„Mein Mann fand die Idee vom Umziehen überhaupt nicht gut“, sagt Sabine (42) aka [@matrixfehler], die bis vor drei Jahren mit ihrem Mann Thomas in einer umgebauten Textilfabrik in der Hauptstadt gewohnt hat. 160 Umzugskisten später leben die beiden seit Frühling 2017 mit ihren drei Katern in ihrer 115 qm großen Traumwohnung in Friedrichshain. Wo sich der Blick zuvor auf Betonburgen erstreckte, öffnet er sich jetzt ins grüne Großstadtleben. Loftig, luftig, leicht und hell ist es hingegen geblieben.
Weshalb die beiden aus dem Loft ausgezogen sind? Welchen Traum sich Sabine gerade erfüllt? Welchen Tipp sie für alle SoLebIch-Mitglieder hat? Ein Besuch in ihrem Zuhause gibt Antworten ...
Liebe Sabine, warum seid ihr aus eurem schönen Loft ausgezogen?
Dass wir seit 2017 in der neuen Wohnung wohnen, ist purer Zufall. Man kann auch sagen: Die Wohnung hat uns gefunden … jedenfalls haben wir nicht gesucht.
Wie kam es?
Ich bin eines Nachts im Internet über ein Bauprojekt gestolpert und fand die Idee total super, dass außer den Außenwänden alles vom künftigen Bewohner bestimmt werden konnte: angefangen bei der Raumaufteilung und den Materialien über den Fußboden bis hin zur Steckdose. Klang cool, hat mir gefallen, hab es gelesen und bin schlafen gegangen.
„Mein Stil? – Natürlich, klar, unaufgeregt.“
Die drei Kater Luigi, Quitscher und Olaf
Und was passierte dann?
Ein paar Tage später fiel mir die Projektbeschreibung ein und ich hab meinem Mann davon erzählt. Er fand die Idee vom Umziehen überhaupt nicht gut. Ich hab dann trotzdem eine Mail an den Projektleiter geschrieben, weil ich so gerne mehr erfahren wollte. Am Folgetag standen wir bereits beim Bauträger und zwei Wochen später haben wir uns zum Kauf entschieden.
Wie zuvor habt ihr auch hier einen sehr offenen Grundriss ...
Ja, Eingangsbereich, Flur, Küche, Wohn- und Esszimmer gehen ineinander über. Zusätzlich gibt es zwei kleine Bäder, ein Schlaf- und Gästezimmer sowie einen sogenannten Hauswirtschaftsraum (okay, es ist eine etwas größere Abstellkammer).
Wie Sabine ihren Einrichtungsstil in drei Worten beschreiben würde? – Natürlich, klar, unaufgeregt.
Sabine liebt natürliche Materialien wie Holz, Leinen, Filz und Baumwolle. „Holz mag ich offen und unlackiert, sodass man die Wärme noch spürt. Boden, Tresen und Tisch sind nur geölt und haben eine fantastische Haptik“, sagt Sabine.
Was bedeutet es dir, nach Hause zu kommen?
Ich bin von Natur aus Stubenhocker und total gern zu Hause. Im Moment arbeite ich ausschließlich von zu Hause und muss mich zwischendurch zwingen, mal die Außenwelt zu betreten. Grundsätzlich aber bedeutet mir nach Hause zu kommen, mich zu erden, abzuschalten und mich wohlzufühlen.
Hätte Sabine einen Interior-Wunsch frei, wäre es der Egg Chair von Arne Jacobsen: „Dieser Sessel in cognacfarbenem Leder bei uns im Wohnzimmer und ich würde nie wieder aufstehen.“
Beruflich hat sich bei dir ja auch einiges geändert …
Ich habe letztes Jahr die Reißleine gezogen, weil ich die Gegebenheiten nicht mehr mit mir vereinbaren konnte. Da stehst du dann mit Anfang vierzig und fragst dich, ob du das weitere 20 Jahre machen willst. Die Antwort war schneller als die Frage ausgesprochen: Nein. Ein ziemlich großer Schritt, aber ich habe mich in meinem Leben noch nie besser gefühlt! Die letzten Monate hab ich mit meinem Businessplan, mit Seminaren und Behördengängen verbracht, um mir einen Traum zu realisieren: mein eigenes kleines Ladengeschäft mit vielen schönen Dingen. Dafür suche ich dringend Gewerberäume in Friedrichshain. Also, falls da jemand was hat oder jemanden kennt, der einen kennt, freue ich mich riesig über einen Tipp!
Willkommen im mittlerweile blauen Salon – früher bekannt als „Gästearbeitsankleidezimmer“
Deine Schallplattensammlung ist beachtlich … Welche Rolle spielt Musik in deinem Leben?
Ich liebe Musik, allerdings wuchs uns die CD-Sammlung langsam über die Ohren. So hab ich mit meinem Mann den Deal geschlossen, dass wir bis zum Umzug in diese Wohnung alle CDs verkaufen und auf Schallplatten umstellen. Den Deal wäre ich vielleicht nicht eingegangen, wenn ich gewusst hätte, dass noch Hunderte Schallplatten auf dem Dachboden seiner Eltern schlummerten ;). Im Ernst: Schallplatten hört man bewusst. Man legt sie auf und hört das ganze Album. Ohne weiterzuklicken. Ich mag das sehr. Wir haben vor einiger Zeit angefangen, einmal pro Woche einen Plattenabend zu machen, um regelmäßig ein paar Perlen und Scheußlichkeiten zu genießen.
Hat sich dein Einrichtungsstil mit dem Umzug in die neue Wohnung verändert?
Nö, nicht wirklich. Allerdings wirkt so ein Neubau erst mal viel steriler als eine Altbauwohnung oder ein Loft, die von sich aus schon etwas erzählen. Es braucht gefühlt deutlich länger, um da eine eigene Marke zu setzen und nicht das Gefühl der Musterwohnung zu haben.
So sah es in Sabines und Thomas’ Loft aus. Zur Homestory von 2014 geht es hier entlang.
Hast du dich neu eingerichtet oder eher bereits vorhandene Einrichtungsgegenstände integriert?
Nachdem unser Grundriss stand, hatten wir noch zwei Jahre Vorlauf bis zum Einzug. Somit konnte ich nach und nach schauen, was von der Größe nicht mehr hinhaut, und systematisch verkaufen. So haben wir uns von den Lowboards mit den alten Schiffsplanken getrennt und noch in der alten Wohnung durch andere ersetzt. Konsequenterweise musste dann auch unser großartiger Esstisch dran glauben und ich hatte zwei Fliegen mit einer Klappe: zu großer Tisch weg und endlich die unterschiedlichen Holztöne harmonisiert. Aber ich hänge nicht wirklich an Dingen, also war das für mich eher Spaß als Krampf.
Was macht für dich ein schönes Zuhause aus?
Für mich muss es aufgeräumt sein. Nicht museal oder so – ich bin ja sogar Freund davon, für die Bilder hier nichts wegzuräumen, sondern den Moment festzuhalten. Aber eine Wohnung muss für mich geordnet sein, sonst fühle ich mich total unwohl und unruhig. Und ich bin ein großer Dekofan, auch hier macht es für mich die Dosis aus. Zu viel erschlägt mich, überall ein bisschen macht mich fröhlich. Und ich mag Dinge, die einer Wohnung einen Wiedererkennungswert oder auch ein Schmunzeln verleihen.
Drei Dinge, die wir noch nicht über dich wissen:
1. Ich liebe „Aktenzeichen XY“ und grusel mich dabei mehr als bei jedem Horrorfilm.
2. Mir fehlen das Hochzeits- und das Schuh-Gen, für anderes kann ich mich deutlich mehr begeistern.
3. Ich hab einen ausgeprägten Gerechtigkeitssinn gepaart mit einem Dickkopf – für andere ein Albtraum.
Spiegelt sich deine Persönlichkeit in deinem Wohnstil wider?
Sagt ihr es mir! ;). Ne, wirklich: An „Zeige mir, wie du wohnst, und ich sage dir, wer du bist“ glaube ich nicht wirklich. Dafür ist Einrichtung heutzutage viel zu sehr Imagepflege – insbesondere im Social-Media-Bereich.
Wie meinst du das?
Also, ich glaube auch im echten Leben nicht daran. Ich kenne sehr chaotische Wohnungen, in denen strukturierte Menschen wohnen. Und auch umgekehrt kenne ich sehr schöne Wohnungen mit charakterlich häßlichen Menschen. Auf Social Media bezogen glaube ich noch weniger an irgendwelche Zusammenhänge zwischen Bewohner und den dargebotenen Bildern. Das ist schlicht Selbstmarketing.
Was liebst du an deinem Zuhause besonders?
Neben meinem Lieblingsmenschen und den Vierbeinern ist das die Lage unserer Wohnung. Die erste Zeit hab ich es so genossen, ins Grüne zu schauen, hatte ich die Jahre davor ja nur Betonburgen um mich herum. Und dazu liegt sie noch zentraler als die Wohnung davor, alles ist fußläufig zu erreichen. Ich genieße es sehr, dass in nächster Nähe vom Bäcker über die Pizzeria bis zum Interior-Laden alles vor der Tür ist und wir uns weder ins Auto noch in den Nahverkehr setzen müssen.
Was war dein größter Fehlkauf?
Kurz vor unserem Umzug haben wir ein neues Sofa gekauft. Und wir haben wirklich viel und mehrfach Probe gesessen. Nach ein paar Wochen war das gute Stück allerdings schon so aus der Form, dass ich kaum noch hochkam. Nach ewigem Hin und Her mit dem Hersteller, der uns nur anbot, das gleiche Modell erneut auszuliefern, hab ich mich dann für eBay Kleinanzeigen entschieden. Und als Lacher zum Schluss stand dann ein sehr populärer deutscher Sänger bei uns in der Tür, der das Sofa gekauft hat.
Hast du eigentlich einen Lieblingseinrichtungsgegenstand?
Ich mag die Kay-Bojesen-Holztiere sehr. Daran seid ihr schuld 😉. Ich wollte sie wirklich niemals nie nicht sammeln und dann gewann ich bei euch den Klassiker: den Kay-Bojensen-Affen. Da wars um mich geschehen! In den Jahren kam dann mit fast jedem Dänemark-Urlaub einer dazu. Nun ist es aber gut. Glaub ich.
Wie viele Holzfiguren umfasst denn mittlerweile deine kleine Tierfamilie?
'Die Anzahl der Holzfiguren von Kay Bojesen, Lucie Kaas, Hoptimist und Co. ist auf stattliche 37 Bewohner angewachsen.
“„Gewinneraffe“ und „Tanzbär“
Dänemark ist ja auch dein liebstes Reiseziel …
Da habe ich schon als Kind viele Sommerferien verbracht und es hat mich geprägt. Wir fahren mindestens einmal im Jahr auf die Nordseeinsel Fanø. Bereits auf der kurzen Überfahrt fällt der Alltag ab und ich inhaliere mit jedem Zug Nordseeluft das absolute Freiheitsgefühl. Der Wind, die Natur, der kilometerlange Sandstrand. Hach, ich könnte direkt wieder los.
Sabine bezeichnet sich selbst als humorvoll, ironisch und freiheitsliebend – hier auf einer ihrer liebsten Inseln: Fanø.
Ferienhaus auf der dänischen Nordseeinsel Fanø
Gibt es für dich einen besonderen SoLebIch-Moment?
Die schönsten Momente waren immer die, wenn ich die Möglichkeit hatte, auf die Menschen hinter den Bildern zu schauen. Eine gute Handvoll SLIchen hab ich in den Jahren getroffen und es hat immer großen Spaß gemacht. Mal war es die flüchtige Begegnung für einen netten Abend, mal die Brieffreundschaft, die über Jahre hielt. Also: Falls sich euch die Möglichkeit bietet, traut euch und trefft andere Mitglieder. Und keine Angst, dass ihr nicht wisst, worüber ihr sprechen sollt – Interior geht immer!
Liebe Sabine, vielen Dank für das schöne und spannende Interview!
Um in Zukunft kein Bild mehr zu verpassen, könnt ihr [@matrixfehler] hier folgen.