Wie wohnt ein Architektenpaar, wenn es nicht neu baut, sondern sich eine 135 Quadratmeter große Altbauwohnung zum Zuhause macht? Das zeigt uns heute Susan aka @2box detail , die mit ihrem Mann, mit dem sie gemeinsam ein Architekturbüro leitet, den beiden Kindern und Hund Anton in Stuttgart lebt. Ihr Händchen fürs Einrichten wurde ihr als Tochter eines Architekten und einer Künstlerin bereits in die Wiege gelegt, ihr guter Geschmack wurde von vielen Dänemark-Reisen und ihrem Studium an der Kunstakademie geprägt. Wie schön sich das in ihrem Zuhause auswirkt, zeigt sie heute in ihrer Homestory. Hereinspaziert!
„Ich bin ein sesshafter Mensch und wohne einfach unglaublich gerne!“
Liebe Susan, wie lebst du?
Ich wohne seit meinem Studium an der Akademie der bildenden Künste in Stuttgart. Dort habe ich Architektur und Design studiert, dann bei diversen großen Architekturbüros gearbeitet und in einem davon meinen Mann kennengelernt. Wir haben einen 17-jährigen Sohn, eine vier Jahre jüngere Tochter und unseren Hund Anton – und seit 2008 unser eigenes Büro 2-box architekten mit drei Mitarbeitern.
Wo bist du aufgewachsen?
Ich bin waschechte Tübingerin und als Tochter eines Architekten und einer freischaffenden Künstlerin aufgewachsen. Ich habe immer alle beneidet, die erst fürs Studium in die Stadt kommen, denn wer in Tübingen aufwächst, muss die Kleinstadt nach der Schule unbedingt verlassen.
Die Leidenschaft für schöne Dinge und schönes Wohnen wurde dir also in die Wiege gelegt?
Ich bin mit schönen Möbeln und in einer schön gestalteten Umgebung aufgewachsen, das hatte sicher einen Einfluss. Und mein Studium hat mich sehr geprägt: Ich habe bei Robert und Trix Hausmann studiert, bei Richard Sapper Kurse belegt und mich von meinem Professor für Möbelbau für das Design Mies van der Rohes begeistern lassen, bei dem er selbst gearbeitet hatte. Vor allem aber bin ich einfach ein sesshafter Mensch und wohne unheimlich gerne.
Bitte beschreibe dein Zuhause.
Wir wohnen in einer Altbauwohnung aus der Gründerzeit auf 135 qm. Als wir eingezogen sind, war ich im 8. Monat schwanger und die Wohnung in einem renovierungsbedürftigen Zustand. Mit Familie und Freunden haben wir sie damals hergerichtet und seit dem auch irgendwie nicht mehr damit aufgehört. Aus vier Zimmern sind fünf geworden, damit unsere Kinder je ein eigenes Zimmer haben.
Was liebst du an eurer Wohnung besonders?
Ich genieße hier in erster Linie die Großzügigkeit des alten Grundrisses, der fernab vom optimierten Wohnungsbau liegt. Das ist der Vorteil einer Altbauwohnung, der einen die Nachteile, wie schiefe Böden und nicht schließende Türen, schnell vergessen lässt.
Was sind die Besonderheiten deines Zuhauses?
Sicher die Deckenhöhe von 3,20 Metern und dass wir keinen herkömmlichen Flur haben, sondern ein sogenanntes „Berliner Zimmer“, weil unser Haus ein Eckhaus ist. Wer unsere Wohnung betritt, steht also erst mal mitten in unserer 30 Quadratmeter großen Essdiele. Im Wohnzimmer und im Arbeitszimmer haben wir diese zeittypischen Erker, in die wir Bänke eingebaut haben. Die beiden Erkerbänke sind in unserer Familie sehr beliebt, um zu lesen, Musik zu hören oder einfach nur rauszuschauen.
Wie bist du beim Einrichten vorgegangen?
Am Anfang hatten wir noch nicht so viele Möbel und das Geld war knapp. Also haben wir viele Sachen selbstgebaut: die Erkerbänke, die Regale, die Hochbetten der Kinder und unser eigenes Bett auch. Mein Mann ist gelernter Zimmermann, darüber bin ich sehr froh. Mit dem Rest haben wir uns Zeit gelassen. Beim Möbelkauf waren wir schon immer sehr wählerisch und leben lieber mit wenigen ausgewählten Möbeln, auf die wir dann auch gerne etwas sparen.
Was ist dir bei der Gestaltung eures Zuhauses wichtig?
Ich führe einen ständigen Kampf gegen all die belanglosen Alltäglichkeiten, die das Leben so in unsere Wohnung spült. Ich bin kein strikter Minimalist, aber die Gegenstände, mit denen wir leben, sollten entweder schön sein oder einen Sinn haben, im besten Fall natürlich beides. Außerdem versuche ich nicht jeden Trend mitzumachen. Das gilt für meinen eigenen Stil wie auch für die Art, in der ich wohne. Trotzdem lasse ich mich gerne inspirieren. So haben es dank SoLebIch und Instagram sogar eine Handvoll Grünpflanzen in unsere Wohnung geschafft und sie schlagen sich tapfer.
„Ich bin kein strikter Minimalist, führe aber trotzdem einen ständigen Kampf gegen all die belanglosen Alltäglichkeiten, die das Leben in unsere Wohnung spühlt“
Was ist dein Lieblingsstück bei euch zu Hause?
Unser Esstisch. Er gehörte dem Vorbesitzer der Wohnung und steht hier schon seit fast 70 Jahren am selben Platz. Er ist aus Eiche und recht filigran und lässt sich mit einem simplen Mechanismus auf fast 2,50 ausziehen. Erst vor Kurzem habe ich ihn bei Manufaktum wiederentdeckt und weiß nun, dass man diese Art Tisch „Holländer“ nennt. Der Vorbesitzer konnte ihn nicht mit ins Heim nehmen und hat ihn schweren Herzens in der Wohnung gelassen. Wir halten ihn in Ehren. Ich mag den Gedanken daran, wie viel Essen und Familienfeiern an ihm wohl schon stattgefunden haben. Wir essen hier nicht nur, sondern arbeiten, nähen, basteln hier auch und sitzen abends und mit Freunden mehr hier als im Wohnzimmer.
Woher kommen eure anderen Möbel?
Von meiner Mutter stammt der Spruch „Die meisten Unfälle passieren beim Sperrmüllsuchen“. In unserer Familie werden Möbel nicht gekauft, sondern gefunden. Auch wenn dafür manchmal eine Vollbremsung nötig ist oder rechtswidrig gehalten werden muss. So sind bei uns einige tolle Sperrmüllfunde wie ein Schaukelstuhl von Lena Larsson und einer aus Bambus sowie einen Safarichair aus den 30er-Jahren eingezogen. Für diese Fundstücke stecke ich dann auch gerne Geld in eine professionelle Restauration.
Geht ihr trotzdem auch noch in Einrichtungsläden?
Natürlich, wir haben vor allem für die Kinderzimmer und fürs Büro einiges neu gekauft, auch vom Schweden. Unser Sofa ist von Fashionforhome.de, zwar ein Kompromiss, dafür aber ein guter. In Stuttgart gehe ich gerne zu Magazin, Manufaktum oder Ikarus, dort gibt es die ganze Palette zeitgenössischen Designs. Es gibt auch tolle Concept Stores: Kampe54, Hook&Eye und „Kauf dich glücklich“. Retromöbel und Klassiker bekommt man bei „lieber möbel kaufen“. Was ganz besonderes hier in Stuttgart ist das FLUXUS; eine temporäre Concept Mall in der Calwer Passage in Stuttgart-Mitte. Dort gibt es verschiedene Popup-Stores für Mode, Designobjekte, Accessoires, Möbel, Schmuck, Geschenke und Vintage bis hin zu Gastronomie. Echt einen Besuch wert.
Was steht ganz oben auf deinem Wunschzettel?
Der Wishbonechair CH24 von Hans J. Wegner in Eiche. Bitte acht mal für unser Esszimmer.
„Die blauen Farbtupfer in in unserer Wohnung sind unserer ständigen Sehnsucht nach dem Meer geschuldet.“
Wie würdest du deinen Wohnstil beschreiben?
Als minimalistisch-skandinavisch inspirierten Stilmix mit alten und neuen Möbeln und wenigen Boho-Elementen.
Welche Materialien und welche Farben gefallen dir?
Weil wir ein altes Fischgrätparkett aus Eiche in der Wohnung haben, ist Eichenholz für alle weiteren Käufe vorgegeben. Ich bin ein sehr haptischer Mensch und liebe die textilen Strukturen von Samt, Leinen, Wolle und Hölzern. Alles am liebsten in Naturtönen oder hellem Grau. Die Farbtupfer in verschiedenen Blau-, Grau- und Grüntönen sind unserer ständigen Sehnsucht nach dem Meer geschuldet.
Würdest du sagen, dass sich dein Charakter in deinem Wohnstil widerspiegelt?
Ich bin ein Mensch, der nicht zu verspielten Details neigt, weder in meiner Art, noch in meiner Arbeit oder meinem Kleidungsstil. Ich bemühe mich um Authentiziät und Ehrlichkeit und ich denke, das sieht man auch bei uns zu Hause. Ich lege Wert darauf, dass das, was ich sehe und fühle, auch das ist, nach dem es aussieht. Deswegen mag ich kein Laminat oder Vinyl, Kunstfasern, Beschichtungen oder Spachteltechniken. Der einzige Kompromiss, den ich aus Kostengründen schließen musste, ist die Raufasertapete in unserer Wohnung. Ich träume aber immer noch von verputzten Wänden.
Wie fühlt es sich für dich an, nach Hause zu kommen?
Die Wohnung ist mein privater Rückzugsort. Eigentlich bin ich aber an zwei Orten zu Hause: in unserer Wohnung und in unserem Büro, das nur 200 Meter weit weg ist. Dort haben wir bewusst eine offene Wohnküche eingebaut, in der wir gemeinsam mit unseren Mitarbeitern kochen. Auch unsere Kinder kommen oft nach der Schule erst mal hier her und wir essen alle zusammen.
„Mein Zuhause ist nicht nur die Wohnung, sondern auch unser Büro, das nur 200 Meter weiter ist“
Verrätst du uns drei Dinge, die wir noch nicht über dich wussten?
Ich bin 1,86 Meter groß, habe Angst vorm Aufzugfahren und ich hasse den öffentlichen Nahverkehr. Ich fahre lieber Rikscha.
Wie machst du Urlaub?
Ich ziehe ein schönes Ferienhaus jedem Wohnmobil oder Hotelurlaub vor. Ich liebe dänische Ferienhäuser, weil sie mit ihrer lässigen Einfachheit für mich der Inbegriff von Wohlbefinden sind. Schon als Kind habe ich die Sommer im Norden verbracht, heute fahre ich mit meiner Familie gerne nach Dänemark. Von dort stammen auch viele unserer Wohnaccessoires.
SoLebIch.de ist gerade 10 Jahre alt geworden. Wie hast du hierher gefunden?
Angemeldet bin ich schon seit 2012, wäre aber am Anfang nie auf die Idee gekommen, Fotos von meinem eigenen Zuhause ins Internet zu stellen. Ich hätte auch nicht gedacht, dass das irgendjemanden interessieren könnte. Als ich meine Wohninspirationen dann immer öfter hier suchte, weil mir die Geschichten in den Wohnzeitschriften zu gestellt waren, habe ich dann 2016 auch mein erstes Foto hochgeladen. Ich habe dadurch auch meine Freude am Fotografieren wiederentdeckt und gemerkt, dass mir Styling unglaublich viel Spaß macht.
Gab es einen ganz besonderen SoLebIch-Moment für dich?
Das SoLebIch@bulthaup Sommerfest in München letztes Jahr! Die Menschen hinter den Wohnungen und das SoLebIch-Team kennenzulernen war sehr spannend. Der ganze Abend, vor allem das Drumherum und das leckere Essen, war so gelungen.
Vielen lieben Dank für das Interview!
„Im Sommer leben wir ganz einfach in unserem Gartenhaus, das eine Viertelstunde mit dem Auto entfernt ist."