaltet Petersilie und Korianderkraut; rotes, Mojo rojo, enthält Paprika (spanischer Pfeffer) und gelegentlich getrocknete Tomaten.
Typisch: Pimientos de Padrón und Flan, ein Eierkuchen mit kanarischem Palmenhonig.
Teneriffa-Tipp #6: Markthalle Mercado Municipal Nuestra Señora de África in Santa Cruz
Die Markthalle Nuestra Señora de África in der Hauptstadt Santa Cruz hat es uns angetan: Wer sich an vielfältigsten, frischem Obst und Fisch erfreuen kann, ist hier genau richtig. Nebenbei gibt es noch Blumen und noch allerhand anderes in den 1943 erbauten, kleinen Innenhöfen zu entdecken. Das Beste versteckt sich allerdings im Souterrain: die Fischhalle mit kleinen Essensständen in der Mitte. Im authentischen Charme einer hellen Markthalle schmecken die frisch zubereiteten Speisen umso leckerer! Dazu ein Glas kalter Weißwein – himmlisch.
Frischer Fisch bei Nicomedes. Gegenüber befindet sich der japanisch angehauchte Stand, beide sehr empfehlenswert.
Die Hauptstadt Santa Cruz bietet architektonisch eine spannende bis wilde Mischung aus Kolonialstil-Architektur über sich gut in die Umgebung integrierende Architektur von Herzog & de Meuron – die nicht nur die Bibliothek, sondern auch die große Plaza Espana geplant haben – bis hin zu stadtbildprägender, extrovertierter Architektur, wie die des Kongress- und Musikzentrums des spanischen Architektur-Stars Santiago Calatrava, das der Oper in Sydney ähnelt und Wahrzeichen der Stadt ist.
TIPP: Hauptstadt im Karnevalsfieber: Der größte Umzug nach Rio findet vor dieser dramatischen, beeindruckenden Kulisse von Santa Cruz und dem Anaga-Gebirge im Februar statt.
Teneriffa-Tipp #7: El Medano – Wassersport ausprobieren oder einfach den Profis zuschauen
Tauchen lernen ist auf Teneriffa fast überall möglich. Wer sich nicht in die Tiefen wagen möchte, schnorchelt einfach: Trompetenfische, Rochen, Meerpfauen und Schildkröten tummeln sich auch im seichten Wasser. Die meisten Wassersportler kommen allerdings zum Wind- und mittlerweile auch zum Kitesurfen und Wellenreiten hierher. Denn der Nord-West-Passat bringt nicht nur ein mildes Klima mit sich, sondern beglückt auch alle Wassersportler (meist zuverlässig) mit Wind und Wellen.
Das Surf Center Medano ist die älteste und vertrauenswürdigste Surfschule in El Medano, dem Hotspot aller Wind- und Kitesurfer. Hier hat Daniel schon als Jugendlicher Surfen gelernt und unsere Kinder haben sich hier bei ihrer ersten Wellenreitstunde verausgabt. Die Schule hat ein deutsches Ehepaar vor 30 Jahren gegründet. TIPP: Ihr könnt anrufen und nach den nächsten freien Terminen fragen oder einfach hinfahren und eine Ausrüstung ausleihen. Die Schule befindet sich ganz am Ende der Promenade von El Medano.
So ruhig ist es selten, normal tummeln sich hier Hunderte Kite- und Windsurfer. Den kleinen Vulkan Monte Rojo im Hintergrund kann man innerhalb von 30 Minuten besteigen – toller Rundumblick inklusive.
Teneriffa-Tipp #8: Casa Costa, schön schlafen auf der Vulkaninsel
Wem Wind im Gesicht nichts ausmacht, findet in der Casa Costa erholsame Einsamkeit. Ganz nebenbei ist man Fast-Nachbar von Jacques Herzog, dessen Büro letztes Jahr die Elbphilharmonie fertig gestellt hat. Und das ist das Tolle an Teneriffa: Es gibt für jeden eine Unterkunft – Häuser wie die Casa Costa, Luxushotels wie das Bahia del Duque, tolle Ferienwohnungen mit Meerblick, die man ganz einfach über fewo-direkt.de buchen kann, die Baobab Suites mit eigenem Pool oder einen Biobauernhof in den Bergen. Im Gegensatz zu vielen anderen Inseln gibt es auf Teneriffa ganz normale Supermärkte – ich mag die Mercadona –, aber auch tolle Fischmärkte, sodass Selbstversorger auf nichts verzichten müssen und man es sich so richtig gut gehen lassen kann.
Und so kommen wir immer wieder in das Haus der Eltern in einem kleinen Fischerort in Teneriffas Osten. Bisher ist uns noch nie langweilig geworden – auf Teneriffa irgendwie auch unvorstellbar!
Habt ihr persönliche Highlights für Teneriffa, Gomera oder Gran Canaria? Über eure Anregungen und Tipps freuen wir uns!