„Ein Haus mit Seele“ nennt Marietta alias @Vonmuto Living ihr Zuhause und wir müssen ihr beipflichten: Die traumhafte Jugendstilvilla von 1912, die sie gemeinsam mit ihrem Partner in Wien bewohnt, strahlt eine fast magische Geschichtsträchtigkeit aus. Dabei hat die 350 qm große Beletage mit ihren Kreuzgewölben und Kastenfenstern, die Marietta zu ihrer Wohnung umgestaltet hat, eine Art Paradigmenwechsel vollzogen: Aus dem einst repräsentativen Teil des Hauses ist ein gemütlicher Wohlfühlort geworden, an dem man sich einfach so geben kann, wie man ist.
Gemeinsam mit Marietta durften wir uns in den weitläufigen Räumlichkeiten der Villa umsehen, haben erfahren, woher die Kunst an ihren Wänden stammt und wieso sie sich für reduzierte Naturtöne entschieden hat. Außerdem hat sie tolle Tipps verraten, wie man große Räume gemütlich gestaltet, ohne sie zu überladen.
Euch gefällt Mariettas Wohnstil? Den von ihr inspirierten „Shop the Look“ findet ihr am Ende des Beitrags.
Mariettas Haus hat ca. 750 qm Wohnfläche und einen knapp 800 qm großen Garten, den sie und ihr Partner alleine nutzen. Die beiden leben in der Beletage, der Rest des Hauses ist vermietet. Im Dachgeschoss wohnt eine 100 Jahre alte Dame. „Sie lebt schon etwa 70 Jahre hier und hat sicher einige Geschichten auf Lager“, schmunzelt Marietta.
„Das Haus hat uns gefunden, um wieder zum Leben erweckt zu werden.“
Weitläufige Räume, eine fast sechs Meter hohe Halle, charmante Kreuzgewölbe und eine knarrende alte Holzstiege: „Ich wusste sofort, wie viel Potenzial in diesem Haus steckt und dass es uns gefunden hat, um wieder zum Leben erweckt zu werden“, schwärmt Marietta.
Liebe Marietta, hast du schon immer davon geträumt, in einer Jugendstilvilla zu wohnen?
Nein, so konkret hatte ich das eigentlich nie vor Augen. Geträumt habe ich immer von einem gewissen Gefühl, wenn ich die Zukunft und das Wohnen in einem Haus vor Augen hatte.
Wie fühlt es sich für dich an, wenn du nach Hause kommst?
Es ist etwas ganz Besonderes. Das Quietschen der Haustüre löst jedes Mal einen Grinser und spürbare Dankbarkeit aus. Deshalb schmiere ich die Türe auch nicht – um mir das immer zu bewahren!
Das Sofa ist das Modell Zeno von Flexform, der Teppich stammt von Limited Edition Rugs. Den Couchtisch hat Marietta in Italien gefunden, der kleine Beistelltisch ist von Woud. Die Gemälde sind von Sebastian Ciuciu. Bei den Leuchten hat sich Marietta für die Marken Occhio und &Tradition entschieden.
Was liebst du an deinem Zuhause besonders?
Die Architektur und das Gefühl. Ich liebe das Kreuzgewölbe, das sich durch die Zimmer zieht, den alten Parkettboden und die alten Fenster mit den teilweise erhaltenen Gläsern. Gleichzeitig haben wir uns so eine tolle Atmosphäre geschaffen, für uns und für andere – ich denke, dass man sich hier einfach wohlfühlen muss!
Wie würdest du deinen Wohnstil beschreiben?
Ich würde jetzt gern meine klassische Antwort geben: reduziert, wohnlich, atmosphärisch. Aber es ist tatsächlich so viel mehr! Ich habe sicherlich meine Handschrift beim Sanieren, aber auch im Wohnstil bin ich flexibel und passe mich meinem Gefühl an. Wichtig ist, was ich spüre, wenn ich ein Haus betrete – und das ist jedes Mal ein bisschen anders.
Beruflich ist Marietta (31) im Immobilien- und Designbereich tätig. Sie saniert Wohnungen und Häuser für Privatpersonen sowie Wohn- und Gewerbeimmobilien für Firmen und teilt die Prozesse und Ergebnisse auf Instagram. „Ich liebe es, alte Häuser und Wohnungen wiederzuerwecken und sie mit den Besitzern sanft auf eine neue und ruhige Art zu verbinden.“
„Durch die Helligkeit und die Reduktion der Farben kann die Architektur wunderschön leben!“
Die Küche mit den Geräten von Gaggenau hat Marietta vom Voreigentümer übernommen und nach ihren Wünschen verändert: Die Dunstabzugshaube und ein Teil der Wand zum Esszimmer wurden entfernt. In die Decke hat sie Spots von Occhio, Boxen und eine Wohnraumlüftung integriert. Die Küchenfronten und Einbauschränke wurden lackiert, ihre Griffe ausgetauscht. Die Barhocker stammen von Westwing, die Hängeleuchten von Foscarini.
Ihr habt euch ganz bewusst in hellen Farben und Naturtönen eingerichtet. Wieso?
Obwohl ich bei der Häusersuche noch in der Laune war, mich mit dunklen Farben auszutoben, habe ich dann ganz klar auf mein Gefühl gehört und geschaut, was das Haus benötigt. Durch die Helligkeit und die Reduktion der Farben kann die Architektur so wunderschön leben und man wird weniger abgelenkt.
Ob Marietta Angst hatte, dass ihr reduziertes Zuhause unnahbar wirken könnte? „Absolut nicht, denn ich könnte niemals in einer unpersönlichen Höhle leben!“, sagt sie entschieden. „Vielleicht wirkt es auf Fotos etwas steril, aber wer das Haus betritt, fühlt sofort, was ich meine …“
Wie schafft man auf so großem Raum Gemütlichkeit?
Für mich spielen die Basics eine wichtige Rolle: Böden, Wandfarben, Licht, Materialien und Duft. Damit kann man wirklich viel bewirken! Alles Zusätzliche wie Möbel und Accessoires, Vasen und Coffee Table Books setzen das i-Tüpfelchen.
Was sollte man beim Einrichten großer Räume sonst noch beachten?
1. Ich denke, dass man sich viel mehr trauen sollte! Greif zu unterschiedlichen Materialen und hol dir schöne Vorhänge, gerne mit etwas Überlänge, spiele mit Stuck und Wandfarben. Mit Teppichen schafft man schöne Raumstrukturen und bringt noch mehr Gemütlichkeit rein – diese aber gut dimensioniert!
2. Und ich freue mich, dass Pflanzen in Innenräumen wieder ein kleines Comeback feiern. Hier würde ich Mut zur Größe wagen und Statements setzen. Mit schönen Lichtquellen kann man hier wirklich dramatisch werden und schafft es gut, große Räume zu füllen, ohne sie zu überladen.
Hochwertiges Design aus Schweden: Der Esstisch und die zugehörige Bank aus Eschenholz stammen von Hem. Die Vasen sind ein bunter Mix aus alten Gefäßen, einer Flasche und alten Vasen aus ihrem Elternhaus.
Wo befindet sich dein Lieblingsort zu Hause?
Meistens irgendwo am Boden! Ich liebe es, im Wohnzimmer vor der Couch, auf der großen Holztreppe oder beim Pool auf dem Terrassenboden zu sitzen.
„Ich hatte das Privileg, in einem großen Haus mit Garten aufzuwachsen, bin etwas mehr Platz also gewohnt“, erklärt Marietta. „Trotzdem ist es ein unbeschreibliches Gefühl, nach der Sanierung endlich in unserem Haus zu wohnen.“ Zu ihrem Pool hat Marietta Gartenmöbel von DEDON, HOUE und OK Design kombiniert.
Welcher Einrichtungsgegenstand liegt dir besonders am Herzen?
All meine Leuchten! Für mich sind Lampen und Lichter ganz wichtig. Ich kann mit ihnen eine Stimmung schaffen und diese immer wieder verändern. Sie können akzentuieren und auch perfekt als Dekoobjekte dienen.
Und welchen Interior-Wunsch würdest du dir gerne noch erfüllen?
Momentan lebe ich möbeltechnisch so reduziert, dass ich mir gerade nicht mal einen Eames Lounge Chair reinstellen möchte. Ich denke, dass das die Architektur hier mit mir macht: Durch das Reduzierte kann sie viel mehr leben, zum Vorschein kommen und die Menschen nehmen sie auf eine besondere Weise wahr.
Im Badezimmer fügen sich ein Doppelwaschbecken, eine offene Rundbogendusche im Zementlook sowie eine Badewanne zu einem kleinen Gesamtkunstwerk.
„Immer für sich selbst einrichten, nicht für Gäste oder für Instagram!“
Da das Badezimmer genau wie die anderen Räume sehr groß ist, ging es Marietta hier vor allem darum, Wärme zu schaffen. Mit Accessoires aus Naturmaterialien und goldenen Armaturen von VALLONE ist sanfte Gemütlichkeit eingezogen.
Welchen Einrichtungstipp würdest du anderen mit auf den Weg geben?
Geduld haben und sich in Geduld üben. Gewisse Möbel, manche Farben oder Ecken brauchen Zeit. Deshalb lieber mal leer stehen lassen und Ausschau halten, sich hineinfühlen und mit der Zeit entdecken, was man selbst oder diese Ecke braucht. Außerdem: Immer für sich selbst einrichten, nicht für Gäste oder Instagram!
„Ich liebe abstrakte Kunst, Schriften und Fotografien“, schwärmt Marietta. Auch Coffee Table Books und Kerzen dürfen bei ihr zu Hause nicht fehlen. Das Gemälde im Schlafzimmer stammt von Sebastian Ciuciu, die Tischleuchte ist das Modell Flowerpot VP3 von &Tradition. Mariettas Bett ist von Home24, das Tischchen daneben von Westwing.
Drei Dinge, die wir noch nicht über dich wissen:
1. Ich habe eigentlich Psychotherapie-Wissenschaften studiert. Beim Sanieren meiner eigenen Praxis habe ich dann gemerkt, dass mir das Sanieren mehr Spaß macht als die Vorstellung, dort als Therapeutin zu arbeiten. Da wurde mir bewusst, dass ich meinen Weg noch mal anders einschlagen sollte.
2. Ich bin ein absoluter Gefühlsmensch und gehe am liebsten auch so an meine Projekte ran.
3. Mein Traum ist es, noch ganz viele verschiedene Häuser zu bewohnen.
Fotos © Dominic Berchtold, Karina Goldmann, Marietta Kiesling, Patrick Langwallner, Sebastian Ciuciu