Dolce Vita in der Schweiz: Zu Besuch bei Claudietta in Luzern

von Kati Tiringer

Was passiert, wenn Schweizer Stilsicherheit und italienisches Lebensgefühl aufeinandertreffen, dürfen wir heute zu Hause bei Claudietta bewundern: Die Halb-Italienierin, die heute ihren 64. Geburtstag feiert, hat mit ihrem Partner vor fünf Jahren in Luzern ein neues Zuhause gefunden. In ihrer Altbauwohnung mit Seeblick kombiniert sie Designklassiker verschiedener Epochen, moderne Kunst und Erbstücke mit einer leichten Gelassenheit zu einem Zuhause, das nicht nur das gelebte Leben, sondern auch ganz viel Dolce Vita ausstrahlt. Hereinspaziert!


Liebe Claudia, wie lebst du?
Ich wohne seit fünf Jahren mit meinem Partner in Luzern. Unsere Fünf-Zimmer-Wohnung befindet sich in einem Zweifamilienhaus, das einem befreundeten Paar gehört, das auch hier lebt. Wir haben einen tollen Blick auf den See und die Berge und sind dabei nur 15 Minuten zu Fuß vom Stadtzentrum entfernt.

Bitte beschreibe euer Zuhause.
Wir wohnen auf 110 Quadratmetern in einem schönen Altbau. Ein befreundeter Architekt hat die Wohnung Baujahr 1926 sanft renoviert, so haben wir im Wohnbereich noch den schönen alten Fischgrätboden und in Bad und Küche Terrazzoböden. Und ich liebe auch unsere alten Schiebetüren und den Stuck im Wohnzimmer sehr.



„Ein Zuhause muss das gelebte Leben ausstrahlen. Eine Wohnung, die wie ein Showroom aussieht, interessiert mich nicht.“



Warst du schon immer hier in Luzern?
Nein, mein Leben ist nicht so linear verlaufen und ich habe einige Wohnerfahrungen hinter mir. Geboren bin ich in Zürich. Mein Vater war Schweizer, meine Mutter Italienerin. Ich bin zweisprachig aufgewachsen und habe dann Sprachen studiert und arbeite bis heute als Italienischlehrerin. Ich habe vier Jahre in Mailand gelebt und bin dann zurück in die Schweiz nach Bern gezogen. Erst als meine beiden Söhne vor fünf Jahren flügge wurden, kam ich zu meinem jetzigen Lebenspartner nach Luzern. Ich fühle mich wirklich sehr wohl hier und hoffe, hier jetzt definitiv angekommen zu sein.

Wie habt ihr die Wohnung eingerichtet?
Oh, das war kein leichtes Unterfangen! Wir mussten zwei Wohnungen zusammenlegen und uns deshalb auch von vielem trennen. Da hieß es auch Kompromisse schließen…

Das ist euch aber gut gelungen!
Ja, wir haben uns ganz gut geeinigt. Außerdem darf ich in meinem Musik- und Arbeitszimmer machen, was ich möchte, und mein Partner hat ein Stockwerk tiefer sein Refugium, in dem er sich ausleben kann.

Wie würdest du euren Wohnstil beschreiben?
Eklektisch, aber vorwiegend zeitlos. Wir besitzen Designklassiker von Le Corbusier und Mies Van der Rohe, aber auch Eames-Stühle aus den 50er-Jahren. Mir sind persönliche Gegenstände sehr wichtig und deshalb stehen bei uns auch viele alte oder antike Möbel wie mein Klavier oder der Thonet-Stuhl im Esszimmer. Sie haben meine vielen Wohnungswechsel überlebt und erzählen ganz persönliche Geschichten.




Wenn du dich entscheiden müsstest, welcher wäre dein liebster Einrichtungsgegenstand?
Unser alter Esstisch. Er ist aus Nussbaumholz und hat sehr viele Gebrauchsspuren. Ich mag ihn sehr, auch weil ich so gerne Gastgeberin bin. Kochen ist eine große Leidenschaft von mir und ich liebe es, den Tisch zu decken und das Essen zu zelebrieren, auch wenn wir nur zu zweit sind.

Was kommt bei dir auf den Tisch?
Pasta! Einmal im Monat verwandelt sich unsere Küche in ein „Pastificio“: Mein Partner und ich machen dann Tagliatelle auf Vorrat selbst - unsere Gäste liebens!

Wo kaufst du deine Möbel und Wohnaccessoires?
Den Tisch haben wir in Zürich bei Bogen 33 gekauft, ein tolles Geschäft für Vintage-Möbel! In Luzern findet man bei Buchwalder-Linder, Waldis oder Plattform 32 gutes Design.



Worauf legst du beim Einrichten noch Wert?
Auf Bücher und Kunst! Seit meiner Schulzeit interessiere ich mich für Kunst und habe durch meinen Partner einige Künstler aus der lokalen Szene kennen gelernt. Wir haben zu fast jedem Bild in unserer Wohnung eine Beziehung und ich finde den Kontrast zwischen unseren alten Möbeln und den modernen Werken sehr reizvoll.

Welche Muster, Farben und Materialien magst du besonders?
Altes Holz mit Patina, bei dem man die schöne Maserung sieht, gefällt mir sehr gut, wie auch Chrom, Silber, Porzellan, Keramik, Glas und natürlich Leinen. Für mich gibt es nichts Schöneres als eine weiße Leinentischdecke im Sommer unter unserem Kastanienbaum!

Was macht für dich ein schönes Zuhause aus?
Ich kann jedem Wohnstil etwas abgewinnen, wichtig finde ich aber, dass er zu seinen Bewohnern passt. Ein Zuhause muss das gelebte Leben ausstrahlen. Eine Wohnung, die wie ein Showroom aussieht, interessiert mich nicht.

Würdest du mit deinem heutigen Wissen und Geschmack heute deine erste Wohnung noch mal einrichten, was würdest du anders machen?
Schön wohnen war mir schon immer sehr wichtig und tatsächlich hat sich mein Einrichtungsstil nicht stark geändert. Schon in meiner ersten Wohnung suchte ich den Kontrast zwischen Alt und Neu und schon damals war mir gutes Design wichtig. Ich dekorierte meine Wände mit Reproduktionen, heute sind es mehr Originale.

Welche Stile gefallen dir in der Kunst am besten?
Der Expressionismus ist meine Lieblingskunstrichtung, kürzlich habe ich im Zürcher Kunsthaus eine wunderbare Kirchner-Ausstellung besucht. Auch zeitgenössische Kunst interessiert mich sehr, deshalb besuchen wir auch regelmäßig die Biennale in Venedig und besuchen auf unseren Städtereisen aktuelle Ausstellungen. Ich liebe unter anderen die Kunst von Gerhard Richter, Sigmar Polke, Louise Bourgeois, Maria Lassnig und Schweizer Künstler wie Franz Gertsch, Markus Raetz und das Künstlerpaar Steiner-Lenzlinger.

Und was für Originale habt ihr zu Hause?
Wir besitzen vor allem Kunst von regionalen Kunstschaffenden, die zum Teil auch zu unserem Bekanntenkreis gehören, zum Beispiel die leider verstorbenen Künstler Hans Schärer und Matias Spescha. Meistens kaufen wir die Werke direkt bei den Künstlern, einige Grafiken sind Editionen des Vereins für Originalgrafik.


„Ich hoffe, hier definitiv angekommen zu sein“


Bei dir vergeht kein Tag ohne:
den weltbesten Cappuccino, den mir mein Lebenspartner jeden Morgen mit mindestens so viel Schaum wie Liebe zubereitet.

Verrätst du uns drei Dinge, die wir noch nicht über dich wussten?
Ich tanze seit drei Jahren begeistert Tango Argentino und liebe die Musik von Astor Piazzolla. Außerdem habe ich ein Faible für alte Broschen; fast nie komme ich aus dem Brockenhaus oder vom Flohmarkt an der Reuss (jeden Samstag) ohne eine neue nach Hause. Und als Italienischlehrerin organisiere ich einmal im Jahr für meine erwachsenen Schüler eine Reise nach Oberitalien – meine zweite Heimat.

Vielen Dank für das Interview und alles Liebe zum Geburtstag!



Claudia nimmt auch uns bald mit in ihre zweite Heimat die italienische Schweiz: Seit ihrer Zeit in Mailand nennt sie auch ein 300 Jahre altes Haus im Tessin ihr eigen (Bilder oben). In einem Reise-Guide zeigt sie uns die schönsten Wanderrouten, verrät die besten Restaurants und bringt uns ein paar wichtige Wörter Italienisch bei. Bis dahin könnt ihr in Claudias SoLebIch-Profil noch viele schöne (Ferien-)Wohnungsbilder zum Träumen entdecken.

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