„Beim Bauen müssen unglaublich viele Entscheidungen getroffen werden. Wirklich extrem viele … “, resümiert Steffi (42) aka @simplylifeandme über die lange Planungs- und Bauphase ihres von einem Architekturbüro geplanten Neubaus oberhalb von Schwäbisch Gmünd bei Stuttgart. Das Warten hat sich gelohnt: Mittlerweile wohnt die Familie seit zwei Jahren in dem offen gestalteten Massivhaus, das sich mit seinen hohen Decken, dem großzügigen Lichteinfall und dem Gefühl von Weitläufigkeit – nicht zuletzt durch den Blick ins Grüne von allen Wohnräumen aus – beim Eintreten wie eine warme Umarmung anfühlt.
Schließlich wurde auch Steffis Mut belohnt, denn für den Traum vom eigenen Haus hat sich die Familie nach über zehn Jahren nicht ohne Wehmut vom Leben im Altbau verabschiedet. Wie es tatsächlich ist, im Neubau zu wohnen? Ob Steffi es bereut hat, das Haus auf dem Grundstück ihrer Schwiegereltern zu bauen? Und welchen Vorteil die lange Planungsphase hatte? Wir haben uns mit Steffi über ihr „Projekt Traumhaus“ unterhalten – Vorher-nachher-Bilder inklusive!
Liebe Steffi, der Stil eures 240 qm großen Hauses ist minimalistisch und klar gehalten, an manchen Stellen finden sich aber nostalgische Details …
Ja, das stimmt. Ich liebe die Kombination aus modernen Klassikern, neuem Design und geschichtsträchtigen Familienerbstücken oder Flohmarktfunden. Wichtig ist für mich ein stimmiges Farbkonzept. Bei anderen bewundere ich den bunten Stilmix, bei mir muss es harmonisch und pudrig-gedeckt sein.
Da es sich um ein sehr schwer zu bebauendes Hanggrundstück handelt, musste die Planung an die schwierigen Gegebenheiten angepasst werden. Entstanden ist ein dreistöckiges Haus mit sechs Zimmern inklusive Gartengeschoss.
„Die Angst, dass wir unseren Altbau vermissen werden, hat sich aber als unbegründet erwiesen.“
Was war dir bei der Planung des Hauses wichtig?
Dass wir für unsere Familie mit dem neuen Haus einen Lebensraum schaffen, in dem wir uns zu Hause fühlen. Die Angst, dass wir unseren Altbau vermissen werden, hat sich aber als unbegründet erwiesen, denn bereits nach der ersten Nacht im neuen Haus wussten wir, dass wir mit dem Neubau die richtige Entscheidung getroffen hatten. Er spiegelt unsere Vorstellung vom gemeinsamen Wohnen perfekt wider.
„Wer sich nicht so gerne mit der Wahl von Lichtschaltern, Türklinken, Raumhöhe oder Dachform beschäftigen möchte, dem empfehle ich, einen Altbau zu sanieren.“
Gemeinsam mit ihrem Ehemann, den beiden Töchtern Mia (13) und Lotta (10) sowie Parson Russell Terrier Milo wohnt die studierte Germanistin seit etwa zehn Jahren wieder in ihrer alten schwäbischen Heimat. Zuvor war sie in Berlin im Kindermedienbereich tätig. Heute arbeitet Steffi Teilzeit in der Hausarztpraxis ihres Mannes und möchte im kommenden Jahr ein Aufbaustudium zur Sprachförderung an der Pädagogischen Hochschule beginnen. Zu Steffis Homestory geht es hier entlang.
Welche Gedanken sollte man sich machen, bevor man sich für das Bauen entscheidet?
Beim Bauen müssen unglaublich viele Entscheidungen getroffen werden. Wirklich extrem viele … Und dann sollten diese Entscheidungen auch von beiden Partnern getragen werden. Wer sich also nicht so gerne mit der Wahl von Lichtschaltern, Türklinken, Raumhöhe oder Dachform beschäftigen möchte, dem empfehle ich, entweder einen Altbau zu sanieren – wobei auch da viele Dinge zur Diskussion stehen können – oder eben ein Fertighaus mit gewissen Vorgaben bzw. einer überschaubaren Auswahl an Materialien.
Besonderheiten des Hauses sind der offene Dachstuhl, der dem Wohnbereich eine Raumhöhe von 7,5 m beschert, und jede Menge Sichtbeton.
Wie lang hat der Hausbau gedauert?
Unsere Planungsphase war mit über zwei Jahren sehr lang, so konnten wir uns allerdings auch noch während der Planung über einige strittige Themen Gedanken machen. Die Bauphase selbst betrug von der Vorbereitung des Grundstücks bis zum Einzug etwa ein Jahr.
Was waren denn strittige Themen?
Wir wussten zunächst nicht, ob es ein Split-Level-Haus oder eines mit klassischen Stockwerken werden bzw. wie viele Stockwerke unser Haus haben soll. Auch die Ausrichtung des Hauses stand erst nach einigen Überlegungen fest. Ursprünglich gab es mal die Idee, im Wohnzimmer mit Sitzstufen die unterschiedlichen Niveaus aufzugreifen, aber das wurde aus Kostengründen verworfen.
Ihr hattet ein Architekturbüro mit der Planung beauftragt, das die Kostenplanung aus den Augen verloren hatte. Ging das noch gut aus?
Nur mit viel Mühe konnte wieder zurückgerudert werden. Deswegen mein unbedingter Tipp: immer schön aufs Budget achten, am Ball bleiben und sehr vehement den Zeitplan durchsetzen!
Klassisches Massivhaus mit Satteldach und Schiebeläden
Einfahrt, Vorgarten und Eingangsbereich
Mit natürlichen Materialien und einem unaufgeregten Farbkonzept ergibt sich für Steffi eine angenehme Wohnatmosphäre.
Worauf hast du bei der Gestaltung des Wohn- und Essbereichs Wert gelegt?
Für uns war klar, dass er möglichst offen gestaltet werden sollte. Genauso wichtig waren ein hohes Deckenmaß und großzügiger Lichteinfall. Ein Gefühl von Weitläufigkeit sollte sich beim Betreten des Hauses einstellen. Getragen wird dieses Gefühl auch von dem Blick ins Grüne, den man dank der entsprechenden Ausrichtung des Hauses eigentlich von allen Wohnräumen aus hat.
„Das Nachhausekommen ist in unserem Neubau von dem Gefühl geprägt, endlich im eigenen Heim angekommen zu sein.“
Die Landhausdielen in Eiche weiß geölt sind von Kährs und wurden im kompletten Haus verlegt. Im Nachhinein würde sich Steffi der Schlichtheit wegen im Küchenbereich für eine weiße anstatt einer grauen Arbeitsplatte entscheiden.
Aus ästhetischen Gründen wurde in der Küche – diese stammt vom in Schwäbisch Gmünd ansässigen Küchenunternehmen LEICHT – auf Oberschränke verzichtet. Um genug Stauraum zu haben, wurde die Küchenzeile in der Speisekammer fortgesetzt: So hat Steffi einen Küchenbereich, den sie bei Bedarf mithilfe der selbst gebauten Schiebetür abtrennen kann.
Konntet ihr euren Budgetrahmen einhalten?
Die Binsenweisheit, dass man beim Bauen immer über seinem angesetzten Budget liegt, hat sich bei uns leider auch bestätigt. Trotzdem würde ich immer wieder so bauen und die Gewerke an Fachkräfte vergeben. Gerade das Arbeiten mit speziellen Werkstoffen wie Beton Ciré braucht einen gewissen Erfahrungsschatz.
Im Elternbad hat die Familie das Aufsatzbecken aus der Duravit-Serie Luv gewählt, von dem Steffi jedoch abraten würde, da es bereits an zwei Stellen zu Absplitterungen aufgrund der dünnen Keramikränder kam. Die Armaturen sind von Dornbracht.
„Bei den Bädern wollten wir gerne auf Fliesen verzichten und haben uns für Beton Ciré entschieden.“
Die pflegeleichte Laufen-Badewanne aus der Val-Serie ist aus dem Mineralwerkstoff Sentec gefertigt. Rechts: das Kinderbad.
Ein Tipp von dir ist, dass man manche Projekte zeitlich nach hinten verschiebt, um das Budget anfangs ein wenig zu senken.
Genau, so wurde unsere Kinderterrasse erst vor sieben Monaten fertig. Den Ausbau des Waschkellers haben wir uns bisher noch aufgespart. Außerdem fehlt noch eine große Glastür mit Metallrahmung, die Eingangsbereich und Wohnbereich trennen soll.
Und manchmal muss man auch über Kompromisse nachdenken?
Unbedingt! So haben wir zum Beispiel anstelle eines begehbaren Kleiderzimmers lediglich vier Meter PAX-Schrank im Schlafzimmer verbaut.
Rückseite der PAX-Schränke
Hattet ihr auch Hilfe beim Innenausbau?
Ja, da hat uns ein befreundeter Schreiner sehr viel nach unseren Vorstellungen umgesetzt. Das würde ich auch immer wieder so machen, denn in der Zusammenarbeit entstehen oft individuelle Lösungen, die nicht unbedingt teurer sein müssen als Möbel vom Fließband.
Das ca. 800 qm große Gartengrundstück teilt sich die Familie mit Steffis Schwiegereltern.
Warum möchtest du genau so wohnen?
Nachdem wir Jahrzehntelang den Charme von Altbau-Mehrparteien-Häusern genossen haben, ist das Nachhausekommen in unserem Neubau von dem Gefühl geprägt, endlich im eigenen Heim angekommen zu sein. Speziell mit Kindern empfinde ich es als extrem befreiend, nicht mehr auf andere Parteien Rücksicht nehmen zu müssen. Die Kinder dürfen auch früh morgens schon durchs Haus jagen, auf der Terrasse darf jederzeit gegrillt werden und es ist genug Platz für zahlreiche Gäste. Und die Nähe zu meinen Schwiegereltern möchte ich ebenfalls nicht mehr missen.