Am Wochenende ging die Designwoche in Mailand zu Ende. In dieser Zeit pulsiert die ganze Stadt wie sonst nie! Denn nicht nur auf der Messe Salone del Mobile mit ihren über 380.000 Besuchern in 2019, sondern in der ganzen Innenstadt finden unzählige Interior-Events in atemberaubenden Palästen, alten Industriehallen und minimalistischen Showrooms statt. Wie wunderbar, dass wir Valerie, Redakteurin beim AD-Magazin, nach ihren Highlights fragen konnten:
Vitra präsentierte in Mailand verschiedene Lebensstile. Foto: Vitra
Was macht Mailand während der Messezeit für dich so besonders?
Um ehrlich zu sein, war ich bisher immer nur während der Designwoche in Mailand – ich habe also keine Vergleichswerte. Aber ich liebe die Stimmung, die zum Salone in der ganzen Stadt herrscht: Man sieht die tollsten Installationen und – das schätze ich am meisten – erhält Einzug in Palazzi und Villen, die man sonst nie sehen würde. Außerdem trifft man auf viele bekannte Gesichter und alte Freunde, es fühlt sich also immer ein bisschen an wie Klassentreffen.
Welche Designer und Hersteller haben dich dieses Jahr besonders fasziniert?
Ganz begeistert war ich von der Gruppenschau „Alcova“, wo junge Designer ihre Arbeiten ausstellten. Das Ganze ist eher eine Spielwiese, die Objekte sind abgefahren und erinnern oft an die Abschlussarbeiten von Kunstakademien. Den regenbogenfarbenen Marmortisch von Bloc studios hätte ich trotzdem gern zu Hause.
Der Marmortisch mit Farbverlauf von Bloc studios dürfte sofort bei Valerie einziehen. Die Installation „Les Arcanistes“ von Studiopepe. Fotos: Valerie Präkelt
Ein weiteres Highlight war für mich außerdem Studiopepe: Arianna Lelli Mami and Chiara Di Pinto gehören für mich zu den spannendsten Interiordesignerinnen. In Mailand haben sie dieses Jahr eine alte Industriehalle in ein mystisches Apartment verwandelt, man sah viele Kristalle, es gab Wahrsager und eine Art modernen Alchemisten. Studiopepes Installation hat aber auch viel über Farben, Formen und Materialien verraten, die bald relevant werden könnten – Couchtische wurden durch große Steine ersetzt, die Tische waren hexagonal.
Studiopepe verwandelte dieses Jahr eine alte Industriehalle in ein mystisches Apartment. Fotos: Valerie Präkelt
Auf der Messe selbst hat mich Sebastian Herkners erster Stuhl von Freifrau begeistert, mit dem das deutsche Unternehmen gleichzeitig auf der Messe debütierte, außerdem der Stand von Vitra, bei dem es mir Vasen von den Bouroullec-Brüdern angetan haben … Und dann war da noch der Bocci-Stand: Ich liebe die Leuchten von Omar Abels Label! Der Stand war wunderbar zurückhaltend gehalten – eine Pause für die müden Augen im Messechaos.
Für die Freifrau Sitzmöbelmanufaktur hat Sebastian Herkner Ona, einen Stuhl mit reduzierter Eleganz, entworfen. EinzigartigeVasen für Vitra von den Bouroullec-Brüdern ((Fotos fehlen, bitte prüfen)). © Studio Bouroullec
Hast du neue Strömungen und Trends für 2019 entdeckt?
Ich habe viele laute Dinge gesehen: bunte Farben, Materialmischungen, schwere Stoffe, verrückte Accessoires wie Monster und Spinnen. Überall Muscheln und Elemente der Astrologie – Dimorestudio setzte zum Beispiel auf einen kreisrunden Teppich mit Sternenkarte. Alles ein bisschen Gucci – deren Chefdesigner Alessandro Michele hat passend zum Salone ja auch einen Pop-up-Store mit der Dekor-Linie des Hauses eröffnet. Aber: Auch für Minimalisten ist viel dabei – ganze Räume, die Ton in Ton (vor allem in Erd- oder Cremefarben) eingerichtet wurden. Vermisst habe ich oft den Nachhaltigkeitsaspekt, abgesehen von einigen Installationen (zum Beispiel Studio Cos mit Architekt Arthur Mamou-Mani) wurde wenig über nachhaltige Materialien gesprochen. Ein Trend, den ich nachmachen würde: Bei Studiopepe und Fendi hingen Stehlampen verkehrt herum von der Decke – das ist überraschend und habe ich so noch nicht gesehen.
Bocci Leuchten. Studiopepe ließ Stehleuchten von der Decke hängen. Foto: Valerie Präkelt. Opulenter Gucci Pop-up-Store. Foto: Stefan Giftthaler
Alle AD-Insidertipps findet ihr hier.
In der neuen Serie „3 Fragen an …“ verraten uns Valerie und Andreas ihre Interior-Insidertipps. Seit 2017 sind wir Partner der AD, und darüber freue ich mich immer noch sehr! Hier entlang geht es zum Onlineauftritt der AD.
Über Valerie Präkelt: Valerie (27) hat in München Komparatistik mit Kunstgeschichte und Theaterwissenschaft studiert und ist nach Stationen beim Kunstmagazin Artcollector und der Süddeutschen Zeitung nicht in den Hamburger Heimathafen zurückgekehrt, sondern als Onlineredakteurin bei AD in München geblieben.