„Das denkmalgeschützte Stadl war nur eine Hülle ohne Wasser, Strom und Mauern.“ – Projekt Traumhaus mit tan.tan

von Nicole

Der moderne Stadl auf dem 3.000 qm großen Grundstück bietet mit seinen ca. 350 qm Platz für einen offenen Wohnraum sowie sieben weitere Zimmer. Hier lebt Susanne mit ihrem Mann Toni, Sohn Levi (10) und Hund Camillo.

Vor sieben Jahren hat Susanne (44) aka @tan.tan einen denkmalgeschützten Stadl im oberbayerischen Chiemgau ohne Architekten in eine moderne Wohnscheune umgebaut. Vielmehr tarnte sich der Umbau eigentlich als ein Neubau, der lediglich im Gewand einer Scheune steckt. Der Wolf im Schafspelz? Mitnichten! Der Stadl ist zwar die harmonische Hülle vor der Kulisse des ländlichen Idylls, im Inneren eröffnet sich jedoch ein moderner Ausbau, der seinesgleichen sucht, nicht ohne seiner Umgebung Tribut zu zollen.

Der Boden ist das Wichtigste! „Ich würde niemals an den Bodenbelägen sparen – sie geben jedem Raum seinen Charakter.“ Diesen spannenden und so wahren Tipp gibt uns Susanne direkt vorweg. An welcher Stelle sie jedoch im Nachhinein gespart hätte und welche Fragen man sich vor der Sanierung eines Hauses stellen sollte, verrät uns Susanne in ihrem „Projekt Traumhaus“.

Als es an die Umbauplanung ging, haben Susanne und ihr Mann Hunderte Zeitschriften durchgewälzt und ein Moodboard angefertigt.

„Wir haben versucht, das Offene der ursprünglichen Scheune so weit es geht zu erhalten.“

Von diesem Aus- und Weitblick wird Susanne morgens nach dem Aufstehen begrüßt. Sich selbst beschreibt sie als leidenschaftlich, fröhlich, warmherzig, spontan und ungeduldig.

Liebe Susanne, was macht dein Zuhause für dich so besonders?

Die Offenheit, der Mix aus Beton, Holz und Naturstein. Dass es von außen alt ist und man nie draufkommen würde, wie modern und reduziert es innen ist.

Wie würdest du im Zuge dessen deinen Wohnstil beschreiben?

Als schlicht, hell und zeitlos.

Neben der Eggersmann-Küche dient der fahrbare Küchenblock mevo by fussstetter für Mobilität. Verkleidet wurde er mit Susannes Lieblingsstein Pietra Piasentina aus dem Friaul.

„Bei der Küche hat mein Mann alles so geplant, wie es für ihn praktisch war – er ist nämlich ein sehr guter Koch.“

Das Offene der ursprünglichen Scheune wurde so weit es geht erhalten. Die Scheunentore sind heute mit großen Stahltüren zu öffnen. Während der Boden aus Sichtbeton mit den Stahlelementen harmoniert, kontrastiert er die alten Holzelemente. Der Esstisch ist von Vipp, die Lampen von Ingo Maurer.

Worauf legst du bei der Gestaltung deines Zuhauses Wert?

Es muss einfach zu uns passen und möglichst zeitlos sein. Details und Nachhaltigkeit sind uns auch sehr wichtig.

Was habt ihr alles in eurem Haus neu gemacht?

Im Prinzip alles, denn der denkmalgeschützte Stadl war nur eine Hülle ohne Wasser, Strom und Mauern. Somit haben wir ein Haus ins Haus gebaut.

Bei eurer Wohnscheune trifft unübersehbar Alt auf Modern ...

Ja, sie sollte zum einen reduziert, aber auch praktisch sein, zum anderen sollte Altes bewahrt werden. Von außen sieht sie zum Großteil noch aus wie ein alter Stadl. Von innen ist sie sehr modern, minimalistisch und dadurch zeitlos. Bei der Planung war es uns wichtig, offene, luftige und einladende Räume zu gestalten. Bei den Materialien haben wir uns vorwiegend auf Stahl, Glas, Beton, Stein und Holz konzentriert.

Das Bett von COCO-MAT gehört zu Susannes größten Glückskäufen.

Obgleich eigentlich genügend Zimmer eingeplant wurden, könnte sich Susanne jetzt noch ein Gästezimmer vorstellen.

Mit vielen eurer verbauten Materialien hast du auch beruflich zu tun ...

Ja, das stimmt. Ich leite mit viel Leidenschaft unser Familienunternehmen mit unterschiedlichen Sparten. Wir machen Betonteile für den Hochbau, bearbeiten und verlegen Naturstein und unser neuester Zweig: tan tan macht Betonmöbel, Outdoorküchen und Pools. Außerdem machen wir Planungen für fast alles.

Warum möchtest du genau so wohnen?

Weil es wirklich so wunderschön geworden ist, wie wir es uns erträumt haben … und sich alle sehr wohlfühlen mit dem reduzierten Design. Mit dem großen Garten und dem Pool ist es für uns eine ruhige Oase geworden, wo wir Energie für das oft stressige Alltagsleben auftanken.

Betonpool im Garten

Upcycling: Als Gartenhaus dient ein alter Schiffscontainer.

Worauf hast du bei der Gestaltung der Räume Wert gelegt?

Es sollte alles zeitlos sein. Dann musste natürlich mein Lieblingsstein Pietra Piasentina eingebaut werden. Bei der Küche hat mein Mann alles so geplant, wie es für ihn praktisch war – er ist nämlich ein sehr guter Koch. Viel Stauraum war uns ebenso wichtig, sodass keine Sachen rumstehen. Und für unsere offene Küche ist die Speis natürlich super.

Blick von der Galerie. Das Sofa ist von Flexform. Die französische Anrichte dahinter dient zur Aufbewahrung des Geschirrs.

Hast du einen Einrichtungsgegenstand, mit dem du eine besondere Geschichte verbindest?

Da gibt es mehrere, aber zu unserer französischen Anrichte habe ich eine besondere Beziehung. Die stand jahrelang bei unserer Antiquitätenhändlerin im Ausstellungsraum und ich hatte mich sofort in sie verliebt. Aber sie war nicht zu verkaufen. Sie meinte jedoch immer: „Wenn wir die Anrichte mal verkaufen, dann wirklich nur an Sie.“ Und das hat sie dann vier Jahre später auch gemacht. Hartnäckigkeit lohnt sich manchmal doch …

Der Holzboden aus weiß geölter Tanne hat Susanne über den Holzhändler Linnhuber aus Obersur bezogen.

Alte Werkstatt, neue Speis: Das Gewölbe mit einem Boden aus alten Wasserburger Ziegeln war früher eine Werkstatt, von der es durch eine alte Holztür nach draußen geht. Jetzt ist es eine praktische Speisekammer. Hinter die innen liegende Holztür wurde eine Glastür mit Metallrahmen gesetzt, da es zuvor zugig war. Susanne könnte sich noch einen Kühlraum aus Glas und Stahl vorstellen.

Im Master Bathroom dient eine alte Werkbank als Waschtisch. Das Waschbecken ist von Antonio Lupi, die Armaturen sind von Aboutwater. Der ehemalige „Droadkasten“ (Getreidespeicher) rechts ist ca. 100 Jahre alt und durfte neben der einstigen Werkstatt als einziger im neuen Haus bleiben. Die gemütliche „Holzkiste“ wird heute als Fernsehraum genutzt.

Im Obergeschoss wurden einzelne Holzbretter aus der alten Fassade entfernt und eine Glaskonstruktion wurde dahinter gebaut. Im Loungebereich auf der Empore laden die Sofaelemente von Roche Bobois zum Entspannen ein. Auch sie gehören zu Susannes größten Glückskäufen.

Welche Gedanken sollte man sich machen, bevor man sich für die Sanierung eines Hauses entscheidet?

- Was für ein Gefühl hat man für das Objekt?
- Welche genauen Vorstellungen hat man? Sind diese im Finanzrahmen auch realisierbar?
- Hat man gute und verlässliche Handwerker an der Hand?
- Steht das Haus unter Denkmalschutz? Wenn ja: Was darf man, was nicht?
- Kann ich wirklich so viel Eigenleistung erbringen?

Vorher-Nachher: einst eine leere Hülle, heute mit Leben gefüllt

Wo lässt sich Geld sparen, worin sollte man lieber investieren?

Bei einem Umbau, der eigentlich ein Neubau ist, ist es fast unmöglich, Geld zu sparen … Das einzige vielleicht: Wir hätten im 1. Stock keine Fußbodenheizung gebraucht. Und ich würde niemals an den Bodenbelägen sparen, diese geben jedem Raum seinen Charakter.

Nach einigen Sonnenliegen-Fehlkäufen hat Susanne eine für sich perfekte von ames gefunden. Irgendwann könnte sich Susanne im Garten noch eine Sauna gut vorstellen.

Wie lange hat der Umbau gedauert?

Da wir uns für die Vorbereitung genügend Zeit gelassen und uns intensiv damit beschäftigt haben, hatten wir genaue Vorstellungen. Die brauchten wir auch, da wir ohne Architekten umgebaut und die Planungen selbst gemacht haben. Die tatsächliche Bauphase dauerte dadurch nur sieben Monate.

Die Betonbank im Scheunenwohnzimmer ist ein Eigenentwurf.

Henning Koppel Uhr
Henning Koppel Uhr
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Georg Bank
Georg Bank
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Collect Boucle Kissen SC28 - SC30
Collect Boucle Kissen SC28 - SC30
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Collect Boucle Kissen SC28 - SC30
Collect Boucle Kissen SC28 - SC30
121,00
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Was hättest du gerne anders gemacht?

Im Großen und Ganzen eigentlich nichts. Vielleicht hätte ich gleich den Garten mit anpacken sollen. Mit ihm starten wir erst so langsam und jetzt dauert es mir einfach zu lange. Und ich hätte gerne alle Fenster aus Stahl und nicht nur die Hälfte. Aber das ist natürlich alles auch eine Kostenfrage …

Vorher-Nachher von außen. Eine Hälfte des Stadls stammt aus dem Jahr 1791 und wurde vor vielen Jahren vom Nachbarort abgetragen und hier wieder aufgebaut, bis Susanne und ihre Familie ihn wieder zum Leben erweckt haben.

Liebe Susanne, vielen Dank für das schöne und spannende Interview!

Um in Zukunft kein Bild mehr zu verpassen, könnt ihr @tan.tan hier folgen.

Über die Serie „Projekt Traumhaus“: Ob Neubau oder Hausumbau – in unserer Serie „Projekt Traumhaus“ berichten SoLebIch-Mitglieder darüber, wie sie das perfekte Grundstück und den geeigneten Architekten gefunden haben, und geben viele nützliche Tipps rund um die Themen Architektur, Bauplanung, Inneneinrichtung und vieles mehr.

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