Die 33-jährige Katrin aka @nicenicenice lebt mit ihrem Mann Jean-Marie und bald auch mit Nachwuchs im schönen Aachen. Es ist kaum zu glauben, dass die 90-Quadratmeter-Wohnung so hell ist – obwohl sie im Erdgeschoss liegt. Perfekt, denn Katrin mag es gerne hell! Und ein bisschen bunt. Was nach ihrem Umzug alles bleiben und was gehen musste, wie sie zu ihrem Kunstwerk über ihrem Sofa gekommen ist, was alles selbst gemacht ist und wo sie in Antwerpen am liebsten einkauft, verrät sie uns heute in ihrer Homestory. Hereinspaziert!

Liebe Katrin, wie seid ihr zu eurer Wohnung gekommen?
Wir hatten zuerst das Studio im Hinterhaus und unser Vermieter wollte uns immer die Wohnung im Erdgeschoss andrehen. Doch leider hatte sie einen verwohnten 60er-Jahre-Charme. Erst auf den zweiten Blick haben wir den wunderschönen Dielenboden entdeckt, der unter Lagen von Teppich und Laminat versteckt war. Als wir uns dann noch darauf einigen konnten, dass wir eine Wand rausnehmen und das Bad neu machen dürfen, haben wir zugeschlagen. Und es hat sich mehr als gelohnt!

Und wie viele Zimmer hat eure Wohnung jetzt?
Wir haben drei Zimmer (Küche, Diele, Bad): ein Schlafzimmer, ein Wohn-Ess-Zimmer und ein Büro, das irgendwann mal Kinderzimmer wird.
Dein Wohnstil in drei Worten?
Hell, bunt, schlicht.
Bei dir vergeht kein Tag ohne:
Kaffee, Mails, Instagram, meinen Mann.
Welche Materialien und Farben magst du besonders?
Ich bin ein Typ, der immer alles anfassen muss. Auch wenn irgendwo steht „Do not touch“, aber manchmal muss es einfach sein. Ich glaube, das ist der Zwang der Produktdesigner. Man ist oder wird einfach sehr haptisch. Holz, aber auch pulverbeschichtetes Metall oder ausgefallene Keramik mag ich besonders gerne. Farben gegenüber bin ich fast allen aufgeschlossen, am liebsten kombiniert mit Weiß. Und Muster dürfen grafisch schlicht und geometrisch sein.


„Auch wenn irgendwo steht ‚Do not touch‘, muss ich es einfach anfassen“


Fällt dir spontan ein Label für ausgefallene Keramik ein?
Da gibt es viele, zuletzt habe ich mir schöne Pflanztöpfe bei Anita Riesch aus Weimar bestellt.
Ganz oben auf deinem Interior-Wunschzettel steht:
Ein Leya-Stuhl von Freifrau, irgendwann mal wieder ein Togo-Sofa von Ligne Roset (wir hatten mal eins und mussten uns trennen) oder ein Rest-Sofa von Muuto und eine Alvar-Aalto-Vase.
Verrätst du uns deinen liebsten Einrichtungsgegenstand?
Momentan ist das unser Rattan-Stubenwagen, den wir aus einer Vintage-Halle in Amsterdam mitgebracht haben. Da wird nämlich in fünf Wochen unser neuer Mitbewohner liegen.


Kaufst du zuerst Möbel oder zuerst Kunst?
Ich kaufe zuerst die Möbel, da denke ich auch länger drüber nach. Kunst und Prints sind bei mir meistens ein Spontankauf. Wenn mir was gefällt und es ins Budget passt, muss es mit.
Und wo findest du die Bilder?
Wir verkaufen ja auch selber Prints, wie die in unserem Esszimmer, aber ich habe auch einige von befreundeten Labels, wie zum Beispiel von Knallbraun.
Da der Mann ja auch Fotografie studiert hat, gibt es natürlich auch einige Fotos bei uns – von ihm und anderen Fotografen.
Wie seid ihr zu eurem großen Bild über dem Sofa gekommen?
Wir haben es von meinem Schwiegervater zu Weihnachten bekommen. Wir besuchen oft gemeinsam Ausstellungen und waren in Berlin auf einer Stefanie-Schneider-Ausstellung. Ich mag das Bild und die Erinnerung, die drinsteckt. Die Größe ist natürlich schon imposant und die Technik, mit der sie fotografiert, ist einfach besonders. Sie fotografiert ausschließlich analog mit abgelaufenem Polaroid-Material.

Kurz zu deinem Beruf: Was genau machst du in deinem Studio?
Seit 2009 bin ich mit unserem Label nicenicenice selbstständig. Wir, also mein Mann und ich, entwerfen Wohn- und Modeaccessoires, die alle in Deutschland produziert werden. Wir lieben harmonische Farbkombis und grafische Muster. Unsere Produktpalette ist ziemlich umfangreich: von Decken und Kissen über Socken für Groß und Klein, Schmuck und Schals bis hin zu Prints.
Du bist Dipl.-Designerin. Hat dein Beruf Einfluss auf deine Einrichtung?
Ich glaube, man bringt instinktiv ein Gefühl für Formen und Materialien mit.
So gerne ich zum Beispiel auch einen großen Holztisch im Esszimmer hätte, kommt dieser nicht infrage, da sich der Holzton vom Tisch auf jeden Fall mit unserem Dielenboden beißen würde. Und mittlerweile lasse ich mir lieber für Sachen Zeit, statt Kompromisse einzugehen, die mich im Nachhinein jeden Tag stören. Man lernt im Studium auch viel Handwerk und so legen wir bei fast allem selbst Hand an.
Und die Wand habt ihr auch selbst rausgenommen?
Ja, die Wand haben wir selbst rausgerissen und den Wohn- mit dem Esszimmer verbunden, Tapeten abgekratzt und die Wände weiß verspachtelt. Und sogar das Bad in Eigenregie kernsaniert, die Badewanne durch eine große Dusche ersetzt und Boden und Wände neu gefliest. Wobei wir da nach der ersten Fliesenreihe kurz vor der Scheidung waren, aber danach lief es ganz gut. YouTube sei Dank! Und unser Küchenregal haben wir auch komplett selbst gebaut.


Worauf legst du bei der Gestaltung deines Zuhauses Wert?
Grundsätzlich mag ich es gerne hell und ein bisschen bunt. Seit dem Umzug ist es aber minimalistischer geworden. In der alten Wohnung hatte sich über die Jahre ganz schön viel angesammelt und da hat es beim Umzug gutgetan, loszulassen und ordentlich auszusortieren.
Hat sich deine Einstellung gegenüber Deko verändert?
Ja, ich mag einfach das Gefühl, nicht mehr so viele Schrankleichen zu besitzen. Früher habe ich oft Deko gekauft, heute reduziere ich das Ganze auf ausgewählte Stücke.
Man fragt sich öfters: Brauche ich das wirklich? Und spart lieber auf ein gutes Stück, mit dem man schon lange liebäugelt. Anstelle neuer Deko hole ich mir heute lieber frische Blumen ins Haus, die bringen temporäre Abwechslung.


„Ich mag einfach das Gefühl, nicht mehr so viele Schrankleichen zu besitzen“


Was musste weg und was durfte bleiben?
Es sind hauptsächlich Sachen gegangen, die man sowieso Jahre nicht gebraucht hat: viele Küchenaccessoires, altes Porzellan, Klamotten, Deko-Nippes. Zurückgeblieben sind nur Stücke, bei denen wir auch wussten, die haben einen besonders schönen Platz verdient. Und das ist beim 28ten Kerzenhalter von Hema meistens eher nicht der Fall.
Was liebst du an deinem Zuhause besonders?
So vieles! Vor allem aber die Helligkeit, denn unsere letzte Wohnung war wirklich dunkel, obwohl es eine Dachgeschosswohnung war.
Unser Schlafzimmer liebe ich, weil wir vom Bett aus einen herrlichen Blick in unseren grünen Innenhof haben. Unsere sonnendurchflutete Küche mag ich und unseren Wohnbereich mit dem großen Esstisch, an dem wir so gemütliche Abende verbringen.


Was machst du als Erstes, wenn du nach Hause kommst?
Meistens laufe ich dann direkt einmal durch alle Zimmer, denn ich komme sehr gerne nach Hause. Es gibt Ecken, die mag ich besonders gerne, und deren Anblick macht mich direkt glücklich!
Welche Labels magst du?
Also vieles bei uns ist gerade einfach von Ikea, oft aber zweckentfremdet oder weiterverarbeitet. Die Sachen von Muuto, HAY, Ligne Roset, Thonet und Petit Friture gefallen mir richtig gut! Ich finde es aber auch wichtig, dass man nicht jedem Trend hinterherläuft und nachher in einem Showroom wohnt, sondern dass man seinen Stil mit besonderen Stücken kombiniert, ob jetzt Vintage oder Handmade. Man sollte seinen eigenen Stil finden.
Und wo kauft ihr besonders gerne ein?
Aachen hat für alle Einrichtungsfans eine sehr gute geografische Lage, denn es liegt direkt an der Grenze zu den Niederlanden und Belgien. Von daher fahren wir zum Shoppen sehr gerne nach Eindhoven, Antwerpen oder auf belgische Flohmärkte.

Katrins Ikea-Hack: Auf den beliebten IKEA BESTÅ Schränken hat sie eine durchgehende Holzplatte montiert.
Habt ihr dort Lieblingsläden und -flohmärkte?
In Eindhoven gibt es zum Beispiel Sissy-Boy, Hutspot und das Piet Hein Eek. In Antwerpen espoo, die Klosterstraat mit all den hübschen Vintage-Läden, Rewind, Pizza bei Otomat, ach, da könnte ich Unzählige auflisten. Hier habe ich vor einiger Zeit dazu einen Blogartikel veröffentlicht.
Der größte Flohmarkt ist natürlich der in Tongeren, da macht man zwar keine Schnäppchen mehr, aber er ist schön zum Stöbern.
Was inspiriert dich?
Ganz oft mache ich von Farbkombinationen, die mir im Alltag begegnen, Fotos. Mal ist es eine Grafik auf einem Flyer, einer Verpackung oder auch eine Häuserwand. Man muss halt immer mit offenen Augen durchs Leben gehen.


Wie würde dein Traumhaus aussehen?
Ich hätte gerne ein kleines altes Haus und würde am liebsten modern anbauen. Ich kann mich zwischen Alt- und Neubau nie entscheiden und das wäre die perfekte Kombination. Am liebsten noch mit einer alten Scheune im Garten und viel Grün.
Hast du neben dem Einrichten noch andere Leidenschaften?
Ich glaube, das Gestalten allgemein ist meine größte Leidenschaft. Es begleitet mich ja rund um die Uhr. Nebenbei bin ich aber auch noch leidenschaftliche Gärtnerin – Team doppelter grüner Daumen. Und reisen könnte ich auch fast das ganze Jahr, aber das wird sich mit Baby in Zukunft dann erst mal einspielen müssen.
Wohin reist du denn gerne?
Wir lieben die Natur und machen am liebsten unsere eigenen Entdeckerreisen. Meistens suchen wir uns eine Ferienwohnung und erkunden von dort aus Land und Leute oder reisen von Ort zu Ort. Jetzt haben wir aber auch ein größeres Auto mit Liegefläche. Das muss dringend noch eingeweiht werden! Sehr gerne fahren wir nach Venedig – wir lieben die Stadt während der Kunst-Biennale, aber auch Antwerpen ist eine unserer Lieblingsstädte.


Welche Natur-Entdeckungsreise hast du in besonderer Erinnerung?
Wir waren vor zwei Jahren auf Island. Das ist bisher das beeindruckendste Stück Natur, das wir bereist haben. So unglaublich abwechslungsreich! Wir waren im Juni da, wollen aber unbedingt noch mal im Winter zurück und mit viel Glück vielleicht ein paar Nordlichter sehen.
Gibt es auch noch Wunschziele?
Ja, viele! Beispielsweise Skandinavien, Kroatien, Montenegro, einmal die komplette französische Küste runter oder nach Südafrika.
Was wissen wir noch nicht über dich?
Ich bin sehr ungeduldig und eher vom Typ „erst machen, dann denken“. Aber ich lerne daraus und werde besser.
Du veranstaltest gemeinsam mit deinem Mann Jean-Marie Dütz den handmade circus in Aachen. Wie seid ihr auf die Idee gekommen?
Wir sind selber viel auf Märkten unterwegs gewesen und in Aachen fehlte uns sowas einfach. Wir haben viel Erfahrung unterwegs gesammelt und uns irgendwann gedacht: Komm, das machen wir hier selber! Unser erster Markt 2013 war direkt ein voller Erfolg. Seitdem findet er einmal im Jahr statt. Der Nächste ist vom 3. bis 4. November 2018.

Was müssen wir unbedingt in Aachen machen?
Ein Eis essen beim Oecher Eis-Treff, Kaffee trinken im Café Hase und wenn man einmal in der Ecke ist, kann man auch gerne bei uns im Studio vorbeischauen.


Vielen Dank für das Interview und die Einblicke – und alles Gute für die Geburt und den neuen Lebensabschnitt! Hier könnt ihr Katrin auf SoLebIch folgen und hier geht es zu ihrem Label nicenicenice.













