„Eine Einrichtung muss mit Bedeutung aufgeladen werden, um als Zuhause zu gelten.“ – Zu Besuch bei Waldfriedenstudios im Ruhrgebiet

von Claudia H.

„Creating meaningful places“ – nach diesem Credo gestaltet Eva alias @Waldfriedenstudios nicht nur die Räume ihrer Klienten als Interiordesignerin, sondern auch ihr eigenes Zuhause im Ruhrgebiet. Die 130 qm, die sie mit ihrem Mann und den drei Kindern bewohnt, wirken auf Anhieb gemütlich, sind durch den Mix aus Lieblingsstücken und Souvenirs zu ihrem persönlichen Wohlfühlort und Seelenschmeichler geworden. Dabei korreliert das Innere des Hauses auf faszinierende Weise mit seinen Grundfesten, denn auch diese strotzen nur so vor Bedeutung: Das über 110 Jahre alte Denkmal war einst das Sommerhaus eines Bergwerksdirektors und trägt bis heute den klingenden Namen „Waldfrieden“. Von schützendem Grün umringt, hat das charmante Holzkonstrukt etwas Märchenhaftes, wirkt beinahe wie ein verwunschenes Häuschen, das uns seine Geschichten nur zögerlich preisgibt.

Warum ihr Gartenhaus ihr Sehnsuchtsort ist, wessen Haus sie gerne mal einrichten würde und was sich unter der geheimnisvollen Dachbodenluke befindet, verrät uns Eva im folgenden Interview.

Evas Waldfrieden erstreckt sich über 130 qm, verteilt auf sechs Zimmer.

Liebe Eva, du lebst mit deiner Familie in einem historischen Haus von circa 1900, einem Ort voller Erinnerungen und längst vergangener Geschichten. Hat sich dieser bedeutsame Wohnort auf dein Leben ausgewirkt?

Seit wir eingezogen sind, hat sich tatsächlich einiges verändert. Ich habe ursprünglich Marketing studiert und fünf Jahre in San Francisco für ein Tech-Start-up-Unternehmen gearbeitet. Während meiner ersten Schwangerschaft zog ich zurück ins Ruhrgebiet und kaufte mit meinem Mann „Waldfrieden“. Der Umbau des Denkmals hat mich dazu bewegt, meinen eigentlichen Traumberuf Innenarchitektur zu studieren. Anfang diesen Jahres habe ich das Studium abgeschlossen und arbeite nun als Interiordesignerin.

Wie würdest du deinen Wohnstil in drei Worten beschreiben?

Bedeutungsvoll, boho und natürlich.

„Ich bin kreativ, naturbezogen und entschlossen“, sagt Eva über sich selbst. „Außerdem bin ich ein Yogi. Yoga und Meditation sind meine Lebensbegleiter und Anker, meine größte Kraftquelle.“

Was bedeutet es dir, nach Hause zu kommen?

„Waldfrieden“ hat mein Herz erobert, weil es so viel Geschichte und Charakter hat. Es ist ein Ort der Ruhe und Gemütlichkeit. Unsere Gäste fühlen sich hier regelmäßig in Urlaubsstimmung versetzt – und so geht es mir auch. Hier kann ich absolut entspannen.

Worauf legst du bei der Gestaltung deines Zuhauses Wert?

Ich lege sehr viel Wert auf Naturmaterialien. Das schafft insgesamt Harmonie, ein gutes Raumklima und bringt Textur mit sich. Zudem ist jedes Einzelstück in meinem Zuhause mit Bedacht gewählt, hat eine Bedeutung für mich oder enthält eine Geschichte. Daher lautet mein Slogan für mein Interiordesign-Studio auch: „Creating meaningful places“. Ich bin davon überzeugt, dass eine Einrichtung mit Bedeutung aufgeladen werden muss, um als Zuhause wahrgenommen zu werden.

Was liebst du an deinem Zuhause besonders?

Es spiegelt zu 100 % meinen Mann und mich wider. Wir zwei sind uns in unserem Einrichtungsgeschmack zum Glück sehr ähnlich, und den Rest regeln wir mit einem hohen Maß an Toleranz.

Welcher Einrichtungsgegenstand liegt dir besonders am Herzen?

Als meine Großtante vor vielen Jahren verstarb, vermachte sie mir ihr altes Klavier. Es ist nicht sehr wertvoll, erzeugt nur schiefe Töne (liegt das an mir?), aber es ist wunderschön und erinnert mich an die vielen Male, die sie mich als Kind zum Klavierunterricht gefahren hat.

„Das alte Klavier zeigt mir immer wieder, wie wichtig es ist, Gegenstände in sein Zuhause zu integrieren, die dem Bewohner etwas bedeuten. Der Film, der vor meinem inneren Auge abläuft, wenn ich dieses Klavier sehe, ist nicht zu ersetzen!“

Ist dir schon einmal ein Fehlkauf passiert?

Ich will nicht sagen Fehlkauf, aber ein Kauf mit einer falschen Motivation. Zum Einzug vor fast zehn Jahren haben wir uns ein gigantisches, anthrazitfarbenes Sofa gekauft. Wir dachten: Mit Kindern muss das so sein. Aber seit zehn Jahren stört mich dieses Sofa: Es ist zu dunkel, es ist zu wuchtig und macht mich wirklich nicht glücklich. Aber jeder weiß, dass man große Sofas nicht so einfach ersetzen kann.

Ihren größten Interior-Wunsch hat Eva sich kürzlich mit dem Kauf des Ligne-Roset-Togo-Sofas erfüllt. „Ich träume immer und ständig von bestimmten Möbeln, Kunst und Lampen. Das bringt der Beruf so mit sich.“

Erinnerst du dich noch an deinen größten Glückskauf?

Meine größten Glückskäufe tätige ich immer auf Reisen. Oft bringe ich mir dann einen Teppich mit. In Gent habe ich zum Beispiel per Zufall einen korallenfarbigen marokkanischen Teppich entdeckt. Nach einer Nacht Bedenkzeit habe ich ihn schließlich gekauft und nun liegt er in meinem Schlafzimmer. Jeden Tag freue ich mich darüber!

„Es war die beste Entscheidung überhaupt, die Badewanne auf den Dachboden zu stellen“, schwärmt Eva über ihr unkonventionelles Schlaf- und Badezimmergefüge. Die mit Glas verschlossene Dachbodenluke ist zum Guckloch in vergangene Zeiten geworden: „Unter dem Glas liegen all die Schätze verborgen, die wir beim Umbau gefunden haben, wie alte Stoffe, mit denen die Wände vor hundert Jahren verkleidet waren.“

Auch zu eurem Gartenhaus hast du eine besondere Beziehung ...

Unser Gartenhaus ist unser Sehnsuchtsort. Hier fühlen wir uns wie in einer Cabin in den Wäldern von Nordamerika, wo wir viele Monate mit den Kindern verbracht haben.

„Unser Gartenhaus ist unser Sehnsuchtsort.“

Das Gartenhaus ist nicht nur ein Sammelsurium besonderer Erinnerungsstücke und Evas Inspirationsquelle, sondern auch ihr momentanes Homeoffice. Schon bald jedoch soll an das denkmalgeschützte Haus angebaut und so der Platz erweitert werden – ein spannendes und zugleich kniffliges Unterfangen.

„Als wir mit unseren Kids fast ein Jahr durch Nordamerika gereist sind, hatte mein Mann viele Gelegenheiten, außergewöhnliche Unterkünfte auszusuchen: einen Airstream-Trailer in der Wüste, Yurten am Fluss, Hausboote oder Hütten im Wald. Aber die allerschönste Unterkunft war immer unser Camper, mit dem wir an den tollsten Stellen mitten in der Natur standen.“

Drei Dinge, die wir noch nicht über dich wissen:

1. Um ungestört Yoga zu machen, habe ich mir im Garten ein Gewächshaus als Yogahaus umgebaut.
2. Ich bin am glücklichsten, wenn ich aufs Meer schauen kann.
3. Mein größtes Idol ist Iris Apfel.

Yoga und Meditation, umringt von Tannen und Bambus: Mit ihrem zum Yogahaus umfunktionierten Gewächshaus hat Eva sich einen lichtdurchfluteten und ruhigen Rückzugsort zum Üben und Entspannen geschaffen.

Welche Frage hätten wir dir noch unbedingt stellen sollen?

Wessen Haus möchtest du gerne mal einrichten?

Und wessen Haus wäre das?

Wenn Brad Pitt oder Iris Apfel anrufen würde, dann würde ich nicht Nein sagen. Vermutlich haben aber beide bereits einen so guten Geschmack, dass es beruflich keine große Herausforderung für mich wäre. Dann doch lieber Aufträge, bei denen ich etwas bewegen und den Leuten ein neues Wohngefühl geben kann – das macht mich glücklich!

Liebe Eva, vielen Dank für das schöne und spannende Interview!

Um in Zukunft kein Bild mehr zu verpassen, könnt ihr @Waldfriedenstudios hier folgen.

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