Großstadtleben! Nicht immer ein leichtes Unterfangen für Familien, wenn der Wohnraum begrenzt ist. So auch bei Kathrin (39) aka @what_a_yummy_world , die mit ihrem Mann, ihrem Sohn (5) und ihrer Tochter (1) auf 75 qm an der Grenze von Eimsbüttel zu Altona-Nord wohnt. „Unsere Wohnung ist klein und wie viele Hamburger Familien, die sich in beliebten Stadtteilen angesiedelt haben, müssen wir auf sehr beengtem Raum klarkommen“, sagt Kathrin über die Dreieinhalb-Zimmer-Wohnung in einem typischen Altbau von Anfang 1900.
Hier ist Kreativität gefragt und effektive Stauraumlösungen sind notwendig, um die Herausforderung zu bewältigen, immer wieder auf aktuelle Bedürfnisse reagieren zu können. Kathrin hat ihre wertvollen Tipps und Ideen mit uns geteilt und uns verraten, weshalb sie nun letztlich doch umziehen werden.
Wenn Kathrin nicht wie aktuell in Elternzeit ist, geht sie einem kreativen Beruf nach.
Liebe Kathrin, ihr habt die Wohnung 2014 gekauft. Habt ihr seitdem vieles verändert?
Die Lebenszeit war und ist der Wohnung anzusehen, dennoch haben wir das Glück, dass viel Originales wie Fliesen, Stuck oder Türen noch aus der Zeit erhalten waren. Wir haben dann bei der Übernahme versucht, alles bestmöglich zu konservieren oder wiederherzustellen – auch wenn unser Budget damals nicht riesig war. Gleichzeitig hatten wir den Wunsch, auch die Gegenwart einziehen zu lassen: So haben wir in Küche und Bad viele moderne Elemente wie beispielsweise eine bodengleiche Dusche untergebracht. Außerdem haben wir den Grundriss aktueller gestaltet.
Wie würdest du deinen Wohnstil in drei Worten beschreiben?
Klassisch, vintage, skandinavisch-light.
„Ich muss mir jeden Lebensraum sofort zu eigen machen, um einen Wohlfühlort zu haben.“
Die Kommode ist ein Erbstück, der Esstisch eine Kombination aus Egon-Eiermann-Gestell und eigener HPL-Platte. Wo heute die About A Chairs von HAY stehen, befanden sich vor der Geburt der Kinder die empfindlicheren S-32-Stühle von Thonet. Ergänzt werden sie durch Fritz Hansens Serie 7 mit Lederbezug. Der rote Tripp Trapp von Stokke ist mittlerweile zwei schwarzen gewichen, die farblich mit den originalen Industrielampen aus den 30ern matchen. An den Wänden hängen private Fotografien vom Kalifornien-Roadtrip.
„My home is my Castle“ ist eine Aussage, die von dir stammen könnte ...
Absolut! Ich kann noch nicht mal im Urlaub in einem Raum wohnen, ohne dort ein paar Möbel zu verschieben und ein bisschen umzudekorieren. Will heißen: Ich muss mir jeden Lebensraum sofort zu eigen machen, um einen Wohlfühlort zu haben, wo möglichst alles passt. Schon immer habe ich am liebsten ins Wohnen investiert. So etwas wie Essen gehen oder andere Anschaffungen rücken da gern mal in die zweite Reihe.
„Nicht zuletzt wohnen hier Kinder“, sagt Kathrin. „Bevor ich ein superteures Möbel kaufe und sie davon immer fernhalten müsste, versuche ich lieber, eine ähnliche Optik mit einfachen Mitteln zu erzielen. Trotzdem gibt es hier auch einige ‚Anschaffungen‘ aus der Zeit, als wir noch zu zweit waren.“ Das Wandregal ist übrigens ein DIY mit Lederriemen und Marmorplatte.
„Das ist unkonventionell, entspricht aber einfach den derzeitigen Erfordernissen.“
„Das Wohnzimmer ist nun der kleinste Raum der Wohnung, einfach weil wir gemerkt haben, dass wir dort nie Besuch empfangen, sondern sowieso immer in der Wohnküche sind. Das ist unkonventionell, entspricht aber einfach den derzeitigen Erfordernissen“, sagt Kathrin. Ab und an steht der Esstisch auch mal um 90 Grad gedreht in der Wohnküche.
Zwischen Alt und Neu: die Küche mit Sichtestrich, historischen Fliesen und modernen Einbaustrahlern
Worauf legst du bei der Gestaltung deines Zuhauses Wert?
Kurz gesagt: auf Kreativität, gute Organisation, Verhältnismäßigkeit und Ökologie. Wir haben mittlerweile ein Zimmer zu wenig, da der Essbereich über einen Durchbruch mit der Küche verbunden ist. Die Herausforderung ist also guter, schöner Stauraum und sich immer wieder an die aktuellen Bedürfnisse anzupassen. Das kann dann auch bedeuten, dass wir alljährlich umräumen ...
… oder auch Räume tauscht.
Ja, unser Sohn spielt jetzt anders, hat öfter Freunde da und brauchte einfach mehr Platz. Aus diesem Grund haben wir ihm das Schlafzimmer überlassen. Der Familienkleiderschrank ist aber dort geblieben. Der hätte an keiner anderen Stelle Platz gehabt. Zum Glück ist die Optik aber so, dass er kaum auffällt und fast wie ein Einbauschrank wirkt.
Das Walfisch-Mobile ist von ferm LIVING.
Das Kinderzimmer im ehemaligen Schlafzimmer. Das Hochbett ist selbst gebaut, die Wandleuchte ein IKEA-Hack.
Das neue Schlafzimmer mit Babyecke: Ein Kopfteil von Maison du Monde ergänzt das MANDAL-Bett von IKEA. Fritz Hansens Kaiser-Idell-Leuchte auf dem USM-Haller-Sideboard sorgt für Leselicht. Das Babybett ist von MIMM. Für Gemütlichkeit sorgen ein Teppich und ein Sessel in natürlichen Tönen (beides IKEA), die Sunflower Clock ist von Vitra.
Du legst auch besonders Wert darauf, eine möglichst schadstofffreie Wohnung zu haben.
Ja, wir bauen viel selbst und kaufen dann auch entsprechendes Holz. Unsere Wände sind mit atmungsaktiver Silikatfarbe gestrichen und unser Sichtestrich wurde mit natürlichem Öl gefinisht.
Was liebst du an deinem Zuhause besonders?
Den Kontrast von Alt und Neu, die Gemütlichkeit (vor allem im Winter) und dass wir hier selber alles einmal in der Hand hatten und gestaltet haben. Und natürlich, dass es einen kleinen Garten gibt.
Das Wohnzimmer ist heute der kleinste Raum. Ein neues Sofa steht auf Kathrins Wunschliste ganz weit oben.
Zu welchem Einrichtungsgegenstand hast du eine besondere Beziehung?
Ach, da gibt es mehrere. Zum Beispiel unsere Thonet-Freischwinger, die wir uns noch als Studenten gebraucht gekauft haben. Ich lag mehr oder weniger mit den Stühlen im Kofferraum unseres Kombis, damit wir sie irgendwie nach Hause fahren konnten.
Die vintage Industrieleuchten gehören übrigens zu Kathrins Lieblingsstücken. „Mein Mann war zunächst nicht von ihnen überzeugt und wollte sie nicht kaufen (während bei eBay die Zeit lief). Wir haben uns heftig deswegen gestritten, dann hat er sie heimlich gekauft und mich überrascht“, freut sich Kathrin. In der Fensterlaibung befindet sich eine gemütliche Sitzecke.
Welche drei Dinge wissen wir noch nicht über dich?
1.Kochen ist nicht so meins, aber ich arbeite daran.
2.Ich pendle in Extremen zwischen totaler Ordnung und großem Chaos (Pssst!!!).
3.Ich hätte doch ganz gerne eine Badewanne.
Garten im Hinterhof mit selbst gebauter Terrasse
Hast du Tipps für mehr Stauraum in kleinen Wohnungen?
- Definitiv regelmäßig „ausmisten“ und sich auch mal von etwas trennen.
- Ich habe irgendwann beschlossen, keine Romane mehr aufzuheben, da ich ein Buch ohnehin immer nur einmal lese. Auch der Umstieg auf „papierlos“ hilft.
- Im Altbau bietet es sich an, in die Höhe zu denken und den Raum mit Regalen und Schränken bis unter die Decke zu nutzen.
- Bei der Kleidung falte ich vieles sehr klein, ähnlich wie man es von Wohnexpertin Marie Kondo kennt.
- Ein gutes, allerdings schon etwas älteres Buch dazu: „Stauraum-Ideen“ von Cyrille Frémont.
Da das Badezimmer gerade mal 3 qm misst, wurde das Waschbecken platzsparend an die Fensternische gerückt.
Welche Tipps hast du generell zum Einrichten kleiner Räume?
- Vor allem geschickt Nischen ausnutzen. Wir haben zum Beispiel sehr tiefe Fensterbänke, auf denen man auch liegen kann. Dafür habe ich extra ein Polster angefertigt. Auch unser Waschbecken sitzt passgenau ein Stück in die Fensternische eingerückt. Das hat entscheidende Zentimeter beim Davorstehen gebracht.
- Bei Farben und Materialien finde ich es gut, eher zurückhaltend zu sein und sich für einzelne Akzente zu entscheiden. Wobei das dunkle Farben nicht ausschließt: Ein dunkelgrauer Anstrich hat unserem alten Schlafzimmer mehr Tiefe gegeben.
- Ich bevorzuge geschlossenen Stauraum gegenüber offenem. Unser Fernseher ist im Schrank versteckt, darunter stehen unsere Akten – abgedeckt mit selbst gebauten Schiebetüren, damit man nicht auf die unruhigen Ordnerrücken schauen muss, wenn der Schrank offen ist ...
So gekonnt und kreativ ihr mit eurer kleinen Wohnung umgeht: Plant ihr eigentlich, irgendwann umzuziehen?
Tatsächlich sind wir sogar schon dabei … Vor einigen Monaten haben wir vor den Toren Hamburgs ein schönes Einfamilienhaus von 1962 mit viel 60s-Flair entdeckt, das wir aktuell sanieren. Hätte der Lockdown uns nicht so an unsere Grenzen gebracht, wären wir diesen Schritt sicher nicht so kurz entschlossen gegangen. Unsere Wohnung funktioniert mit ihrer Größe hervorragend im urbanen Kontext: spielen auf der Straße, shoppen gleich um die Ecke, genauso wie das szenige Schanzenviertel. Wenn jedoch alles zu ist, beginnt die Sehnsucht nach Land und großem Garten. Der sind wir nun mit Lust auf ein neues Abenteuer gefolgt. Auch wenn wir unser kleines Zuhause sehr lieb haben.