Den Schlafzimmerausblick auf den Fischmarkt liebt Jenny besonders.
Der Ausblick gleicht einem Gemälde, das je nach Tageszeit in seinem Kolorit changiert – mal öffnet sich der pittoreske Blick auf den in Dunst gehüllten Hafen, mal auf die erleuchteten Landungsbrücken im Abendlicht. Die direkt am Hamburger Fischmarkt gelegene Altbauwohnung von Jenny (34) aka @elbgestoeber verspricht Weitblick, erstreckt sich selbst aber nur über 65 qm. „Letztes Jahr ist meine Partnerin Judith eingezogen, was eine kleine Herausforderung darstellte: Stauraum musste her und die Wohnung hat sich insgesamt an uns beide angepasst“, resümiert Jenny.
Ein Gespräch über die Herausforderungen des Zusammenziehens und über den Ort, den jeder in seinem Zuhause haben sollte – Einrichtungs- und Stauraumtipps inklusive.
Einen Grundriss von Jennys Wohnung findet ihr am Ende des Beitrags.
Jenny ist als Projektmanagerin in einem Unternehmen im Home-&-Living-Bereich tätig und mit elbgestoeber teilselbstständig. So lassen sich verschiedene Interessenbereiche verbinden, denn neben Interior interessieren die studierte Soziologin auch die Mechanismen, die hinter Trends, Marketing und sozialen Netzwerken stehen. „Aktuell empfinde ich den Mix aus kreativem Arbeiten und strategischen Gedanken als ideal und ziehe aus beiden Teilen Energie für das jeweils andere“, erklärt die gebürtige Hamburgerin.
Liebe Jenny, wie würdest du deinen Wohnstil in drei Worten beschreiben?
Modern, klassisch, abwechslungsreich.
Was macht deine Wohnung so besonders für dich?
Das Besondere ist sicherlich die Lage und der unverbaute Blick auf den Fischmarkt. Ich liebe aber wirklich die Dielen und den Ausblick aus dem Schlafzimmer – und natürlich meine Mitbewohnerin!
Das Bett von Swiss Sense ist Jennys Lieblingsort in der Wohnung, obgleich alle Räume ihre besonderen Vorzüge haben. Die Wände sind in Farrow & Balls „Green Smoke“ gestrichen.
„Lieber größere Gegenstände als zu viel Kleinkram.“
Jenny wohnt in der Zwei-Zimmer-Wohnung bereits seit 2013. Der Schrank mit Fronten von Reform CPH ist jedoch erst mit Judith in die Wohnung gezogen. Die Pendelleuchte IC neben dem Bett ist von Flos.
Was war deine beste Investition für die Wohnung?
Die Küche! Ich hatte acht Monate ohne Küche gelebt, da ich den Dielenboden freigelegt und im Anflug von Unwissenheit und Wahnsinn einfach die alte Küche rausgerissen habe. Ich konnte mir nicht vorstellen, dass sich ein Küchenkauf doch so ziehen könnte.
Um den Vintage-Esstisch aus Travertin gesellen sich Carl Hansens CH88-Stühle. Die Flowerpot-Leuchte von &Tradition sorgt in der in Farrow & Balls „Purbeck Stone“ gestrichenen Küche für Licht.
Den Travertin-Tisch bezeichnest du als als deinen größten Glückskauf. Weshalb?
Als der Trend zu Natursteinesstischen aufkam, lag ich noch relativ gut in der Zeit, da man noch Schnäppchen machen konnte. Wir haben ihn wirklich günstig erstanden und ich hätte auch mehr bezahlt, wenn der Verkäufer es verlangt hätte ;). Dafür mussten wir die gefühlt 300 Kilo aber auch in den 5. Stock schleppen. Zum Glück haben uns unsere Nachbarn dabei geholfen.
Den Dielenboden hat Jenny in der gesamten Wohnung selbst freigelegt. „So etwas verbindet“, lacht sie. Entlang am selbst gestrichenen IVAR streift der Blick aus der Küche in den Flur.
Du schreibst seit 2014 einen Blog, beschäftigst dich auch seitdem auf Instagram mit Interior-Themen und hast für Otto 2019 eine eigene Kollektion gelauncht. Hast du einen Interior-Tipp für uns?
Ich finde es wichtig, dass jeder sich ausprobiert. Einrichten soll Spaß machen und es muss den Personen gefallen, die dort wohnen – niemandem da draußen. Grad auf Instagram tappt man oft in die Trendfalle. Ging mir auch schon so: Man sieht etwas immer und immer wieder und denkt plötzlich, man „braucht“ es auch oder der Stil muss dem angepasst werden. Aber passt es wirklich zu einem?
Wie gehst du mittlerweile damit um?
Ich habe mir angewöhnt, solche Dinge einige Wochen sacken zu lassen und mich dann erneut zu fragen, ob es mir gefällt und wo es seinen Platz finden sollte. Lieber einmal weniger kaufen und dafür die richtigen Sachen. Lieber häufiger mit Textilien und Farben experimentieren! Ach, und natürlich Blumen! Lieber weniger Deko und dafür Blumen! Und Vasen … man kann nie zu viele Vasen haben!
Beim Einrichten einer kleinen Wohnung ist besonders wichtig ...
… nicht zu kleinteilig zu werden. Lieber größere Gegenstände als zu viel Kleinkram. Lieber ein Schrank oder eine Kommode, die wirklich Stauraum bieten, als viele kleine.
Stilmix: Vintage-Teak-Sideboard und Murano-Leuchter trifft auf USM in Stahlblau.
„Wir fühlen uns immer ein wenig wie bei der Zauberkugel in der ‚Mini Playback Show‘.“
Im Wohnzimmer trifft ein Vintage-Alanda-Glastisch von Paolo Piva auf ein neues USM-Regal aus Glas und Stahl. Das Wohnzimmer liegt direkt neben dem Schlafzimmer und gewährt so denselben Ausblick auf den Hafen.
Was waren die größten Herausforderungen, als Judith bei dir eingezogen ist?
Tatsächlich der Stauraum und das Zuziehen. Wenn man gemeinsam irgendwo einzieht, erschafft man gemeinsam Räume. Hier war alles auf mich ausgerichtet und plötzlich mussten wir Platz für einen kompletten Schrankinhalt plus Schuhe oder Unterlagen schaffen. Judith war zum Glück super offen und flexibel, sodass wir eigentlich keine Möbel von ihr hier einziehen lassen haben. Die wurden eingelagert.
Wie habt ihr Stauraum geschaffen?
Durch einen neuen Schrank und unsere Garderobe plus Sideboard von USM. Der Flur ist mittlerweile ein richtiger Raum geworden, den wir für Schuhe, Jacken, Unterlagen oder auch Geschirr nutzen. Wir fühlen uns immer ein wenig wie bei der Zauberkugel in der „Mini Playback Show“: Man geht durch, nimmt sich alles, was man für „draußen“ benötigt, und ist an der Haustür fertig angezogen bzw. verwandelt ;)
Während die Wandfarbe „Setting Plaster“ von Farrow & Ball farblich mit dem Vintage-Murano-Glasleuchter matcht, wird sie von dem Stahlblau des USMs wunderbar kontrastiert.
Wie hält man am besten Ordnung?
Bei mir hat alles einen Platz, dadurch entsteht kaum Unordnung. Ich weiß, wo die Sachen wieder hinmüssen, wenn ich sie nicht nutze. Allerdings habe auch ich unordentliche Schubladen und ein Kabuff, in dem teilweise Chaos herrscht – allerdings „mein“ Chaos. Bedeutet: Ich weiß dennoch, was ich wo dort finde. Wahrscheinlich braucht jeder Mensch so einen Ort.
Sofa „elbdock“ und Teppich „elbflunder“ stammen aus Jennys eigener Interior-Kollektion mit Otto. Über dem Sofa dient die Wandleuchte 265 von Flos als Leselicht, am Fenster die grüne Flowerpot von &Tradition. Derzeit steht der Ari-Chair von Norell Furniture ganz oben auf Jennys Interior-Wunschzettel.
Du hast seit 2019 eine eigene Interior-Kollektion mit Otto unter dem Namen elbgestoeber – woran arbeitet ihr aktuell?
Wir bauen sukzessiv das Sortiment aus. Das Herzstück zu Beginn war mein „elbdock“-Sofa – modular und damit ideal für Menschen wie mich, die gerne Dinge in ihrem Zuhause verändern. Aktuell arbeiten wir hinter den Kulissen an neuen Lampen, die vom 60er- und 70er-Jahre-Stil inspiriert sind. Außerdem arbeiten wir an neuen Teppichen, Vasen, Windlichtern und auch an einem neuen Sofa. Die Zusammenarbeit macht sehr viel Spaß und ich hoffe, sie dauert noch lange an!
Welche drei Dinge wissen wir noch nicht über dich?
1. Man könnte aufgrund der eigentlich immer aufgeräumten Wohnung und meines unbändigen Veränderungswillen denken, ich leide an Perfektionismus. Ist aber nicht so. Arbeiten, die hohe Präzision bedürfen, mag ich nicht.
2. Ich bin ein Dickkopf – ist mit den Jahren besser und einfacher für mein Umfeld geworden, aber wenn ich mir etwas in den Kopf gesetzt habe, versuche ich es auch mit allen Mitteln durch- bzw. umzusetzen. Als Kind sorgte dies allerdings für häufigere Ausfälle ;)
3. Ich fahre nicht gerne Auto. Das war früher als Führerscheinneuling noch komplett anders. Vielleicht ändert es sich ja auch mal wieder.
Zwei Zimmer plus Wohnküche verteilen sich auf 65 qm. Links ist das Schlafzimmer mit Balkon, daneben das Wohnzimmer – beide mit Blick auf den Hamburger Fischmarkt. Ein zusätzliches Zimmer wäre aktuell in Homeoffice-Zeiten für Jenny und Judith ein Traum.
Träumt ihr von einer größeren Wohnung?
Wir träumen definitiv von mehr Platz. Auf Dauer sind 65 qm wohl doch etwas zu wenig. Vor allem aber wünsche ich mir einen Hund und dies geht nicht in dieser Wohnung im 5. Stock ohne Fahrstuhl mit kaum Grünflächen in direkter Hauslage. Daher halten wir die Augen und Ohren offen, was in Hamburg und Umgebung sicherlich auch etwas Zeit in Anspruch nehmen wird. Wer also Tipps haben sollte, darf sich gerne melden.