Travertinböden und eine Sichtbetondecke mit Oberlichtern erstrecken sich über den 80 qm großen Wohnraum, der so gekonnt zwischen Nostalgie und Zeitgeist changiert, dass er glatt einem Filmset entsprungen sein könnte – einem für ganz großes Kino! DAS ist das Zuhause der Architektin Anna (41) aka @Anna Köneke , die hier mit ihrem Mann Jörg und den gemeinsamen Söhnen Paul (6) und Fritz (4) im Kölner Umland lebt. 2016 hat das Architektenpaar den 70er-Jahre-Bungalow gekauft und ein Jahr lang umgebaut, saniert und das Wohnkonzept an ihre Bedürfnissen angepasst. Entstanden ist ein Zuhause mit weitläufigen Räumen, in dem das Licht zu jeder Jahreszeit Hauptakteur ist.
Ein Gespräch über die Anforderungen an Möbelstücke, über den Unterschied, als Architektin das Zuhause anderer und das eigene zu planen, und über weitere Bauabschnitte in den kommenden Jahren.
„In mir schlagen zwei Herzen“, sagt Anna über sich selbst. „Ich bin ordnungsliebend und strukturiert, kann mich gut fokussieren und bin sehr zielstrebig, bin aber auch kreativ, etwas unorganisiert, verzettel mich vor allem in den kreativen Phasen. Ästhetik ist mir sehr wichtig, alles um mich herum muss gestaltet sein.“
Liebe Anna, du bist Architektin und führst mit deinem Mann ein Architekturbüro in Köln, das sich auf den Bereich Einfamilienhäuser und Wohnbebauung spezialisiert hat ...
Ja, wir bauen viel im Bestand und versuchen, die Wünsche unserer Bauherren mit gestalterischer Sensibilität umzusetzen.
Die Küche ist von IKEA, die schwarze Volume 1 Pendant Lamp von dem schwedischen Leuchtenhersteller Rubn. Das Stahlfenster lässt den Raum luftiger wirken.
„Wir haben gerne Gäste und genießen es, wenn eine Horde Kinder durchs Haus rast.“
Neben dem Einrichten gehören Kochen, Essen und Architektur zu Annas Leidenschaften.
Ihr selbst habt euch mit eurem 70er-Jahre-Bungalow auch für das Bauen im Bestand entschieden. War das immer dein Traum?
Natürlich hätten wir gerne für uns selbst auch neu gebaut und ein Haus entworfen, das absolut auf unsere Bedürfnisse zugeschnitten ist. Dafür hätten wir aber sicherlich weiter rausziehen müssen, was für uns keine Option war. Wir lieben die Urbanität und brauchen den Input, den eine Stadt einem geben kann. Da wir aber beruflich unseren Schwerpunkt in hochwertigen Sanierungen und Umbauten von Bestandsimmobilien gefunden haben, waren wir auch einer Bestandsimmobilie gegenüber aufgeschlossen. Bedingung war aber immer, dass es uns packen muss. Dass also das Potenzial des Hauses besonders ist und wir davon berührt werden. So war es bei unserem Bungalow und wir konnten mit nur relativ wenigen Eingriffen das Besondere herausarbeiten.
Wie würdest du deinen Einrichtungsstil beschreiben?
Zeitlos, im Stilmix mit viel Vintage und mit Liebe zu skandinavischem Design sowie Designklassikern.
Das Bett ist von Who’s Perfect. Als Leseleuchte dient die Daphine von Lumina.
Was schätzt du an deinem Zuhause besonders?
Die Weitläufigkeit des Hauses, die großen Räume, die Sichtbetondecken, das tolle Lichtspiel, das durch die vielen und großen Fensterflächen entsteht, und die Uneinsehbarkeit des Gartens.
Welchen Anspruch habt ihr an die Möbelstücke, mit denen ihr euch umgebt?
Wir haben gerne Gäste und genießen es, wenn eine Horde Kinder durchs Haus rast. Daher muss unser Haus diesen Anforderungen gerecht werden. Auch wenn wir viel Wert auf Einrichtungsgegenstände und Möbel legen, müssen sie alltagstauglich sein. Denn das Leben hinterlässt Spuren und die darf man in unserem Haus auch sehen!
Was ist dir konkret bei der Auswahl der Einrichtungsgegenstände wichtig?
Ich lege Wert auf die Qualität der Gegenstände und wähle bewusst Dinge aus, die nicht immer dem neuesten Trend entsprechen, sondern zeitlos sind und auch noch in 20 Jahren zu unserer Art zu wohnen passen.
Um den sehr langen Esstisch versammeln Anna und Jörg gerne viele Freunde.
„Meine original Eames Armchairs sind meine absoluten Lieblinge!“
Eine alte englische Werkbank dient als Esstisch. Darum gesellen sich original Eames-Fiberglas-Armchairs aus den 70ern.
Gibt es Möbelstücke, an denen du besonders hängst?
Meine original Eames Armchairs sind meine absoluten Lieblinge! Ich habe sie von meinen Eltern übernommen, die sie in den 70ern gekauft haben. Sie sind der Klassiker schlechthin, dazu aber auch noch gemütlich. Außerdem erinnern sie mich immer an meine Kindheit.
Ein Mid-Century-Sideboard wurde zum Waschtischunterschrank umfunktioniert. Die Waschschalen sind von Alape, die Armaturen von Axor.
Wo wir gerade bei Möbelstücken sind – was war dein größter Fehlkauf?
Zwei KALLAX-Module im Kinderzimmer. Von der Funktion als Raumtrenner passen sie gut, aber ich mag weder die weiße Beschichtungsoptik noch die kräftigen Profile. Zudem finde ich sie bezüglich der Fachgrößen auch eher unpraktisch. Gerade denke ich daher darüber nach, sie rauszuwerfen und das Kinderzimmer umzustrukturieren.
„Wir konnten mit nur relativ wenigen Eingriffen das Besondere herausarbeiten.“
Homeoffice mit Ausblick und IVAR
Und dein größter Glückskauf?
Zwei Bambusstühle, die ich bei eBay günstig ersteigert habe. Sie wandern von draußen nach drinnen, mal stehen sie in unserem Patio und laden zum Verweilen ein, mal stehen sie vor unserem offenen Kamin im Wohnbereich, wo wir im Winter viele gemütliche Stunden verbringen.
Was steht aktuell auf deinem Interior-Wunschzettel ganz oben?
Das Ei von Arne Jacobsen in cognacfarbenem Vintage-Leder und von Piet Boon designte Formani-Schrankgriffe.
In welchen Merkmalen deines Zuhauses erkennst du dich persönlich wieder?
Es ist der Mix aus unterschiedlichen Stilen und Designepochen. Vielleicht liegt es an meinem Beruf, dass ich mich für vieles begeistern kann. Da ich im Job aber immer sehr konzeptionell denke, bin ich privat lieber frei und umgebe mich mit den Dingen, die mir gefallen, ohne immer ins „Konzept“ passen zu müssen.
Anna hat eine starke emotionale Bindung zu ihrem Zuhause. „Und seit wir Kinder haben, ist es der Mittelpunkt unseres gemeinsamen Lebens“, sagt die zweifache Mutter.
Welche drei Dinge wissen wir noch nicht über dich?
1. Ich liebe mein Vintage-Rennrad über alles!
2. Ich mag den Landhausstil so gar nicht.
3. Ich bewundere Menschen für einen minimalistischen Einrichtungsstil.
Anna liebt das große Wohnzimmer mit der Sichtbetondecke und ihrer Brettschalung.
„Trotz der Raumgröße von knapp 80 qm hat der Wohnraum einen absoluten Gemütlichkeitsfaktor!“
Von dem Cassina-LC2-Sofa aus überblickt man den großen Wohnraum, gegenüber steht der Barcelona Chair von Knoll International.
Welche Frage hätten wir dir noch unbedingt stellen sollen?
Welcher Raum mein Lieblingsraum ist.
Welcher ist es?
Unser Wohnzimmer. Durch die große Fensterfront zum Garten hat man einen tollen Außenbezug und das Oberlicht über dem Esstisch macht den Raum trotz der Tiefe hell. Es gibt wunderbare Licht- und Schattenspiele, die sich über das Jahr verändern, sodass die Jahreszeiten wirklich erlebbar sind. Außerdem liebe ich unsere Sichtbetondecken über alles, die Brettschalung zeichnet ein wunderbares Bild. Trotz der Raumgröße von knapp 80 qm hat der Wohnraum einen absoluten Gemütlichkeitsfaktor!
Abschließend noch eine Frage: Ihr wollt ja in den kommenden Jahren noch weitere Bauabschnitte realisieren. Welche sind das?
Wir planen den Umbau eines eingeschossigen Anbaus, der gerade als Schuppen genutzt wird und der zum Gästebereich mit eigenem Eingang und Bad werden soll. Außerdem wollen wir ein ehemaliges Schwimmbad im Untergeschoss zu einem Atelier und Multifunktionsraum ausbauen. Hier profitieren wir gestalterisch von der Deckenhöhe, die sich durch die Tiefe des Beckens ergibt. Wir werden dieses Jahr beginnen, die Konstruktion freizulegen, sodass auch hier die Sichtbetondecke zum gestalterischen Element wird.
PS: Anna hat uns noch eine außergewöhnliche Unterkunft in Hamburg verraten – ein besonderes und romantisches Apartment, das sich in einem Jugendstil-Gartenhäuschen befindet.