„Wird in deiner Wohnung eigentlich auch gelebt?“ Das wird Alexander (33) aka @AlexanderPaar immer wieder gefragt. „Na klar! Ich mag es halt grundsätzlich nur recht ordentlich“, sagt der Modejournalist und Art Director über seine rund 90 qm große Altbauwohnung mit vier Zimmern und zwei Balkonen im Bielefelder Westen.
Eine Ode an die Ordnung, an skandinavisches Design sowie an die feinfühlige Herangehensweise an Farben und Materialien. Und die Frage, welches Möbelstück Alexander dazu bringen würde, sein Einrichtungskonzept zu überdenken.
Lieber Alex, worauf legst du bei der Gestaltung deines Zuhauses Wert?
Die Basis sollte pur und clean sein. Dies fängt bei den Farben an und hört bei den Materialien auf. Zudem ist mir die Funktionalität in Kombination mit Qualität besonders wichtig. Auf der Suche nach einem stabilen Bücherregal bin ich fast verzweifelt und letztlich bei einem Schwerlastregal in Grau und Schwarz aus dem Baumarkt gelandet, da kein anderes Regal meine vielen Bücher hätte halten können. Es muss ja auch nicht immer Design sein. So darf gerne auch die Kommode IVAR, die sonst eher Keller unsicher macht, im Wohnzimmer einziehen. Vorausgesetzt: Die Farbe stimmt.
Was bedeutet es dir, nach Hause zu kommen?
Nach Hause zu kommen ist für mich sehr wichtig. Allerdings kann Zuhause für mich überall sein. Am Meer, bei Freunden, bei meiner Familie oder in meiner Wohnung in Bielefeld. Es ist für mich mehr ein Gefühl als ein fester Ort.
Welche Muster, Farben und Materialien magst du persönlich besonders?
Seit ein paar Jahren bin ich großer Fan von ruhigen Farben wie Weiß, Beige und hellem Grau und stelle diese Farben in Kontrast zu Schwarz, um eine Spannung aufzubauen. Ein komplett weißer oder gar beigefarbener Raum wäre mir zu langweilig. Dabei spielen Materialien eine große Rolle. Gerade rohe Materialien wie Holz, Beton und Metall in Kombination mit weichem Samt, Fell oder Alpaka mag ich besonders. Da darf ein grafisches Muster auch gerne mal bei Kissen oder Plaids aufkommen, solange es in gedeckten Tönen bleibt.
Dein Wohnstil in drei Worten?
Simpel, minimalistisch, skandinavisch – mit Liebe zum Detail und Gemütlichkeit.
Bei dir vergeht kein Tag ohne:
… frisch gepressten Grapefruit-Saft zum Frühstück oder als kleinen Energiekick am Nachmittag.
Seine Wohnung hat Alex bei eBay Kleinanzeigen gefunden. Er hatte von den Vermietern jedoch lange nichts gehört, sodass er schon dachte, dass die Wohnung vergeben sei. An einem Tag mit rund zehn Besichtigungen kam dann der Anruf, dass er sich die Wohnung ansehen könne. Noch am gleichen Tag wurde der Mietvertrag im Hausflur nach der Besichtigung unterschrieben.
Drei Dinge, die wir noch nicht über dich wissen:
- Unter acht Stunden Schlaf – auch unter der Woche – geht bei mir gar nichts. Ich bin ein totaler Langschläfer.
- Zudem bin ich ein Papiernarr. Von meinen Coffeetable-Books sowie meiner Magazinsammlung der letzten Jahrzehnte kann ich mich einfach nicht trennen. Leider zum Leidwesen bei jedem Umzug ;)
- Ansonsten sollte Feta immer bei mir im Kühlschrank sein. Ich kann ihn einfach ständig essen: egal ob pur, gebacken oder einfach im Salat.
Was hast du in deinem Zuhause alles selbst gemacht?
Als ich 2018 in meine Wohnung eingezogen bin, war ich froh, recht rasch in Bielefeld eine Wohnung gefunden zu haben. Mir war es egal, dass noch viel gemacht werden musste, denn ich liebe es zu streichen. Deshalb wurde auch erstmal die komplette Wohnung von Raum zu Raum geweißelt und Holzeinbauten wurden wieder weiß getüncht, um die Vergilbung der Vormieter loszuwerden. Danach war die Wohnung wie ein weißes Blatt Papier und ich konnte wieder Hand anlegen. So wurden peu à peu weitere Wände in Grauschattierungen gestrichen und das praktische Kiefernregal IVAR von IKEA passend dazu.
Was liebst du an deinem Zuhause besonders?
Das Besondere an meiner Wohnung ist der Boden. Denn in allen Räumen – auch im Bad sowie WC – befinden sich alte Holzdielen. Dies war allerdings nicht immer so. Eine Kollegin aus Bielefeld wohnte vor Jahren ebenfalls in dieser Wohnung. Sie erzählte mir, dass dort überall grüner Teppich auslag und die schönen Dielen erst Jahre später aus dem Dornröschenschlaf befreit wurden.
Hast du einen Lieblingseinrichtungsgegenstand?
Bilder sind für mich in meiner Wohnung essenziell. Ich hänge nie alle auf, sondern tausche sie regelmäßig von Raum zu Raum aus. So bekommt ein Raum im Handumdrehen einen neuen Look, ohne einen Cent dafür ausgeben zu müssen. Und die mit den Bildern verbundenen Erinnerungen bleiben so stets im Gedächtnis.
Welche großen Wünsche würdest du dir erfüllen, wenn Geld keine Rolle spielen würde, und wie sähe dein Traumzuhause aus?
Mein absolutes Traumzuhause wäre die Villa E.1027 von Eileen Gray an der französischen Riviera. Die bereits schon minimalistische Einrichtung der Designikone würde ich noch durch Möbelklassiker von Jean Prouvé und Pierre Jeanneret ergänzen. Ich bin zwar sonst ein Fan des Skandi-Looks, aber bei meinem Traumzuhause würde ich glatt den Skandinaviern fremdgehen.
Ganz oben auf deinem Interior-Wunschzettel steht:
Für meinen Interior-Traum müsste ich erst mal Platz in meiner Wohnung schaffen und wohl noch die Nachbarwohnung anmieten, um genügend Raum dafür zu haben. Während des SoLebIch-Sommer-Apartments habe ich mich in das Sofa DS-600 von De Sede verliebt. Allerdings ist es nicht nur zu groß und zu teuer. Ich müsste dadurch wohl auch komplett den restlichen Teil meiner Einrichtung erneuern.
Das ist spannend. Würdest du deine bisherige Farbwelt aufgeben? Wie sähe dann deine Einrichtung aus?
Solch ein Statement-Objekt verlangt nach passenden Gegenstücken und löst quasi einen Interior-Butterfly-Effekt aus. Deshalb würde ich meine aktuelle Farbwelt ändern und mehr in Richtung Natur- und wärmere, neutrale Farbtöne gehen. Sprich das Grau würde dann durch Braun eingetauscht werden. Den Kontrast mit Schwarz würde ich allerdings beibehalten, zum Beispiel in Form von weiteren Designklassikern wie Hockern von Charlotte Perriand. Denn das Möbel schreit quasi nach Eklektizismus. Bei mir würde dieser allerdings gedeckter, statt knallbunter Natur sein.
In welchen Merkmalen deines Zuhauses erkennst du dich am deutlichsten wieder?
Heutzutage finde ich es ganz wichtig, dass man Dinge bewusst auswählt und sich nicht mit überflüssigen Sachen umgibt. Wir werden tagtäglich mit Informationen überschüttet, sind ständig erreichbar und werden mit einem Überangebot an Neuem permanent verführt, Dinge zu kaufen. Zu Hause zelebriere ich deshalb eher die Einfachheit, wähle bewusst nach Qualität und Beständigkeit aus. Dies mache ich in allen Bereichen: Essen, Interior, Mode.
Welche drei Einrichtungsgegenstände würdest du aus deinem Zuhause retten, wenn es brennen würde?
Schwierige Frage, denn ich mag all meine Einrichtungsgegenstände sehr. Aber letztlich sind es nur Gegenstände, die man ersetzen kann. Wichtiger sind mir Erinnerungen, die ich in Form von Bildern, Karten, Briefen in einem Schuhkarton aufbewahre und schnell unter den Arm nehmen könnte, falls es brennt. Wenn es allerdings wirklich ein Gegenstand sein muss, dann würde ich folgende Dinge aus meinem Zuhause retten: meinen Vintage-Bertoia-Chair aus den 1960er-Jahren, die Gräshoppa-Leuchte von Greta Grossmann und wenn ich noch etwas tragen kann auf jeden Fall einen Bildband von Peter Lindbergh.
Was war deine größte Interior-Sünde?
Bevor ich in diese Wohnung gezogen bin, habe ich fast drei Jahre in unterschiedlichen Zwischenmieten gewohnt. All meine Habseligkeiten und Möbel hatte ich derweil bei meinen Eltern eingelagert sowie mich stark von Dingen getrennt. Seitdem muss jedes Stück einen Nutzen haben und ich kaufe sehr bewusst ein. Interior-Sünden gab es daher schon lange nicht – außer zu Jugendzeiten, als ich transparente, aufblasbare Sessel zu Buddha-Statuen kombinierte. 90er-Jahre halt ;)
Dein größter Glückskauf?
Ich habe mich sofort in den Diamond Chair von Harry Bertoia verliebt und ihn mir ein paar Monate später selbst zum Geburtstag geschenkt. Natürlich hat er ein paar Macken, aber er ist quasi ein Zeitzeuge. Er stammt aus der Uni Heidelberg. Dort wurden in den 1960er-Jahren Studentenwohnheime damit ausgestattet. Schöner lässt es sich doch nicht lernen und natürlich heute damit leben.
Hast du noch andere Leidenschaften neben dem Einrichten?
Mode stellt für mich eine weitere Leidenschaft neben Interior dar. Allerdings meine ich nicht nur textile Mode, sondern verstehe Mode als Kulturphänomen. Ich liebe es, neue Dinge zu entdecken, einzuordnen und zu analysieren – egal ob Architektur, Design oder Musik.
Wie und wohin reist du gerne?
Diana Vreeland, langjährige US-Vogue-Chefredakteurin, sagte einmal: „The eye has to travel.“ Da gebe ich ihr vollkommen recht! Denn Reisen ist für mich die größte Inspiration. Doch bin ich bei Reisen oftmals ein Wiederholungstäter. So fliege ich seit Jahren immer im August nach Patmos – eine kleine griechische Insel in der Ost-Ägäis. Beim Reisen möchte ich mich nämlich wie zu Hause fühlen. Hier sind es die Menschen, das traditionelle Essen, azurblaues Wasser, wodurch dieser Ort besonders wird. Ein anderer Geheimtipp ist für mich Bad Gastein im Salzburger Land, wo eher Laisser-faire statt Chichi herrscht und man auf den Spuren alter Tage in kleinen Boutique-Hotels bei einem Gin-Wiese oder im Thermalbad bestens entspannen kann. Absolut empfehlenswert im Herbst, wenn ein mystischer Nebel im Tal liegt.
Was würdest du uns kochen, wenn wir dich besuchen kommen?
Ein begnadeter Koch bin ich leider nicht. Kochen muss bei mir einfach simpel sein, um zum gemütlichen Teil des Abends überzugehen. Ich würde euch schließlich eine Auswahl an Gin servieren. Angefangen bei leichten Sorten mit Marille und Limone, übergehend zu Arten mit Olive, Thymian und Rosmarin, um letztlich bei einer Variation aus Blüten zu enden. Und wenn ihr dann noch über Nacht bleiben solltet, gibt es am nächsten Tag das beste Rührei mit Feta und frischen Tomaten.
„Ich bin absoluter Ginfan. In meinem Barwagen finden hier alle möglichen Ginsorten ihren Platz“, sagt Alex.
Zum Schluss noch eine Frage: Gibt es für dich einen besonderen SoLebIch-Moment?
SoLebIch kenne ich schon viele Jahre. Seit Januar 2019 bin ich allerdings erst Mitglied, da ich dachte: Zu dieser Community möchte ich auch gehören. Daher war es für mich ein besonderer Moment, beim letztjährigen SoLebIch-Sommer-Apartment in München mit dabei zu sein. Ich kannte persönlich kaum eine Handvoll an Personen und die unterschiedlichen Accounts nur von Instagram. Deshalb war es umso schöner, die Personen hinter SoLebIch sowie all den wunderbaren Profilen kennenzulernen. Diese Begegnungen möchte ich nicht mehr missen.