Alvar Aalto und die Aalto Vase
Der 1898 geborene Finne Alvar Aalto war der Gründervater des organischen Designs. Darunter versteht man einen Designansatz der Zeit zwischen etwa 1930 und 1960, der sich an organischen Formen der Natur orientiert und dynamische Rundungen und kraftvolle Wölbungen betont. Alvar Aalto übte unter anderem auf Charles und Ray Eames, Eero Saarinen und Arne Jacobsen einen bestimmenden Einfluss aus. Er lehnte die Maschinenästhetik und die strenge geometrische Sachlichkeit der Bauhaus-Architekten und -Designer Gropius, Le Corbusier und Breuer ab. Den von diesen bevorzugten künstlich hergestellten Materialien wie Stahlrohr setzte Alvar Aalto natürliche Materialien und Formen entgegen. Der Gedanke, dass Design sich den menschlichen Bedürfnissen, und darunter besonders den psychologischen Bedürfnissen, anpassen sollte, bestimmte alle seine Arbeiten.
Aaltos charakteristischer Stil in Architektur und Möbeldesign
Alvar Aalto, Sohn eines Landvermessers und Kartographen, studiert von 1916 bis 1921 in Helsinki Architektur und gründet 1923 ein eigenes Architekturbüro. Zu seinem Markenzeichen werden die unregelmäßig geschlängelten Linien und weichen fließenden Wellenformen, die er in verschiedenen Materialien wiederkehren lässt, sei es in der Architektur oder im Möbeldesign. Unter dem Einfluss von William Morris' Gedanken der Materialtreue, der auch für die von Morris begründete Arts and Crafts-Bewegung zentral war, und der an natürlichen Formen orientierten Entwürfe des Jugendstil-Designers Henry van de Velde entwickelt er einen charakteristischen Stil, der gekennzeichnet ist durch asymmetrische-Formen und die fantasievolle Verwendung natürlicher Materialien, vor allem Holz. Dabei arbeitet Aalto eng zusammen mit seiner Frau Aino, die ebenfalls Architektur studiert hat.
Experimente mit Schichtholz
Ab 1929 experimentiert Aalto mit Möglichkeiten, Sperrholz zu organischen Formen zu verarbeiten. Dabei stellt er fest, dass Schichtholz ebenso stabil und für die Serienproduktion geeignet sein kann wie Metall, und beginnt, technisch innovative Holzstühle zu entwerfen. 1933 gründet er den Möbelherstellungsbetrieb Artek, zu dessen Produktpalette noch heute die Möbel und Lampen gehören, die Aalto häufig als Einrichtung für die von ihm gebauten Gebäude konzipierte.
Aaltos Gebäude und Möbel
Es wird geschätzt, dass Aalto etwa 500 Gebäude entwarf, von denen etwa 300 tatsächlich gebaut wurden. Die meisten davon befinden sich in Finnland. Aalto war maßgeblich für die Entwicklung des skandinavischen Stils, der bis heute von Aaltos organischer Formgebung geprägt wird. Weltweit bekannt ist Aalto nicht zuletzt durch die 1937 entworfene Aalto-Vase, die auch unter dem Namen Savoy-Vase bekannt ist. Alvar und Aino Aalto haben außerdem für die Firma Iittala eine Reihe von weiteren Glasobjekten entworfen. 1932 gewann Aino in einem Design-Wettbewerb mit dem heute noch bekannten und produzierten Aino Aalto-Glas gegen ihren Mann.
Vom Sehen bekannt sind vielen Alvar Aaltos dreibeiniger Hocker (1930), der Holzsessel 41 Paimio (1929-1933) und die mit Gurten oder Leder bespannte Liege 39.