Vor vier Jahren haben wir Alex alias @dieartige bereits in ihrem wunderbaren Familienzuhause besucht. Über die letzten Jahre hinweg konnten wir beobachten, wie die Wände in ihrem Ostseehaus immer bunter und die Farbakzente immer kräftiger wurden. Der Umgang mit Farbe ist für viele von uns noch immer ein unsicheres Feld, deswegen haben wir Alex gefragt, wie sie selbst zu Farbe gefunden hat, welche Fragen man sich bei der Farbauswahl stellen sollte und was sie heute von weißen Wänden hält. Hereinspaziert!
Fröhliche Farbtupfer, die gute Laune machen: Über die Jahre hat Alex einiges in ihrem Zuhause verändert, setzt Farben nun noch selbstverständlicher und mutiger ein. Zu ihrem Freistil-Sofa von Rolf Benz hat sie Beistelltische aus Plexiglas sowie einen gemütlichen Wollteppich von IKEA kombiniert. Das Bücherregal stammt von TEEbooks.
Liebe Alex, deine Homestory liegt ja bereits knapp vier Jahre zurück: Was hat sich in der Zeit in deinem Zuhause getan?
Unsere Einrichtung ist über die Jahre mit uns gewachsen. Sie ist mittlerweile erwachsen geworden. Aus manchem Wunsch wurde mit der Zeit eine Anschaffung, so konnte der Wishbone Chair einziehen, den ich schon so lange für großartig befunden und mir dann nach langem Warten geleistet habe. Auch unser Freistil-Sofa oder der coole Container DS gehören dazu. Und irgendwie findet man mit jedem Jahr auch stilistisch ein wenig mehr zu sich selbst.
Um den NORDEN-Esstisch von IKEA reihen sich unter anderem Stühle von Kristina Dam und &Tradition sowie die Wishbone Chairs von Carl Hansen, die sich Alex lange gewünscht hat. Die Pendelleuchten sind das Modell Ronde von GUBI. Auch der gelbe Container DS ist eines von Alex’ Lieblingsstücken. „Bei ihm war ich mir anfangs nur sicher, dass er ein Hingucker sein würde, aber nicht, ob ich ihn auf Dauer aushalte“, lacht sie.
Wie meinst du das, „erwachsen geworden“?
Dass wir zum Beispiel bei Neuanschaffungen viel weniger Kompromisse eingehen. Ich lege heute viel mehr Wert auf Qualität und Details und verzichte daher auf Produkte, die mich zwar designtechnisch überzeugen, aber deren Ausführung mangelhaft ist.
Und in Bezug auf Farbe, was hat sich da in den letzten Jahren getan?
Ich würde sagen, dass ich Farbe noch selbstverständlicher einsetze, das Spiel damit sehr genieße und es ganz wunderbar finde, wie ihre Wirkung selbst auf Bildern auch andere bewegt.
Bei der Gestaltung ihres Zuhauses setzt Alex Farbe nach Gefühl ein: „Da entscheiden manchmal die Jahreszeiten, manchmal entscheidet die Langeweile, oftmals ist es irgendeine Inspiration oder Lust auf Veränderung“, erklärt sie.
Wie genau setzt du Farbe ein?
Grundsätzlich mag ich Harmonien, kombiniert mit kleinen Brüchen, die einen Funken Ungleichheit oder Verwirrung stiften. Ja, ich weiß, das hört sich eher abstrakt an, aber so würde ich’s beschreiben.
Alex ist Anfang 40 und arbeitet als Designerin in ihrem kleinen Designstudio dieartige. Hier entwirft sie vor allem Interieur- und Gartenkonzepte und bietet entsprechende Beratungen an. Außerdem hat sich vor geraumer Zeit der Bereich Content Creation hinzugesellt.
„Ich mag Harmonien, kombiniert mit kleinen Brüchen, die einen Funken Ungleichheit oder Verwirrung stiften.“
Wenn der Herbst naht, ändern sich auch auf dem Sofa die Farben und Töne: Es wird ruhiger, dunkler, gemütlicher. Nun treffen sich hier Auberginen- und Bordeauxnuancen sowie Limonen- und Schwefelgelb.
Wie kam es, dass du dich nun farbenfroher einrichtest?
Im Grunde war meine Einrichtung schon immer farbig. Mal mehr, mal weniger, aber immer von Tönen und Akzenten begleitet. Als wir vor ziemlich genau acht Jahren in unser Haus gezogen sind, gab es vor allem Farbe in den Kinderzimmern sowie Grau- und Schwarztöne und viel Weiß. Das lag allerdings nicht am Unmut zur Farbe, sondern an dem Umstand, dass ich mich erst mal in unser Häuschen einfühlen musste.
Ausbalancierte Grautöne und warme Holznuancen sorgen auch im Badezimmer für wohnliche Geborgenheit. Im Eingangsbereich verbinden sich verschiedene Blautöne miteinander und werden von gelben und orangen Akzenten spannend aufgebrochen.
„Plötzlich hatte ich die Nase voll von Weiß und legte kurzentschlossen Hand an den Pinsel.“
Für große Träume und kleine Abenteurer: Die Affentapete im Kinderzimmer hat Alex selbst angebracht. Auch wenn es für sie das erste Mal war, kann sich das Ergebnis sehen lassen: Der nur knapp 10 qm große Raum hat durch die Tapete einiges an Individualität gewonnen.
Welche Fragen hast du dir im Vorfeld bei der Farbwahl gestellt?
Wie und wann fällt das Licht in unser Haus? Braucht es mehr Wärme oder Kühle? In welche Farbwelt möchte ich eintauchen? Welche Bereiche vertragen wie viel, um Spannung ohne Unruhe zu verbreiten?
Und dann ging es einfach los?
Ja! Plötzlich hatte ich die Nase voll von Weiß und legte kurzentschlossen an einem Januarnachmittag Hand an den Pinsel. All meine Männer waren unterwegs und ich verpasste unserer Sofaecke die Farbe „Sanfter Morgentau“.
Vorher – Nachher: Die einst weiß gehaltene Sofaecke erstrahlt seit 2021 im Farbton „Sanfter Morgentau“ von Alpina. Bunte Farbkleckse sorgen für Frische und Individualität.
Und auf „Sanfter Morgentau“ folgte „Dusty Peach“ …
Genau, für die Leseecke. Und kurz darauf war der Essbereich dran, mit der Kalkfarbe „Celadon Primo“. Mittlerweile gibt es einen Rosé- und einen hellen Grauton im Schlafzimmer, einen zart lila angehauchten Grauton an der Treppenwand und selbst im Office ist das Weiß nun endlich ausgezogen.
Der zarte Apricotton „Dusty Peach“, der nun die Leseecke ziert, wird harmonisch vom gelben Container DS kontrastiert. „Das war übrigens eine eigene Mixtur“, verrät Alex. Im Schlafzimmer fügen sich ein zarter Rosé- und ein heller Grauton zu einem entspannten Ensemble.
„Selbst im Office ist das Weiß nun endlich ausgezogen.“
Sanfter Farbton, matte Textur: Die Kalkfarbe „Celadon Primo“ in zartem Beige verleiht dem Essbereich noch mehr Tiefe.
Ein anderer Blickwinkel in den Essbereich: „Für diese Perspektive muss es an vielen Orten zumindest einigermaßen aufgeräumt sein“, schmunzelt Alex. „Nicht immer leicht für meine Männer zu Hause …“
Und seitdem wurdest du immer mutiger und die Farben wurden immer kräftiger?
Dazu führte ein anderer Aha-Moment: das SoLebIch-Apartment 2020 im Kölner QVEST Hotel. Die wunderbar präsenten, teils knalligen und positive-vibes-verströmenden Möbel und Accessoires machten derartig Lust auf mehr, dass ich zu Hause sofort die üblichen verdächtigen und hintersten Ecken nach ‚verwertbaren‘ Farbklecksen durchsuchte. Ab da begab ich mich sehr bewusst auf eine mit Farben spielende Reise.
Anfang 2020 wurde die komplette erste Etage des Designhotels The QVEST in Köln zum SoLebIch-Apartment. Die vier gestalteten Räume versprühten mit ihrer Farbgestaltung pure Lebensfreude und sollten an Orte verschiedener Begegnungen erinnern. Mehr dazu findet ihr in diesem Beitrag.
„Dazu führte ein anderer Aha-Moment: das SoLebIch-Apartment 2020 im Kölner QVEST Hotel.“
Nachdem sie mit ersten Farbversuchen einen Anfang gemacht hatte, folgten bei Alex weitere Neonakzente zu gedeckten Farben. Selbst das Bücherregal wurde bunter zusammengestellt. „Und dabei war vieles, ja wirklich vieles bereits da“, erklärt sie. „Es musste nur frisch zusammenfinden.“
Hattest du schon immer eine besondere Beziehung zu Farbe?
Ich konnte schon immer ziemlich genau sehen, was so in einer Farbe drinsteckt. Daher arbeite ich gerne mit feinen Nuancen, mit Harmonien, aber auch mit spannenden Kontrasten. Da die Kombinationsvielfalt unbegrenzt ist und meine Freude am Ausprobieren ebenfalls, gehen mir die Ideen so schnell wohl nicht aus. Farben verändern einfach und sofort alles!
„Solange ich denken kann, würde ich mich als farbaffin bezeichnen“, sagt Alex von sich selbst. „Selbst Farbtöne kann ich mir gut merken, obwohl das angeblich gar nicht möglich sein soll.“ Passend zu ihrem herrlichen Blumenstrauß hat sie auch der Sofaecke ein buntes Kleid verliehen.
Und zum Abschluss: Welche Beziehung hast du heute zu Weiß?
Weiß kann zwar etwas sehr Radikales, Schlichtes und Souveränes ausstrahlen. Allerdings nur in Kombination mit herausragender Architektur oder anderen spannenden Strukturen oder Texturen.
Ruhig und besinnlich geht es bei Alex in der Winterzeit zu. Der große Kranz holt noch einmal die Natur ins Haus und sorgt für festliche Stimmung.
Auch im Garten geht es bei Alex farbenfroh zu. „Hier gelten die gleichen Regeln wie im Interior“, erklärt sie, „nur, dass ein Garten viel mehr Kontraste verträgt und stets von Grün begleitet wird.“