Claudia Wolf lebt im bayerischen Regen und besitzt eine 3000qm große Gartenanlage, die sich nahtlos in die schöne, wilde Berglandschaft des Bayerischen Waldes einfügt. Eine 2000qm große Halbinsel, die zwischen einem Bach und einem Feuchtbiotop liegt, bildet dabei das Herzstück der Anlage. Von April bis August öffnet sie ihren Garten im Zuge der offenen Gartenpforten für Besucher und erzählt von ihrem Leben im Grünen. Im Interview gibt sie einen Einblick in ihre Garten-Erfahrungen und hat ein paar nützliche Bepflanzungs-Tipps.
Die passionierte Gärtnerin Claudia Wolf liebt Rosen
Liebe Claudia, Ihr Garten ist...?
...Ein wildromantischer, naturnaher Rosengarten.
Was war Ihnen bei der Planung Ihres Gartens wichtig?
Für die Gestaltung des Gartens ist mir die Vielfältigkeit und Ursprünglichkeit der umgebenden Landschaft immer ein Vorbild. Mein Garten sollte sich behutsam in die ungestüme Bayerwaldnatur einfügen. Meine persönliche Sehnsucht nach Naturnähe stand für meine Gestaltungsideen immer im Vordergrund. Außerdem soll mein Garten ein Lebensraum für Vögel, Insekten und Reptilien sein, denn erst Vogelgezwitscher und das Summen von Bienen und Hummeln machen einen Garten wirklich lebendig.
Natürlich schön: Claudias Garten kennzeichnen Pflanzenreichtum und sattes Grün
Sie besitzen den Garten seit 1995. Hat sich seitdem viel verändert?
Auf dem ca. 2000qm großen Grundstück war eine kleine Wiese mit Grillplatz, umgeben von undurchdringlicher Wildnis. Ich war anfangs völlig planlos und hatte von Pflanzen und deren Ansprüchen an Standort und Pflege keine Ahnung, die meisten Gestaltungsideen hatte ich ganz spontan. Heute wachsen hier traumhaft üppige Rosenbüsche, Stauden, Wildblumen und Clematis, die ich farblich aufeinander abgestimmt habe. Alte Baumriesen sorgen für ausreichend Schatten, dort habe ich dort großzügige Schattenbereiche angelegt. Vor einigen Jahren erwarben wir das angrenzende landwirtschftliche Grundstück dazu, dafür machte ich konkretere Pläne. Da befindet sich jetzt ein Gewächshaus, ein Nutzgarten mit Hochbeeten und Tomatenhaus, ein Senkgarten mit Brunnen sowie purpurfarbenen Beete.
Der Senkgarten: Eine unfassbare Blütenpracht umgibt den Sitzbereich
Im Purpurbeet hat Claudia auf Durchgängigkeit bei der Farbe geachtet
Wie schwierig war der Weg zum Traumgarten?
Anfänglich musste ich viele Niederlagen hinnehmen, auch weil die Talrandlage ein ungünstiges Kleinklima verursacht. Für viele Gartenpflanzen - vor allem Rosen - wurde mein Garten eine Durchlaufstation zum Kompost. Im Herbst 1999 pflanzte ich die ersten Wildrosenhybriden und Historischen Rosen und endlich zeichneten sich erste Erfolge ab: Diese Rosen gediehen trotz der widrigen Umstände. Sie bildeten, wie ich es mir immer erträumt hatte, große Rosenbüsche mit einem unvergleichbaren Duft und einer enormen Blütenfülle. Nach und nach wuchs der Garten und die Wildnis wurde immer kleiner.
Was für eine Lage! Claudias Garten befindet sich auf einer Halbinsel; mitten durch fließt ein kleiner Bach
Woher das Wissen zum Gärtnern?
Gartenfachbücher und Reportagen über Privatgärten in Gartenmagazinen oder der Austausch übers Internet sind für Einsteiger eine Quelle der Inspiration. Die größte Hilfe bringt der Austausch mit erfahrenen Hobbygärtnern. Hierfür mache ich seit vielen Jahren ausgedehnte Touren durch Privatgärten in und über die Grenzen von Bayern und Deutschland hinaus. Man bekommt Einblicke in besonders schöne, private Gartenparadiese, deren Zugang für die Öffentlichkeit sonst nicht möglich ist. Weitere wertvolle Infos bieten Vorträge welche Gartenbauvereine, die Ortsgruppen der Gesellschaft deutscher Rosenfreunde oder die Gesellschaft deutscher Staudenfreunde anbieten.
Auch Sie bieten Führungen durch Ihren Garten an...
Nur allzu oft trifft man auf Gärten mit gut gepflegten Rasenflächen, Nadelgehölzen, die keinen Dreck, sprich Laub verursachen und Beeten mit in Reih und Glied gepflanzter Monokultur. Diese Einfallslosigkeit durch Sauberkeit und Ordnung entbehrt häufig jeden Bezug zur Natur. Mir ist es ein Anliegen, meinen Gartenbesuchern zu zeigen, dass es auch anders geht. Ich will Mut machen, eigene Ideen bei der Gartengestaltung zu verwirklichen und dabei mehr Natur und Wildheit im eigenen grünen Reich zu zulassen. So entstehen Lebensräume der Ruhe und Entspannung und die gesamte Pflanzen- und Tierwelt käme dadurch wieder mehr ins Gleichgewicht.
Haben Sie einen Tipp für alle Garten-Neulinge?
Bei der Auswahl der Pflanzen, Wildpflanzen und Wildgehölzen deren Hybriden Vorrang geben, überzüchtete Pflanzen sparsam verwenden und alles unbedingt standortgerecht pflanzen.
Auch am Brunnen rankt eine üppig blühende Rose
Abends hüllt die Sonne Claudias Garten in ein traumhaftes Licht
Auf welches Ereignis im Gartenjahr freuen Sie sich am meisten?
Die Natur vor der Haustüre bildet ein faszinierendes Schauspiel das ganze Jahr hindurch. Ein besonderes Ereignis ist die Blüte der Historischen Rosen und Wildrosenhybriden die in der Regel Ende Juni, Anfang Juli stattfindet. Danach blühen übergangslos Moderne Rosen, Hortensien, Phloxe, Clematis, Taglilien, Indianernessel und viele mehr – bis in den Herbst hinein!
Wo im Garten halten Sie sich am liebsten auf?
Liegend in der Hängematte und wenn es regnet oder stürmt im Gewächshaus.
Der Herbst taucht den Garten in wunderschönes Rot-Gold
Schneebedeckt und sonnenbeschienen ist der Garten auch im Winter ein absoluter Traum
Sie haben ein Gewächshaus und Gemüsebeete, was kommt bei Ihnen aus dem Garten auf den Tisch?
Um unseren kleinen Wasserfall breitet sich wilde Brunnenkresse Nasturtium officinale aus. Diese lässt sich auch gut am Teichufer kultivieren. Butterbrot mit frischer Brunnenkresse - das schmeckt nach Frühling! Die zarten weißen Blüten haben außerdem einen hohen Schmuckwert. Ein besonderes Schmankerl im Spätsommer sind Kartoffeln frisch aus dem Garten roh im Kokosfett geröstet, mit frischem Gartenknoblauch, eine Köstlichkeit! Oder frisch geriebener Kren, der total einfach zu kultivieren ist, schmeckt lecker zu jeder Brotzeit und ist sehr gesund.
Welche Wünsche möchten Sie sich im Garten noch erfüllen?
Langfristig wünsche ich mir einen Erdkeller, eine stilvolle Überdachung für die Ostterrasse, einen Backofen, eine Streuobstwiese und Hühner, Gänse und Enten.
Am Gartenhaus machen geschichtete Hölzer und Äste optisch sehr viel her
Vielen Dank für das Interview!
Leider kann man in diesem Jahr Claudias Garten nicht mehr besichtigen - auch wenn er zu jeder Jahreszeit wunderschön ist. Aber im nächsten Jahr öffnet sie wieder ihre Gartenpforten. Termine werden hier veröffentlicht.
Wer noch mehr Garteninspirationen sucht, findet in der Kategorie Garten eine Menge schöner Gartenfotos und auch die anderen Interviews der Serie "Im Garten mit...".