Stephanie aka @der 8. und der 9. Zwerg lebt seit Anfang des Jahres in einem denkmalgeschützten – jetzt ökologisch sanierten – 200 m² großen Fachwerkhaus aus dem 17. Jahrhundert. Die neue Heimat der vierköpfigen Familie befindet sich in Soest, das im Mittelalter eine der bedeutendsten Hansestädte und damit auch Anlaufpunkt der Jakobspilger war. In welchen Städten die Familie zuletzt gelebt hat, was ihr beim Einrichten besonders wichtig ist und was aus ihrem Gobelin geworden ist, verrät uns Stephanie heute. Hereinspaziert!
Liebe Stephanie, was können wir uns unter „ökologisch saniert“ vorstellen?
Bei der kompletten Sanierung wurden wieder historisch bewährte Baumaterialien wie Eichenholz, Lehmziegel und -putz verwendet. Die Originaltüren – sofern vorhanden – wurden aufgearbeitet, darüber hinaus wurden aber auch viele Details wie die alten Fußbodendielen, Schlösser und Beschläge erhalten.
Stephanie, in der Mitte der 40er angelangt, in ihrem Zuhause in Soest.
Was liebst du an deinem Zuhause besonders?
Die angenehme Leere zwischen den „Dingen“, die wir wirklich lieben und schätzen.
Für uns hat unsere Art des Einrichtens etwas Positives, ja Essenzielles, und in unserer Zeit des Anhäufens tut es gut, die wenigen bedeutsamen Dinge zu erkennen und zu versuchen, den Weg zu einem ausgeglichenen Leben einzuschlagen.
Das Büro und Gästezimmer.
Und was bedeutet es dir, nach Hause zu kommen?
Schlichtweg Zeit für’s Leben zu haben, in anderen Worten Zeit für meine Familie, Freunde, Hobbys – für mich eine schöne Form von Luxus.
Hast du einen Tipp zur Gestaltung eines Zuhauses?
Wo zu viel ist, kann nichts herausragen, und dann verliert auch Wertvolles seinen Wert.
Bei dir vergeht kein Tag ohne: „… mindestens einmal ‚innezuhalten‘ und mich zu fragen: Was will ich jetzt wirklich?“
Ihr seid neu in Soest, wieso seid ihr umgezogen?
Wir sind schon immer gerne „gereist“ und haben in der Vergangenheit möglichst das privat Angenehme mit dem beruflich Nützlichen verbunden. So haben wir uns Anfang dieses Jahres für Soest als neuen Lebensmittelpunkt entschieden, denn die Stadt bringt alles mit, worauf wir als Familie Wert legen.
Was waren eure letzten Stationen vor Soest und ging das leicht mit deinem Beruf?
Mein Mann und ich – später natürlich auch unsere Kinder – haben bereits eine kleine DE-Tour hinter uns, glücklicherweise selbstbestimmt mit immer interessanten und spannenden Wohnorten. So sind wir nach einer längeren Zeit mit zwei gleichzeitigen Wohnorten in Köln und Berlin nach Ulm in den Süden gezogen und von dort wieder etwas gegen Norden nach Fulda, wo wir sieben Jahre gelebt haben, bevor wir über Osnabrück jetzt in unserer neuen Heimat Soest angekommen sind.
Und da ich im konventionellen Sinne beruflich nicht gebunden bin, konnten wir als Familie stets sehr frei und flexibel Entscheidungen treffen, die einen Wechsel unseres Lebensmittelpunktes betrafen.
Hast du das Gefühl, dass die Architektur in eurem neuen Zuhause Einfluss auf deinen Einrichtungsstil hat?
Natürlich beeinflusst unser neues Heim als denkmalgeschütztes Fachwerkhaus mit einer gelebten historischen und dadurch herausfordernden Architektur unsere Wahrnehmung von Räumen als Baukörper sowie das Empfinden von „stofflichen Strukturen und Oberflächen“. Mein Einrichtungsstil hat sich dadurch angenehm in seiner Klarheit verstärkt bzw. mein Grundgedanke des Wesentlichen hat sich schnell und gerne den Gegebenheiten angepasst.
Ihr habt in einer Altbauwohnung gewohnt, jetzt in einem Fachwerkhaus. Hat sich die Einrichtung verändert?
Wir waren vorher auch auf das Wesentliche konzentriert. Na klar, wenn man sich von den bisher gewohnten, flächenmäßig auf einer Ebene sehr großzügigen Altbauwohnungen in einem mehrstöckigen Haus wiederfindet, hat sich unser Hang zu einem gewissen Minimalismus nochmals wohltuend verstärkt. Glücklicherweise haben die meisten Lieblingsstücke auch wieder einen neuen schönen Platz gefunden und einige Teile haben wir entweder eingelagert oder wir haben uns davon direkt getrennt.
Bilder aus der ehemaligen Altbauwohnung.
Habt ihr euren Gobelin-Wandteppich noch?
Unser Gobelin war natürlich direkt davon betroffen, da er mit seinen – für ein Fachwerkhaus – „gigantischen Ausmaßen“ nicht mehr aufzuhängen war, und so haben wir ihn doch schweren Herzens von seinem Rahmen genommen und vorerst eingerollt eingelagert. Trennen können wir uns von ihm nicht mehr, da er früher in einer alten herrschaftlichen Villa hing, bevor er seinen Weg zu uns fand.
Gibt es hinter deinem SoLebIch-Namen eine bestimmte Geschichte?
Ganz ehrlich: eigentlich nicht, bis auf die Tatsache, dass mein Mann und ich bei einem Ostseeurlaub mit unseren zwei Töchtern – damals waren beide noch klein – am Strand unterwegs waren und beide Kapuzen in Zipfelform trugen. Daher mussten wir unwillkürlich an die sieben Zwerge denken. Kurzerhand waren „der 8. und der 9. Zwerg“ online.
Wo kaufst du deine Möbel und Wohnaccessoires und hast du Lieblingshersteller?
Das ist völlig verschieden, hier bin ich nicht auf bestimmte Hersteller oder Marken fixiert, sondern lasse mich eher von den „Dingen“ selbst überzeugen – und dann ist es auch völlig egal, ob ich diese auf einem Flohmarkt, in einem Secondhand oder in einem Design-Store finde. Wenn möglich, versuche ich dabei regional zu kaufen und den Einzelhandel in meiner Nachbarschaft zu stärken.
Welcher ist dein liebster Einrichtungsgegenstand und warum?
Ganz oben natürlich mein IB Kofod-Larsen Seal Chair, den ich vor Jahren einmal bei einer Auflösung einer alteingesessenen Apotheke erworben und eigenhändig durch die Stadt „gebuckelt“ habe – mit gefühlten 50 kg!
Wie sähe deine Traumwohnung aus?
Wir sollten uns lieber an dem erfreuen, was wir haben, anstatt immer darüber nachzudenken, was uns noch fehlt. Von daher gibt es für mich auch keine „bestimmte Traumwohnung“, sondern mir und meiner Familie geht es um ein glückliches Wohlbefinden. Das ist eher mein innerer Antrieb, unser Wohnumfeld dem nahezubringen, und momentan sind wir hier auf einem sehr guten Weg.
Hast du neben dem Einrichten noch andere Leidenschaften?
Definitiv gehört hierzu auch meine Sammelleidenschaft für ausgewähltes Spielzeug aus den 70ern. Glücklicherweise kann ich das mit meiner Flohmarktleidenschaft perfekt kombinieren, auch wenn das hin und wieder zu einem gewissen „Rumgenöle“ meiner Familie führt. Darüber hinaus ist Musik mit allen Facetten – gerne immer wieder 80er – ein tolles Thema für mich.
Wie und wohin reist du gerne?
Wir verreisen schon immer sehr gerne individuell und lassen uns dann auch hier von unseren Interessen leiten, meist auch eher in mehreren Kurztrips über das Jahr verteilt. Unsere beiden Töchter waren hier – egal in welchem Alter – von Anfang an stets dabei und genießen in vollen Zügen die Spontaneität des Reisens.
Was waren deine letzten Reiseziele?
Durch den Umzug sind wir in den letzten Monaten ja ohnehin gut unterwegs gewesen, dennoch haben wir uns eine Sommeridylle gegönnt und sind in Richtung Süden aufgebrochen. Gelandet sind wir in einem wunderschönen toskanischen Agriturismo, wo wir in aller Abgeschiedenheit unsere Erholung gestartet haben. Auf unserem Rückweg sind wir sozusagen als Kontrastprogramm eine Woche in Bologna hängengeblieben und haben das gemacht, was man in „la grassa“ („die Fette“) am besten machen kann, nämlich nach Herzenslust schlemmen. Über einen letzten Kurzaufenthalt in Innsbruck sind wir wieder wohlbehalten in Soest angekommen.
Ferienhaus in der Toskana.
Gibt es auch Reiseziele, bei denen du überrascht warst, dass es nicht so schön war wie erwartet?
Auf dem Weg aus der Toskana in Richtung Bologna sind wir durch Rimini gefahren und waren alle vier für immer geschockt. Leider mussten wir „Schritttempo“ fahren und konnten nicht, wie unbewusst gewollt, Gas geben, um möglichst schnell und weit weg zu kommen.
Hast du denn eine Lieblingsstadt, in die du immer wieder zurück möchtest?
Eine meiner Lieblingsstädte ist und bleibt Prag, aber nicht das Prag der sommerlichen Massen im Herzen der Altstadt und – was wohl jeder kennt – mit der meist überfüllten „Karlův most“. Nein, mein Prag finde ich abseits, unter anderem auf der „Malá Strana“-Seite und in den noch immer existierenden ursprünglichen Stadtvierteln. Dabei geht immer eins der extrem guten Biere – und die bekommt man überall rund um die Uhr.
Das Grand Cafe Orient in der Altstadt Prags.
Gab es für dich einen besonderen SoLebIch-Moment?
Rückblickend erinnere ich mich natürlich immer sehr gerne an unseren Beitrag für „Das neue SoLebIch Buch“ von 2014, da wir damals kurz zuvor unsere Altbauküche renoviert hatten.
Dieses Bild wurde im „SoLebIch Buch“ veröffentlicht.
Liebe Stephanie, vielen lieben Dank für das Interview! Wenn ihr kein Bild mehr von Stephanie verpassen möchtet, dann folgt ihr hier.