„Unsere Ziele waren Helligkeit, Wärme und Zeitlosigkeit.“ – Projekt Traumhaus mit Innenarchitektin Anne APIA

von Sebastian

„Durch meine Arbeit als Innenarchitektin habe ich schon viele Stile und Elemente der Innenarchitektur gesehen und wusste recht schnell, wie ich mir unser Haus vorstelle“, sagt Anne (35) aka @Anne APIA , die mit ihrem Mann und ihren beiden Kindern im Münchner Westen lebt. 2015 hat die Familie das ca. 160 qm große Reihenendhaus aus den 60er-Jahren erworben, es zum Teil in den Rohbau zurückversetzt und dann nach eigenen Vorstellungen gestaltet. Für das wohldurchdachte Wohnkonzept war Anne selbst zuständig. Auf unsere Frage, ob sie einen Architekten hatte, lacht sie: „Wir hatten den besten Architekten, den man sich wünschen konnte: meinen Vater.“

Welche wertvollen Tipps Anne für die Haussanierung hat, auf was sie besonders Wert gelegt hat und in was man unbedingt investieren sollte, erzählt sie uns in unserer Serie „Projekt Traumhaus“.

Anne ist Innenarchitektin. Für ein Bauprojekt hat sie letztes Jahr den German Design Award erhalten.

Liebe Anne, wie würdest du den Stil eures Hauses beschreiben?

Gemütlich und funktionell, klar und natürlich.

Wie bist du bei der Planung vorgegangen?

Zusammen mit unserem Architekten und meinen Mann haben wir das Haus von innen heraus entwickelt, was wahrscheinlich für einen Architekten nicht unbedingt die normale Herangehensweise ist.

Bereits sechs Monate nach Erteilung der Baugenehmigung konnte die Familie in ihr Haus in München-Obermenzing einziehen.

Wie sah das genau aus?

Zuerst haben wir versucht, so viele Räume wie möglich aufzulösen und zu vergrößern sowie Unnötiges zu beseitigen. Wir sind mit Fachfirmen durch das Haus gegangen und haben alles überprüfen lassen: Elektro, Sanitär, Heizung, Dämmung. Es war schnell klar, dass viel zu tun ist und wir in einigen Bereichen bis zum Rohbau herunterbrechen müssen. So konnten wir zum Beispiel die Wasseranschlüsse im Bad dorthin legen, wo wir sie brauchten.

Die Siedlung wurde im 19. Jahrhundert als Gartenstadt angelegt. „Wenn man hier durch die Straßen läuft, findet man unglaublich tolle Villen“, sagt Anne. Das Reihenendhaus wurde damals auf einer vom Krieg gerissenen Baulücke errichtet. Während der Sanierung hat die Familie außen die Asbestschindeln abgebaut, neu gedämmt und verputzt. Im Dachgeschoss wurde eine Gaube aufgesetzt.

Was habt ihr dann alles neu gemacht?

Putz und Leitungen wurden entfernt, Böden und Fenster ausgebaut. Innen haben wir einige Wände entfernt und statische Unterzüge eingebaut. Elektrik, Sanitärinstallationen und Heizung wurden erneuert.

Der größte Umbau fand im Erdgeschoss statt. Hier wurden die sehr kleinteiligen Räume aufgelöst, um Platz für eine größere Diele und eine größere Küche zu haben. Zudem wurde ein Wintergarten angebaut, der Platz für einen großen Esstisch bietet.

„Man sollte gute Handwerksbetriebe wählen – nicht unbedingt die Günstigsten, da zahlt man sonst schnell drauf.“

Was war dir für euer Haus wichtig?

Unsere Ziele waren Helligkeit, Wärme und Zeitlosigkeit. Deshalb haben wir viel helles Holz verwendet und Lackflächen in Weiß gehalten. Wir haben auch Wert auf Einbaumöbel gelegt, die die Räume definieren, Wände ersetzen und damit einen großzügigen Raumfluss zulassen. Zusätzlich sind sie langlebig und werden uns sehr lange begleiten.

VORHER: Aus den zuvor kleinen Räumen wurden ...

… großzügige Räumlichkeiten. Entstanden ist so ein Haus mit sechs Zimmern, zwei Bädern, einem Gäste-WC sowie der offenen Küche. Das geweißte Eichenparkett, das im gesamten Haus verlegt wurde, ist von Bembé.

Im Wohnzimmer wurde mit umlaufenden Bänken und einem großen Regal Stauraum geschaffen. Alle Fenster und sonstigen Holzelemente sind aus dem gleichen Holz.

Worauf hast du bei der Gestaltung Wert gelegt?

Wir wollten ein langlebiges Design, weshalb die Basis recht schlicht und zeitlos ist. Die Grundelemente sind eine Holzart, eine Farbe und Akzentfarben. Sollten wir Lust auf etwas Neues haben, können wir mit Details schnell eine neue Raumwirkung erzeugen.

Worin lohnt es sich deiner Meinung nach zu investieren?

In Langlebigkeit. Man sollte gute Handwerksbetriebe wählen – nicht unbedingt die Günstigsten, da zahlt man sonst schnell drauf. Wichtig ist auch, dass man sich am Anfang ein Konzept erstellt, an dem man sich bei allen Entscheidungen orientieren kann. Sonst steht man plötzlich vor einer Collage an Materialien, die man so vielleicht gar nicht wollte. Wer sich da schwertut, sollte durchaus auf (Innen-)Architekten zurückgreifen. Damit steigen zwar die Planungskosten, das Ergebnis ist aber wie gewünscht.

Die offene Küche wurde vom Schreiner gefertigt. Die Fliesen sind von Made a Mano.

„Nicht jede Entscheidung ist so wichtig, wie sie einem vorkommt.“

Welche Tipps hast du für uns, die du selbst gerne vor der Renovierung gehabt hättest?

Es kommen viele Überraschungen. Man sollte sein Budget gut einteilen und immer noch etwas für Unvorhergesehenes zur Seite legen. Das kann so wichtig sein! Was ich gelernt habe: Nicht jede Entscheidung ist so wichtig, wie sie einem vorkommt. Ab und zu ist auch ein Kompromiss nötig und möglich.

„Wir haben uns ein paar Wandfarben gegönnt, die etwas Frohsinn in die Gestaltung bringen“, sagt Anne.

Welche Gedanken sollte man sich machen, bevor man sich für die Sanierung eines Hauses entscheidet?

Ist es das Haus wert? Hat es das Potenzial, das ich möchte? Zusätzlich sollte man mit Firmen sprechen, was zu halten ist und was nicht. Ein Architekt kann gute Impulse geben – ein Innenarchitekt einen stimmigen Innenausbau projektieren. Was will und kann man selber machen, was lässt man lieber Profis machen?

Die Waschbecken sind von Laufen, die Armaturen von Hansa Public. Im 2. Obergeschoss hat die neue Gaube ausreichend Fläche geschaffen, um ein zweites Bad mit Wanne unterzubringen. „Im Bad wollten wir eine Fliese, die zeitlos, aber nicht langweilig ist. Deshalb haben wir uns für Fliesen in Betonoptik mit Struktur von Porcelanosa entschieden“, sagt Anne.

Was rätst du denn, selbst zu machen, und was sollte man den Profis überlassen?

Als Innenarchitektin mache ich es für meine Kunden oft so, dass ich ein Konzept erstelle, Einbauten zeichne und Möbel vorschlage. Die Kunden übernehmen die Ausführung dann oft selbst. Sie gehen mit meinen Plänen zum Handwerker, holen sich selbst die Angebote ein und überwachen den Einbau. Sollte es Probleme geben, bin ich natürlich immer da. Viele dieser Themen können die Kunden aber super selbst übernehmen. So sparen sie sich einiges an Planungskosten. Außerdem gibt es Bereiche im Haus, die man gut und einfach selbst möblieren kann, während andere planungsaufwendiger sind. Küche und Bad machen vom Fachmann Sinn, ein Gästezimmer kann man wahrscheinlich auch selbst einrichten.

Habt ihr euren Budgetrahmen einhalten können?

Leider nicht. Zum Beispiel war der Elektriker am Ende sehr viel teurer. Zusätzlich kamen Themen auf, die wir nicht geplant hatten. Im Erdgeschoss war der Estrich gerissen und musste erneuert werden. Die Vorbesitzer hatten die Türen mit Wandfarbe gestrichen, dadurch waren sie verzogen und mussten ausgetauscht werden. Im Keller kam noch Asbest raus. Alle Leitungen mussten erneuert werden. Das war anfangs nicht abzusehen. Und in mühevoller Kleinarbeit wurde der Putz von den Wänden gekratzt, weil er an vielen Stellen lose war.

In den Dachspitz hat die Familie eine Wendeltreppe geplant. Hier oben hat die Bibliothek Platz gefunden.

Würdest du aus heutiger Sicht etwas anders machen?

Eigentlich nicht. Ein Gewerk hätte ich noch wechseln sollen, das ist aber das Einzige.

Welches?

Wir waren mit unserem Elektriker nicht ganz glücklich. Er war unseren Ausbaustandard nicht gewohnt und hätte gern einfacher gebaut. (Er hat sich die Pläne vorher leider auch nicht sehr aufmerksam durchgeschaut.) Das hätten wir am Anfang sehr viel deutlicher kommunizieren müssen. Er hat auch alles selbst gemacht und dadurch den Bau verzögert. Ich habe daraus gelernt, dass ich deutlicher kommunizieren muss, was der Plan ist, und noch öfters nachfragen sollte, ob das für das ausführende Gewerk machbar ist.

Liebe Anne, vielen Dank für das informative und spannende Interview!

Um kein Bild mehr zu verpassen, könnt ihr @Anne APIA hier folgen.

Über die Serie „Projekt Traumhaus“: Ob Neubau oder Hausumbau – in unserer Serie „Projekt Traumhaus“ berichten SoLebIch-Mitglieder darüber, wie sie das perfekte Grundstück und den geeigneten Architekten gefunden haben, und geben viele nützliche Tipps rund um die Themen Architektur, Bauplanung, Inneneinrichtung und vieles mehr.

Zu allen Beiträgen aus der Serie „Projekt Traumhaus“ geht es hier entlang.

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