Als Anna (43) aka @designliebe_by_anna und ihre Familie vor elf Jahren das 155 qm große Haus in einer Kleinstadt bei Frankfurt am Main kauften, wurde es zunächst komplett saniert: „Wir haben Wände eingerissen, Böden, Bäder, Heizungen sowie Fenster erneuert und einen großen Balkon gebaut. Auch den komplett verwilderten Garten haben wir neu zum Leben erweckt“, erklärt Anna. Entstanden ist ein natürliches Wohlfühlzuhause – eine unaufgeregte Bühne für das lebendige Familienleben.
Welche Entscheidung sich im Zuge der Hausrenovierung als Fehler erwiesen hat und welche zwei großen Investitionen zum wahren Wohnglück führten? Warum Anna nachhaltiges Wohnen so wichtig ist? Im Gespräch hat sie es uns verraten.
Im Wohnbereich sorgt ein USM-Haller-Sideboard für Stauraum und ein Teppich von BoConcept für Gemütlichkeit. Sofatische von OK Design, Kerzenhalter von Stoff Nagel.
Anna, die im E-Learning-Sektor arbeitet, beschreibt sich selbst als fürsorglich, laut und optimistisch. In dem Einfamilienhaus mit fünf Zimmern wohnt sie mit ihrem Mann und ihrem jüngsten Sohn (12).
Liebe Anna, wie würdest du deinen Wohnstil in drei Worten beschreiben?
Skandinavisch, natürlich, unaufgeregt.
Worauf legst du bei der Gestaltung deines Zuhauses Wert?
Ich mag sehr viele Einrichtungsstile und begeistere mich auch für bunte, wilde und spektakuläre Wohnstile. Im Alltag brauche ich aber eine unaufgeregte Bühne für das Familienleben: natürliche Farben und Materialien, klare Strukturen und eine Einrichtung, die gemütlich und ruhig wirkt.
Die in der Wandfarbe gestrichenen IVAR-Schränke von IKEA versprechen dezenten Stauraum. Um den Esstisch gesellt sich in illustrer Runde ein Stuhlmix aus dem Pavilion-AV2-Armlehnstuhl von &Tradition, Carl Hansens Wishbone Chair sowie dem Panton und Eames Chairs. Für Licht sorgt die Wandleuchte 265 von Flos.
„Ich begeistere mich auch für bunte, wilde und spektakuläre Wohnstile.“
Anna arbeitet sich immer weiter zum gewünschten Stuhlmix am Esstisch vor. Der lang ersehnte Wishbone Chair in Schwarz durfte erst vor Kurzem einziehen. Nun steht der schwarze 210 R von Thonet ganz weit oben auf Annas Wunschliste.
Den Blick ins Grüne liebst du an deinem Zuhause besonders ...
Ja. Da hinter unserem Haus ein unverbaubarer Grünstreifen mit einem kleinen Bach und hohen Bäumen liegt, wirkt es so, als wenn wir am Waldrand wohnen würden, obwohl wir tatsächlich im Zentrum einer Kleinstadt leben.
Du meinst, dass sich zwei Großinvestitionen, die ihr hier gemacht habt, als wahres Wohnglück erwiesen haben. Welche sind das?
Zum einen die Küche, die beim Einzug ein unstrukturierter, stauraumfreier, verwohnter dunkler Raum war. Monatelang habe ich an der Küche geplant. Der Küchenbauer ist an mir verzweifelt, weil ich seine Pläne immer wieder umwarf. Am Ende bekam ich aber, was wir wollten: eine Küche mit sehr viel Stauraum (sogar zwei Wasserkisten und der Staubsauger haben Platz), mit einer großen Arbeitsfläche, Beibehaltung des Heizkörpers (dank Sockelheizung) und optisch einer klaren aufgeräumten Linienführung.
Die kleine, aber wohldurchdachte Küche ist von next125 und misst gerade mal 8 qm.
Welche Investition hat sich neben der Küche noch gelohnt?
Der Balkon mit Zugang in den Garten. Beim Hauskauf gab es einen unbrauchbaren Balkon, der zwar sechs Meter lang, aber nur einen Meter breit war. Durch den Bau des neuen Balkons haben wir zwei echte Sommerräume gewonnen: Von April bis September dient der Balkon durch den direkten Zugang vom Esszimmer mit dem Loungebereich als Wohnzimmer und die Terrasse unter dem Balkon ist der ideale Ort für Gartenfeste.
„Ich würde eher ein schönes No-Name-Produkt anschaffen als die Fälschung eines Designklassikers.“
Welche Entscheidung hat sich im Zuge des Hauskaufs als Fehler erwiesen?
Direkt nach dem Hauskauf haben wir im ganzen Haus Laminat in Walnussoptik verlegt. Nach kürzester Zeit haben wir es gegen Eichenparkett ersetzt. Heute kaufe ich keine „Ich-tu-so-als-ob“-Materialien mehr. Erfahrungsgemäß bewohnt sich und altert Wahrhaftiges nachhaltiger. Laminat geht durch Kratzer kaputt und ist dann hässlich. Holz hingegen altert nur und verliert auch durch ein paar Gebrauchsspuren nicht an Charme. Das ist auch der Grund, warum wir sogar in der Küche Parkett verlegt haben.
Die geschützte Terrasse unter dem Balkon ist der ideale Ort für Gartenfeste.
Gibt es ein Möbelstück, zu dem du eine besondere Beziehung hast?
Ich habe einen kleinen balinesischen Arbeitshocker, der ein richtiges „Wandermöbel“ ist, da er ständig umfunktioniert wird und sich als ein wunderschöner Alleskönner erwiesen hat. Außerdem gibt es hier noch antike Möbel, die mich schon in meiner Kindheit begleitet haben.
Den geliebten Hocker hat Anna während eines Urlaubs auf Norderney entdeckt und bei Wind und Regen auf dem Gepäckträger des Fahrrads in die Ferienwohnung transportiert.
Hast du noch andere Leidenschaften neben dem Einrichten?
Gartenarbeit und Backen sind für mich wie Meditation.
Erzähl uns doch bitte etwas, das wir noch nicht über dich wissen.
Ich werde nicht müde, mich gegen Diskriminierung und für Vielfalt stark zu machen. Nichts gefährdet unsere Welt mehr als die Annahme, dass Menschen ungleich wertvoll sind. Das beeinflusst mein Handeln und auch mein Konsumverhalten.
Apropos Konsumverhalten: Nachhaltigkeit beim Wohnen ist ein Thema, mit dem du dich immer mehr beschäftigst.
Ja, grundsätzlich versuche ich, Spontankäufe zu vermeiden. Ich lasse mich gerne durch Zeitschriften, auf Instagram, auf SoLebIch und in Geschäften inspirieren, überlege aber genau, ob ich ein Teil wirklich brauche oder nur spontan besitzen möchte.
Gästezimmer und Homeoffice: Das Schlafsofa ist von Innovation, der Schreibtisch von MYCS, die Stehleuchte von Jieldé und die Tischleuchte von ferm LIVING.
Auf was achtest du, wenn du nach neuen Möbeln suchst?
Ich schaue mich nach zeitlosem Design um und verzichte wie beim Material auch bei Möbeln auf „Ich-tu-so-als-ob“-Gegenstände. Ich würde eher ein schönes No-Name-Produkt anschaffen als die Fälschung eines Designklassikers. Ich gestalte aber auch vorhandene Gegenstände um, wenn sie mir nicht mehr gefallen: Ein bisschen Farbe verhindert oft eine Neuanschaffung. Außerdem überlege ich mir mittlerweile schon beim Kauf, was mit dem Gegenstand passiert, wenn er bei uns keine Funktion mehr haben sollte. Ich verschenke, verkaufe und spende viel – und das nicht nur, um Platz für Neues zu machen, sondern um ungenutzte Ressourcen freizugeben. Sicherlich ist mein Handeln hier noch ausbaufähig. Aber ich bin auf dem richtigen Weg.