Zwei Zimmer, Küche, Glück: zu Besuch bei Ammenmaerchen in Düsseldorf

von Kati Tiringer

Zwei Zimmer, Küche, Glück! Anne (28) hat sich mit ihrem Freund die ersten gemeinsamen 60 Quadratmeter so gemütlich eingerichtet, dass sie sich jetzt, nach fünf Jahren in der Wohnung, kein schöneres Zuhause vorstellen mag. Vintagemöbel, Erbstücke und selbst Gebautes formen den praktisch schönen Wohnstil des Paares, das zu Hause am liebsten gesellige Abende mit Freunden verbringt. Was braucht es da mehr zum Wohnglück als einen großen Esstisch, ein großes Sofa und einen guten Wein? Hereinspaziert!

Liebe Anne, wie lebst du?
Ich lebe zusammen mit meinem Freund Jens in einer zwei Zimmer Altbauwohung im wunderschönen Stadtteil Flingern in Düsseldorf. Unsere Wohnung hat 3,30 Meter hohe Decken und wirkt deshalb und weil sie durch keinen zusätzlichen Raum Platz verschwendet, wirklich luftig und groß. Die Wohnküche samt Balkon ist nach Süden ausgerichtet und somit der hellste und auch lebendigste Raum unserer Wohnung. Ich liebe Kochen und Essen und auch sonst verbringen wir hier die meiste Zeit, auch weil ich gerne Gastgeberin bin und deshalb immer viele Freunde in meinem Heim begrüße. Unser Balkon - ist er auch sehr klein - ist im Sommer unser zweites Wohnzimmer. Hier verbringen wir sehr viel gemütliche Zeit in der Sonne mit einem städtischen Weitblick auf industrielle Gleise.

     

     



Was machst du beruflich?
Ich bin studierte Grafik Designerin. Schon zu Studienzeiten habe ich freiberuflich gearbeitet und seit ein paar Wochen haben wir nun endlich zu dritt ein eigenes kleines Studio (mit Garten!). Gestalterin ist ein Beruf der unweigerlich mit einem verschmilzt. Ich habe in jeglicher Hinsicht ein Faible für Schönes und dafür, Schönes zu schaffen. Diese Leidenschaft teile ich zum Glück auch mit Jens, der ebenfalls Gestalter ist. Wir gehen darin auf, gemeinsam Ideen für unsere Wohnung zu entwickeln und dann handwerklich umzusetzen. Unser absoluter Traum ist irgendwann einen Werkkeller zu besitzen.

Wie würdest du deinen Charakter beschreiben?
Ich bin ein unglaublich strukturierter und organisierter Mensch. Das erleichtert mir meine Arbeit als Freiberuflerin natürlich ungemein, kann für mich und mein Umfeld manchmal aber auch etwas anstrengend sein. Wenn nicht zu Hause, verbringe ich meine freie Zeit auf Flohmärkten, bei Städtereisen oder mit einem Kaffee und Buch in der Sonne.

Wie bist du beim Einrichten vorgegangen?
Wir leben seit fünf Jahren in unserer ersten gemeinsamen Wohnung und fühlen uns dort unglaublich wohl. Die Wohnung verändert sich seither genau, wie wir uns verändern und passt sich immer unseren Bedürfnissen an. Als wir eingezogen sind, haben wir alle Möbel einfach zusammengewürfelt, was gar nicht so schlimm war, da wir einen sehr ähnlichen Geschmack haben. Anstatt viel zu kaufen, sind in den folgenden Jahren eher Möbel und Wohnaccessoires aussortiert und verkauft worden. Nach und nach ist Ruhe eingezogen, so, wie auch wir ruhiger geworden sind. Alles, was wir uns als Studenten nicht leisten konnten, haben wir uns einfach selbst gebaut. Somit sind viele schöne Lampen und Raumlösungen für ein kleines Budget entstanden. Außerdem haben wir viele Kleinmöbel auf Flohmärkten gefunden und mit der Bahn durch ganz NRW transportiert. Das Einrichten unserer Wohnung hat uns sehr erfinderisch werden lassen und diese Kreativität haben wir uns bis heute behalten, obwohl wir Geld verdienen, welches wir für die Einrichtung ausgeben könnten.

Würdest du sagen, dass sich dein Charakter in deinem Wohnstil widerspiegelt?
Ich bin der Überzeugung, dass eine Wohnung sehr viel über einen Menschen verrät. Hinter unserer Küchentür steht eine große Tischplatte, die ganz schnell eingetauscht werden kann, wenn es spontan doch ein paar mehr Besucher werden. Ich glaube, an der kommunikativen Einrichtung der Küche und unserer stattlichen Sammlung verschiedener Gins in der Bar, erkennt man sofort Gastlichkeit und Geselligkeit. Vielleicht kann man an den Drucken an den Wänden, der Sammlung unserer Bücher und der farblich sortierten Kleiderstange erkennen, dass ich mit Design verwurzelt bin und mich ganz besonders für Gestaltetes in gedruckter Form interessiere. Der immer gefüllte Obstkorb, die Kochbuchsammlung und unsere Kaffeemaschine verraten eine Auseinandersetzung mit Lebensmitteln und Kulinarik. Außerdem denke ich, dass die Einrichtung an sich eine gewisse Sensibilität und Kreativität vermuten lässt.



      




Wie würdest du deinen Wohnstil beschreiben?
Mir ist wichtig, dass die Einrichtung einen praktischen und ästhetischen Aspekt hat. All unsere Einrichtungsideen sind durch eine Problemsituation entstanden, die es zu lösen galt. Wichtig ist mir, ein individuelles Zuhause zu schaffen, das zeigt: hier leben Jens und Anne. Natürlich kann man sich in Zeiten von Instagram oder Pinterest nicht davon freisprechen, dass man von Trends beeinflusst wird. Dennoch bin ich kein Fan von Interior-Eintagsfliegen, die zu einer Wegwerfgesellschaft führen. Ich wähle für mich Gegenstände mit Bedacht, von denen ich weiß, dass sie mir auch ein Jahr später noch gut gefallen. Ich würde meinen Stil in drei Worten so beschreiben: hell, gemütlich und persönlich.

Welche Muster, Farben und Materialien magst du besonders?
Ich mag Naturmaterialien, wie verwittertes Holz oder Lammwolle, denn diese bringen ein heimeliges Gefühl. Farben sind in unserer Wohnung eher dezent eingesetzt. Nur unsere Küche strahlt in einem warmen Blau, an dem ich mich sogar nach fünf Jahren noch nicht satt gesehen habe. Generell finde ich einen ausgewogenen Mix wichtig. Ich mag kühles Metall neben warmen Holztönen, moderne Taschen an alten Kleiderhaken oder grüne Pflanzen auf der weißen Fensterbank.

Hast du einen liebsten Einrichtungsgegenstand?
Fast all unsere Möbel sind Erbstücke, wir verbinden eine persönliche Geschichte mit ihnen oder sie sind selbst entworfen und angefertigt. Aus diesem Grund sind mir viele Möbelstücke sehr wichtig. Wenn ich nun aber nur ein Einziges von ihnen aus unserer brennenden Wohnung retten könnte, wäre es unser alter Küchentisch. Ein Tisch meines Uropas, der vor sehr vielen Jahren als Schlachttisch diente.

Wo kaufst du deine Möbel und Wohnaccessoires?
Wir haben in der Vergangenheit viele Wohnaccessoires und Kleinmöbel auf dem Flohmarkt gekauft. Inzwischen kaufe ich sehr bewusst und immer seltener Kleinigkeiten. Bei einer großen Anschaffung fällt die Wahl immer häufiger auf gute Qualität, auch wenn dann etwas länger gespart werden muss. Unsere letzten großen Anschaffungen waren eine Siebträger Espressomaschine von Isomac und unsere große Eckcouch aus Schurwolle von Freistil.





     




     



Woher kommt deine Leidenschaft fürs Einrichten?
Ich glaube, ein Schöngeist zu sein ist immer etwas allumfassendes. Wenn man Design studiert und sich jahrelang mit Gestaltung auseinandergesetzt hat, kann man das Gefühl für Form und Farbe nicht ausschalten, wenn man die Wohnungstür aufschließt. Ein eigener Stil entwickelt sich und überträgt sich auf alle gestalterischen Bereiche. Dennoch muss ich zugeben, dass ich schon als Jugendliche ständig mein Zimmer umgestellt und mir Schablonen gebastelt habe, um meine Wände zu bemalen. Heute komme ich in fremde Wohnungen und überlege sofort, wie man die Wohnsituation optimieren könnte. Würde mich meine Arbeit als Grafikerin nicht wirklich von ganzem Herzen erfüllen, käme mir sicherlich oft der Gedanke, ob nicht auch der Einrichtungsbereich eine berufliche Option gewesen wäre.

Wer oder was inspiriert dich, wo sammelst du Ideen?
Ich suche nicht bewusst nach Inspiration. Im Gegenteil. Manchmal erschlägt mich der ganze Input, mit dem wir täglich durch Social Media überschwemmt werden. Aber hier und da bleibt dann natürlich auch etwas hängen. Zum Sammeln von Ideen finde ich Pinterest ganz hervorragend (vorher gab es einen Ordner auf meinem Rechner, in dem ich Schönes konserviert habe). Ansonsten bin ich der Meinung, dass ein aktiver, abwechslungsreicher Alltag und der Austausch mit energetischen, vielseitig interessierten Menschen mehr inspiriert, als stundenlang im Internet zu surfen.

Was bedeutet es dir, nach Hause zu kommen?
Es bedeutet in einen geschützten Kosmos zu gelangen. Ankommen, ausruhen, ganz man selbst sein. Zuhause zu sein hängt für mich aber nicht nur mit der eigenen Wohnung zusammen, sondern auch mit dem ganzen Umfeld. Der Aspekt, dass viele unserer Freunde in den Nachbarstraßen wohnen, die Geräusche in unserer Straße, der Duft nach Fadenbrot beim türkischen Bäcker gegenüber oder dass der Metzger an der Ecke meinen Namen kennt, bringt mir auch ein heimeliges Gefühl von „Zuhause sein“.



     


     


Muuto - Dots Wood
Muuto - Dots Wood
20,00



    



Drei Dinge, die wir noch nicht über dich wussten:
1. Ich gehen an Winterabenden gerne alleine spazieren und schaue in beleuchtete Wohnungen. Dann stelle ich mir vor, wie sie von innen aussehen.
2. Ich finde Kaugummi schrecklich und Menschen, die laut Kaugummi kauen noch viel schrecklicher.
3. Ich esse jeden morgen eine große Schale Obst. Nur am Wochenende - da gibt es Croissant.

Hast du neben dem Einrichten noch andere Leidenschaften?
Ich beschäftige mich mit Lebensmitteln und koche, wenn ich Zeit habe, extrem gerne. Jens ist Diabetiker und somit interessiere ich mich schon lange für das Thema Zucker und habe in meiner Masterarbeit ein lifestyle Magazin für Diabetiker entwickelt, welches ich gerne verlegen lassen würde. Ich bin sehr begeisterungsfähig und stehe selten still. In meinem Kopf gibt es so viele Ideen für gute Projekte, für dich ich zur Zeit leider kaum Zeit habe! Irgendwann möchte ich gerne ein Kochbuch schreiben/fotografieren/kochen.

Hast du bestimmte Alltagsgewohnheiten?
Jeden morgen ziehe ich mir nach dem Duschen einen Bademantel über und krieche mit zwei Milchkaffee zurück ins Bett. Egal, wie früh wir aufstehen, oder wie der Tag anschließend verläuft: diese fünfzehn Minuten Kaffee und Gespräch mit Jens gehören immer dazu.

Deine Tipps für schöne Einrichtungsläden und Cafés (oder auch einen Ausflug?) in Düsseldorf:
Wenn ihr einen Tag in Düsseldorf verbringt, solltet ihr auf jeden Fall einen Spaziergang am Rhein auf eure Liste setzen, denn der Fluss gibt Energie und bringt gute Laune. An einem Sommerabend mit einer Flasche Wein, Brot und Käse auf die aufgewärmte Mauer des Rheinparks sitzen und dort Menschen und Schiffe zu beobachten, ist mein bester Geheimtipp.

Ansonsten sind meine Lieblingscafés:
1. Das Hüftgold in Flingern, mit den besten selbstgebackenen Kuchen und einem perfekten Milchkaffee zum unschlagbaren Preis-Leistungsverhältnis
2. Das À Midi in Pempelfort an der Nordstraße, ein lauschiges Plätzchen in einem Hinterhof - besonders schön bei Sonne
3. Der Seifenhorst in Unterbilk, großartiges Café am Tag und noch bessere Bar am Abend
4. Nordmanns Eisfabrik in Fingern, kein richtiges Café aber das absolut beste Eis der Stadt

Meine liebsten Lädchen in Flingern zum Bummeln:
1. Unterhaltung: hier findet man immer ein nettes Geschenk oder Mitbringsel
2. Rikiki: Die Prints, Kalender und Produkte, die Rike hier verkauft, lassen mein Grafikerherz höher schlagen
3. 69 m²: verkauft wunderschöne Vintagemöbel und Interioraccessoires
4. Baerwaldson: Ein Lieblingsort für die Skandinavienfans unter euch. Hier findet ihr Interior-Design aus dem Norden

Wie machst du Urlaub und hast du Tipps für schöne Unterkünfte, Ausflüge, etc.?
Als Freiberufler haben wir keine festen Urlaubstage. Deshalb haben wir uns angewöhnt, neben einem Sommerurlaub, den wir immer im Spätsommer anpeilen, circa alle zwei Monate Städtetrips zu unternehmen. Eine Leidenschaft, die wir schon seit dem Studium teilen. Man kommt einmal raus aus dem Alltagstrott und ist nicht dazu verführt, sich an einem Samstag Nachmittag doch noch einmal kurz den Rechner zu schnappen und an etwas zu arbeiten. Wir ziehen uns sehr viel Energie aus diesen kurzen Auszeiten, an denen wir meistens nichts planen, immer Ausschlafen und dann ganz entspannt die Stadt erkunden, ohne touristische Ziele auf der Liste zu haben. Amsterdam, Hamburg oder Brügge. Wir lieben gute Cafés, ausgiebiges Frühstücken und Spaziergänge an Flüssen oder das Entdecken kleiner, spezieller Lädchen. Im Gepäck auf dem Weg zurück haben wir immer regionale Lebensmittel und konservieren unsere Erlebnisse und Erinnerungen so noch ein wenig.

Vielen lieben Dank für das Interview!

In Annes SoLebIch-Profil findet ihr noch mehr schöne Fotos aus ihrer Wohnung. Folgt ihr, um kein neues zu verpassen!


hier geht's zu allen Homestorys

99 33
Bild des Benutzers Kati Tiringer

Kommentare (33)

Das könnte dich auch interessieren

Homestory
„Die hohen Decken, der Dielenboden und die Helligkeit haben uns direkt fasziniert.“ – Zu Besuch bei philo.sophie im Ruhrgebiet
Claudia H.
48 8
Homestory
„Wir haben das Haus vor der Zwangsversteigerung gerettet!“ – Zu Besuch im sanierten Altbau von das_karlchens in Düsseldorf
Claudia H.
107 18
Homestory
„Fast alle meine Möbel sind vintage und stammen von Kleinanzeigen.“ – Zu Besuch bei altbauimquadrat in Mannheim
Claudia H.
56 4
Homestory
„Was unsere Wohnung wirklich besonders macht, ist der Seeblick!“ – Zu Besuch bei frido.garcon in Berlin
Claudia H.
60 22
Homestory
„Klassisch mit skandinavischen Einflüssen.“ – Zu Besuch in der stilvollen Drei-Zimmer-Wohnung von Loabat in Neuss
Claudia H.
91 11
Homestory
„Mein absolutes Lieblingsdetail ist die alte Futterkrippe in der Küche!“ – Zu Besuch in der umgebauten Scheune von casa_gotez in der Schweiz
Claudia H.
100 23
Homestory
„Ein kunterbunter Mix voller Gemütlichkeit!“ – Zu Besuch in der Berliner Altbauwohnung von PS_ihomeyou
Claudia H.
84 4
Homestory
„Ich mag es bunt und wild und kaufe, was mir gefällt!“ – Zu Besuch in der Bielefelder Altbauwohnung von zweiter.Stock_links
Claudia H.
69 2
Homestory
„Boden, Wände und die Küche sind aus Seekiefer-Sperrholz.“ – Zu Besuch bei ourhouseofdisco in der Schweiz
Claudia H.
95 9
Homestory
„Ein bisschen shabby und ein bisschen industrial.“ – Zu Besuch bei Saschu in Augsburg
Claudia H.
96 26
Homestory
„Die 80er-Jahre sind meine Inspiration!“ – Zu Besuch in der farbenfrohen Wohnung von _duundich_ in Berlin
Claudia H.
73 6
Homestory
„Ich liebe den offenen Wohnraum, seine Helligkeit und Größe.“ – Zu Besuch bei Bungalow1970 in Nordrhein-Westfalen
Claudia H.
80 11