Normalerweise statten wir für unsere Homestorys den SoLebIch-Mitgliedern einen virtuellen Besuch ab. Was aber, wenn einem jemand aus der Einrichtungsbranche begegnet, der sein Faible fürs Wohnen zum Beruf gemacht hat und auch noch ganz besonders wohnt? Wir konnten nicht anders und mussten die Einladung annehmen: heute sind wir zu Besuch bei Moritz Freiherr von Wilmowsky in München, dem Gründer des gleichnamigen Sofa-Labels, das viele sicher als SoLebIch-Partnershop kennen. Der 42-Jährige führt durch seine Altbauwohnung in Schwabing, erzählt die Geschichte eines einzigartigen Erbstücks und gewährt interessante Einblicke in seinen Arbeitsalltag.
Moritz liebt Wandfarben und Kontraste: Jeder Raum der Münchner Altbauwohnung ist nach einem anderen Motto eingerichtet. Bar- und Esstisch: Prototypen von Von Wilmowsky, Kronleuchter von Kunstoase, Hohenzollernstraße München, weißer Stuhl: L'Abbate Livia Gio Ponti, Sessel mit türkiser Polsterung: Erbstück; Design und Fertigung Walter Gropius, Wandfarbe: Farrow&Ball
Lieber Moritz, du bist mit viel Liebe zum Einrichten aufgewachsen.
Tatsächlich fand ich Architektur und Interior Design schon immer spannend: Ich bin in einem Forsthaus in der Nähe von Fulda aufgewachsen. Dort gab es eine kleine eingerichtete Werkstatt mit allen notwendigen Schreinergeräten. Das war als Kind super, da ich mir alle möglichen Dinge bauen konnte, zum Beispiel Möbel oder Seifenkisten. Später habe ich dann gelernt, den Wert von wirklich gutem Design zu schätzen und habe deshalb während meinem Wirtschaftsingenieurwesen-Studium immer mit den Studiengängen Architektur und Industrie Design geliebäugelt...
Dafür lebst du jetzt dein Interesse in eurer Schwabinger Altbau-Wohnung aus.
Ja, das Interieur ist mein Werk, meine Frau entscheidet aber immer, welche meiner Vorschläge tatsächlich umgesetzt werden. Ich liebe Wandfarben und Kontraste. Und Einrichtung, die immer wieder aufs Neue überrascht, mit einem Hauch Drama. Deshalb ist jedes unserer fünf Zimmer nach einem besonderen Thema gestaltet. Das Wohnzimmer ist vom Filmset der 60er Jahre James Bond Filme inspiriert, das Schlafzimmer vom Hollywood der 20er Jahre...
Wohnen wie James Bond: Moritz hat sich bei der Gestaltung des Wohnzimmers von den Filmklassikern inspirieren lassen. Sideboard: Erbstück, Leuchte: Jonathan Adler, Stehleuchte: Porta Romana, Sofa und Sessel: Von Wilmowsky
Wie viel Persönlichkeit steckt in euren vier Wänden?
Viel! Ich fühle mich hier intuitiv wohl, weil die Wohnung Ausdruck meines Stils und meiner Persönlichkeit ist. Die Farb-Kontraste spiegeln meine Freude an Farben wider, der eklektische Wohnstil meine vielfältigen Interessen. Die ständige Suche nach zeitlosem, wahren Design entspricht meinen Werten und Überzeugungen und persönliche Gegenstände sind mir genauso wichtig wie Ästhetik.
Welcher ist dein liebster Einrichtungsgegenstand?
Der Sessel von Walter Gropius. Der Designer entwarf ihn als junger, noch unbekannter Architekt für meine Ur-Großmutter und entschuldigte sich später bei ihr in einem Brief für seine Jugendsünden. Meine Ur-Großmutter beauftragte ihn ganz unspektakulär mit der Renovierung und Ausstattung ihrer Wohnung. Damals war Gropius noch völlig unbekannt und hatte sich gerade selbstständig gemacht. Um die Jahrhundertwende gab es ja noch keine Möbel von der Stange, man ließ seine Einrichtung typischerweise vom Schreiner anfertigen, beziehungsweise vom Architekten planen und in Auftrag geben. Wir haben den Sessel von meiner Mutter geerbt und ihn mit einem türkisfarbenen Samt neu beziehen lassen. Sogar die Originalrechnung liegt noch vor.
Im heimischen Büro bereit sich Moritz auf den Arbeitstag in seinem Unternehmen vor. Wanddeko Schlafzimmer: vom Flohmarkt, Bettwäsche: Sunday in Bed, Bett: Von Wilmowsky, Bücherregal vom Schreiner, Stehleuchte, Kuhfell und Sessel. Von Wilmowsky
Welche Möbeldesigns magst du persönlich?
Ich mag die Hersteller Poltrona Frau und Thonet, sowie die Designer Dorothy Draper, David Hicks, Mies van der Rohe und Ken Adams.
Vor sieben Jahren hast du deine eigenen Firma gegründet, um Sofas herzustellen. Wie kam es dazu?
Die frustrierende Suche nach einem eigenen Traumsofa war ausschlaggebend: Meine Frau und ich suchten damals ein Sitzmöbel für unsere erste eigene Wohnung. Nach unzähligen Wochenenden fanden wir endlich ein schönes Sofa in einem kleinen Geschäft, um dann erstaunt festzustellen, dass es uns einen Kleinwagen kosten sollte. Da fasste ich den Entschluss, die Sache selbst in die Hand zu nehmen.
Wie entstehen neue Sofa-Designs bei von Wilmowsky?
Die Designs entstehen bei uns nicht im glitzernden Designbüro sondern in enger Zusammenarbeit mit den Handwerkern in unseren Manufakturen in England und Italien.
Silvia Hervé, Nicole Bachofner (beide Produktmanagement) und Mühl Julia (Editorial Journalistin und Marketing) bei der Umsetzung des Trendthemas Marsala im Münchner Büro in Haidhausen.
Bitte beschreibe die Designs eurer Sofas.
Wir kombinieren die zeitlose Deutsche Moderne mit klassisch, britischem Design. So entsteht gerade eine neue Linie, Arbeitstitel „NewChester“, für die wir das Design des Chesterfield Sofas neu interpretieren. Bei uns darf aber jeder Kunde selbst entscheiden und mit dem Online-Konfigurator sein Traumsofa selbst designen, das geht vom schlanken Zweisitzer bis zum großen Familiensofa.
Wie sieht ein typischer Arbeitstag bei dir aus?
Ich schwinge mich morgens auf mein geliebtes Hollandrad und fahre die Isar entlang nach Haidhausen in die Firma. Dort gibt’s immer zuerst einen Cappuccino bevor es mit Meetings und Besprechungen mit den verschiedenen Themenverantwortlichen bei Von Wilmowsky los geht. Das beschäftigt mich die Hälfte des Tages, die andere halte ich mir für konzeptionelle Themen und Gespräche mit Geschäftspartner frei.
Und wo trifft man dich privat in München?
Beim Essen im Ruffini oder im Schuhmann's, auf der Dachterrasse des Mandarin Oriental Hotels, zum Kaffee in der Barista Bar in den Fünf Höfen oder in der Bar Gironale.
Moritz mit Polsterer Gilberto bei einer Qualitätsabnahme in der Manufaktur in Italien, bei Venedig, wo die Kollektion Von Wilmowsky Collezioni gefertigt wird.
Gemeinsam mit Mitarbeiterin Anita begutachtet er die neuen Stoffe für die Bezüge seiner Sofas.
Auf welche Momente mit deiner Firma blickst du besonders gerne zurück?
Ich weiß noch ganz genau, wie es war, als wir das erste Sofa verkauft haben... damals haben wir uns abgeklatscht! In der ersten Zeit waren wir schon so stolz, wenn wir vier Sofas im Monat verkauft haben, heute ist es eine Vielzahl am Tag! Damals wurde ich für verrückt erklärt, wenn ich den Leuten erzählt habe, dass wir online Sofas verkaufen, aber so ging es sicher auch denjenigen, die erstmals Schuhe oder Jeans im Internet angeboten haben.
Besonders gerne erinnere ich mich an einen Kunden aus Hamburg: Seine Kinder hatten ihn zum 80. Geburtstag (!) einen Ohrensessel geschenkt, den er sich dann bei uns selbst online konfiguriert und bestellt hat. Sein Verständnis für unser Online Angebot hat uns beeindruckt und seine nette Art – er hatte den besonderen Wunsch, dass der Sessel etwas schmaler gebaut wird, damit er als 80-Jähriger auf jeden Fall gut aufrecht sitzen kann – war sehr rührend.
Im hauseigenen Fotostudio entstehen die Produktbilder für den Onlineshop - hier mit Modell Grace, der blonden Retrieverdame von Editorial Journalistin Julia.
Wo und wie schaltest du ab, wie machst du Urlaub?
Galizien im Nordwesten Spaniens, die Heimat meiner Frau, liebe ich! Auch meine Heimat in Wald-Hessen finde ich sehr reizvoll, auch weil es noch ein touristischer Geheimtipp ist. Ansonsten liebe ich Süd-Frankreich, Argentinien, Brasilien und Tansania.
Mitten in der Natur, ohne Prunk und Luxus: Moritz Unterkunft in Tansania
Danke für die interessanten Einblicke und das spannende Interview!
Wir hoffen euch hat der Ausflug gefallen! Im Onlineshop Von Wilmowsky könnt ihr euch Moritz Sofas ansehen und schon mal gespannt sein auf nächste Woche, dann hat er eine Überraschung für euch...