„Möbelstücke oder Wandfarben, die ‚Hier‘ schreien, gibt es bei uns nicht.“ – Zu Besuch im kernsanierten Pfarrhaus von 1749 bei siebzehn49

von Sebastian

Drei Jahre Kernsanierung wirken in Anbetracht des über 270 Jahre alten Hauses wie ein Wimpernschlag – aber wie ein sehr behutsamer: Mit viel Feingefühl haben sich Sina aka @siebzehn49 und ihr Mann Fabian dem 1749 erbauten Pfarrhaus in Süddeutschland angenommen und das außen und innen denkmalgeschützte Gebäude kernsaniert. Heute wirkt die Einrichtung der 190 qm, die sich auf sechs Zimmer, eine Küche sowie zwei Bäder aufteilen, eher zurückhaltend. So, als würde sie der Historie des Hauses Tribut zollen …

Mit zahlreichen Vorher-Nachher-Bildern haben wir einen Blick auf die Sanierungsphase geworfen. Außerdem hat uns Sina verraten, wie es ihr gelungen ist, die Einrichtung mit dem Haus verschmelzen zu lassen, welche Neuanschaffung sie wirklich glücklich macht und was sich eher als Fehler herausgestellt hat.

Die Küche ist von Schüller. Die meisten anderen Schränke und Kommoden im Haus sind Maßanfertigungen vom Schreiner.

Sina (33) arbeitet in einem großen Unternehmen als Redenschreiberin für den Vorstand. Für das Haus war es ihr wichtig, dass die Räume gemütlich, natürlich und vor allem durchdacht wirken.

Liebe Sina, eure Einrichtung scheint mit dem Rest des Hauses zu verschmelzen. Wie ist euch das gelungen?

Wir hoffen, wir konnten einen möglichst zeitlosen Wohnstil realisieren, wenn es so etwas überhaupt gibt. Bei uns werdet ihr keine Möbelstücke, Deko oder Wandfarben finden, die „Hier“ schreien. Mir war es sehr wichtig, dass unsere Möbel in Stil, Farbe und Material aufeinander abgestimmt sind und sie mit den restlichen Elementen im Raum wie Wänden, Böden, Fenstern und Balken harmonieren.

Bis das Badezimmer so aussah, war es ein langer Weg. Lediglich das Fenster ist geblieben. Der Waschtisch LITHO von VALLONE integriert sich zurückhaltend in das auch ansonsten schlicht gehaltene Bad. Schwarze Details sorgen für Akzente.

„Mir war es sehr wichtig, dass unsere Möbel in Stil, Farbe und Material aufeinander abgestimmt sind.“

Die neuen Balkontüren lassen nun viel mehr Licht in den großen Wohnraum. Die freigelegten Holzbalken harmonieren mit anderen Holzdetails wie der Bank zwischen den beiden Türen.

Was war bisher der größte Glückskauf für das Haus?

Von den neu angeschafften Dingen ist unser Sofa bisher der größte Glückskauf. Sowohl optisch als auch in Bezug auf die Gemütlichkeit würde ich mich immer wieder dafür entscheiden.

Mit dem Kauf des Sofas von Bolia ist Sina mehr als zufrieden. Bezüglich Esstisch und Stühlen ist sie noch auf der Suche. Bei Leuchten setzt Sina auf DCW éditions, Petite Friture oder Paulmann. Für Deko wird sie bei 101 Copenhagen, Blomus, Bergs Potter, Spiegel21 oder H&M Home fündig.

Und in Bezug auf die nicht gekauften Dinge?

Ehrlich gesagt sind die Gegenstände, die wir nicht gekauft haben, das größte Glück. Wir durften uns einige Gegenstände aussuchen, die wir behalten wollten, bevor das Haus ausgeräumt wurde. Darunter waren zum Beispiel wunderschöne Kristallgläser, die wir zu besonderen Anlässen benutzen.

Rechts seht ihr die Kristallgläser, die Sina und Fabian behalten haben, bevor das Haus ausgeräumt wurde.

„Ein Fehler, wie sich heute herausstellt.“

Zuletzt wurde die Küche in den 70ern saniert. Dunkles Holz und orangebraune Fliesen sind nun sanften Natur- und Sandtönen sowie Fischgrätparkett gewichen.

Euer Haus ist über 270 Jahre alt. Ich könnte mir vorstellen, dass es einige Geschichten gibt, die es zu erzählen hat …

Stimmt! Schon beim Entkernen sind wir auf viele Erinnerungen aus der Vergangenheit gestoßen: zum Beispiel eingeritzte Initialen, alte Zeitungen oder Nachrichten von der letzten Sanierung in den 70ern. Erst vor Kurzem haben wir eine 92-jährige Frau kennengelernt, die in unserem Haus geboren wurde, als ihre Familie dort zur Miete wohnte. Immer wieder bekommen wir solche spannenden Erzählungen mit und lernen Personen kennen, die eine Verbindung zu unserem Haus haben. Jetzt füllen wir es mit unseren eigenen Geschichten.

Erst letztes Jahr haben Sina und Fabian geheiratet und im Garten mit Familie und Freunden gefeiert.

„Immer wieder lernen wir Personen kennen, die eine Verbindung zu unserem Haus haben. Jetzt füllen wir es mit unseren eigenen Geschichten.“

Welche drei Dinge wissen wir jetzt noch nicht über dich?
  1. Ich bin wahnsinnig ungeduldig. Schon bevor der Hauskauf in trockenen Tüchern war, habe ich erste Einrichtungsgegenstände gekauft. Ein Fehler, wie sich heute herausstellt.
  2. Ich liebe Tiere! Am liebsten hätte ich neben den Hunden noch Hühner, Schafe und Esel im Garten.
  3. Außerdem liebe ich tolle Hotels, Bed & Breakfasts, Agriturismo und Co. Wir haben schon viele wunderschöne Unterkünfte besucht und meine Liste ist noch lange nicht fertig. Solche Orte sind eine richtige Inspiration für mich!

Das Hauptbadezimmer ist zwar kleiner als das andere Bad, befindet sich aber auf demselben Stockwerk wie das Schlafzimmer.

Und was würdest du uns kochen, wenn wir dich besuchen kommen?

Wir würden euch im Sommer zum Grillen einladen. Auf unserem großen Balkon würden wir dann in der Sonne sitzen, Aperol Spritz trinken und Salate und Gegrilltes genießen.

Vom großen Balkon führt eine Treppe direkt in den Garten des 1.260 qm großen Grundstücks, das direkt an einen Bach grenzt.

Abschließend noch eine Frage: Welche Projekte stehen im Haus oder im Garten demnächst an?

Bei einem so großen Haus mit Garten sind wir noch lange nicht fertig! Im Frühjahr möchten wir unseren Nutzgarten mit Hochbeeten anlegen, eine Gartendusche installieren und eine Outdoorküche mit Pizzaofen bauen. Wir haben außerdem einen großen Gewölbekeller, der bisher noch nicht saniert ist und irgendwann ein gemütlicher Weinkeller werden soll.

Liebe Sina, vielen Dank für das schöne und spannende Interview!

Um in Zukunft kein Bild mehr zu verpassen, könnt ihr @siebzehn49 hier folgen.

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