„Ich will mich nicht schlecht fühlen, weil es hier anders aussieht.“ – Zu Besuch bei inspirier.mich in Berlin

von Nicole

„Bis auf den fehlenden Garten und die Tatsache, dass wir im 4. Stock ohne Aufzug wohnen, ist die Wohnung mit dem Parkett, den Dielen, den hohen Decken, dem Stuck und der Flügeltür einfach traumhaft“, schwärmt Ann-Katrin (36) aka @inspirier.mich über ihre 114 qm große sanierte Altbauwohnung in Berlin. Herrlich und ungewohnt ehrlich lässt uns die Psychotherapeutin an ihrem bunten Alltag mit drei kleinen Kindern und Mann teilhaben. Mit einer großen Portion Selbstironie möchte sie anderen auch den Druck nehmen, immer alles perfekt zeigen zu müssen.

Worum es in Ann-Katrins neuem Buchprojekt geht, wovon sie träumt und warum sie sich mit dem Thema Mental Load beschäftigt, erzählt sie uns in ihrer Homestory. Hereinspaziert!

Liebe Ann-Katrin, wie würdest du deinen Wohnstil in drei Worten beschreiben?

Minimalistisch, clean, aufgeräumt. Haha, nein … eher bunt, lebendig und gemütlich.

Das Sideboard im Esszimmer ist von Maison du Monde. Zu dem Teakesstisch – der eigentlich ein Gartentisch ist – hat Ann-Katrin eine besondere Beziehung: Sie hatte ihn vom Nachlass ihres verstorbenen Vaters gekauft.

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Es ist unübersehbar, dass du bewusst Unperfektes zeigen möchtest. Warum ist dir das wichtig?

Nach der Geburt der Zwillinge und vor meinem ersten „Chaos-Bild“ war ich ein Jahr lang nicht mehr auf SoLebIch aktiv. Es ist in unserem Alltag derzeit einfach nicht möglich, perfekt inszenierte Bilder zu machen. Dann hab ich mir gedacht: Ist doch schade drum, die Wohnung ist doch trotzdem schön. Dass es so viele positive Reaktionen auf die Einblicke bei uns gibt, zeigt mir, dass das auch andere so sehen. Wie ein Mitglied neulich treffend schrieb: „Wir sind hier schließlich bei ‚So leb ich‘ und nicht bei ‚So schön hab ich aufgeräumt‘.“" Ich finde die aufgeräumten Bilder anderer zum Teil super (wenn man trotzdem noch sieht, dass da gelebt wird), will mich aber auch nicht ständig schlecht fühlen, weil es hier eben anders aussieht. Ich freue mich, wenn andere nach dem Stöbern bei mir ein gutes Gefühl haben.

Ann-Katrin arbeitet als Psychotherapeutin. „In meiner Freizeit (haha, was ist das?!) schreibe ich gern, zum Beispiel in meinem Blog. Ich habe auch gerade ein E-Book veröffentlicht über die Schwangerschaft und das herausfordernde 1. Lebensjahr mit meinem großen Sohn damals. Ein weiteres Projekt – ein kleines Bilderbuch für Erwachsene zum Thema ‚Nein sagen‘ – ist auch schon ewig in der Mache“, erklärt Ann-Katrin.

Woran könnte das liegen?

Sei es, weil sie die Einblicke schön finden oder weil der Druck etwas genommen ist, es müsste überall perfekt aussehen. Oder weil ihr Zuhause im Vergleich zu unserem tadellos wirkt ;)

Den Durchbruch zwischen Küche und Esszimmer hat die Voreigentümerin geschaffen. Den Fliesenspiegel hat die Familie selbst erneuert.

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Was liebst du an deinem Zuhause besonders?

Die Altbaudetails – vor allem die hohen Decken und großen Fenster – und das Licht, weil wir so weit oben wohnen. Dadurch geht der Blick aus dem Fenster in den Himmel und in die Bäume statt gegen eine Häuserwand. Außerdem mag ich es, dass die Voreigentümerin die Wohnung schon so toll und hochwertig saniert hat. Und mir gefallen die Raumaufteilung und die Sichtachsen. So kann man von vielen Punkten in der Wohnung in mehrere Räume schauen.

Wo befindet sich dein Lieblingsort zu Hause?

Im Esszimmer. Es ist durch die vielen Fenster einfach so schön hell und hat so schönen Stuck. Da sitz ich gern am Esstisch und schreibe (was momentan nur selten klappt), trinke meinen kalten Kaffee oder puzzle mit meinem Sohn.

„Nach dem Großen (4) kam vor ziemlich genau einem Jahr im ersten Lockdown noch ein Zwillingspärchen hinzu“, sagt Ann-Katrin. „Die vier Zimmer könnten einigermaßen ausreichen, wenn wir in ein paar Jahren eine Wand durch einen Raum ziehen und am Ende für drei bis vier Jahre auf einem Schrankbett schlafen, wenn alle drei in der Pubertät ihr eigenes Zimmer haben sollen.“

Was würdest du als deinen größten Glückskauf bezeichnen?

Die Fliesen fürs Gäste-WC. Ich habe sehr lange nach welchen gesucht, die mir richtig gut gefallen, und bin froh, dass ich nicht die Nächstbesten genommen habe.

Die Fliesen im WC hat Ann-Katrin über Articima bestellt.

Sauna? Nein, eine halbrunde Dusche.

Welchen Einrichtungstipp hast du für uns?

Sich bei der Einrichtung Zeit zu lassen, um den richtigen Teppich oder die richtige Lampe zu finden, und nicht alles einfach beim Schweden zu kaufen, was ja einfacher und schneller wäre. Aber wer kauft und sanieren oder renovieren will, sollte das gleich machen – wenn man erst mal drin ist, macht man Aufgeschobenes oft nicht mehr so schnell.

Wovon lässt du dich beim Einrichten inspirieren?

Ich liebe Dänemark und damit das Helle und Natürliche, aber ich bin auch immer viel gereist und habe für kurze Zeit in Australien (Rattan, Bast) und Südafrika (fröhliche Farbtupfer) gelebt, sodass mich all das sicherlich auch geprägt hat.

Du beschäftigst dich mit Mental Load. Was ist das genau?

Das ist alles, woran (vor allem wir Frauen) im Alltag so denken müssen – sei es Termine im Blick behalten, planen oder organisieren. Wenn es zu viel wird oder als Belastung empfunden wird, spricht man von Mental Load. Ich habe mich in meinem Blog kritisch mit der Verwendung dieses Begriffs auseinandergesetzt, weil ich finde, dass in den meisten Texten dazu individuelle Persönlichkeitsfaktoren nicht berücksichtigt werden. Ich denke, bestimmte Persönlichkeiten sind anfälliger dafür als andere – ohne dass ich dabei gesellschaftliche oder politische Faktoren verleugne. Und ich denke, dass Männer extrem schlecht bei dem Thema wegkommen. Ob zu Recht oder zu Unrecht, ist wohl genauso individuell verschieden.

Was wäre dein Traum in Bezug aufs Wohnen?

Unser Kiez ist sehr schön, etwas ruhiger und grüner mit vielen Spielplätzen, aber manchmal träume ich doch noch vom Häuschen mit Garten etwas näher an der Familie. Kleinstadt oder Dorf können wir uns allerdings nicht vorstellen und die schönen Städte sind echt teuer. Vielleicht klappt ja irgendwann noch mal ein Haus- oder Wohnungstausch, wer weiß ...

Liebe Ann-Katrin, vielen Dank für das schöne und spannende Interview!

Um in Zukunft kein Bild mehr zu verpassen, könnt ihr @inspirier.mich hier folgen.

Zu allen Homestorys geht’s hier entlang.

Kommentare (36)

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