„Wozu träumen, wenn ich jetzt sofort genießen kann, was schon da ist.“ – Zu Besuch bei sibia in der Schweiz

von Sebastian

Die einfühlsame Sibylle aka @sibia liebt es, von ihrem Sofa aus auf die Berge und Baumwipfel zu schauen. Das geht ganz wunderbar in ihrer Fünf-Zimmer-Wohnung in der Zentralschweiz, die sie mit ihrem Mann, dem gemeinsamen Sohn und ihrem Kater in einer ländlichen, aber trotzdem stadtnahen Gegend bewohnt. Für welche Institution sie ehrenamtlich arbeitet, was sie bei ihren Spaziergängen immer für die Umwelt tut und wieso sie ihren größten Glückskauf bei IKEA gefunden hat, erzählt sie uns heute. Hereinspaziert!

Sybilles Wohnstil in drei Worten? Unkompliziert, natürlich, inhaltsreich!

Liebe Sibylle, bitte erzähle ein bisschen über dich.

Ich zähle 46 Jahre (wo ist die Zeit geblieben?), bin Kommunikationsfachfrau und arbeite Teilzeit in einer kleinen Werbeagentur. Ein zweiter Teilzeitjob ist mein Ehrenamt für eine Institution, die krebsbetroffene Kinder und deren Familien unterstützt – ein absolutes Herzensprojekt.

Was bedeutet es dir, nach Hause zu kommen?

Die Wohnung ist mein Rückzugsort. Wenn ich auf dem Sofa liege und Baumwipfel sowie Bergspitzen sehe, fühle ich mich ein wenig wie in einem hoch gelegenen Nest. Das gibt mir Geborgenheit und Sicherheit. Ich bin sehr empfindsam und froh, dass der Blick in die Natur mit ihren veränderlichen Stimmungen mich zu erden vermag. Diese direkt vor den Fenstern vorzufinden ist ein Geschenk! Die Räume sind zudem natürlich auch mein persönliches Experimentierfeld.

Worauf legst du bei der Gestaltung deines Zuhauses Wert?

Bei uns soll möglichst alles leicht von der Hand gehen – das Praktische steht bei der Einrichtung daher im Vordergrund. Es ist mir aber trotzdem ein Anliegen, die weitreichenden Spielzeugwelten mit meinem Bedürfnis nach gewisser optischer Ruhe zu vereinbaren. Ich kann gut damit leben, dass es ziemlich oft etwas zerzaust aussieht bei uns, solange die Gemütlichkeit obsiegt und die Ordnung bei Bedarf schnell wiederhergestellt werden könnte.

Drei Dinge, die wir noch nicht über dich wissen:

1. Ich ertrage keinen Müll in der Umwelt. Auf Spaziergängen kann ich nicht anders und sammle alles ein – von Plastikfetzen bis Zigarettenstummel. Die sportlichen Ziele müssen warten ;-)

2. Von alten Räumen in Schlössern oder Herrenhäusern fühle ich mich angezogen. In einer bestimmten Schweizer Burg entwickelte sich bei mir sogar ein Gefühl von echter Vertrautheit – leicht verrückt, aber auch spannend.

3. Ich habe ein (zu) gutes Gedächtnis für unnütze Details. In Bezug auf Einrichtung hänge ich beispielsweise immer noch einer in ganz jungen Jahren verpassten Chance nach, eine verwitterte Kinderschaukel aus einem schließenden Restaurant zu retten, um sie als Sitzbank zu verwenden.

Sybille ist sehr naturverbunden. Auf ihren Spaziergängen befreit sie die Natur von unnötigen Abfällen.

„Ich kann gut damit leben, dass es ziemlich oft etwas zerzaust aussieht bei uns, solange die Gemütlichkeit obsiegt und die Ordnung bei Bedarf schnell wiederhergestellt werden könnte.“

Die Verbundenheit der Räume mit der Natur sowie den offenen Wohn- und Essraum, in dem das gemeinsame Leben stattfindet, liebt Sybille besonders an ihrem Zuhause.

In welchen Merkmalen eures Zuhauses erkennst du dich am deutlichsten wieder?

In der Mischung des Ganzen: Es hat aufgeräumte Zonen und chaotische. Geradlinige und romantische. Bunte und monochrome. Veränderliche und beständige. Natürlich machen es auch die Stücke aus meiner eigenen (Familien-)Geschichte aus, die ein Teil der Einrichtung sind.

Gehören diese persönlichen Stücke zu deinen liebsten Einrichtungsgegenständen?

Ich habe so viele Sammlungen ... Erinnerungsstücke aus der Familie, Übernommenes von Menschen, die aus meinem Leben getreten sind ... Wenn es ein Gegenstand sein müsste: Es wäre die alte Holztruhe auf Rädern, weil sie von all den treuen Begleitern schon am längsten mit mir wohnt (und man darin viel Liebgewonnenes verstauen kann).

Welche drei Gegenstände würdest du aus deinem Zuhause retten, wenn es brennen würde?

Meinen Computer wegen der Erinnerungsfotos, das Lieblingsplüschtier meines Sohnes und meine Handtasche samt (viel!) Inhalt.

„Erdtöne waren schon immer mein Fall.“

Was macht für dich ein schönes Zuhause aus?

Schön finde ich ein Zuhause, wenn es authentisch ist, ungezwungenes Leben zulässt und das auch zeigt. Wenn es mich beim Betrachten irgendwie berührt, nicht nach einer Inszenierung aussieht, sondern das Zuhause auf natürliche Weise einfach ,passiert‘, während man darin lebt.

Spiegelt sich das auch irgendwie in deinen Vorlieben für Muster, Farben und Materialien wider?

Ich finde es besonders schön, wenn ein Stück mit etwas anderem zufällig in Beziehung steht, etwa eine Farbe im Raum, die sich draußen wiederholt. Prinzipiell mag ich gedeckte Farben. Uni oder in ruhigen Mustern. Erdtöne waren schon immer mein Fall. Gerne viel Holz und Stein. Da ich haptisch veranlagt bin, ziehe ich generell strukturreiche Oberflächen den glatten vor.

Welche großen Wünsche würdest du dir erfüllen, wenn Geld keine Rolle spielen würde?

Ein großer Traum ist ein kleines Badehäuschen am See. Könnte auch nur eine Hütte sein. Oder ein Unterstand. Ich würde wohl auch nur einen Flecken Wiese nehmen. Natürlich tauchen hin und wieder auch gewisse Wunschbilder von idealen Wohnräumen auf, aber ich sehe das pragmatisch: Wozu träumen, wenn ich jetzt sofort genießen kann, was schon da ist.

Momentan beschäftigt Sybille besonders die Gestaltung des Balkons.

Was war deine größte Interior-Sünde?

Ach, von Sünde würde ich nicht sprechen: War etwas eine Weile bei mir, hat es mir doch immerhin eine Zeit lang gefallen. Fehlkäufe gibt es in seltenen Fällen ... Ich bin aber mittlerweile der Meinung, im richtigen Umfeld kann (fast) alles passen, und warte geduldig, bis ein Stück seinen Platz findet, wenn es mir als solches enorm gefällt. Andererseits erkundige ich mich bei Neuanschaffungen meist schon im Geschäft nach Rückgabemöglichkeit. Etwas Unpassendes ruckzuck einfach wieder zu entsorgen geht für mich nicht.

„Wozu träumen, wenn ich jetzt sofort genießen kann, was schon da ist.“

Du kannst nicht gut wegwerfen?

Ja, daher suche ich lange nach Möglichkeiten für Wiederverwendung. So habe ich aus einem alten Setzkasten einen Couchtisch gebaut, aus einer alten Kiste eine fahrbare Zeitungsablage, aus Pullover Kissen, aus Stoffresten Katzenspielzeug und vieles mehr.

Du würdest zwar nicht von Fehlkäufen sprechen, aber gibt es ein Möbelstück bei dir zu Hause, dass du als besonders großen Glückskauf bezeichnen würdest?

So profan die Idee war: das BESTÅ-Lowboard von IKEA im Wohnzimmer. Der große Stauraum ist einfach perfekt für uns und macht mich zufrieden, weil alles Spielzeug in Kürze darin verstaut werden kann, wenn ich es nicht mehr sehen mag (oder mal den Boden putzen sollte …). Zudem eignet es sich total gut als Dekobühne. Im Weiteren sind es kleine, meist alte Dinge, die mir Glücksmomente bescheren – eine antike Blechdose für meine Sammlung etwa oder ein anderes spezielles Vintage-Stück.

Hast du noch andere Leidenschaften neben dem Einrichten?

Ich lese gerne, mag Museen aller Art (auch deren Shops und Cafés!), Flohmärkte (auch als Verkäuferin!), Kino. Im Sommer spielen die nahen Gewässer natürlich eine große Rolle. Im Winter genieße ich es, mit dem Carvingboard in den Bergen zu sein. Auch immer wieder schön sind gemütliche Treffen mit Freunden – oft begleitet durch Gesellschaftsspiele, von denen wir (wen wundert’s!) auch eine stattliche Sammlung haben.

Und bei dir vergeht kein Tag ohne ...

… den bewussten Blick in die Natur, auf Wohnfotos und leider auch auf die To-do-Liste.
… das ganz normale (Familien-)Leben zu schätzen.
… den Kater zu füttern und zu kraulen.

Wenn wir dich besuchen kommen: Was würdest du uns kochen?

Wie alles muss auch meine Küche unkompliziert sein. Und seit 26 Jahren für mich fleischlos. Wie wäre es also mit einem typisch schweizerischen Gericht wie Raclette? Am besten lasse ich euch aus meinen blitzschnellen Rezepten selber wählen, dann bleibt mehr Zeit fürs Gesellige.

Wie und wohin reist du gerne?

Im Winter gerne in die Berge. Im Sommer sind wir seit der Geburt unseres Sohnes auch nicht mehr weit gereist und lernen unser eigenes Land besser kennen, beispielsweise die Genfersee-Region. Europas Norden würde mich auch interessieren. Aus Gründen des Klimawandels würde ich eine weite Reise sehr gut überlegen – die Zerstörung der Umwelt beschäftigt mich wirklich sehr.

Gibt es für dich einen besonderen SoLebIch-Moment?

Im Kleinen sind es viele ... jedes Staunen über ein interessantes Bild oder einen spannenden Text, jede erhaltene Reaktion auf meine Beiträge, jeder lebhafte Chat – oft voller humorvoller und smarter Kommentare –, jede entstandene Empathie für Mitglieder. Im großen Ganzen ist es die Möglichkeit als solche, hier eigene Wohnmomente teilen zu können und an anderen teilhaben zu dürfen. Dies ist auch der Grund fürs Mitmachen bei einer Homestory, denn der Vordergrund ist eigentlich nicht mein Ding. Doch wollte ich gerne etwas zurückgeben, weil mir dieses Portal schon so vieles gegeben hat – danke an dieser Stelle an die tolle Community!

Liebe Sybille, vielen Dank für das schöne Interview und die spannenden Einblicke!

Um in Zukunft kein Bild mehr zu verpassen, könnt ihr @sibia hier folgen!

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