Im Garten mit … Mitglied dieartige: „Bei der Gartengestaltung achte ich stets auf Achsen und Linien.“

von Sebastian

Lang ist es her, dass wir das letzte Mal in die Traumgärten von SoLebIch-Mitgliedern geschaut haben. Warum eigentlich, haben wir uns gefragt – und promt entschieden: Es ist höchste Zeit, unsere grünen Homestorys wieder aufleben zu lassen!

Die Erste in der Runde ist Alex aka @dieartige , die uns heute einen Einblick in ihren 700 qm großen Garten gewährt, den sie selbst mit der „spannenden Form eines Handtuchs“ vergleicht. Im Interview erzählt sie uns, welche zwei Bücher sie am meisten inspiriert haben, und gibt uns eine Step-by-Step-Anleitung sowie Tipps für Gartenneulinge. Also: Hereinspaziert … oder eher: Herausspaziert! Ab durchs Gartentor und mitten ins Draußenzimmer!

Blick vom Rand des Gartens über das Steppenbeet zum Haus. So schön gelbgrün blüht hier die Steppenwolfsmilch (in Kombination mit Gräsern).

Wie Alex ihren Garten in drei Worten beschreiben würde? – Nachhaltig. Gräser. Genuss.

Liebe Alex, was liebst du an deinem Garten?

Ich liebe Blumen, Bäume, Gräser. Ich liebe den Wind im Haar. Ich liebe die Überraschungen übers Jahr. Und ich liebe es, mit Dreck unter den Fingernägeln ganz im Hier und Jetzt und bei mir selbst zu sein.

Wie würdest du deinen Gartenstil beschreiben?

Ich würde unseren Garten in die Schublade „Neue Moderne“ stecken. Es gibt klare Grundstrukturen, pflegeleichte, naturnahe und standortadäquate Anpflanzungen, Insektenweiden und viele Genussplätze – und dem Ganzen liegt eine gewisse Lässigkeit und Leichtigkeit zugrunde, sodass es innerhalb der Pflanzflächen recht bunt zugehen kann, aber alles durch einen akkuraten Rahmen in Schach und in Form gehalten wird.

Hattest du bestimmte Wünsche, bevor es mit der Gartengestaltung losging?

Oh ja, auf jeden Fall MUSS mein Garten pflegeleicht sein! Daraus ergibt sich gleich Voraussetzung Nummer zwei: Er MUSS nachhaltig, also natürlich auch insektenfreundlich sein. Und er sollte ungezwungen daherkommen, aber auch modern im Sinne von strukturiert und geordnet sein.

Sommerlaune auf dem Outdoorteppich. Die BRUSEN-Gartenbank von IKEA ist in diesem Sommer ein Community-Liebling.

Ob Büsche, Bäume oder Holzterrasse – der urbane Teil des Gartens besticht durch seine klaren Formen.

Was waren die ersten Schritte bei der Gartenplanung?

No. 1: Bücher (über kleine Gärten) kaufen.
No. 2: Bodenanalyse.
No. 3: Alles sammeln, was mir gefällt.

„Ich liebe Blumen, Bäume, Gräser. Ich liebe den Wind im Haar. Ich liebe die Überraschungen übers Jahr. Und ich liebe es, mit Dreck unter den Fingernägeln ganz im Hier und Jetzt und bei mir selbst zu sein.“

Und im Detail? Wie bist du beim Planen und Anlegen des Gartens konkret vorgegangen?
  1. Zuallererst wurden bereits vor der Bauphase die groben Strukturen festgelegt: Stellplatz, Terrassen, Zuwegung, Nutzgarten, Schuppen und Ähnliches.
  2. Ich habe mich nie an irgendwelchen Stilen orientiert, sondern bin stets ganz emotional an die Gestaltung herangegangen. Ich wollte für jeden Ort ein bestimmtes Gefühl durch bewusst platzierte (Pflanzen-)Details erzeugen.
  3. Am Anfang hatte ich wirklich keine Ahnung, kannte weder Pflanzennamen noch deren Blütezeiten oder Ansprüche. Aber ich glaube, gerade die Unwissenheit hat mir die Leichtigkeit verschafft, einfach Auszuprobieren und nicht zu sehr auf Konventionen zu setzen, zumal Nachhaltigkeit im Garten zu der Zeit noch gar kein populäres Thema war.
  4. Praktisch haben wir im Herbst 2013 mit der Pflanzung unseres Pfirsichbaumes begonnen. 2014 folgten die Holzterrassen und die erste Gestaltung der Südseite, unter anderem die Pflanzung der Platanen. Wir haben uns quasi Jahr für Jahr vom Haus aus in den Garten vorgearbeitet. Dabei haben wir im Laufe der Zeit jeden Quadratzentimeter Erde, Tonne für Tonne per Hand durch ein Sieb „geprügelt“, um der Ackerschachtelhalm- und Gierschplantage Herr zu werden und im Anschluss das Niveau angleichen zu können. Nach dem „Tiefbau“ die ersten Pflanzen einzusetzen, war das reinste Vergnügen.
  5. Ganz eigentlich gab es nie einen echten Gesamtplan. Dafür aber Komponenten, die ich unbedingt haben wollte. Der Grund, warum am Ende doch alles wieder zusammenfindet und passt, ist vermutlich, dass ich stets auf Achsen und Linien achte, die sich von vorne bis hinten durchziehen und an denen sich alles orientiert.
Kannst du uns Bücher empfehlen, die dir geholfen haben?

Zwei Gartenbücher, die mich vollends begeistert und entsprechend inspiriert haben, sind „Ideenbuch Kleine Gärten“ von Peter Janke und „Kiesgärten – Blütenpracht ohne Gießen“ von Bernd Hertle.

Gibt es noch etwas, das dich besonders inspiriert?

Neuerdings sind es die englischen Gartenhelden wie Monty Don und andere auf Netflix.

Der Garten im Juni mit Lavendel, Katzenminze, Malven, Fingerhut, Fenchel und Gräsern.

Gib uns doch einen kleinen Überblick, was bei dir so wächst.

Da wir ausschließlich sandigen Boden, Wind und erstaunlich viel Sonne haben, gibt es viele Prärie-, Steppen- und Kiesgartenstauden, jede Menge Gräser sowie einige Bäume. Habe ich erwähnt, dass ich Bäume liebe?

Wann blüht es bei dir?

Der Versuch steht, dass im gesamten Gartenjahr immer irgendetwas blüht. Das ist nicht an jeder Ecke so, aber passt schon ganz gut. Ein sehr hilfreicher Trick sind natürlich Pflanzen, die möglichst laaange blühen, wenn sie einmal losgelegt haben.

Hast du Tipps für uns, was lange blüht?

Perfektes Beispiel dafür sind bei uns die Prachtkerzen und das Argentinische Eisenkraut, aber auch die Ballhortensien.

Die Felsenbirne und weiße Prachtkerzen leuchten trotz vergangenen Sonnenstrahlen.

„Wichtig zum Wohlfühlen im Garten ist: Loslassen können! Mal alles einfach SEIN zu lassen, still halten, wahrnehmen und genießen.“

Der Fenchelwald mit seiner stolzen Größe von 220 cm wird zum natürlichen Sichtschutzelement.

Welche deiner Pflanzen sind pflegeleicht?

Ich darf gestehen: Bei mir sind alle Pflanzen pflegeleicht (also laut meiner Definition). Grundsätzlich sind Pflanzen immer pflegeleicht, wenn sie dem Standort gerecht ausgewählt und gepflanzt werden und natürlich nicht völlig überzüchtet wurden. Auch entspannt mit eventueller Versamung (Black Gardening) umzugehen oder mit dem Rückschnitt bis Ende Februar warten zu können, bedeutet weniger Aufwand und mehr gestalterische Freude.

Gibt es pflegeleichte Pflanzen, die du besonders empfehlen kannst?

Wirklich immer geht bei mir: Salbei, Wolfsmilch, (Woll-)Ziest, Frauenmantel, Gräser, Rispenhortensien, Iriden und Purpurglöckchen.

Und welche pflegeleichten Pflanzen sind zudem gut als Insektenweide?

Super für Insekten sind: Ziersalbei, Katzenminze, Lavendel, Thymian, Fenchel, Prachtkerze, Türkischer Mohn und Astern.

Und welche würdest du nicht mehr kaufen?

Es gibt bisher keine Pflanzen, die ich nicht wieder kaufen würde. Allerdings ist die Qualität der Pflanzen für ein gesundes und kräftiges Wachstum sehr wichtig. Ich kaufe zu 80 % junge Pflanzen beim Profi und den Rest in Baumärkten und Co. Außerdem kann ich nur beim Profi wissen, dass ich auch wirklich genau die erwählte Pflanze im Beet habe. Denn zum Beispiel Lavendel ist nicht gleich Lavendel, auch wenn es im Baumarkt nur so draufsteht. Ich habe mindestens zehn verschiedene Sorten im Garten, die ganz unterschiedlich wachsen, blühen und duften.

Alex genießt ihren Garten zu jeder Jahreszeit.

Auf welches Ereignis im Gartenjahr freust du dich am meisten?

Laubharken ...? Ach nee, Lavendelschneiden.

Wichtig zum Wohlfühlen im Garten ist …?

Loslassen können! Mal alles einfach SEIN zu lassen, still halten, wahrnehmen und genießen. Außerdem bequeme Sonnen- und Schattenplätze, Nischen und Ecken, die frische Perspektiven zulassen, Duft und Blüten auf Augenhöhe, Authentizität ohne gekünstelte Modernität, Licht für die Abende – besonders in den Ecken. Wenn man Zuwendung in den Garten steckt, spürt man das auch, wenn man sich darin aufhält. Man fühlt sich dann willkommen. Im Prinzip ist es genau wie beim Wohnen – und am Gartentor beginnt das Abenteuer.

„Warum am Ende doch alles wieder zusammenfindet und passt, ist vermutlich, dass ich stets auf Achsen und Linien achte, die sich von vorne bis hinten durchziehen und an denen sich alles orientiert.“

Der Lieblingsplatz im Garten variiert bei Alex je nach Sonnenstand und Temperatur. Am Eingangsbereich an der Nordseite treffen wallende Gräser auf rostfarbene Ballhortensien.

Worauf legst du in deinem Garten Wert?

Da ich mich unglaublich schlecht auf einzelne Dinge – in dem Fall Pflanzen bzw. Stile – festlegen kann, lege ich auf eine gewisse Vielfalt viel Wert. Ich könnte mich nie auf nur zehn Pflanzenarten in meinem Garten beschränken. Es ist eher so, dass ich auf Gartenzimmer stehe, die auch sehr unterschiedlich sein dürfen. Von formal an der Südseite über wild gemischt im Steppenbeet bis bunt im Bauerngartenteil ist alles möglich. Außerdem liebe ich es, mich an den verschiedenartigsten Stellen im Garten niederzulassen.

Welche Lösung hast du für den Sichtschutz gefunden?

Da unsere zweigeschossigen Häuser doch recht nahe beieinanderstehen, haben wir vier Kugelplatanen auf der Südseite. Sie sind so gepflanzt, dass sie zusammenwachsen sollen und damit eine Art Hochhecke bilden. Zur Straße im Westen haben wir eine schmale hohe Hainbuchenhecke gesetzt.

„Zuerst sollte man sich vergegenwärtigen, wie viel Zeit und Aufwand man bereit ist, in den Garten zu investieren, und was man von ihm erwartet. Sollte er versorgen können, zur Entspannung beitragen oder ein gesellschaftliches Miteinander gewährleisten?”
Könntest du denjenigen, die bald ihren Garten planen und anlegen möchten, eine Kurzanleitung geben, was Step by Step zu tun ist?
  1. Zuerst sollte man sich vergegenwärtigen, wie viel Zeit und Aufwand man bereit ist, in den Garten zu investieren, und was man von ihm erwartet. Sollte er versorgen können, zur Entspannung beitragen oder ein gesellschaftliches Miteinander gewährleisten? Dazu gibt es mittlerweile unglaublich viele Fachbücher.
  2. Wichtig ist die Bodenuntersuchung: Sand? Lehm? Sauer? Neutral? Steinig? Daraus folgt unter anderem die Auswahl der passenden Pflanzen. Natürlich können Anpassungen vorgenommen werden. Diese sollten sich aber langfristig bewähren (zum Beispiel Abmagern des Bodens durch Kieseinbringng). TIPP: Auf gaissmayer.de kann man unglaublich viel über Pflanzen erfahren UND sie sofort bestellen. Außerdem gibt es eine kluge und übersichtliche Kategorisierung.
  3. Im Anschluss würde ich unbedingt einen Gartenplan im korrekten Maßstab erstellen. Dafür genügen Blatt und Stift. Hierfür ist es noch nicht notwendig, die genauen Pflanzen zu kennen, sondern eher, ob da Baum, Strauch, Hecke, Blume oder Fläche untergebracht werden soll. Für die Beete kann man sich Extrapläne (mit Blütenfarben, Zeiten und Pflanzhöhen und -abständen) anfertigen.
  4. Wem die Vorstellung fehlt oder wer einfach ein Gefühl für die Dimensionen bekommen möchte, sollte sich im Anschluss einfach einige Bambusstäbe und Schnur besorgen und mal alle Flächen abstecken und dann ablaufen. Für Bäume nehme ich immer drei Meter lange Bambusstäbe, die simulieren ganz gut und werden im Anschluss zum Beispiel als Rosenstützen weiterverwendet. Übrigens verschafft ein erhöhter Ausblick – zum Beispiel vom Obergeschoss eines Hauses – einen guten Überblick.
  5. Jetzt kommt es auf euch an: Entweder ihr lasst bauen oder wuselt selbst durchs Gelände. Auf jeden Fall braucht man Geduld. Geduld ist die größte Tugend eines glücklichen Gärtners und vielleicht die beste Möglichkeit, dieser schnelllebigen Zeit etwas Wertvolles entgegenzusetzen!
  6. Übrigens: Bei der Neuanlage empfehle ich vor allem die Frühjahrspflanzung – außer bei Bäumen, die vertragen ebenso gut eine Herbstpflanzung. Natürlich kann man auch im Herbst anpflanzen, aber meiner Erfahrung nach brauchen die Pflanzen dann eh ein Jahr länger, um genauso kräftig zu werden. Noch ein Tipp: Auch wenns anfangs sehr übersichtlich ausschaut, die Pflanzabstände beachten!

Das Familien-Tipi-Zelt wurde zunächst im Garten ausprobiert.

Welche Ideen möchtest du selbst im Garten noch realisieren?

Es gibt da so ‘nen groben Zehnjahresplan. Also, ähm: ein Birkenwäldchen, den begonnenen „Japanischen Bauerngarten“ fertig stellen, ein Minilavendelfeld, das Atelier/Gerätehäuschen fehlt noch, vielleicht ein Gartenhaus aus Glas, ach und ganz zeitnah hoffentlich der Weg zum Haus. Der ist bisher noch nicht mitgewachsen und wird vom Profi ausgeführt – übrigens ganz ohne Pflastersteine. Ansonsten hab ich ein bissel Angst vorm Fertigwerden 😟. Was mache ich denn dann mit meinen wilden Ideen? 😉

Liebe Alex, vielen Dank für das schöne und spannende Interview im Grünen!

Um in Zukunft kein Bild mehr zu verpassen, könnt ihr @dieartige hier folgen. Hier geht es zur Homestory und zum Projekt Traumhaus mit Alex.

HERSTELLERINFOS ZUR MÖBLIERUNG DES GARTENS:

Bis heute warte ich auf einen großen Tisch auf der direkt ans Haus anschließenden Südterrasse, habe aber noch keine Option gefunden, die mich umgehauen hat. Daher stehen hier seit unserem Einzug Tisch und Stühle von IKEA. Genau wie das frische rote Gartensofa auf der Kiesterrasse, welches derzeit noch von Tchibo-Rattanstühlen begleitet wird. Hier haben sich bereits seit Langem die Hee Lounge Chairs von HAY angemeldet – mal schauen, ob die genehmigt werden. Ach, und der große schwarze Sonnenschirm ist uns bei Mirabeau (jetzt Loberon) über den Weg gelaufen. Außerdem sind auch besonders frisch das Garten-Lounge-Sofa und der passende Sessel aus der Palissade-Serie von HAY eingetroffen und verwandeln unseren Garten mal flott in einen Park. Und natürlich steht der Acapulco Chair auf der Westterrasse. Selbst ein uralter Holztisch mit knarzendem Korbstuhl weilt unter den Obstbäumen.

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