„Ein schönes Zuhause ist der Ausdruck von Selbstliebe!“ - zu Besuch bei hello-mrs-eve

von Kati Tiringer

Warum nur ein Wohnsitz, wenn man auch zwei haben kann? Kea aka hello-mrs-eve lebt seit Anfang des Jahres ihre Leidenschaft fürs Einrichten in zwei Wohnungen aus; einmal auf 85, einmal auf 30 Quadratmetern. Warum? Sie liebt in Wiesbaden und liebt Berlin. Und Einrichten liebt sie sowieso. Die 30-Jährige mag es schlicht und besonders. Am liebsten umgibt sie sich zuhause mit Vintage Möbeln und ernährt sich für ein Lieblingsstück schon mal einen Monat lang nur von Nudeln mit Tomatensoße. Wie es zur Zweitwohnung in Berlin kam und was sie mit Milkandhoney verbindet, erzählt sie jetzt im Interview.

→ Wenn euch Keas Einrichtungsstil gefällt, findet ihr auf der Pinnwand "Kauf den Look: Wohnen wie hello-mrs-eve" vielleicht euer neues Lieblingsmöbel oder Wohnaccessoire


     




In Keas Wohnzimmer trifft Holz auf Weiß und Alt auf Neu. Das Knoll Daybed und der Schreibtisch sind tolle Vintagestücke, Wohnaccessoires und Textilien findet Kea bei House Doctor, Ferm Living und Bloomingville. Teppich und Holztablett: Ikea PS, Stuhl: Vertigo Interiors, Kranich Poster: Broke + schön Berlin, Kerzenleuchter aus Holz: Pflanzen Kölle

    

Farbakzente setzt Kea mit bunten Kissen und ausgesuchten Wohnaccessoires. Das Vintage Daybed von Knoll ist immer willkommener Schauplatz für wechselnde Kissenarrangements - genau wie bei Karyna!


     


Die Wiesbadener Mietswohnung verteilt sich über zwei Stockwerke. Im Treppenhaus dekoriert Kea gerne das Fenster, hätte aber lieber einen schönen Holz- statt Teppichboden.


     


Für den Eingangsbereich hat Kea das Gartenmöbel "Edholma" von Ikea zweckentfremdet: Mit ein wenig schwarzer Farbe dient es jetzt als Garderobe mit viel Platz und Stauraum.


     


Links Wiesbaden, rechts Berlin: In Keas Küchen herrscht Ordnung und Ästhetik. In der Hauptstadt musste sie dafür mit einigen Tricks zur Verschönerung ran. So hat die Küchezeile zum Beispiel neue Ledergriffe von Bessler24 bekommen.


     


Im Esszimmer dominiert die dunkle Mustertapete von Graham & Brown. Die hellen Möbel und Wohnaccessoires sowie frisches Grün wirken davor besonders schön! Esstisch: Ebay, Sitzkissen: H&M



Im Schlafzimmer hat sich Kea mit dem Ryssby Teppich von Ikea ein Betthaupt gestaltet. Beistelltisch: Ikea Brakig



Bad mit Schräge: Unterm Dach befindet sich der moderne Waschplatz. Mit Typo-Bild und schönen Badutensilien wird's wohnlich.


     


Der heimische Arbeitsplatz in Wiesbaden: Zur luftig-hellen Raumgestaltung passen Wohnaccessoires aus Holz und Kupfer besonders gut. Hier arbeitet sie an den Designs und Illustrationen für ihre Kunden. Stühle: Vertigo Interiors, Schreibtisch: Ikea Brakig


     


Der neue Zweitwohnsitz in Berlin: Auf 30 Quadratmetern und wunderschönem Boden in Korkoptik bleibt Kea ihrem minimalistischen Wohnstil treu und umgibt sich mit wenigen, hellen Möbelstücken und hellen Wohnaccessoires. Der Schreibtisch mit Kupferbeinen von Ikea durfte mit in die Hauptstadt.


    


Im Flur hat sich Kea eine kleine Sitzbank aus Büchern und Holzbrett selbst gebaut. An der Wand hängen ihre Lieblingsillustrationen. Teppich: Liv Interior



Liebe Kea, wer steckt hinter hello-mrs-eve? 
Ich habe gerade drei Jahrzehnte Kea gefeiert, bin Grafikdesignerin und Illustratorin in der Realität und Schriftstellerin in meinen Tagträumen. Mich erfreuen die kleinen Dinge im Leben: der Himmel zu allen Jahres- und Tageszeiten, der Tag, an dem es das erste Mal nach Frühling riecht, das Gefühl von Waldboden unter nackten Füßen. Meine liebsten Menschen beschreiben mich als kreativ, neugierig, und einfühlsam. Für mich zählt im Leben mehr das Bauchgefühl als Konventionen. Wenn ich etwas liebe und es sich gut anfühlt, dann tue ich es. Auch wenn das manchmal bedeutet, Wege begehen zu müssen, die noch ziemlich holprig sind.

Was machst du genau als Grafikerin und Illustratorin?
Als Grafikerin bin ich spezialisiert auf Corporate Design, also Firmen-Erscheinungsbilder. Vom Logo, über Visitenkarten, Website, Flyer und Briefbogen gestalte ich nach Kundenwünschen das komplette Gesicht eines Unternehmens. Illustrationen sind manchmal Bestandteil davon, können aber auch kleine, individuelle Projekte sein. Da bei meinen Kunden vom Hundesalon bis zum Steuerberater alles dabei ist, stelle ich mich bei jedem Projekt stilistisch auf die Branche ein, um die es geht, da muss ich ein bisschen Chamäleon sein. Genau das macht meinen Beruf aber auch so spannend! Langeweile hatte ich in den drei Jahren meiner Selbstständigkeit noch nie. 

Du sagst, in deinen Tagträumen bist du Schriftstellerin. Hast du deshalb deinen Blog gestartet? 
Witzigerweise hatte ich das überhaupt nicht auf meinem Radar, als ich den Blog startete. Interieur Design und meine literarischen Ergüsse waren für mich wie zwei verschiedene Planeten im Kea-Universum. Erst in letzter Zeit traue ich mich, meinen Posts ein bisschen mehr Poesie und sprachliche Würze einzuhauchen. Privat schreibe ich Gedichte, Prosa und inzwischen mein drittes Jugendbuch. Mit 16 habe ich meinen ersten Roman geschrieben, ausgerechnet während meiner Masterarbeit saß ich dann an meinem Zweiten, obwohl oder gerade weil ich da eigentlich etwas ganz anderes hätte tun sollen! Im letzten Jahr habe ich dann mein erstes „Erwachsenenbuch“ angefangen, aber dann kam mir eine Idee dazwischen und schon wieder schreibe ich eine Coming of Age Story für junge Mädchen. Irgendwie ist das mein Schicksal. Eines Tages mal mein Buch in einem Laden kaufen zu können, das ist auf jeden Fall noch einer meiner großen Lebensträume! 

Du wohnst und arbeitest in Wiesbaden und Berlin. Wie kommts, dass du in beiden Städten zuhaus bist? 
Ich bin in beiden Städten der Liebe wegen zuhause. In Wiesbaden bin ich nach dem Studium geblieben, weil mein Mann hier sehr verwurzelt ist. In Frankfurt aufgewachsen, schlägt mein Herz aber für große Städte und als ich vor drei Jahren auf Silvester-Besuch nach Berlin fuhr, verliebte ich mich Hals über Kopf in die Hauptstadt. Es war ein Gefühl, wie nach Hause zu kommen, es passte einfach.
Immer wieder habe ich danach Freunde in Berlin besucht, letzten Sommer dann zwei Monate probegewohnt, um zu testen, ob die Hauptstadt und ich wirklich so ein perfektes Match sind, wie ich dachte – und es war ein Volltreffer! Anfang des Jahres konnte ich den Traum von einer Zweitwohnung dann endlich wahrmachen – meine örtliche Unabhängigkeit als Selbstständige macht es möglich. Ich pendele nun zwischen beiden Städten relativ spontan hin und her. Erstaunlich, wie exotisch so ein Lebensmodell aber immer noch zu sein scheint, wie oft ich seither gefragt werde, ob wir eine Ehekrise hätten, ist schon verrückt! Für mich ist Zuhause einfach da, wo das Herz ist – und das trage ich ja immer mit mir herum, mein wunderbarer Mann und meine wunderbare Hauptstadt sind darin fest eingeschlossen.

Bitte beschreibe deine Wohnungen.
Unser Wiesbadener Domizil misst 85 qm und verteilt sich über fünf kleine Räume auf zwei Maisonette-Etagen. Hier gibt es reichlich Platz für unsere beiden Stubentigerinnen. Wir leben seit zwei Jahren in der Wohnung, denken aber doch in letzter Zeit auch öfter über einen Ortswechsel nach – ich bin einfach eine kleine Nomadin, ich bin in meinem Leben bisher sage und schreibe 13 mal umgezogen! Die Berliner Bude mit ihren sehr übersichtlichen 30 qm ist noch ganz frisch, seit Januar lebe ich hier – noch sehr spartanisch nur mit Bett und Schreibtisch. Viel mehr passt allerdings auch nicht rein...

Wie würdest du deinen Wohnstil beschreiben?
Als Studentin war ich tatsächlich völlig im Shabby-/Landhaus-Stil unterwegs, Klimbim-Kronenleuchter und Metall-Schnörkel-Bett inklusive. In einer schmerzhaften Trennungsphase stolperte ich in einem Bahnhofskiosk über die erste Ausgabe der Couch – und nutzte die Zeit des Umbruchs, um mich einrichtungstechnisch neu zu erfinden. Ich sehnte mich nach Reduktion, nach klaren Formen und schlichtem Design. Nach der radikalen Geschmacks-Wende war es dann eine echte Herausforderung, mein komplettes Mobiliar peu a peu auszutauschen. Möbeltechnisch kann ich es mittlerweile tatsächlich nicht schnörkellos genug haben. Ich mag es gradlinig, aber nicht kühl. Architektenhäuser, in denen nur noch vereinzelt weiße Hochglanzmöbel stehen, sind mir zu steril. Ich habe ein Faible für die zeitlos schönen Klassiker der 50er und 60er Jahre. So auch für mein XXL Teak Sideboard. Eigentlich ist es von den Proportionen her viel zu groß für den kleinen Raum, aber ihm drohte seitens der Nachlassverwalter der Verschrottungstod und ich musste es einfach als Sicherungskauf für die große Altbauwohnung, die wir irgendwann haben werden, retten. Unser Wohnzimmer ist also momentan mehr Möbel-Parkplatz, als fertiger Raum.
Generell versuche ich, größere Anschaffungen so auszuwählen, dass sie sich den wechselnden Deko-Objekten oder Wandfarben anpassen können. Ein nachtblaues Sofa oder ein pinker Bohemian Teppich mögen großartig sein, wenn man aber aufs Budget schauen muss, kann man sich solche expressiven Einzelstücke nicht leisten. Ich dekoriere gerne nach Jahreszeiten oder nach Lust und Bauchgefühl um und möchte nicht farblich an einen teueren Eye-Catcher gebunden sein. Deshalb sind meine Basics hölzern, schwarz oder weiss. Derzeit träume ich zum Beispiel von einem Beni Ourain Teppich – das ist aber ein echter Invest fürs Leben. Außerdem versuche ich, beim Einrichten Luft und Raum zu lassen. Wenn ich solche total aufgeräumten Wohnungen auf SoLebIch.de sehe, möchte ich immer direkt große Müllsäcke kaufen und den Spermüll rufen.

Woher kommt deine Liebe zur Schlichtheit des skandinavischen Designs?
Bisher habe ich diese Liebe eigentlich nie genauer hinterfragt, sie war einfach da. Ich glaube, es ist die Ruhe und Aufgeräumtheit, die ich an diesem schlichten Design so sehr schätze. Und das Helle, die Leichtigkeit, die solche Räume ausstrahlen. Ich bin ja buddhistisch angehaucht und beschäftige mich viel mit Achtsamkeit – vielleicht ist mein Wunsch nach schlichter Ruhe auch mein Versuch, diesen inneren, gelassenen Kern im Außen abzubilden. So philosophisch habe ich meine Einrichtung noch nie betrachtet.

Wo in deiner Einrichtung spiegelt sich deine Persönlichkeit ganz besonders wider?
Ich glaube, das ist weniger ein bestimmter Raum oder Gegenstand, als vielmehr die Tatsache, dass ich ständig neu dekoriere, plane und umgestalte. Meine Wohnung ist immer auch Ausdruck von dem, was in mir ist und ich gestalte ich sie diesem stetigen Fluß entsprechend immer wieder um. Ein Freund der Familie hat ein Buch über Farben, deren Wirkung und Bedeutungen geschrieben, darin geht es auch darum, warum wir in gewissen Lebensphasen das Bedürfnis haben, uns mit dieser oder jener Farbe zu umgeben, das fand ich wahnsinnig spannend. 

Welcher ist dein liebster Einrichtungsgegenstand?
Immer noch und immer wieder mein Knoll-Daybed. Das war einfach DER beste Kauf ever ever ever. Ich habe es aus einem Nachlass ersteigert und dafür einen ganzen Monat mehr oder weniger von Spaghetti mit Tomatensoße gelebt. Es ist so wunderbar schlicht und zeitlos schön, diese Holzstreben… Ach, ich gerate ins Schwärmen! Immer, wenn ich es ansehe, bekomme ich einen Interieur-Höhepunkt 😄 

Was oder wer inspiriert dich?
Die wunderbaren Bilder auf SoLebIch.de, meinen Lieblings-Blogs wie decor8 oder myscandinavianhome und die Magazine 20 private Wohnträume sowie die Couch, der ich seit unserem Kennenlernen im Bahnhofskiosk immer treu geblieben bin. Aber genauso auch liebevoll gestaltete Film-Sets, alte Designbücher oder Gemälde. In Berlin inspiriert mich eigentlich an fast jeder Straßenecke irgendetwas – für mich ist das wie ein riesengroßer kreativer Spielplatz! Kein Tag vergeht, an dem ich nicht an irgendeinem Plakat in den Straßen vorbeikomme, das ich fotografiere und für meine Inspirationssammlung konserviere. Bekannte Namen sucht man bei mir eher vergeblich – oft regt mich einfach eine Lichtstimmung, ein Möbelstück, ein besonderes Lied an und ich lege los. Ein Notizbuch neben dem Bett und in der Handtasche sind deshalb meine liebsten Helferlein. Und wenn die Muse mal Verstecken spielt, klicke ich mich wild durch die Seite behance.net, dort gibt es reichlich Augenschmaus für alle Designbegeisterten. 

Du machst auch vieles für deine Wohnung selbst. Welche DIY-Projekte magst du besonders?
Leider bin ich ja fürchterlich ungeduldig. Deshalb sind meine DIY-Ideen meistens Quickies. Die einzige Ausnahme davon ist aber die Arbeit mit Holz, Holz ist so ein lebendiger Werkstoff mit besonderer Haptik. Abschleifen, lackieren, Feilen –manchmal denke ich, an mir ist eine Tischlerin vorbeigegangen. Irgendwie träume ich ja immer noch von selbst entworfenen und gebauten Möbeln. Ganz geometrische Stücke ohne Schnickschnack, die eine dezente Bühne sind für ausgewählte Lieblinsgdeko-Objekte.

Was ist deine Lieblings-Farbkombination, was dein liebstes Material?
Eine zeitlang habe ich monochrome Farbwelten geliebt, konnte mich an Räumen, die sich mit weiß, schwarz, grau und Holz begnügten, nicht sattsehen. Mittlerweile dekoriere ich meine eher farbneutralen Basics gerne mal mit Akzentfarben, die
wechseln tatsächlich mit den Jahreszeiten und der Laune. Gerade finde ich dunkle Blautöne wahnsinnig spannend, gepaart mit Leinen oder grobem Strick. Aber auch der reduzierte Bohemian-Style mit Kelim-Teppichen in Pastell-Tönen entlockt mir zur Zeit Sehnsuchtsseufzer. Ab und zu ist mir einfach nach Pink oder einer Prise Zitronengelb – mit ein paar Kissen, Vasen und einem neuen Poster ist das schnell umgesetzt. Materialien, die ich gerne habe sind Kork, Kupfer und Kunstfell. Mein allerliebstes Material ist  aber – wen wundert es jetzt noch – Holz. Wenn ich irgendwann mal einen (weiß lackierten) Dielenboden mein Eigen nennen kann, werde ich jeden Morgen den Boden küssen, auf dem ich gehe 😄

Wo kaufst du deine Möbel und Wohnaccessoires? 
Meistens suche ich nach bestimmten Stücken meiner Lieblingshersteller Bolia, Hay, House Doctor, Ferm Living und Bloomingville und bestelle dort, wo ich sie online aufstöbern kann. Meine online Lieblingsshops mit hoher Trefferquote sind lys-vintage, shabby-style, das skandinaviandesigncenter, das tropenhaus und etsy. Größere Möbel ersteigere ich meist auf ebay, Kleinmöbel hole ich gerne auf diversen Flohmärkten.

Auf deinem Blog hast du mal getitelt „Ziehst du dich noch an oder dekorierst du schon?“. Ist dir Einrichten wichtiger als Mode?
Wäre ich reich, würde ich mich modetechnisch genauso kreativ und detailverliebt ausleben, wie beim Inneneinrichten. Da ich aber budgettechnisch einfach Prioritäten setzen muss, fällt meine Wahl dann im Zweifelsfall doch auf die neue Decke, statt auf den teuren Mantel. Mein Beruf und seine Verknüpfung mit dem Wunsch nach Ästhetik ist ein bißchen Fluch und Segen zugleich – diese Gestaltungswut breitet sich langsam und unbemerkt auf alle Bereiche deines Lebens auf. Erst denkst du plötzlich beim Essengehen über die Schrift der Speisekarte genauso lange nach, wie über deine Wahl der Vorspeise und irgendwann legst du sogar Wert auf die Form deines Zahnputzbechers. Manchmal finde ich das anstrengend. Früher war ich gestalterisch so unschuldig und sah in einer Teekanne einfach ein Behältnis für heißes Wasser – heute muss es dann die Kanne XYZ sein, die zur Tischdecke und der Wandfarbe passen muss, die schlichtweg zu teuer für meine Lebensverhältnisse ist und Kompromisse machen mich dann nicht mehr zufrieden. Diese Entwicklung gefällt mir an mir selber überhaupt nicht. Da streift mich dann manchmal doch die Idee, in einem buddhistischen Kloster zu leben, ohne alle Besitztümer, nur konzentriert auf das Innere.

Was bedeutet es dir, nach Hause zu kommen?
Zuhause ist für mich ein Ort, an dem ich mich sicher fühle. Neben dem Gefühl von Geborgenheit ist mein Zuhause aber auch meine kreative Spielwiese – hier kann ich mich austoben und mir meine kleine Welt genauso gestalten, wie ich sie mag.

Was macht deiner Meinung nach ein schönes Zuhause aus?
Formal betrachtet: Wände ohne Rauhfaser und Boden ohne Laminat. Ironischer Weise habe ich in meinen beiden Wohnungen jeweils eines davon. Gefühlt: Ein Ort, an dem mich nur Dinge umgeben, die ich absolut liebe. Ein Ruhepol und eine Insel, in der ich auftanken und entspannen kann. Ich war früher entsetzlich chaotisch, zu Pubertätszeiten stapelte meine Mutter manchmal meine ganze Unordnung in der Zimmermitte – wenn ich aus der Schule heimkam, musste ich den Berg dann abtragen. Sie war überzeugt, sollte ich jemals eine eigene Wohnung haben, würde sie im Messie-Chaos versinken. Irgendwann in meinen frühen Zwanzigern begann ich zu verstehen, dass es auch ein Ausdruck von Selbstliebe ist, sich sein Zuhause liebevoll und aufgeräumt zu gestalten. Ein aufgeräumtes Zuhause steht für mich mittlerweile für einen klaren Geist und eine Seele in ihrer Mitte. Bei mir sieht man meine Stressphasen immer auch meiner Wohnung an – dann merke ich, okay Kea, da stapelt sich das Geschirr in der Küche und Wollmäuse fliegen, du musst mal wieder einen Gang runterschalten und dich um dich kümmern.

Verrätst du uns deine Geheimtipps für Wiesbaden und Berlin?
In Wiesbaden: Der Flohmarkt am Mann Mobilia jeden ersten Sonntag im Monat, hier gibts die größte Auswahl und auch viele internationale Händlerware. Lieblings-Café ist der Heimathafen, ein Umschlagplatz für Kreative mit angrenzendem Coworking Space, herrlichem Interieur und mein kleines Stück Berlin in Wiesbaden. Die schönste Unterkunft ist definitiv das kleine Hotel, das ist eine kleine, schnuckelige Zeitreise in meine schnörkelige Vergangenheit - Prädikat entzückend! Das weltbeste Kartoffelpüree mit Sauerkraut und Nürnbergern gibts im Restaurant zum Hirsch in Rambach – besser kann man Hausmannskost nicht haben. Mein Einkaufstip ist die Deko-Abteilung vom Pflanzen Kölle, hier hüpft immer die eine oder andere Vase, Kerze oder sonstige Deko in meinen Korb.
In Berlin: Die Flohmärkte am Boxhagener Platz, an der Revaler Straße, die sich wunderbar kombinieren lassen mit einem Zwischenstop im Wahrhaft Nahrhaft. Außerdem der Flohmarkt in den Prinzessinnengärten und der Nowkoelln-Flohmarkt. Dann natürlich die Stores von Bolia und Hay zum Träumen, Befummeln und Habenwollen. Unbedingt besuchen müsst ihr das Tempelhofer Feld mit dem entzückenden, angrenzenden Gemeinschaftsgarten – nirgendwo sonst gibt es so viel Himmel am Stück mitten in der pulsierenden Großstadt. Frühstück im Zimt & Mehl am Weigandufer in Neukölln: während man sein Veggi-Frühstück schlemmt, paddeln unten die Schwäne vorbei. Künstler- und Bastelparadies ist Modulor im Aufbauhaus, unbedingt Zeit einplanen, um in der angrenzenden Buchhandlung am Moritzplatz dicht an dicht gedrängte neue Lieblingsbücher zu entdecken. Den Freunden der feinen, kleinen Dinge sei außerdem Schwesterherz empfohlen, Berlin's feinstes Kaufhaus für Papierwaren.

Was hat es eigentlich mit den Hauptstadtmädchen auf sich?
Das ist mein neuestes Herzensprojekt, eine On- und Offline-Community ausschließlich für weibliche Bloggerinnen aus Berlin. Mir war aufgefallen, wie viele tolle Mädels mit kreativen Blogs es hier gibt, die sich untereinander gar nicht kennen. Daraus ist die Idee eines Netzwerks entstanden, das den Berliner Bloggerinnen ein Zuhause gibt. Es ist ein Treffpunkt für alle Frauen, die in der Hauptstadt leben und bloggen und die Lust haben, nicht nur im stillen Kämmerlein vor sich hin zu posten, sondern das Miteinander schätzen und ausbauen wollen. Es dient als Vernetzungs-Raum, zur Kontaktpflege und Präsentation unserer eigenen Blogs. Noch steckt das Projekt in den Kinderschuhen, aber wir hoffen, bald ein Frauen-Netzwerk aufzubauen, das all die wunderbaren Frauen in Berlin miteinander vernetzt.

Gab es für dich einen besonderen Moment auf SoLebIch.de?
Das war ganz klar die Homestory von MilkandHoney. Da saß ich vorm Rechner und hätte weinen können. Als ich gelesen habe, dass die wundertolle Ela mit der gleichen Thematik zu tun hat, wie ich, nämlich mit einem Leben mit Panikattacken, hat mich das unheimlich berührt. Denn dass eine meiner liebsten SoLebIch-lerinnen, deren Bilder so viel Sonne und Freude transportieren, durch ähnliche Täler schreiten musste, wie ich, hätte ich einfach nie gedacht. Hier hat SoLebIch.de mich wirklich bewegt. Und nachhaltig dazu beigetragen, dass ich mit dieser „Besonderheit“ viel viel offener umgehe. Zeitweise konnte ich in meinem Leben nicht mal mehr zum Supermarkt ums Eck gehen, geschweige denn in die Schule / ins Kino / in die U-Bahn. Vielleicht wird jetzt auch noch mal verständlicher, wieso diese Berliner Zweitwohnung für mich so viel bedeutet. Lange Zugreisen sind für mich immer eine enorme Herausforderung und die Strecke Berlin-Wiesbaden ist ein ziemlich heftiges Übungsfeld für mich kleinen Angsthasen. Oft ist es nicht leicht für mich, den Mut in meinem Koffer zu packen und loszufahren, aber es klappt immer besser und manchmal habe ich diese Momente, in denen ich in Berlin in meiner kleinen Küche abwasche, kurz innehalte und denke: Wahnsinn, du lebst deinen Traum wirklich! Mittlerweile sehe ich diese Angststörung, die ich bereits lebenslang habe, nicht mehr als „Makel“. Vielmehr weiß ich, dass mir diese außergewöhnlich starke Sensibilität auch in den schönen Bereichen des Lebens besonders intensive Momente schenkt. Und wünsche mir einfach eine Gesellschaft, in der unsere seelischen Besonderheiten nicht mehr vertuscht werden müssen. Menschen mit Ängsten sind nicht besonders schwach, im Gegenteil – sie haben umso mehr Mut, den sie brauchen, um all die Dinge trotzdem zu tun!

Vielen Dank für das schöne Interview!

Wenn auch ihr jetzt kein neues Bild von Kea mehr verpassen wollt, folgt ihr über ihr SoLebIch-Profil. Dort könnt ihr all ihre Einrichtungsideen und natürlich auch immer den neusten Stand ihrer Einrichtung in beiden Wohnungen ansehen.
Dieses Interview ist Teil einer ganzen Serie, mit der wir die Menschen hinter den Bildern redaktionell vorstellen wollen.
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