Nachdem wir viele schöne Gärten der SoLebIch.de-Mitglieder bestaunen dürfen, setzen wir jetzt die Serie mit "externen" Gartenliebhabern fort: Über die "Offenen Garten-Pforten" haben wir ganz besondere Menschen und ihre Gärten kennengelernt. Den Anfang macht heute Barbara Krasemann aus Thalmässing, das liegt im bayerischen Altmühltal. Ihr Garten fasst unglaubliche 8500 Quadratmeter und ist seit 1986 in ihrer Obhut. In den vielen Jahren mit ihrem Garten hat sie sich eine Menge Wissen angeeignet, das sie im Zuge der Offenen Gartenpforte weitergibt: Barbara öffnet in den Sommermonaten regelmäßig ihren Garten für Besucher und erzählt von Planung, Pflanzen und Leben im Grünen. Auch in diesem Interview wird ganz klar, Barbara Krasemann ist Gärtnerin aus Leidenschaft: Sie erzählt detailliert von ihren Erfahrungen und hat auch Tipps für den eigenen Garten.
Liebe Barbara, beschreiben Sie bitte Ihren Traumgarten.
Mein Traumgarten ist der Garten, der meine Wunden heilt, meine Tränen trocknet, meine Seele tröstet – der Garten, der mich satt macht!
Welche Idee hatten Sie, als Sie 1986 begannen, Ihren Garten zu gestalten?
Es sollte ein naturnaher Garten werden, ohne Gift. Eine große Pflanzenvielfalt sollte all meine Gartenwünsche erfüllen, in unterschiedlichen Gartenräumen, für ein Leben im Einklang mit der Natur.
Wie plant man einen Garten auf einem so großen Grundstück?
Ein 8500 Quadratmeter großes Grundstück wie meines erfordert Einiges an Vorbereitung. Ich zeichnete zuerst einen ausführlichen Plan; aus der einstigen Wiese gestaltete ich elf Gartenzimmer. In jedem dieser Gartenräume konnte ich dann meine unterschiedlichen Träume verwirklichen. Der Garten ist heute, 28 Jahre nach dem Beginn mit der lehmigen Wiese, immer noch nicht fertig und wird es wahrscheinlich auch nie.
Welche Besonderheiten hat Ihr Garten?
All meine Pflanzen, ausgenommen sind allerdings einige Gemüsepflanzen, sind winterhart, mehrjährig und benötigen keinerlei Schutz, auch nicht im Winter. Das Besondere ist die große Vielfalt, der Artenreichtum, der auch den Tieren im Garten einen Lebensraum bietet. Fast wöchentlich wechseln die Blütezeiten der Pflanzen und so prägt den Garten ständig ein anderes Bild.
Auf welches Ereignis im Gartenjahr freuen Sie sich am meisten?
Ich habe alle Pflanzen aus Samen und Stecklingen vorgezogen - das war günstiger, dauerte aber sehr lange. Bei jeder Pflanze, jedem Baum oder Strauch kann ich mich an den einstigen Samen oder Steckling erinnern. So ein Baum, der dann zum ersten mal blüht oder gar Früchte trägt, ist immer für mich das Größte. In diesem Jahr waren es gleich zwei Gehölze: eine Sommermagnolie, Magnolia sieboldii und eine Indianerbanane, Asimina triloba. Beide sind in diesem Jahr mein größtes Geschenk.
Welches Obst oder Gemüse haben Sie im Garten?
Ich baue über 80 verschiedene historische Gemüse in relativ kleinen Beeten im Gemüsegarten an. Sie sind alle samenfest und heute kaum noch bekannt. Ob gelbe Beete, Rattenschwanzrettich, gelbes Radieschen, gelbe Zuckerschote oder blaue, weiße Möhre, Haferwurzel, Kriechender Sellerie, Knollenziest, Zackenschote, Erdbirne oder Forellenschluss – Salat, diese Reihe könnte ich ewig fortsetzen... Die allerfeinsten Gewächse, sind jedoch diejenigen, welche man vor Jahrhunderten eher aus Eitelkeit und Stolz auf festlichen Tafeln anrichtete, also unterschiedliche essbaren Blüten. Damit koche ich, verziere Speisen und fülle die größten Blüten mit Sahne oder Quark. Mein absoluter Favorit ist die schöne Hemerocallis, die Taglilie in all ihren Farben und Sorten.
Welche Pläne haben Sie noch für Ihren Garten?
Ich viele Wünsche und Ideen, zum Beispiel praktische Stauräume für Gartenutensilien und diverse Pflanzen, die nur schwer zu ergattern sind. Auch ein Badehaus am Schwimmteich wäre nicht schlecht. Einen Wunsch, den ich im Innersten habe, stößt vielleicht auf Unverständnis: Vor 28 Jahren, als ich diese riesige Wiese kaufte, lag am Straßenrand ein toter Feuersalamander. Meine größte Freude wäre es, wenn diese Amphibienart, die mich an meine Kindheit im Harz erinnert, in meinen Garten einziehen würden.
Haben Sie einen Lieblingsplatz auf Ihrem Grundstück?
Ich habe elf Lieblingsplätze: Im Formengarten ist es eine blaue Sitzgruppe, von rosa blühenden Ramblerrosen umgeben. Im Kräutergarten eine kleine Bank am Backhaus, von der aus ich am Besten den Duft der Kräuter und das Summen der Insekten hören kann. Den Herbstgarten genieße ich auf einer Bank mit Blick auf 50 verschiedene, blühende Astern und blühende Sträucher und den Essplatz liebe ich, weil meine Sitzgruppe direkt an meiner Gartenküche steht. Die Bank im Obstgarten möchte ich nicht missen, weil ich nach getaner Arbeit mein Werk in Ruhe bewundern kann und mich auf die anstehende Ernte freue und den Stuhl im Gemüsegarten brauche ich, weil dort die meiste Gartenarbeit Schweiß treibend ist und eine Pause das Wichtigste. Der schönste Platz im Hochsommer ist eine Bank im Schattengarten, wo ein Bächlein plätschert und Bäume mir kühle Luft zufächern und am Schwimmteich im Wassergarten ist es die Treppe ins Wasser, auf der ich gern bei 35°C sitze und meine Beine ins kühle Nass hängen kann. Am Steingarten mag ich einen Sitzplatz, der mir einen herrlichen Überblick über die stets wandelnde alpine Flora bietet. Hier beobachte ich Amphibien ebenso, wie Wildbienen und Schmetterlinge. Hinter der Magerwiese befindet sich eine Waldlichtung mit saurem Boden, dort kann ich vom Stuhl aus die Heidelbeeren ernten, die ich unglaublich gerne mag.
Haben Sie einen Tipp für Leute, die einen Garten anlegen möchten, aber (noch) keinen grünen Daumen haben?
Die Pflanzenauswahl sollte sich ausschließlich nach dem Standort richten, also nach Boden, Wasser, Wind und Licht. Eine Pflanze, die sich von Haus aus im jeweiligen Garten nicht wohl fühlt, hat dort auch nichts verloren. Ich zum Beispiel habe in meinem Garten einen lehmigen Boden mit hohem PH-Wert, da konnte ich zunächst keine Azaleen, Heidelbeeren, Rhododendren oder Cranberries pflanzen, weil die einen niedrigen PH-Wert benötigen. Bei jeder Pflanze sollte man unbedingt erst klären, welchen Standort sie mag. Wer keine Bücher lesen will, kann heute ja das Internet nutzen. Und das Wichtigste steht immer auf dem Pflanzen Etikett.
Vielen Dank für das Interview!
Wer mehr von Barbaras Garten sehen möchte, hat noch im Oktober oder dann im nächsten Jahr die Chance, ihn zu besuchen. Termine sind hier zusammengefasst. Zu ihrem Garten sind außerdem bereits zwei Bücher erschienen: "Geschenke aus meinem Garten" und "Wo Träume wachsen". Beide dokumentieren Barbaras Gartenarbeit und zeigen viele weitere Fotos des großen, grünen Paradises.
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