Wohnideen mit Stühlen von Charles & Ray Eames
Das Designer-Ehepaar Charles (1907-1989) und Ray Eames (1912-1988) hat auf vielen Gebieten des Designs Pionierarbeit geleistet und prägt bis heute Designer mit seinen Entwürfen, die den Wechsel vom Bauhaus-Stil zu einem organisch abgefederten Funktionalismus markieren. Charles und Ray Eames waren wichtige Verfechter des organischen Designs, also eines Designs, das die organischen Formen der Natur nachbildet und dynamische Rundungen und kraftvolle Wölbungen betont. Sie wollten durch die Nutzung der modernen technischen und ästhetischen Möglichkeiten Lebensqualität, Verständigung und Wissen der Menschen verbessern.
Der Beitrag von Ray Eames wird oft unterschätzt, da in offiziellen Äußerungen und Auftritten ebenso wie in Möbelkatalogen Charles Eames im Vordergrund stand. Tatsächlich spielte Ray Eames bei der gemeinsamen Arbeit eine wichtige Rolle und sollte als gleichberechtigte Partnerin betrachtet werden.
Studium, Begegnung und Heirat
Ray Kaiser studiert bis 1939 in New York Malerei bei Hans Hofmann, dessen Abstrakten Expressionismus sie bald zu einem eigenen Stil weiterentwickelt. 1940 lernt sie Charles Eames kennen, als sie an der Kunst- und Designschule Cranbrook Academy zusammen mit Harry Bertoia für ihn und Eero Saarinen arbeitet. 1941 heiraten Charles Eames und Ray Kaiser und lassen sich in Los Angeles nieder.
Charles Eames studiert in seiner Geburtsstadt St. Louis Architektur. 1929 reist er nach Europa, wo er die Werke von Le Corbusier, Mies van der Rohe und Walter Gropius kennenlernt. Nach seiner Rückkehr gründet er 1930 ein Architekturbüro. 1937 begegnet er Eero Saarinen, der einen großen Einfluss auf ihn ausübt. Mit Saarinen zusammen entwirft Eames für den Wettbewerb "Organic Design in Home Furnishings" des Museum of Modern Art in New York 1940 einen Stuhl, den Organic Chair. der den ersten Preis bekommt. Im gleichen Jahr wird er Leiter der Abteilung für Industriedesign an der Cranbrook Academy of Art bei Detroit, einem Zentrum der künstlerischen Ausbildung in der Zwischenkriegszeit.
Neue Techniken und Materialien
In den 40er Jahren gelingt Charles und Ray Eames der Durchbruch zu einer neuen Methode der Holzverarbeitung: Während des Kriegs entwickeln sie im Auftrag der US Army Formungstechniken, mit denen Sperrholz in komplexe Formen wie Beinschienen und Tragbahren gebogen werden kann. Die dabei entwickelte Technik des Verbiegens von Schichtholz unter Dampf nutzen sie für verschiedene Möbelentwürfe. Im Lauf der Zeit verwenden sie auf der Suche nach der optimalen dreidimensionalen Form von Sitzschalen neben Holz auch Fiberglas, Draht und Aluminium für ihre Möbel.
Zusammenarbeit mit Vitra
Die sehr erfolgreiche Zusammenarbeit zwischen Charles und Ray Eames und dem Möbelhersteller Vitra beginnt 1953, als der Vitra-Gründer Willi Fehlbaum während seines ersten USA-Besuchs aus einem fahrenden Taxi heraus in einem Schaufenster einen Stuhl sieht, der ihn sofort fasziniert. Er lässt das Taxi anhalten und findet heraus, dass dieser Stuhl der Plywood Chair von Charles und Ray Eames ist. Fehlbaum wendet sich an den Hersteller Hermann Miller, um die Rechte für die Möbelproduktion zu erwerben. 1957 erhält Vitra schließlich die Lizenz, die Designermöbel von Charles und Ray Eames herzustellen.
Der Plastic Chair und der Stuhl La Chaise
Bis heute beliebt und weit verbreitet ist der Plastic Chair, der erste industriell gefertigte Stuhl aus Kunststoff. Der Plastic Chair ist in 16 verschiedenen Kombinationen von Sitzhöhe, Schalen- und Gestellvariante erhältlich, darunter der Schaukelsessel RAR und der Stuhl DSR.
Der Stuhl La Chaise ist inspiriert von der Skulptur "Floating Figure" von Gaston Lachaise. Diese Skulptur stellt einen weiblichen Akt dar, der mit gekreuzten Beinen, ausgebreiteten Armen und nach oben geöffneten Händen sitzend die Balance hält. Charles und Ray Eames entwickelten den Stuhl 1948 für einen Wettbewerb des Museum of Modern Art, aber erst seit 1991 wird er in Serie von Vitra hergestellt.
Frühes Multimedia
Neben der Tätigkeit als Architekten und Möbeldesigner sind Charles und Ray Eames auch als Fotografen, Filmemacher und Ausstellungsdesigner aktiv. Als frühe Wegbereiter von Multimedia-Präsentationen produzieren sie eine Reihe von Kurzfilmen, die ihre Ausstellungen begleiten. Die Vielseitigkeit von Charles und Ray Eames wird sichtbar unter anderem in ihrer für IBM entworfenen, 1961 eröffneten interaktiven Ausstellung Mathematica: A World of Numbers…and Beyond, die noch heute als Duplikat in einigen amerikanischen Museen zu sehen ist und als Musterbeispiel für gelungene Wissenschaftsvermittlung gilt.